Depressive Verstimmungen und Depressionen erfordern ein besonderes Fingerspitzengefühl in der Beratung. Häufig bringen Betroffene ihre Symptome gar nicht mit einer psychischen Erkrankung in Verbindung oder wollen einen bestehenden Zusammenhang nicht wahrhaben. Neben Aufklärung ist vor allem wichtig, die Grenzen der Beratung in der Apotheke zu kennen und bei Bedarf an einen Arzt oder eine Klinik zu verweisen.

Symptome: Wie zeigt sich eine Depression?

Zu den typischen Symptomen einer Depression gehören

  • Traurigkeit, Niedergeschlagenheit
  • Angst, Gedankenkreisen
  • Selbstzweifel bis hin zum Selbsthass, Schuldgefühle
  • Antriebslosigkeit
  • innere Leere

Unspezifische Symptome wie Schlafprobleme und Konzentrationsstörungen kommen ebenfalls hinzu. Auch körperliche Beschwerden können mit einer Depression zusammenhängen, vor allem Verdauungsprobleme, Kopf- und Rückenschmerzen. Manchmal fehlen die typischen Depressionssymptome vollständig, sodass Betroffene eine entsprechende Erkrankung gar nicht in Betracht ziehen. In der Regel fühlen sich depressive Menschen morgens am schlechtesten. Oft wachen sie außergewöhnlich früh auf. Im Lauf des Tages bessert sich die Symptomlast. Von einer Depression spricht man, wenn die Beschwerden über mehrere Wochen hinweg die Lebensqualität der oder des Betroffenen beeinträchtigen. Die Wissenschaft geht aktuell davon aus, dass Störungen im Neurotransmittersystem für eine Depression verantwortlich sind. Beteiligt sind die Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin.

Diagnose Depression?

Eine entsprechende Diagnose kann nur ein Arzt – idealerweise ein Psychiater – stellen. Daher ist es immer sinnvoll, Kundinnen und Kunden mit den genannten Beschwerden einen Arztbesuch nahezulegen. Dabei sollte jedoch mit Fingerspitzengefühl vorgegangen werden. Eine mögliche Formulierung ist: »Ich verstehe, dass Sie unter […] leiden. Solche Symptome können auch bei einer Depression auftreten. Deshalb würde ich Ihnen dazu raten, Ihren Hausarzt darauf anzusprechen oder einen Psychiater aufzusuchen.« Vielleicht ist eine psychiatrische Praxis in der Nähe bekannt, an der die Kundin oder der Kunde verwiesen werden kann.

Behandlung: Was tun bei einer Depression?

Die Behandlung einer Depression fußt auf zwei Säulen: Psychotherapie und Medikation. Beides wird von einem Psychiater verordnet. Bei einer schweren Depression ist von einer Selbstmedikation mit nicht-rezeptpflichtigen Präparaten dringend abzuraten. Eine Depression ist eine potenziell tödliche Erkrankung! Die meisten Suizide in Deutschland erfolgen aufgrund von Depressionen. Allerdings haben viele Menschen Vorbehalte gegenüber Psychopharmaka und damit auch gegenüber Antidepressiva. Sie glauben beispielsweise, dass die Medikamente abhängig machen oder die Persönlichkeit verändern. Hier kann Aufklärung Missverständnisse aus dem Weg räumen.

Welche Medikamente werden gegen Depressionen eingesetzt?

In erster Linie erfolgt die medikamentöse Behandlung einer Depression mit Antidepressiva. Je nach Präparat wirken diese auch Schlafstörungen und körperlichen Symptomen wie Schmerzen entgegen. Abhängig von den hauptsächlichen Symptomen können auch Anxiolytika oder Antipsychotika eingesetzt werden.

Es gibt verschiedene Typen von Antidepressiva:

  • trizyklische Antidepressiva
  • tetrazyklische Antidepressiva
  • selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)
  • selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI)
  • Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer)
  • duale selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI)
  • norandrenerge und spezifisch serotenerge Antidepressiva (NaSSA)

Obwohl die Wirkmechanismen verschieden sind, haben alle diese Typen zum Ziel, den Stoffwechsel der betroffenen Botenstoffe im Gehirn zu regulieren. Ganz allgemein werden Antidepressiva gut vertragen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Mundtrockenheit, Hypotonie, Gewichtszunahme, Schwindel und Magen-Darm-Beschwerden. Ein langsames Aufdosieren zu Beginn der Behandlung kann Nebenwirkungen verringern oder ganz verhindern.

