Menschen mit Diabetes mellitus leiden unter einem krankhaft erhöhten Blutzuckerspiegel. Die Ursachen dafür sind verschieden. In einigen Fällen reichen Veränderungen des Lebensstils, um das Glukoselevel zu senken. Manche Patient*innen benötigen Antidiabetika und/oder Insulin. Viele Diabetiker*innen haben noch zusätzliche Erkrankungen, die medikamentös behandelt werden müssen. Wegen möglicher Wechselwirkungen ist eine fachgerechte Beratung in der Apotheke notwendig.

Was ist Diabetes?

Der Blutzuckerspiegel von Diabetiker*innen ist dauerhaft erhöht. Das kann zu schweren Folgeschäden, etwa Nervenschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erblindung führen. Essentiell ist es daher, den Blutzuckerspiegel effektiv zu senken. Je jünger ein*e Patient*in ist, desto wichtiger ist es, den Blutzuckerspiegel konstant niedrig zu halten.

Erste Wahl zur Blutzuckersendung sind immer nicht-medikamentöse Maßnahmen. Dazu gehören:

  • eine Ernährungsumstellung
  • mehr Bewegung
  • der Abbau von Übergewicht
  • eine Einschränkung des Alkoholkonsums

Diabetes zeigt sich zu Beginn häufig durch starken Durst und vermehrtes Wasserlassen. Auch Hautprobleme und allgemeines Unwohlsein können Anzeichen für Diabetes sein. Bei schweren Blutzuckerentgleisungen – sowohl bei viel zu hohen als auch bei viel zu niedrigen Werten – kann es schlimmstenfalls zum Koma kommen. Dann besteht Lebensgefahr. Es gibt verschiedene Typen von Diabetes. Am weitesten verbreitet sind Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2. Zusätzlich kann Diabetes ausschließlich während einer Schwangerschaft auftreten oder beispielsweise durch die Einnahme diabetogener Medikamente verursacht werden.

Nach der Diagnose empfiehlt es sich, dass die/der Patient*in an einer Diabetes-Schulung teilnimmt, um mehr über die Risiken der Erkrankung sowie Chancen und Grenzen der Behandlung zu lernen. Umso besser kann die/der Betroffene an der eigenen Therapie mitwirken. Dabei unterstützen auch wichtige Infomaterialien zum Download für Eure Kunden, diese werden beispielsweise von der Deutschen Diabeteshilfe angeboten.

Behandlung von Diabetes Typ 1 und Typ 2

Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Antikörper die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreifen. Der menschliche Organismus benötigt Insulin, um den Zucker, der aus der Nahrung ins Blut gelangt, in die Körperzellen aufzunehmen. Betroffene sind daher zeitlebens auf eine Insulintherapie angewiesen. Diese erfolgt in der Regel durch Spritzen, es gibt aber auch Insulinpumpen. Das Insulin wird entweder nach einem festen Schema oder dem Basis/Bolus-Prinzip verabreicht.

Bei Diabetes Typ 2 ist zwar – zumindest zu Beginn der Erkrankung – ausreichend Insulin im Körper vorhanden. Da die Körperzellen nicht ausreichend auf das Insulin reagieren, kann es seine Wirkung jedoch nicht entfalten. Diabetes Typ 2 gilt als Zivilisationskrankheit und wird in erster Linie durch einen ungesunden Lebensstil ausgelöst. Auch genetische Faktoren können vermutlich ebenfalls eine Rolle spielen. Typ 2-Diabetiker müssen nach der Diagnose ihren Lebensstil verändern. Je nach Schweregrad ist aber auch die Einnahme von Medikamenten notwendig. Hier kommen Antidiabetika zum Einsatz. Nur wenn diese den Blutzucker nicht ausreichend senken, wird auch Insulin eingesetzt.

Schwangerschaftsdiabetes wird in den meisten Fällen nicht medikamentös behandelt, da die Wirkstoffe eventuell dem ungeborenen Kind schaden können. Nur in sehr schweren Fällen wird bei Gestationsdiabetes Metformin eingesetzt.

Komorbidität bei Diabetes

Viele Diabetiker*innen leiden auch unter anderen Erkrankungen, etwa Bluthochdruck oder einem erhöhten Cholesterinspiegel. Diese Krankheiten können wie Diabetes beispielsweise das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöhen. Deshalb ist es wichtig, dass nicht nur der Diabetes, sondern auch die anderen Krankheiten medikamentös gut eingestellt werden.

Ein besonderer Zusammenhang besteht zwischen Diabetes und Depressionen. Eine wissenschaftliche Studie zeigte, dass eine*r von fünf Diabetiker*innen zusätzlich unter Depressionen leidet. Dabei bedingen sich beide Erkrankungen gegenseitig. Depressionen gehen oft mit einem verminderten Antrieb zu gesunder Ernährung und Bewegung einher, was das Diabetesrisiko erhöht. Gleichzeitig stellen die Zuckerkrankheit und ihre Spätfolgen eine mentale Belastung dar, die zu einer Depression führen kann. Bei Diabetes ist eine ausreichende Compliance, also aktive Mitwirkung an der Behandlung, der Patient*innen entscheidend für den Behandlungserfolg. Eventuell bestehende psychische Erkrankungen sollten daher immer mitbehandelt werden. Mehr über die Beratung bei Depressionen erfahrt ihr hier.

Medikation bei Diabetes

Es gibt verschiedene antidiabetisch wirkende Stoffe. Wohl am häufigsten eingesetzt werden Metformin und Sulfonylharnstoffe. Die Mechanismen, über die die verschiedenen Antidiabetika wirken, unterscheiden sich. Relevante Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Stoffen sind nach aktuellem Stand in der Regel nicht zu befürchten. Hinweise darauf, dass Metformin und Glibenclamid möglicherweise zu Todesfällen führen können, werden kontrovers diskutiert. Jedoch besteht gerade bei der Kombination verschiedener Mittel insbesondere zu Beginn der Behandlung ein geringes Risiko einer Hypoglykämie. Glitazone und Insulin dürfen nicht miteinander kombiniert werden. Aufgrund der unterschiedlichen Wirkmechanismen müssen die Antidiabetika zu verschiedenen Zeitpunkten eingenommen werden. Die Einnahmezeitpunkte sind dabei immer von den Mahlzeiten abhängig. Patient*innen mit Diabetes Typ 2 benötigen in der Regel kein Insulin. Nur bei schweren Fällen wird auch Insulin eingesetzt, wenn eine Antidiabetikatherapie nicht ausreichend erfolgreich war.

Antidiabetika: Was müsst Ihr beachten?

Um sicherzugehen, dass neu verordnete Antidiabetika mit der restlichen Medikation kompatibel sind, empfiehlt sich ein Interaktionscheck. Haltet im Zweifelsfall Rücksprache mit der Ärztin/dem Arzt. Unter der Einnahme von Antidiabetika verändert sich der Alkoholabbau im Körper. Aus diesem Grund sollten Patient*innen, die solche Medikamente einnehmen, höchstens in Maßen alkoholische Getränke konsumieren. Wer Antidiabetika einnimmt und Alkohol getrunken hat, darf nicht mehr fahren, selbst wenn es nur ein Glas war. Grundsätzlich ist es wichtig, den Blutzucker von Diabetespatient*innen konstant auf einem angemessenen Niveau zu halten. Je jünger das Alter der/des Betroffenen, desto dramatischer können Langzeitschäden durch dauerhaft erhöhten Blutzucker ausfallen. Bei älteren Menschen kann eine Hypoglykämie, also ein zu niedriger Blutzuckerspiegel, jedoch ebenfalls dramatische Folgen haben. Hier sind leicht erhöhte Blutglukosewerte also unter Umständen eher akzeptabel.

Blutzuckermessung für Diabetiker

Patient*innen, bei denen gerade erst Diabetes diagnostiziert wurde, oder die ein neues Medikament erhalten, sollten ihren Blutzucker regelmäßig zu Hause kontrollieren. Dies gilt insbesondere dann, wenn die/der Patient*in noch andere Medikamente einnimmt. Das Risiko einer Hypoglykämie steigt etwa bei gleichzeitiger Einnahme von Antidiabetika und

  • Beta-Blockern (insbesondere nicht-kardioselektive)
  • ACE-Hemmern
  • hohen Dosen von Salicylaten

Weist Betroffene am besten darauf hin, dass nicht der erste Blutstropfen, der nach dem Pieks aus dem Finger kommt, für die Messung verwendet werden sollte. Hier kann sich noch Gewebeflüssigkeit finden, die das Ergebnis verfälscht. Der erste Blutstropfen wird also weggewischt und mit dem zweiten gemessen. Der Nüchternblutzucker eines gesunden Menschen ist niedriger als 100 mg/dl. Werte zwischen 100 und 125 mg/dl weisen auf eine Diabetesvorstufe hin. Betroffene benötigen zwar noch keine Medikamente, sollten jedoch durch Lebensstilveränderungen auf ihren Zuckerstoffwechsel einwirken. Ergibt die Messung des Nüchternblutzuckers mehrmals Werte von mehr als 125 mg/dl, besteht ein Diabetes.

Sonderfall: medikamenteninduzierter Diabetes

Bestimmte Wirkstoffe können bei langfristiger Einnahme das Diabetesrisiko erhöhen. Das ist etwa bei systemischen Glucocorticoiden, insbesondere bei Prednison, Prednisolon und Methylprednisolon der Fall. Dementsprechend sollte eine Cortisontherapie bei Diabetiker*innen immer angepasst werden. Zu Beginn und am Ende der Cortisoneinnahme ist der Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, um eventuellen Entgleisungen entgegenwirken zu können. Auch bestimmte Broncholytika, antiretrovirale Wirkstoffe und Statine können diabetogen wirken. Einige atypische Antipsychotika, trizyklische Antidepressiva, Stimmungsstabilisierer und Antikonvulsiva bewirken oft eine Gewichtszunahme, die wiederum das Diabetesrisiko erhöht.

PTA-Wissen kompakt:

  • Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht sind.
  • Am häufigsten sind Diabetes Typ 1 und Typ 2, es gibt aber auch seltenere Formen wie Schwangerschafts- und medikamenteninduzierten Diabetes.
  • Patient*innen mit Diabetes Typ 1 sind ihr Leben lang auf Insulin angewiesen.
  • Bei Diabetes Typ 2 sollte zunächst der Lebensstil verändert werden. Erst danach werden Antidiabetika eingesetzt. Reicht deren Wirkung nicht aus, verordnet die Ärztin/der Arzt Insulin.
  • Schwangerschaftsdiabetes wird nur in seltenen Ausnahmefällen medikamentös behandelt.
  • Antidiabetika können mit anderen Medikamenten wechselwirken. Unerwünschte Interaktionen solltet ihr vor Ausgabe des Mittels ausschließen.
  • Der empfohlene Einnahmezeitpunkt hängt vom Präparat ab.
  • Antidiabetika verändern die Wirkung von Alkohol auf den Organismus. Wer solche Medikamente einnimmt, darf auch nach einem Glas Bier nicht mehr Auto fahren!
  • Der Nüchternblutzucker sollte unter 100 mg/dl liegen.
  • Bei älteren Menschen können Hypoglykämien dramatische Folgen haben und sind ebenso zu vermeiden wie ein stark erhöhter Blutzuckerspiegel.
  • Zahlreiche Medikamente können bei langfristiger Einnahme das Diabetesrisiko erhöhen. Dazu gehören beispielsweise Glucocorticosteroide, Psychopharmaka und Statine.

Quellenangabe