Antidepressiva wirken nicht sofort. Der gewünschte Effekt stellt sich erst nach zwei bis vier Wochen ein. Vorher sollte ein Präparat – außer bei starken Nebenwirkungen – daher nicht abgesetzt werden, weil sonst keine Aussagen zur Wirkung möglich sind. Auch nach Besserung der Beschwerden sollte die Einnahme noch einige Monate fortgeführt werden, um einen Rückfall zu verhindern. Wenn eine Kundin oder ein Kunde nur von leichten Symptomen berichtet oder partout nicht zu einem Arztbesuch zu bewegen ist, gibt es verschiedene Präparate, die in der Apotheke empfohlen werden können.

Johanniskraut: beliebt bei Depression

Besonders verbreitet sind Präparate mit Johanniskraut. Hier gibt es übrigens auch verschreibungspflichtige Varianten. Johanniskrautextrakt wird in einer Dosis von 600 bis 900 mg über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen. Wie bei Antidepressiva dauert es zwei bis vier Wochen, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Es gibt eine Vielzahl freiverkäuflicher Johanniskrautpräparate, die etwa im Internet oder im Drogeriemarkt erhältlich sind. Die Wirkstoffkonzentration dieser Mittel ist aber wesentlich geringer, daher wirken sie nicht so effektiv wie apothekenpflichtige.

In Kombination mit Zytostatika, Immunsuppressiva und Medikamenten gegen HIV kann es zu Wechselwirkungen kommen. Auch ist eine Beeinträchtigung hormoneller Kontrazeptiva möglich, die Rücksprache mit dem behandelnden Gynäkologen ist daher empfehlenswert. Zudem erhört Johanniskrautextrakt die Lichtempfindlichkeit der Haut. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Hautreaktionen und Kopfschmerzen.

Pflanzliche Arzneien und Alternativmedizin gegen Depressionen

Gegen die mit einer Depression einhergehenden Unruhe- und Angstzustände sowie Schlafstörungen kannst du auch Präparate mit Lavendel, Hopfen, Baldrian, Melisse und Passionsblume empfehlen. Die Notfall-Tropfen aus der Bachblütentherapie sind für akute seelische Ausnahmezustände gedacht. Es spricht aber auch nichts gegen eine längerfristige Einnahme. Weitere Möglichkeiten sind homöopathische Mittel oder eine individuelle Zusammenstellung von Bachblütenessenzen. Da hier kleine Nuancen ausschlaggebend sein können, sollten geeignete Präparate von einem Heilpraktiker oder alternativmedizinisch tätigen Arzt empfohlen werden.

Die Aminosäure L-Tryptophan erhöht den Serotoninspiegel im Blut. Daher darf sie keinesfalls mit Antidepressiva kombiniert werden.

Was man sonst noch gegen Depressionen tun kann

Auch wenn Veränderungen am Lebensstil allein sicherlich nicht zur Heilung einer Depression führen, können sie zur Besserung der Symptome beitragen. Liegt lediglich eine depressive Verstimmung vor, reichen diese Maßnahmen möglicherweise sogar aus.

Folgende Tipps kannst du deinen Kundinnen und Kunden mit auf den Weg geben:

  • Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen. Essen Sie regelmäßig.
  • Versuchen Sie nach Möglichkeit feste Schlafenszeiten beizubehalten. Das erleichtert auf Dauer das Ein- und Durchschlafen.
  • Treiben Sie Sport oder bewegen Sie sich regelmäßig.
  • Verbringen Sie Zeit im Freien.
  • Strukturieren Sie Ihren Tagesablauf.
  • Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson über Ihre Erkrankung.

PTA-Wissen kompakt:

  • Zu den Leitsymptomen einer Depression gehören Niedergeschlagenheit, Angst, innere Leere und Antriebslosigkeit.
  • Eine Depression kann sich auch untypisch zeigen und ausschließlich körperliche und/oder unspezifische Symptome verursachen.
  • In der Behandlung einer Depression sollte der Schwerpunkt auf einer Gesprächstherapie liegen. In mittelschweren bis schweren Fällen werden in der Regel Antidepressiva eingesetzt.
  • Von einer Selbstmedikation bei mittelschweren und schweren Depressionen ist dringend abzuraten.
  • Eine Depression ist potenziell tödlich, da sie das Selbstmordrisiko erhöht.
  • Pflanzliche Wirkstoffe wie Johanniskraut, Lavendel, Baldrian, Hopfen, Melisse und Passionsblume können die Symptome einer leichten (oder im Fall von Johanniskraut mittelschweren) Depression lindern.
  • Die Medikation sollte mehrere Wochen bis Monate über das Abklingen der Beschwerden hinaus beibehalten werden.
  • Bei Verdacht auf Suizidalität: psychiatrischen Notdienst oder Notruf verständigen und die Betroffene oder den Betroffenen nicht allein lassen!

Quellen: