Wasser 3.0: Eine Antwort auf Arzneimittelrückstände in Gewässer
Arzneimittelrückstände belasten Gewässer, deren Bewohner und das Grundwasser. Diese Stoffe aus dem Wasser zu filtern, ist leider kaum möglich – bisher.
Die Arbeitsgemeinschaft Organische und Ökologische Chemie der Universität Koblenz-Landau arbeitet zusammen mit dem Chemieunternehmen abcr GmbH mit Sitz in Karlsruhe seit zweieinhalb Jahren an einem Projekt mit Namen „Wasser 3.0 – StressFix“. Ziel des Projektes ist die Entfernung von organischen und anorganischen toxischen Verunreinigungen zur Verbesserung der Wasserqualität.
Wir sprachen mit Professorin Katrin Schuhen von der Universität Koblenz-Landau über die Ziele dieser Arbeit.
Professor Schuhen, wie kommen die Arzneimittelrückstände ins Wasser?
Ganz einfach: Sie werden vom Körper ausgeschieden und gelangen über das Abwasser in den Wasserkreislauf. Das kommt daher, dass Arzneimittel oftmals vom Körper nicht vollständig abgebaut werden können, weil ihre Wirk- und Abbaumechanismen individuell personenbezogen ablaufen.
Oftmals verlassen bis zu 70% der Dosis unverändert den Körper, wie zum Beispiel im Fall des Wirkstoffs Diclofenac. Hinzu kommen abgelaufene Medikamente, die nicht zur Apotheke zurückgebracht, sondern beispielsweise über die Toilette entsorgt werden.
Werden die Rückstände nicht in den Kläranlagen entfernt?
Nein, die Kläranlagen können das bei der Vielzahl chemischer Verbindungen derzeit nicht leisten. Tatsächlich kann es sogar passieren, dass die Rückstände mit den Chemikalien der Kläranlagen neue Verbindungen eingehen, die toxisch wirken oder die Kläranlage in der gleichen chemischen Form, nur in niedrigeren Konzentrationen verlassen.
Welche Folgen hat die Belastung des Wassers mit Medikamentenrückständen?
In stark belasteten Gewässern wurden Veränderungen an den dort lebenden Fischen festgestellt. In Gewässern, in denen beispielsweise relevante Mengen Diclofenac nachweisbar sind, bekommen die Fische Nierenschäden. Auch im Trinkwasser sind Spurenmengen der Medikamentenwirkstoffe nachweisbar.
Besteht ein Risiko für Menschen?
Welche Folgen ein solcher Eingriff in das Ökosystem für die Menschen hat, lässt sich leider nur in der Rückschau feststellen, die aktuelle Belastung ist nicht eindeutig feststellbar. Bei Trinkwasseruntersuchungen beispielsweise findet man oftmals nur das, was man sucht und was die Richtlinien vorgeben.
Die analytischen Verfahren sind oftmals nicht ausgereift genug, um alle möglichen Schadstoffarten zu detektieren – denken Sie nur an die Vielzahl organisch-chemischer Verbindungen, Schwermetalle, Mikroplastik und so weiter. Sobald jedoch andere Lebewesen durch die sogenannten anthropogenen, also vom Menschen gemachten, Einträge beeinflusst werden, sind direkte Folgen für den Menschen ebenfalls nicht auszuschließen.
Was kann man tun?
Die Pharmaindustrie arbeitet seit längerem an Stoffen, die vom Körper besser aufgenommen werden können, um den Wirkstoffeintrag in das Ökosystem zu verringern. Aber wir wollen schneller und direkter helfen. Deswegen gibt es unser Projekt Wasser 3.0- StressFix, mit dem wir derzeit bei den GreenTec-Awards 2015 teilnehmen.
Was ist das für ein Projekt?
„Wasser 3.0 – Stressfix“ ist unser Name für einen neuartigen Stoff, der es ermöglicht, unerwünschte organische Stoffe aus dem Wasser zu filtern. Die große Herausforderung dabei war es tatsächlich, nur bestimmte Verbindungen zu filtern und Mineralien etc. im Wasser zu belassen. Wir wollen ja kein destilliertes Wasser hinterlassen.
Wie funktioniert Wasser 3.0?
Durch den Einsatz von innovativen Hybridmaterialien erfolgt eine Fixierung der unerwünschten Spurenstoffe bereits kurz nach Eintritt in den Wasserkreislauf oder alternativ als Endreinigungsstufe in der Kläranlage.
Stressfix bedeutet konkret, dass wir mit unserem Stoff sogenannte „Stressoren“, also toxische Substanzen, fixieren. Unser Stoff und die Stressoren gehen eine chemische Verbindung ein, so dass die unerwünschten Stoffe nicht mehr von Lebewesen aufgenommen werden können.
Wie ist sichergestellt, dass nur Stoffe gefiltert werden, die auch gefiltert werden sollen – und nicht beispielsweise Kleinstlebewesen aus dem Wasser entfernt werden?
Der Stoff wird in der Kläranlage eingesetzt und dort durch den vorhandenen pH-Wert aktiviert.
Was passiert dann mit der neuen Verbindung?
Die neue Verbindung kann einfach rückstandslos verbrannt werden und beispielsweise zur Energiegewinnung eingesetzt werden. Derzeit wird aber auch eine weitere Möglichkeit getestet, die neue, ökotoxikologisch unbedenkliche Verbindung, in das Ökosystem zurückzuführen.
Klingt fast zu gut, um wahr zu sein.
Das Verfahren ist revolutionär, so etwas hat es noch nicht gegeben – wir versprechen uns tatsächlich einiges davon!
Wir wünschen viel Erfolg!
(Hinweis der Redaktion: Die Online-Abstimmung für die Green-Tec-Awards läuft noch bis zum 11.01.2015. Hier kann für Wasser 3.0 – StressFix abgestimmt werden.)
Lesen Sie auch folgende Artikel
- „Wir haben Scharlach!“ – was Eltern und PTA wissen sollten
26.11.2024: Zu Beginn der kalten Jahreszeit häufen sich auch die Scharlach-Infektionen. Anhand der Symptome kann der Arzt meist eine eindeutige Diagnose stellen, der positive Abstrich auf Streptokokken der Sero-Gruppe A gibt dann Sicherheit.
Mehr erfahren - Mangelernährung: Ernährungsmediziner fordern Maßnahmen
14.11.2024: Berlin, 12. November 2024 – Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern betrifft jeden vierten bis fünften Patienten und bleibt oft unbehandelt. Mit fatalen Folgen.
Mehr erfahren - E-Rezept: Was Sie jetzt darüber wissen sollten
12.11.2024: E-Rezept: Was Sie jetzt unbedingt darüber wissen sollten Das elektronische Rezept hat die farbigen Formulare aus Papier abgelöst. Apotheken- und verschreibungspflichtige Medikamente können Patienten jetzt
Mehr erfahren
Im Experteninterview spricht Prof. Göbel über Spannungskopfschmerzen
Lieber Herr Prof. Göbel, wir freuen uns sehr, Sie erneut als Experten bei uns begrüßen zu dürfen. Spannungskopfschmerzen sind nicht nur die häufigste Kopfschmerzform, auch zählen sie zu den weitverbreitetsten Erkrankungen des Menschen.
Dementsprechend hoch ist auch die Nachfrage in der Apotheke, der meist 1. Anlaufstelle für unsere Kunden. Wir sind gespannt, mehr zu diesem interessanten Thema zu erfahren.
Wieviel Einfluss hat der Spannungskopfschmerz auf das Leben Betroffener?
Der Spannungskopfschmerz oder der Kopfschmerz vom Spannungstyp, wie er in der wissenschaftlichen Literatur genannt wird, ist mit Abstand die häufigste Kopfschmerzform und zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen. Er ist so häufig und wirkt daher so trivial, dass ihm seitens der Wissenschaft kaum Aufmerksamkeit geschenkt und er sowohl hinsichtlich der Erforschung als auch der Ausbildung von Ärzten weitgehend übersehen wurde.
Trotz oder möglicherweise auch aufgrund der bisherigen wissenschaftlichen Skotomisierung hat diese Kopfschmerzerkrankung erhebliche Auswirkungen auf den Lebensablauf der Betroffenen und verursacht enorme soziale Kosten. Die Kosten entstehen durch medizinische Versorgung, durch direkte und indirekte Konsequenzen der Erkrankung, insbesondere durch reduzierte Arbeitsfähigkeit oder kompletten Ausfall der Arbeitsfähigkeit. In einer dänischen Studie wird geschätzt, dass der Arbeitszeitverlust durch die Migräne 270 Arbeitstage pro tausend Beschäftigte pro Jahr beträgt. Die entsprechende Zahl für den Kopfschmerz vom Spannungstyp ist erheblich größer, nämlich 920 Tage pro tausend Arbeitnehmer pro Jahr.
„3% der deutschen Bevölkerung leidet an Kopfschmerz vom Spannungstyp an mehr als der Hälfte der Tage.„
Aus den verschiedenen internationalen epidemiologischen Studien zeigt sich, dass zwischen 40% und 90% der Bevölkerung an episodisch auftretendem Kopfschmerz vom Spannungstyp leidet. Der Kopfschmerz vom Spannungstyp stellt aufgrund der Häufigkeit das gravierendste Problem von allen Kopfschmerzerkrankungen dar.
Wie häufig treten Spannungskopfschmerzen auf?
Zur Häufigkeit von Kopfschmerzen liegen mittlerweile umfangreiche internationale und nationale Daten vor. Für Deutschland wurde die Lebenszeitprävalenz von Kopfschmerzen in einer umfangreichen repräsentativen Studie untersucht.
Dabei zeigte sich, dass 71,4% der deutschen Bevölkerung angeben, zumindest zeitweise an Kopfschmerzen zu leiden. Nur 28,5% verneinten, dass Kopfschmerzen ein Gesundheitsproblem in ihrem Leben darstellen oder in der Vergangenheit darstellten. 27,5% erleiden im Laufe ihres Lebens Kopfschmerzattacken, die die Kriterien der Migräne erfüllen. 38,3% weisen Kopfschmerzen auf, die dem Phänotyp des Kopfschmerzes vom Spannungstyp entsprechen. 5,6% der Bevölkerung gibt Kopfschmerzen an, die nicht diesen beiden vorgenannten primären Kopfschmerzformen entsprechen.
„Über 92% der Kopfschmerzen entfallen auf Migräne und Spannungskopfschmerzen“
Die Häufigkeitsverteilung der analysierten Kopfschmerzdiagnosen zeigt, dass unter den Menschen, die angeben, an Kopfschmerzen zu leiden, bei 53,6% der Kopfschmerz vom Spannungstyp, bei 38,4% der Kopfschmerz vom Migränetyp und bei 7,9% andere Kopfschmerzen bestehen. Somit sind die zwei primären Kopfschmerzen
- Migräne und
- Kopfschmerz vom Spannungstyp
für über 92% aller Kopfschmerzleiden verantwortlich. Nur die Minderheit von rund 8% aller Kopfschmerzformen wird dagegen von einer Vielzahl seltener Kopfschmerzen bedingt. Die internationale Kopfschmerzklassifikation umfasst 367 verschiedene Kopfschmerzhauptdiagnosen. Somit wird deutlich, dass der Behandlung der Migräne und des Kopfschmerzes vom Spannungstyp zentrale Aufmerksamkeit zukommt.
Welche Kopfschmerzformen treten auf?
Der sporadische episodische Kopfschmerz vom Spannungstyp charakterisiert sich durch wiederkehrende Kopfschmerzepisoden mit einer Dauer von Minuten bis Tagen. Der Schmerz ist typischerweise von drückender, beengender Qualität. Er erreicht eine leichte bis mäßige Intensität, ist beidseits lokalisiert und verstärkt sich nicht durch körperliche Routineaktivitäten. Es besteht keine begleitende Übelkeit. Photophobie oder Phonophobie, nicht jedoch beides, können vorhanden sein. Die Kopfschmerzhäufigkeit beträgt weniger als 12 Tage/Jahr.
„Von episodisch bis chronisch: Die zwei Gesichter des Spannungskopfschmerzes“
Der gehäuft auftretende episodische Kopfschmerz vom Spannungstyp äußert sich durch wiederkehrende Kopfschmerzepisoden mit einer Dauer von Minuten bis Tagen. Der Schmerz ist typischerweise von drückender, beengender Qualität. Er erreicht eine leichte bis mäßige Intensität, ist beidseits lokalisiert und verstärkt sich nicht durch körperliche Routineaktivitäten. Es besteht keine begleitende Übelkeit. Photophobie oder Phonophobie können vorhanden sein, nicht jedoch beides. Die Zahl der Kopfschmerztage beträgt mehr als 12 und weniger als 180 Tage/Jahr für wenigstens 3 Monate
Der chronische Kopfschmerz vom Spannungstyp manifestiert sich durch wiederkehrende Kopfschmerzepisoden mit einer Dauer von Minuten bis Tagen. Der Schmerz ist typischerweise von drückender, beengender Qualität. Er erreicht eine leichte bis mäßige Intensität, ist beidseits lokalisiert und verstärkt sich nicht durch körperliche Routineaktivitäten. Es besteht keine begleitende Übelkeit. Photophobie oder Phonophobie, nicht jedoch beides, kann vorhanden sein. Die Kopfschmerzhäufigkeit beträgt 15 Tage/Monat oder mehr für wenigstens 3 Monate.
Wie grenzt man Migräne vom Spannungskopfschmerz ab?
Die Migräne ist eine chronische Kopfschmerzerkrankung, die sich durch Kopfschmerzattacken mit einer Dauer von 4 – 72 Stunden zeigt. Es werden 45 verschiedene Formen unterschieden. Kopfschmerzmerkmale sind einseitige Lokalisation, pulsierende Qualität, mittlere bis schwere Intensität und Verstärkung durch körperliche Aktivität. Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtüberempfindlichekeit. Die Migräneaura ist ein Komplex verschiedener neurologischer fokaler Symptome, welche vor oder zu Beginn der Kopfschmerzen eintreten können. Ca. 90% der Attacken treten ohne Aura auf. Ankündigungssymtome können Stunden bis Tage vor der Aura und den Kopfschmerzen auftreten. Sie schließen Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Nackensteifigkeit, sensorische Überempfindlichkeit, Blässe und Gähnen ein.
„Spannungskopfschmerz kann durch Depressionen, Angst und Stress unterhalten und verstärkt werden“
Im Gegensatz zur Migräne ist der Spannungkopfschmerz nicht pulsierend, verstärkt sich nicht bei körperlicher Aktivität. Ein ruhiger Spaziergang an der frischen Luft kann die Symptome reduzieren. Der Spannungskopfschmerz zeigt eine leichte bis mittlere Schmerzintensität, starke Übelkeit und Erbrechen fehlen ebenfalls. Eine zusätzliche Abgrenzung zur Migräne ist das Fehlen charakteristischer neurologischer Symptome, sog. Auren, wie z.B. Kribbelmissempfindungen oder Zickzack-Sehen.
Spannungskopfschmerz kann durch Depressionen, Angst und Stress unterhalten und verstärkt werden. Bei chronischen Verläufen treten solche Beschwerden meist zusammen mit den Kopfschmerzen auf.
Etwa die Hälfte der Migränepatienten kennt auch Spannungskopfschmerzen. Betroffene müssen daher genau unterscheiden, welche Kopfschmerzform aktuell vorliegt. Sie werden unterschiedlich behandelt. Am besten hilft für die Differenzierung: Migräne verstärkt sich bei körperlicher Aktivität, Spannungskopfschmerz nicht. Bei Migräne kann Übelkeit, Erbrechen und starke Lärm und Lichtempfindlichkeit bestehen. Bei Spannungskopfschmerz besteht kein Erbrechen. Leichte Lärm und Lichtempfindlichkeit können bestehen.
Welche Auswirkungen können Spannungskopfschmerzen bedingen?
Kopfschmerzen führen zu einer ausgeprägten Behinderung. Während Migräne bei 1.000 Arbeitnehmern zu einem jährlichen Ausfall von 270 Tagen pro Jahr führt, werden durch Kopfschmerz vom Spannungstyp bei 1.000 Arbeitnehmern 920 Arbeitstage pro Jahr vernichtet.
Die individuellen und die gesellschaftlichen Auswirkungen von Kopfschmerzen wurden in der Vergangenheit gravierend unterschätzt.
Wie entstehen Spannungskopfschmerzen?
Der episodische Kopfschmerz vom Spannungstyp kann bei Vorliegen der ätiologischen Faktoren bei sonst völlig gesunden Menschen auftreten. Die Kopfschmerzepisode ist dabei Ausdruck einer zeitweisen Störung der normalen Schmerzwahrnehmung und deren zentraler Kontrollmechanismen aufgrund vorübergehender unphysiologischer Beanspruchung.
Initial scheint dabei ein erhöhter peripherer nozizeptiver Imput aus überanspruchten pericranialen Muskeln, z.B. bei übermäßiger Belastung oder mangelnden Ruhephasen, verantwortlich zu sein. Psychische Faktoren können dabei entweder zu einer erhöhten Muskelanspannung beitragen oder durch eine Sensibilisierung peripherer und zentraler nozizeptiver Mechanismen die Schmerzempfindlichkeit erhöhen. Kommen Reparaturmechanismen nicht zum Tragen, wird eine zunehmende Dauersensibilisierung im myofascialen Gewebe induziert.
„Andauernde Schmerzen können zu einem Schmerzgedächtnis führen“
Die erhöhte Aktivierung kann zu einer konstanten Langzeitaktivierung nozizeptiver Neurone und zu einer permamenten Blockierung inhibitorischer antinozizeptiver Mechanismen führen. Eine Daueraktivierung zentraler nozizeptiver Neurone kann einen chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp bedingen. Periphere und zentrale sensorische als auch motorische Mechanismen können somit im Einzelfall mit völlig unterschiedlicher Gewichtung das chronische Kopfschmerzgeschehen bedingen. Andauernde Schmerzen können zu einem Schmerzgedächtnis führen. Das bedeutet, dass Schmerz stärker und häufiger wird. Zudem breitet er sich räumlich aus. Wir sprechen von einer Schmerz-Chronifizierung.
Welche physikalische Therapieansätze gibt es gegen Spannungskopfschmerzen?
Es gibt zahlreiche physikalische Therapieansätze für Patienten mit Kopfschmerz vom Spannungstyp, die häufig zur Anwendung kommen und dennoch sehr unzureichend auf ihre Effektivität untersucht sind, so dass die Erkenntnislage insgesamt sehr unübersichtlich ist. Ein vorrangiges Ziel physikalischer Behandlungen beim Kopfschmerz vom Spannungstyp ist die Vermeidung und der Abbau mechanischer Fehlbelastungen und muskulären Stresses, insbesondere im Bereich der perikranialen Muskulatur. Der Patient soll lernen, Störungen im Bereich der mechanischen Regulation zu verhindern und so Kopfschmerzen vorzubeugen.
Hierzu leisten sporttherapeutische Angebote, Aufklärung durch Schulungen und gezielte Übungen zur Vermeidung unphysiologischer Haltungen beim Stehen, Sitzen, Gehen und Tragen wichtige Beiträge. Neben solchen präventiven Angeboten gibt es aktiv-therapeutische Maßnahmen im Rahmen der Physiotherapie, um pathophysiologische Prozesse im Bereich der Muskulatur positiv zu beeinflussen. Zu diesen gehören isometrische Übungen, Bewegungsübungen (Halswirbelsäulengymnastik) sowie Massagetechniken.
Thermotherapeutische Anwendungen (u.a. mit feuchtheißen Kompressen, Fangopackungen, heiße Rolle, Rotlicht u.ä.) sollen zusätzlich entlastende und entspannende Beiträge leisten: Durch das Einsetzen lokaler Wärme soll eine lokale Hyperämie im entsprechenden Areal ausgelöst werden. Man verspricht sich davon ein erhöhtes Angebot an Sauerstoff und einen schnelleren Abbau von Stoffwechselmetaboliten im Bereich des überbeanspruchten Muskels. Zudem soll eine verbesserte arterielle und venöse Blutströmung ermöglicht werden und auch eine Normalisierung des Lymphstroms bewirkt werden. Gleichzeitig wird der Muskeltonus reduziert und die Schmerzempfindlichkeit vermindert.
Weitere physikalische Effekte können erzeugt werden durch lokale Elektrotherapie und durch die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Durch diese Maßnahmen kann der Patient in vielen Fällen selbstständig auch in Akutsituationen ohne Einsatz von Medikamenten eine Schmerzlinderung erzielen. Über die Beeinflussung des körpereigenen antinozizeptiven Systems führen diese Verfahren zu einer Reduktion der afferenten Schmerzinformation. Auf ähnliche Wirkmechanismen zielt der Einsatz verschiedener Akupunkturtechniken.
Einen nennenswerten Stellenwert hat auch die Therapie bei oromandibulärer Dysfunktion, welche insbesondere bei Patienten mit chronischem Kopfschmerz vom Spannungstyp häufig zu finden ist. Hier stehen krankengymnastische Übungen im Vordergrund, welche den Patienten befähigen, bewusst Bewegungen des Kiefers wahrzunehmen und aktiv auf die mechanischen Vorgänge Einfluss zu nehmen.
Welche verhaltensmedizinische Verfahren gibt es?
Während die physiotherapeutischen Maßnahmen allgemein in ihrer Wirksamkeit nicht fundiert belegt sind, konnte für verschiedene psychotherapeutische, insbesondere verhaltenstherapeutische Behandlungsformen signifikante positive Effekte nachgewiesen werden.
Diese Therapieansätze fokussieren die Bedeutung von Lernprozessen für die Entwicklung, die Aufrechterhaltung und auch die Modifikation der Schmerzerkrankung. Aus diesbezüglichen wissenschaftlichen Erkenntnissen leiten sich notwendige und ebenso vielversprechende Ansatzpunkte für die Therapie ab, auf deren Grundlage in der Schmerzbehandlung dann verschiedene Therapiebausteine kombiniert werden. Diese verfolgen die übergeordneten Ziele, dysfunktionale Kognitionen zu identifizieren und zu verändern, die psychophysische Aktivierung durch Stressoren zu verringern und die Patienten zu befähigen, ihre Gesundheit trotz vorhandener Beschwerden zu fördern, aktiver zu werden, weniger beeinträchtigt zu sein sowie Genuss und Lebensfreude zu finden.
Die Progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson ist ein in der Kopfschmerztherapie bewährtes und sehr effektives Entspannungsverfahren, welches beim Kopfschmerz vom Spannungstyp sowohl in der Akutbehandlung als auch zur Prophylaxe angewandt wird. Es werden systematisch alle Bereiche der Skelettmuskulatur angespannt und wieder entspannt. Auf diese Weise wird eine Sensitivierung für Anspannung und eine aktive Entspannung der Muskulatur erreicht. Selbstlernkurse gibt es in der Migräne-App oder über www.neuro-media.de
Das Biofeedback kann eine sinnvolle Ergänzung einerseits zur PMR, andererseits aber auch zu den kognitiven Methoden in der Schmerztherapie sein. Biofeedback ist ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren der Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin, bei dem computergestützt normalerweise automatisch und unbewusst ablaufende psychophysiologische Prozesse (z.B. Herzfrequenz, Schweißdrüsenaktivität oder Muskelaktivität) durch eine direkte akustische oder visuelle Rückmeldung wahrnehmbar gemacht werden. So sieht der Patient beispielsweise auf dem Bildschirm eigene Körperfunktionen dargestellt, die seiner unmittelbaren Wahrnehmung normalerweise nicht zugänglich sind.
Diese Körpervorgänge können über deren technisch nun mögliche und genaue Wahrnehmung ganz gezielt beeinflusst und ihre Regulation erlernt werden. Der Patient soll lernen, diese Parameter in eine gewünschte Richtung zu verändern und bekommt eine regelmäßige Rückmeldung über den Erfolg seiner Bemühungen. Auf diese Weise werden die Entspannungsfähigkeit und die Körperwahrnehmung verbessert und der Patient kann über diese konditionierte Veränderung der physiologischen Parameter Einfluss auf das Schmerzgeschehen ausüben.
Das Kopfschmerzbewältigungstraining ist ein in erster Linie psychoedukatives Programm, welches nach Möglichkeit im Gruppensetting durchgeführt werden sollte. Die Patienten lernen im gegenseitigen Austausch und mit gegenseitiger Unterstützung Techniken kennen, die es ihnen ermöglichen sollen, Bewältigungsstrategien und -kompetenzen zu entwickeln, um adäquat mit den auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen sowie den Folgen der Kopfschmerzerkrankung umgehen zu können.
Ziel ist der Aufbau von Selbstkompetenz und die Entwicklung von Attributionsmustern, die sich positiv sowohl auf den Behandlungserfolg als auch auf die Lebensqualität des Patienten auswirken. Inhaltlich setzt sich das Training aus verschiedenen Themenbereichen zusammen: Die Patienten lernen neben rein informativen Inhalten zum Krankheitsbild verhaltenstherapeutische Interventionsmethoden zur Stressbewältigung, zum Problemlösen, zum kognitiven Umstrukturieren und zum Erlernen sozialer Kompetenzen kennen. Beim Patienten erhöht sich das Gefühl der Kompetenz und Selbsteffektivität. Er wird damit in die Lage gebracht, aus der passiven Opferrolle auszusteigen und sein Aktivitätsniveau zu steigern.
Kopfschmerzpatienten können in der Regel psychosoziale Einflussfaktoren auf ihre Kopfschmerzerkrankung gut benennen. Dennoch ist es für die Patienten häufig schwer, sich auf die psychotherapeutischen Behandlungsverfahren einzulassen. Dies ist nicht verwunderlich, da sich das Leiden ja deutlich von der körperlichen Seite bemerkbar macht und die Patienten entsprechend auch nach körperlichen Ursachen des Symptoms suchen. Die kritische Haltung gegenüber psychologischen Therapiebausteinen wird dadurch bestärkt, dass diese Art der Behandlung durch die Medizin oft erst nach Ausschluss organischer Ursachen in Erwägung gezogen wird, so dass der Patient leicht den Schluss zieht, er werde aufgrund fehlender medizinischer Befunde verdächtigt, sich den Schmerz nur „einzubilden“ oder gar zu simulieren und fühlt sich „in die Psychoecke abgeschoben“.
Daher ist das erste Ziel zunächst in der Motivierung des Patienten zu sehen. Hierzu sind Einzelinterventionen unabdingbar, um den einzelnen Patienten in seinem subjektiven (Schmerz-) Erleben ernst zu nehmen. In diesem Zusammenhang hat sich die gemeinsame Erarbeitung eines individuellen, biopsychosozialen Krankheitsmodells bewährt, welches psychosomatische und somatopsychische Wechselwirkungen am persönlichen Schmerzerleben und im individuellen Lebenskontext plausibel macht. Wichtig ist auch die Entwicklung eines Aktivitäts- und Verstärkerplanes, der die Lebensqualität und –zufriedenheit fördert. Dazu gehört auch die Fähigkeit, adäquat mit den Energien zu haushalten, ein Gefühl für die eigenen Bedürfnisse zu entwickeln und diese auch sozial verträglich vor anderen vertreten bzw. durchsetzen zu können.
Falls der Patient begleitend ein psychisches Störungsbild, wie etwa eine Depression oder Angststörung, aufweist, gilt dieses als aggravierender Faktor und muss ebenfalls in die Behandlung einbezogen werden. Dies gilt auch für bestimmte Persönlichkeitsänderungen, die eine Schmerzerkrankung aufrechterhalten können.
Lieber Herr Prof. Göbel, wir danken Ihnen für Ihre ausführlichen Erkenntnisse. Wir wünschen Ihnen alles Gute und weiterhin so viel Einsatz und Empathie im Bereich der Schmerzdiagnostik und -behandlung.
Lesen Sie auch folgende Artikel
- „Wir haben Scharlach!“ – was Eltern und PTA wissen sollten
26.11.2024: Zu Beginn der kalten Jahreszeit häufen sich auch die Scharlach-Infektionen. Anhand der Symptome kann der Arzt meist eine eindeutige Diagnose stellen, der positive Abstrich auf Streptokokken der Sero-Gruppe A gibt dann Sicherheit.
Mehr erfahren - Mangelernährung: Ernährungsmediziner fordern Maßnahmen
14.11.2024: Berlin, 12. November 2024 – Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern betrifft jeden vierten bis fünften Patienten und bleibt oft unbehandelt. Mit fatalen Folgen.
Mehr erfahren - E-Rezept: Was Sie jetzt darüber wissen sollten
12.11.2024: E-Rezept: Was Sie jetzt unbedingt darüber wissen sollten Das elektronische Rezept hat die farbigen Formulare aus Papier abgelöst. Apotheken- und verschreibungspflichtige Medikamente können Patienten jetzt
Mehr erfahren
NSAR und ASS: Was bedeutet das für das Herzinfarktrisiko? – Ein Interview
Wie wirkt sich die Einnahme bestimmter Schmerzmittel auf das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen aus? Ein Interview mit Dr. Astrid Gendolla, Praxis für Neurologie, Psychosomatik, Psychiatrie, Nervenheilkunde, Psychotherapie und Spezielle Schmerztherapie, Essen.
NSAR wie Ibuprofen und Diclofenac stehen in letzter Zeit verstärkt in der Kritik, kardiovaskuläre Risiken zu bergen bzw. zu erhöhen – wie beurteilen Sie dieses Risiko?
Wir wissen aus mittlerweile recht zahlreich publizierten Daten, dass NSAR das Herz-Kreislauf- Risiko bei Personen, die bereits bekannte Risikofaktoren aufweisen, erhöhen können.1,2,3 Bei diesen Patienten sollten daher andere Wirkstoffe zur Schmerzbehandlung oder Fiebersenkung eingesetzt werden.
Trifft das auch auf Acetylsalicylsäure zu?
Nein. ASS nimmt hier aufgrund seines Wirkmechanismus eine Sonderrolle ein. Mehrere Studien zeigen klar einen kardioprotektiven Effekt – auch in Dosierungen von 500 oder 1.000 mg, wie sie heute zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung eingesetzt werden.4
Personen mit kardiovaskulären Risikofaktoren nehmen häufig niedrig dosierte ASS ein – darf in diesen Fällen zusätzlich ASS zur Schmerzlinderung oder Fiebersenkung eingesetzt werden?
Ja. Die Plättchenaggregationshemmung durch niedrig dosierte ASS liegt bei fast 100 %. Und diese fast 100%-ige Hemmung ist auch nötig, um einen ausreichenden kardioprotektiven Effekt zu erzielen.
Eine zusätzliche Gabe von ASS in analgetischer Dosierung kann diesen Effekt weder erhöhen noch abschwächen. Eine gleichzeitige Einnahme von ASS, etwa zur Schmerzlinderung oder Fiebersenkung, birgt daher nicht die Gefahr einer zu starken Gerinnungshemmung oder Blutungsneigung.
Dürfen auch andere NSAR gemeinsam mit niedrig dosierter ASS eingenommen werden?
Nicht grundsätzlich. Bei Ibuprofen ist zu beachten, dass es die thrombozyten- aggregationshemmende Wirkung von niedrig-dosierter ASS z.B. zur Reinfarktprophylayxe aufheben kann.5,6
Diese Wechselwirkung lässt sich verhindern, wenn die beiden Medikamente zeitlich getrennt voneinander eingenommen werden. Es wird empfohlen, Ibuprofen mindestens 30 Minuten nach oder mehr als 8 Stunden vor der nächsten ASS-Gabe einzunehmen.
Mittlerweise sprechen Mediziner von einer systemischen Autoimmunerkrankung. Was passiert dabei in der Haut? Was sind die klassischen Symptome?
Bei gelegentlichen Kopfschmerzen ist es unproblematisch, Patienten ein rezeptfreies Schmerzmittel zu empfehlen, mit dem sie ihre Schmerzen lindern können. Doch es gilt, die individuellen Merkmale und Risikofaktoren wie Vorerkrankungen und Medikation zu berücksichtigen. Denn nicht jeder Wirkstoff ist für jeden der richtige.
Dementsprechend empfiehlt es sich unbedingt, auch Arzneimittel zur Selbstmedikation im Rahmen eines leitliniengerechten Beratungsgesprächs individuell auszuwählen.
Dr. Astrid Gendolla, Praxis für Neurologie, Psychosomatik, Psychiatrie, Nervenheilkunde, Psychotherapie und Spezielle Schmerztherapie, Essen
Dieses Interview wurde zur Verfügung gestellt von MCG Medical Consulting Group Gesellschaft für Medizinberatung mbH & Co.KG
Quellenangaben
- Sondergaard KB et al. Eur Heart J Cardiovasc Pharmacother 2017; 3: 100-107
- Trelle S et al. BMJ 2011; 342: c7086
- Bally M et al. BMJ 2017; 357: j1909
- Antithrombotic Trialists‘ Collaboration. BMJ 2002; 324: 71-86
- Catella-Lawson F et al. NEJM 2001; 345: 1809-1817
- Polzin A et al. World J Cardiol 2015; 7(7): 383-391
Lesen Sie auch folgende Artikel
- „Wir haben Scharlach!“ – was Eltern und PTA wissen sollten
26.11.2024: Zu Beginn der kalten Jahreszeit häufen sich auch die Scharlach-Infektionen. Anhand der Symptome kann der Arzt meist eine eindeutige Diagnose stellen, der positive Abstrich auf Streptokokken der Sero-Gruppe A gibt dann Sicherheit.
Mehr erfahren - Mangelernährung: Ernährungsmediziner fordern Maßnahmen
14.11.2024: Berlin, 12. November 2024 – Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern betrifft jeden vierten bis fünften Patienten und bleibt oft unbehandelt. Mit fatalen Folgen.
Mehr erfahren - E-Rezept: Was Sie jetzt darüber wissen sollten
12.11.2024: E-Rezept: Was Sie jetzt unbedingt darüber wissen sollten Das elektronische Rezept hat die farbigen Formulare aus Papier abgelöst. Apotheken- und verschreibungspflichtige Medikamente können Patienten jetzt
Mehr erfahren
Forschung ist die beste Medizin – Experteninterview mit Dr. Charlotte Kopitz
Die sympathische Berlinerin liebte es bereits als Kind zu puzzeln und entschied sich als Studentin für die Naturwissenschaft Biologie. Schon in frühen Jahren war ihr bewusst, dass sie ihren Kopf einsetzen wollte und wenn das dann auch noch anderen Menschen nutzen würde, umso besser! So arbeitete sie erst in der Grundlagenforschung, unter anderem auf dem Gebiet Krebs.
Später entschied sich Frau Dr. Kopitz bei einem forschenden Pharmaunternehmen zu arbeiten, um direkt bei der Entwicklung neuer Krebstherapien mit beteiligt zu sein. Die einzelnen Puzzleteile wurden größer bis sie erstmals die Erfahrung machte, Patienten konkret zu helfen! Eine eindrucksvolle und bewegende Forscherstory.
Sehr geehrte Frau Dr. Kopitz,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen! In unserer PTA-Rubrik „Aktuelle Branchennews“ fassen wir interessante Beiträge zusammen. So sind wir auf das Projekt Research on Stage gestoßen.
Ihre Forscherstory hat uns besonders beeindruckt, sie zeigt uns deutlich, was Forschung am Ende bedeutet, nämlich Menschenleben zu retten! Unser 4-jähriger Sohn puzzelt momentan auch am liebsten, bei Ihnen fing es ähnlich an?
Ja, wohl im annähernd gleichen Alter. Ich habe seit ich denken kann Spaß daran gehabt, Probleme zu lösen. Sei es ein Puzzle oder ein Rätsel anderer Art.
Ihrer Erzählung konnten wir entnehmen, dass die tägliche Arbeit weitaus mehr beinhaltet, als den nötigen Lebensunterhalt zu verdienen. Hinter Ihrer Arbeit geht es darum, das Leben vieler erkrankter Menschen lebensfähiger zu machen oder ihre Erkrankung im besten Falle zu heilen. Mögen Sie uns kurz von Ihrem Lebensweg erzählen?
Das stimmt, ich empfinde meine Arbeit wirklich als Beitrag zur Verbesserung der Lebensumstände erkrankter Menschen. Und ich bin froh, diese Möglichkeit ergriffen zu haben. Mein Studium der Biologie an der FU Berlin hatte ich im Fachbereich Zoologie abgeschlossen. Da mich angewandte Forschung am meisten interessierte, fiel meine Wahl anschließend auf ein Projekt, das sich mit natürlicher Schädlingsbekämpfung befasste. Danach konnte ich dann auf ein klinisches Forschungsgebiet wechseln, was mich sehr freute.
Ich arbeitete in der Grundlagenforschung, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin auf dem Gebiet der Autoimmunerkrankung Zöliakie im Labor für klinische Gastroenterologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Später wechselte ich an das Klinikum rechts der Isar in München, um an Krebserkrankungen zu forschen. Nach insgesamt 10 Jahren in der medizinischen Grundlagenforschung bekam ich 2008 die Möglichkeit, bei einem forschenden Pharmaunternehmen direkt an der Entwicklung von Krebsmedikamenten beteiligt zu sein.
Ist Ihnen ein Ereignis besonders in Erinnerung geblieben?
In Erinnerung bleiben verschiedenste Dinge. Zum Beispiel der Moment, als mir zum ersten Mal klar wurde, dass aufgrund einer klinischen Studie eines Medikamentes, an dessen Entwicklung ich beteiligt war, tatsächlich Menschen noch am Leben waren, die ohne dieses Medikament möglicherweise bereits verstorben wären. Und natürlich bleiben die Momente in Erinnerung, wenn die Erforschung eines vielversprechenden Therapieansatzes scheitert. Aber die positiven Ereignisse überstrahlen die negativen, und sie sind der Antrieb mit solchen „Tiefschlägen“ umzugehen.
Wie haben Sie die Initiative Research on Stage erlebt, was waren Ihre ersten Gedanken dazu?
Ich habe die Initiative als eine Riesenchance gesehen, Menschen, die sich nicht mit der Materie auskennen, dafür zu begeistern, was Forschen bedeutet. Natürlich war es außerdem ein Riesenspaß mit allen anderen Vortragenden sowie dem Publikum ins Gespräch zum Thema Medikamentenforschung zu kommen. Und das Präsentieren selber hat mir auch enorm viel Freude bereitet.
Hat sich nach Ihrem Auftritt etwas verändert? Konnten Sie von interessanten Kontakten profitieren?
Ich gebe Ihnen gerade ein Interview – das ist auf jeden Fall eine Veränderung! Ich habe sehr viele interessierte Menschen kennengelernt und auch ehemalige Studienkolleginnen wieder getroffen.
Wie empfinden Sie das Ansehen der Pharmabranche in der Öffentlichkeit? Was sollte sich Ihrer Meinung nach ändern?
Meine persönliche Einschätzung ist, dass die Offenheit von der „Research on stage“ Initiative mit Sicherheit der beste Weg ist, die Forschung in der Pharmabranche zu präsentieren. Es ist eben nicht „die Pharmabranche“ die Medikamente entwickelt, sondern dahinter stehen viele einzelne hoch engagierte Kolleginnen und Kollegen, die allen Rückschlägen zum Trotz daran arbeiten, neuartige und bessere Therapien für möglichst viele Erkrankungen zu entwickeln.
In der forschenden Pharmaindustrie arbeiten bereits 44% Frauen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht, hatten es Ihre männlichen Kollegen leichter?
Ich hatte bisher in meinem beruflichen Leben nicht den Eindruck, dass mein Geschlecht einen negativen Einfluss auf meine Entwicklung gehabt hätte.
Dürfen wir erfahren, woran Sie aktuell forschen?
Ja, sehr gerne. Ich kann zwar keine Details teilen, aber wir arbeiten gerade zusammen mit Kollegen vom „Broad Institute of MIT and Harvard“ an der Erforschung eines neuen potentiellen Wirkstoffes zur personalisierten Therapie bestimmter, sehr aggressiver Tumorerkrankungen.
Frau Dr. Kopitz, wir danken Ihnen und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!
Lesen Sie auch folgende Artikel
- „Wir haben Scharlach!“ – was Eltern und PTA wissen sollten
26.11.2024: Zu Beginn der kalten Jahreszeit häufen sich auch die Scharlach-Infektionen. Anhand der Symptome kann der Arzt meist eine eindeutige Diagnose stellen, der positive Abstrich auf Streptokokken der Sero-Gruppe A gibt dann Sicherheit.
Mehr erfahren - Mangelernährung: Ernährungsmediziner fordern Maßnahmen
14.11.2024: Berlin, 12. November 2024 – Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern betrifft jeden vierten bis fünften Patienten und bleibt oft unbehandelt. Mit fatalen Folgen.
Mehr erfahren - E-Rezept: Was Sie jetzt darüber wissen sollten
12.11.2024: E-Rezept: Was Sie jetzt unbedingt darüber wissen sollten Das elektronische Rezept hat die farbigen Formulare aus Papier abgelöst. Apotheken- und verschreibungspflichtige Medikamente können Patienten jetzt
Mehr erfahren
Kinderheldin – Digitale-Betreuung von Hebammen
Erhalten Sie in unserem Interview mit Nicole von Kinderheldin einen Einblick in die digitale Fernberatung für Schwangere und Eltern, die unmittelbare, fachkundige Unterstützung bietet.
Erfahren Sie mehr über die einzigartige Rolle von Kinderheldin in der Gesundheitsversorgung für moderne Familien und wie das Team die Herausforderungen der Schwangerschaft und der ersten Lebensjahre eines Kindes angeht, um die Gesundheitsversorgung zu revolutionieren.
Liebe Nicole,
als Sozialwissenschaftlerin und Hebamme bist Du bei Kinderheldin insbesondere für die Leitung des Hebammenteams, das QM sowie die interne und externe Kommunikation zuständig. Wir freuen uns riesig, Dich und das Team von Kinderheldin heute bei uns vorstellen zu dürfen!
Was macht Kinderheldin besonders?
Kinderheldin steht für eine professionelle und fachlich fundierte Betreuung junger und werdender Eltern in der Zeit der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts. Dabei können die Fragen oder Sorgen per Chat oder Telefonat direkt mit einer Hebamme von Kinderheldin besprochen werden.
Auch eine Kontaktaufnahme via Video-Call durch die Hebamme ist möglich. Eine Rückmeldung geschieht auf jeden Fall innerhalb der nächsten 15 min. Insbesondere am Abend und an den Wochenenden sind viele Eltern dankbar, dass es Euch gibt.
Aufgrund der Möglichkeit des persönlichen Austausches erfordert die Beratung ein hohes Maß an Fachwissen, welches zusätzlich durch einen wissenschaftlichen Beirat bestehend aus einer Gynäkologin, einer Psychologin sowie eines Kinderarztes, sichergestellt wird. Doch ebenso wichtig ist die Empathie der Hebammen, um Situationen richtig einzuschätzen und die bestmöglichen Entscheidungen für das Kind zu gewährleisten.
Wie fühlen sich Kinderheldin-Hebammen dabei, keine langfristige Verbindung zu den Eltern zu haben und keine Möglichkeit zu haben, den Fortschritt des Kindes zu überprüfen?
Die Beratung bei Kinderheldin ist natürlich eine andere Art mit den Frauen und Familien in Kontakt zu kommen. Wir sehen die Beratungen durch Kinderheldin als Ergänzung zur bestehenden Versorgung an, in der wir die Lücke zwischen der ambulanten Versorgung und der Recherche im Internet schließen wollen.
Aus unserer Sicht sollte es im digitalen Zeitalter möglich sein, bei aufkommenden Fragen direkt Fachpersonal zu erreichen, ohne umständlich im Netz die vielen unterschiedlichen Informationen mühsam zu recherchieren, um dann auch nicht wirklich zu wissen, ob diese korrekt sind, oder auf das persönliche Problem anwendbar.
Bei einer Anfrage an Kinderheldin handelt es sich in der Regel um ein ganz konkretes Problem, für das sich die Frauen Hilfe wünschen. Als beratende Hebamme merkt man dann, wie sich im Verlauf der Beratung Erleichterung einstellt. Gerade das direkte Feedback, einer Frau unmittelbar in einer für sie krisenhaften Situation helfen zu können, finden die Hebammen von Kinderheldin besonders schön. Unsere Hebammen schätzen es ebenfalls sehr, dass sie über Ihren lokal begrenzten Kreis hinaus, Hilfe anbieten können.
Kinderheldin ermöglicht allerdings auch eine langfristige Begleitung durch unsere Hebammen. All unsere Kooperationspartner übernehmen die Kosten für mehrmalige Beratungen und als selbstzahlende Nutzerin kann man bspw. ein Monatspaket buchen (oder auch verschenken), welches dann 31 Tage lang unbegrenzt gültig ist.
Da unsere Hebammen bei uns angestellt sind und nach festen Dienstplänen arbeiten, können auf Wunsch weitere Termine vereinbart werden. So ist eine kontinuierliche Beratung möglich und es gibt bereits einige Nutzerinnen, die diese Möglichkeit zu schätzen wissen.
Wie ist die gesetzliche Regelung, dürfen Hebammen aus der Ferne beraten?
Ein Fernberatungsverbot, wie es bis vor kurzem noch bei den Ärzten Bestand hatte, gibt es im Hebammenwesen nicht. Eltern, die ambulant von einer Hebamme betreut werden, können diese begrenzt auch mittels Telefon beraten.
Allerdings haben wir gesehen, dass viele Eltern überhaupt gar nicht erst in den Genuss einer Betreuung kommen und somit auch nicht die Möglichkeit haben auf einfachem Wege nach Hilfe zu fragen. Genau an dieser Stelle haben wir Bedarf gesehen und mit Kinderheldin ein erweitertes Angebot in der Fernberatung geschaffen.
Gibt es Stammkunden, langfristige Kontakte, die sich aufbauen?
Wir haben bisher durchaus Frauen gehabt, die mehrere Monatspakete hintereinander gekauft und genutzt haben. Aufgrund unserer Kooperationen mit Kliniken und Krankenkassen, die für Ihre “Patientinnen” oder Versicherten die Beratungskosten übernehmen, ist es selbstverständlich, sich häufiger zu melden.
Dann begleiten unsere Hebammen die Familien über einen längeren Zeitraum. Wir sind gespannt, wie sich das mit unserer neuen Kooperation mit der BARMER entwickeln wird, die für ihre Versicherten umfangreiche Beratungsleistungen durch Kinderheldin bereitstellen.
Was unterscheidet Euch zum Familientelefon, das viele Krankenkassen mittlerweile anbieten?
Kinderheldin hat sich auf den Bereich der Schwangerschaft und der ersten Lebenszeit mit dem Kind spezialisiert. Eine Hebamme unterstützt den normalen Verlauf während dieser wichtigen Lebensphase, Ärzte sind hingegen für krankhafte Veränderungen die richtigen Ansprechpartner.
Auch sind die Familientelefone häufig für organisatorische oder allgemeine Fragestellungen ausgelegt. Hier sitzen zwar geschulte Mitarbeiter, aber keine Hebammen. Somit sehen auch viele Krankenkassen in dem Service von Kinderheldin einen deutlichen Mehrwert gegenüber vorhandenen Familientelefonen.
Unsere Hebammen helfen bei typischen Schwangerschaftsbeschwerden, geben wichtige Informationen zur Geburt, zum Wochenbett und dem zukünftigen Familienleben. Auch die Beantwortung zu individuellen Ängsten und Unsicherheiten gehören zum Aufgabengebiet unserer Hebammen. Ebenso hat eine Hebamme wertvolle Informationen zum Verhalten während der Schwangerschaft parat, die immer das Wohl des Kindes und der Mutter in den Mittelpunkt stellen.
Im Wochenbett stehen Fragen zum Stillen oder Füttern, Bauchweh, Schreien, Pflege sowie Veränderungen in Partnerschaftsbeziehung und im Familienleben im Mittelpunkt.
Nach dem Wochenbett kommen dann neue Unsicherheiten zum Tragen, die mit Hilfe einer Hebamme geklärt werden können: Durchschlafen, Probleme beim Stillen, obwohl es vorher immer so gut geklappt hat, Zahnen, Beikost usw. sind solche Themen.
Zwar ist das Kinderkriegen so alt wie die Menschheit, die Erkenntnisse darüber, was für Frauen, Familien und Kinder am besten ist, entwickelt sich jedoch stetig weiter. So wissen wir heute viel genauer darüber Bescheid, welche Auswirkungen bestimmte Verhaltensweisen oder Praktiken haben und können diese vermeiden. Wie beruhigend ist es da, zu wissen, dass man sich bei Unsicherheiten an eine extra dafür qualifizierte Fachperson wenden kann? Und Hebammen sind einfach diejenigen, die sich mit diesen Themen am besten auskennen. Gleichzeitig leistet diese hochspezialisierte Betreuung einen großen Beitrag im Bereich der Prävention.
Wie sieht es mit den Kosten aus? Wie sind Eure Erfahrungen?
Die private Zahlungsbereitschaft für telemedizinischen Lösungen ist in Deutschland aus unserer Sicht noch etwas verhalten. Wir sind einfach gewohnt, dass die Krankenversicherungen diese Leistungen übernehmen. Deshalb freuen wir uns bei Kinderheldin besonders, dass die ersten Krankenversicherungen die Notwendigkeit einer digitalen Lösung erkannt haben und die Kosten dafür zusätzlich tragen. Wir sehen, dass dies auch einen Einfluss darauf hat, dass zunehmend auch einfach selbst gebucht wird. Eine Beratung per Chat oder Telefon kostet zurzeit 7,90 €, ein Monatspaket, mit unbegrenzter Nutzung für insgesamt 31 Tage, bieten wir für 29,90 € an. Dies kann auch ganz einfach verschenkt werden.
Viele junge Familien kennen das Phänomen, Bauchweh, Schlaf- und Stillschwierigkeiten oder eine ungewohnte Unruhe treten vorzugsweise in den Abendstunden oder am Wochenende auf. Das ist genau die Zeit, die Ihr für die Familien erreichbar seid.
Welche Ereignisse, die Ihr uns erzählen mögt, haben Euch besonders bewegt oder sind Euch in Erinnerung geblieben?
Es ist einfach schön, zu sehen, welche Möglichkeiten die Online-Beratung bietet und wie dankbar die einzelnen Personen danach sind. Auch in Fällen, in denen Hebammen an einen Arzt oder das Krankenhaus verweisen, erleben wir sehr große Dankbarkeit. Jeder, der ein Kind hat, weiß, was ein Besuch in der Notaufnahme mit einem Baby bedeutet.
Wir hatten am Anfang ein bisschen Respekt davor, Leuten mitzuteilen, dass eine Vorstellung bei einem Arzt in Ihrem Fall erforderlich sei. Unsere Erfahrung hat aber gezeigt, dass eine fachliche Einschätzung eine enorme Entlastung darstellt. Vielen Personen ist es einfach wichtig eine Einordnung der individuellen Situation zu bekommen. Und die können wir liefern.
Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft?
Wir wünschen uns, dass sich Kinderheldin als telemedizinischer Service rundum Schwangerschaft und Kindheit etabliert und wir damit einen signifikanten Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Deutschland beitragen können.
Wir danken Euch sehr für Eure Zeit und wünschen Euch weiterhin viel Erfolg bei Eurer großartigen Arbeit!
Auch interessant: Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft
Lesen Sie auch folgende Artikel
- „Wir haben Scharlach!“ – was Eltern und PTA wissen sollten
26.11.2024: Zu Beginn der kalten Jahreszeit häufen sich auch die Scharlach-Infektionen. Anhand der Symptome kann der Arzt meist eine eindeutige Diagnose stellen, der positive Abstrich auf Streptokokken der Sero-Gruppe A gibt dann Sicherheit.
Mehr erfahren - Mangelernährung: Ernährungsmediziner fordern Maßnahmen
14.11.2024: Berlin, 12. November 2024 – Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern betrifft jeden vierten bis fünften Patienten und bleibt oft unbehandelt. Mit fatalen Folgen.
Mehr erfahren - E-Rezept: Was Sie jetzt darüber wissen sollten
12.11.2024: E-Rezept: Was Sie jetzt unbedingt darüber wissen sollten Das elektronische Rezept hat die farbigen Formulare aus Papier abgelöst. Apotheken- und verschreibungspflichtige Medikamente können Patienten jetzt
Mehr erfahren
Die vielen Gesichter der Schuppenflechte – Experteninterview mit Herrn Grosser, stellv. Geschäftsführer Deutscher Psoriasis Bund e.V. (DPB)
Sehr geehrter Herr Grosser,
wir freuen uns, dass Sie uns mehr über die Schuppenflechte erzählen! Herzlichen Dank!
[toggle title=“Die Psoriasis galt lange Zeit als eigenständige Hauterkrankung. Mittlerweise sprechen Mediziner von einer systemischen Autoimmunerkrankung. Was passiert dabei in der Haut? Was sind die klassischen Symptome?“ open=“true“]
Die Psoriasis ist eine autoimmun vermittelte Entzündungserkrankung, bei der die Abwehrreaktionen des Körpers fehlerhaft verlaufen. Das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an und täuscht damit eine Verletzung vor. Als Reaktion auf die vermeintliche Verletzung entsteht eine Entzündung, die den Körper stetig zur Produktion neuer Hautzellen anregt. Aufgrund dieser Überproduktion wandern die Hautzellen wesentlich schneller an die Hautoberfläche. Normalerweise erneuern sich die Zellen der obersten Hautschicht innerhalb von ungefähr 26 bis 27 Tagen – bei der Schuppenflechte dauert dieser Prozess hingegen nur etwa sechs bis sieben Tage. Weil die Hautzellen dann jedoch noch nicht ausgereift sind, lösen sie sich nicht von der Oberfläche. Es entsteht eine Verdickung, bei der die benachbarten Hautzellen miteinander verkleben. Die für die Psoriasis typischen, erhabenen und geröteten, mit silbrig-weißen Schuppen bedeckten Hautareale – die sogenannten Plaques – entstehen. Neben der stark erhöhten Schuppenbildung treten oftmals auch Schmerzen, Juckreiz und Brennen an den entzündeten, geröteten Hautstellen auf.
Die Forschung zur Psoriasis ist in den letzten Jahren weit vorangeschritten. Zwar ist die Ursache der Erkrankung immer noch nicht vollständig bekannt – man weiß im Grunde nur, dass der Erkrankung eine genetische Veranlagung zugrunde liegt und dass es bestimmte Auslösefaktoren gibt, die dann zum Ausbruch der Schuppenflechte führen können. Das Erkrankungsgeschehen selbst, die im Körper ablaufenden Entzündungsprozesse sind hingegen mittlerweile recht gut bekannt. Dieses bessere Verständnis von der Erkrankung ist nicht zuletzt auch auf die Entwicklung neuer Arzneimittel zurückzuführen, die an unterschiedlichen Stellen möglichst zielgerichtet in die Entzündungsprozesse eingreifen und die entzündungsfördernden Botenstoffe hemmen.
Auch wenn sich die Schuppenflechte vor allem an der Haut bemerkbar macht, geht sie doch übermäßig häufig mit schwerwiegenden inneren Erkrankungen einher. Ein Erklärungsansatz hierfür ist, dass der Körper insgesamt von einer sehr starken Entzündungslast betroffen ist, die sowohl die Hauterscheinungen sichtbar werden lässt als auch diese Begleiterkrankungen begünstigt. Die Psoriasis ist also keine Erkrankung, die sich nur auf die Haut beschränkt, sondern sie erfasst den gesamten Körper – sie ist eine systemische Erkrankung.
[/toggle]
[toggle title=“Welche Formen der Schuppenflechte gibt es und in welchem Alter treten diese auf?“ open=“false“]
Die am häufigsten auftretende Form der Schuppenflechte – die Psoriasis im eigentlichen Sinne – ist die Psoriasis vulgaris, auch Plaque-Psoriasis genannt. Bei dieser gewöhnlichen Form der Schuppenflechte sind die erkrankten Hautareale aufgrund der Entzündungsaktivität stark gerötet. Sie sind in der Regel scharf von der umliegenden gesunden Haut abgegrenzt und meist von einer Schicht silbrig-weißer, manchmal auch gelblicher Schuppen bedeckt. Die erkrankten Hautstellen können sehr unterschiedlich aussehen: Wenn die Entzündungsaktivität sehr stark ist, sind sie meist dunkelrot und die Schuppenbildung fällt eher gering aus – ist die Entzündungsaktivität hingegen geringer, kann es durchaus zu stärkerer Schuppenbildung kommen.
Grundsätzlich kann die Schuppenflechte an allen Körperstellen auftreten, nur an den Schleimhäuten kommt sie im Grunde nicht vor. Typische erkrankte Körperstellen sind die Außenseiten der Ellenbogen, die Knie, die Kreuz- und Steißbeinregion, der Bauchnabel, der behaarte Kopf und die Analfalte. Hinzu kommen noch Veränderungen an Finger- und Zehennägeln sowie an den Gelenken.
Insofern ist die Psoriasis äußerst vielgestaltig. Viele Formen der Schuppenflechte werden anhand ihrer Lokalisation unterschieden: Besonders häufig tritt die Psoriasis am behaarten Kopf auf, sie führt aber in der Regel nicht zu Haarausfall. Die intertriginöse Psoriasis, die Schuppenflechte in Körperfalten, beispielsweise in der Analfalte, den Achseln, der Leistengegend, im Intimbereich und bei Frauen auch unter den Brüsten, geht meist mit weniger Schuppung einher, da sich in diesen Bereichen aufgrund des direkten Haut-auf-Haut-Kontaktes sogenannte feuchte Kammern bilden, die zu einer schnelleren Auflösung der Schuppung führen. Bildet sich die Psoriasis an Handinnenflächen und Fußsohlen, wird dies als Psoriasis palmaris et plantaris bezeichnet. Bei der erythrodermischen Psoriasis, oder auch Psoriasis erythrodermica, der mithin schwersten Form der Schuppenflechte, ist die gesamte Haut aufgrund der Psoriasis gerötet und entzündet – es kommt zu Fieber und geschwollenen Lymphknoten. Unbehandelt ist diese Form lebensbedrohlich.
Andere Formen der Schuppenflechte beziehen sich hingegen auf das Erscheinungsbild der Haut: Die tropfenförmige Schuppenflechte, Psoriasis guttata genannt, tritt mit sehr vielen kleinen geröteten Hautstellen mit geringer Schuppenbildung am ganzen Körper auf. Bei der pustulösen Psoriasis, der Psoriasis pustulosa, wiederum bilden sich an einzelnen geröteten Stellen kleine eitrige, gelbe Bläschen in der Oberhaut, die mit Entzündungszellen gefüllt sind. Während eines akuten Schubes können diese Pusteln auch bei der Psoriasis vulgaris in den erkrankten Hautstellen vorkommen – als Zeichen einer besonders ausgeprägten Entzündungsaktivität. Bei der eher selten vorkommenden generalisierten pustulösen Psoriasis treten hingegen am gesamten Körper sehr viele kleine Pusteln auf geröteter Haut auf.
Bei bis zur Hälfte der Menschen mit Schuppenflechte kommt es auch zu mehr oder weniger auffälligen Veränderungen an den Finger- und Zehennägeln. Die Nagelpsoriasis tritt mit sogenannten Tüpfelnägeln und Ölflecken in Erscheinung. Tüpfelnägel weisen kleine, linear angeordnete, etwa stecknadelkopfgroße Einsenkungen in der Nagelmatrix – dem Bereich, von dem das Nagelwachstum ausgeht – auf. Die gelblich-bräunlichen Ölflecken entstehen, wenn sich eine Psoriasis unter dem Nagel – im Nagelbett – bildet. Die Nagelpsoriasis ist häufig ein Anzeichen dafür, dass auch die Gelenke an Schuppenflechte erkrankt sind.
Die Schuppenflechte schlägt sich bei etwa einem Drittel der Erkrankten im Krankheitsverlauf auf die Gelenke nieder. Die sogenannte Psoriasis-Arthritis tritt meistens zusammen mit der Psoriasis an der Haut und an den Nägeln auf. Eine Psoriasis-Arthritis ohne jedwede Haut- oder Nagelbeteiligung kommt äußerst selten vor. Grundsätzlich können alle Gelenke erkranken – im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis typischerweise auch die Finger- und Zehenendgelenke und oft auch alle Gelenke eines Fingers oder einer Zehe. Um die erkrankten Gelenke herum kann es zu Verknöcherungen kommen, wodurch sich die Beweglichkeit der Gelenke stark vermindert. In vielen Fällen führt die Psoriasis-Arthritis zu erheblichen dauerhaften Einschränkungen.
Gesicherte Aussagen darüber, welche Form der Psoriasis in welchem Alter besonders häufig vorkommt, lassen sich nicht treffen. Hinsichtlich des Alters, in dem die Schuppenflechte erstmalig in Erscheinung tritt, werden jedoch grundsätzlich zwei Typen der Psoriasis unterschieden: Die Typ-I-Psoriasis ist durch das Auftreten vor dem 40. Lebensjahr – meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren – gekennzeichnet. Sie kommt bei etwa drei Viertel der Erkrankten vor, weist einen meist schweren Krankheitsverlauf mit häufigen Rückfällen auf und wird häufig vererbt. Die Typ-II-Psoriasis tritt erst nach dem 40. Lebensjahr – oftmals im Alter zwischen 50 und 60 Jahren – auf und verläuft ohne viele Rückfälle eher stabil. Sie gilt als seltener vererbbar und betrifft etwa ein Viertel der Erkrankten.
[/toggle]
[toggle title=“Wie stellen Mediziner die Diagnose?“ open=“false“]
Fachkundige Mediziner werden die Schuppenflechte in der Regel aufgrund des Erscheinungsbildes der Haut erkennen können. Meist wird auch gefragt, ob Familienmitglieder an Psoriasis erkrankt sind oder waren. Wenn diese Frage bejaht wird, dann ist die Diagnose im Grunde bereits gebahnt. Diagnostisch besonders bedeutsam sind die Phänomene des „letzten Häutchens“, auch Auspitz-Phänomen genannt, und des „blutigen Taus“. Kratzt man an den erkrankten Hautstellen die Schuppen ab, erscheint darunter ein glänzendes, zusammenhängendes dünnes Häutchen, das sogenannte letzte Häutchen. Diese unterste Zellschicht der Oberhaut bildet die Grenze zur Bindegewebsschicht. Lässt sich das dünne letzte Häutchen ablösen und entstehen darunter punktförmige kleine Blutungen, der sogenannte blutige Tau, dann ist dies ein sicheres Zeichen für eine Schuppenflechte. Durch eine Biopsie, bei der eine kleine Hautprobe entnommen und zur Untersuchung in ein Labor gegeben wird, kann die Diagnose im Zweifelsfall erhärtet bzw. gesichert werden.
[/toggle]
[toggle title=“Warum sollten sich Patienten vorrangig an einen erfahrenen Dermatologen wenden?“ open=“false“]
Wir machen beim Deutschen Psoriasis Bund leider immer wieder die Erfahrung, dass viele Dermatologen nicht gemäß der „S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris“ behandeln – einige scheinen diese Leitlinie gar nicht zu kennen. Die Entwicklungen der letzten zehn Jahre im Bereich der therapeutischen Möglichkeiten haben offenbar nicht alle Dermatologen erreicht. Nicht selten heißt es immer noch, die Psoriasis könne im Grunde gar nicht adäquat behandelt werden – was inzwischen jedoch längst überholt ist.
In Deutschland gibt es eine erhebliche Schieflage beim Zugang zu den erforderlichen Therapien. Ob an Schuppenflechte erkrankte Menschen die notwendigen – leitliniengerechten – Therapien erhalten, hängt stark von ihrem Wohnort und von den versorgenden Dermatologen ab. Die teils eklatante Unter- und Fehlversorgung der Psoriasis-Patienten beruht jedoch nicht allein auf Unkenntnis der therapeutischen Möglichkeiten, sondern ist auch auf oktroyierte wirtschaftliche Zwänge der Mediziner zurückzuführen. Das liegt nicht zuletzt auch an den zahlreichen, weitgehend intransparenten Versorgungsverträgen in den Bezirken der Kassenärztlichen Vereinigungen und an den Wirtschaftlichkeitsprüfungen, die wie Damokles-Schwerter über den Arztpraxen hängen. Gerade im Bereich der Versorgung mit den relativ teuren biotechnologisch hergestellten Systemtherapeutika sind deutliche regionale Unterschiede bei der Verordnung zu verzeichnen, die anders nicht erklärt werden können.
Weitestgehend auf der sicheren Seite sind Psoriasis-Patienten, wenn sie sich an Dermatologen wenden, die dem PsoNet bzw. einem der regionalen Psoriasisnetze in Deutschland angeschlossen sind. Diese PsoNet-Ärzte orientieren sich bei der Behandlung der Schuppenflechte an der S3-Leitlinie, tauschen sich untereinander aus und besuchen regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen.
Gerade auch mit Blick auf die nicht zu unterschätzenden Begleiterkrankungen sollten Menschen mit Psoriasis unbedingt erfahrene bzw. fachkundige Dermatologen aufsuchen, damit – sofern erforderlich – eine enge Abstimmung mit dem Hausarzt oder einem anderen Facharzt erfolgen kann. Vor dem Hintergrund, dass viele Erkrankte im Laufe der Zeit eine Psoriasis-Arthritis entwickeln, achten fachkundige Dermatologen auch auf Gelenkbeschwerden und überweisen bei Bedarf an einen Rheumatologen.
Grundsätzlich gilt: Psoriasis-Patienten sollten die therapeutischen Möglichkeiten kennen, um mit ihren Dermatologen auf Augenhöhe über die Behandlung ihrer Schuppenflechte sprechen zu können. Deshalb hat der Deutsche Psoriasis Bund mit seiner „Patientenleitlinie zur Behandlung der Psoriasis der Haut“ auch eine laienverständliche Version der S3-Leitlinie herausgegeben. Denn nur wenn die Patienten wissen, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und sie auch grob einsortieren können, welche Therapien für sie eventuell infrage kommen, können sie diese auch bei ihren Dermatologen einfordern.
[/toggle]
[toggle title=“Welche Begleiterkrankungen gehen mit der Schuppenflechte einher?“ open=“false“]
Die Schuppenflechte ist eine entzündliche Erkrankung, die sich nicht nur auf die Haut, sondern auf den gesamten Körper erstreckt. Dabei spielen Zytokine – das sind entzündungsvermittelnde Botenstoffe – eine wichtige Rolle. Bei der Psoriasis kommen diese Botenstoffe in der Haut und oft auch in den Gelenken vermehrt vor. Mit der durch die Botenstoffe ausgelösten Entzündungsaktivität können auch einige Begleiterkrankungen entstehen, die offenbar von der Dauer und der Schwere der Psoriasis abhängen. Je länger und je schwerer man an Schuppenflechte erkrankt ist, desto größer scheint das Risiko, Begleiterkrankungen zu entwickeln. Da diese Begleiterkrankungen sogar bei Kindern mit Psoriasis gehäuft auftreten, wird auch hier von einer genetischen Empfänglichkeit ausgegangen.
Zahlreiche Studien zeigen, dass andere schwere systemische Erkrankungen gehäuft gleichzeitig mit der Schuppenflechte vorkommen. Dies sind in erster Linie Herz-Kreislauf-Leiden wie Bluthochdruck und Arterienverkalkung, aber auch Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht, Diabetes mellitus und die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn. Das Zusammenspiel aus Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus wird auch als metabolisches Syndrom bezeichnet – dieses erhöht das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall zu erkranken. Das metabolische Syndrom wird bei Menschen mit Schuppenflechte etwa doppelt so häufig festgestellt wie bei Gesunden. Das Risiko für einen Herzinfarkt steigt mit der Schwere der Schuppenflechte gerade auch bei jüngeren Menschen an. Aus dem bis zu vierfach erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen resultiert im statistischen Mittel eine frühere Sterblichkeit von Menschen mit Psoriasis. Depressionen und Erektionsstörungen sind Studien zufolge ebenfalls häufige Begleiterkrankungen. Trotz einer hohen Anzahl an Studien lassen sich über die kausalen Zusammenhänge zwischen der Psoriasis und ihren Begleiterkrankungen jedoch keine belastbaren abschließenden Aussagen treffen.
[/toggle]
[toggle title=“Wie hoch schätzen Sie den psychischen Leidensdruck, der mit der Erkrankung verbunden ist, ein?“ open=“false“]
An Psoriasis erkrankte Menschen haben einen enormen Leidensdruck. Zuvorderst leiden sie natürlich an der Erkrankung selbst und an etwaigen Begleiterkrankungen. Da die Schuppenflechte jedoch gesellschaftlich äußerst negativ besetzt und in hohem Maße stigmatisiert ist, sehen sich die Erkrankten zudem sehr häufig auch mit erheblichen psychosozialen Belastungen konfrontiert.
In einer Gesellschaft, in der das äußere Erscheinungsbild eines Menschen von großer Bedeutung ist, kann ein von der Norm abweichendes Hautbild äußerst belastend sein. Viele an Psoriasis erkrankte Menschen haben nicht nur Probleme, sich selbst anzunehmen und zu akzeptieren, sondern sie schützen unbewusst auch ihr soziales Umfeld. Sie verstecken sich und ihre Erkrankung – die Schuppenflechte wird unsichtbar. So muss sich ihr Umfeld nicht mit einem anderen Körperbild auseinandersetzen. Die Erkrankten schützen damit auch sich selbst vor Blicken und Bemerkungen, die auf Unverständnis und Unkenntnis ihres sozialen Umfelds schließen lassen. Denn Unwissenheit und Vorurteile über die Erkrankung sind in der Gesellschaft leider immer noch weit verbreitet – beispielsweise glauben nach wie vor viele Menschen, dass die Schuppenflechte ansteckend sei oder von mangelnder Hygiene herrühre.
Fast alle Menschen mit Schuppenflechte können von Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen berichten – oder erwarten bzw. befürchten diese zumindest. Selbstisolation und Rückzug aus Scham und Angst vor Ablehnung sind eine häufige Folge. Viele Menschen leiden aufgrund ihrer Psoriasis und der einhergehenden negativen sozialen Erfahrungen bzw. Befürchtungen an depressiven Störungen oder anderen psychischen Erkrankungen.
[/toggle]
[toggle title=“Welche Therapiemaßnahmen haben sich bewährt? Gibt es neue Ansätze?“ open=“false“]
Auch wenn die Schuppenflechte ursächlich nicht heilbar ist, können ihre Symptome heutzutage relativ gut behandelt werden. Die verschiedenen bewährten Behandlungsmöglichkeiten lassen sich drei Kategorien zuordnen: topische bzw. lokale, physikalische und systemische bzw. innerliche Therapien.
Topische Therapien werden direkt dort angewendet, wo sie ihre Wirkung entfalten sollen. Bei der Psoriasis sind dies meist arzneimittelhaltige Salben, Cremes oder Lotionen, die auf die erkrankten Hautstellen aufgetragen – also lokal angewendet – werden und entzündungshemmend wirken.
Therapieverfahren, denen physikalische Methoden bzw. Prinzipien zugrunde liegen, werden als physikalische Therapien bezeichnet. Sonnenlicht und Meerwasser haben erwiesenermaßen einen positiven Effekt auf die an Psoriasis erkrankte Haut. Während sich die Klimatherapie die natürlichen Gegebenheiten, beispielsweise an der See oder im Hochgebirge, zunutze macht, beruhen die übrigen Behandlungsmethoden mit UV-Licht und gegebenenfalls Salzwasser im Grunde darauf, diese natürliche Therapie künstlich nachzuahmen. Der positive Effekt des UV-Lichts auf die Schuppenflechte kann mit bestimmten photosensibilisierenden Arzneimitteln noch verstärkt werden.
Systemische Therapien entfalten ihre Wirkung im gesamten Körper bzw. Organismus. Bei der Psoriasis sind dies in der Regel Arzneimittel, die mittels Tabletten oder Spritzen verabreicht werden und in den psoriatischen Entzündungsprozess im Immunsystem eingreifen bzw. diesen blockieren. Bei den Systemtherapeutika kann weiter zwischen chemisch hergestellten Arzneimitteln, häufig auch als konventionelle Systemtherapeutika bezeichnet, und biotechnologisch, mithilfe lebender Zellen, hergestellten Arzneimitteln, den Biologika und ihren Nachahmerprodukten, den Biosimilars, unterschieden werden. Aktuell konzentriert sich die Arzneimittelforschung und -entwicklung auf Biologika und Biosimilars – das sind die neuesten Therapieansätze.
Welche Therapie letztlich angewendet werden kann bzw. sollte, hängt nicht nur von der Ausprägungsform, der Lokalisation und dem Schweregrad der Schuppenflechte sowie von etwaigen Begleiterkrankungen ab, sondern es müssen immer auch die persönlichen Lebensumstände der Erkrankten berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass die Psoriasis individuell sehr verschieden ist – und auch die verfügbaren Therapien wirken nicht bei allen Patienten gleichermaßen gut und langanhaltend. Oftmals müssen Erkrankte erst viele verschiedene Therapien ausprobieren bis sie die für sie geeignete Behandlung finden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass den an Schuppenflechte erkrankten Menschen eine möglichst große Bandbreite an Therapien zur Verfügung steht.
[/toggle]
[toggle title=“Was würden Sie persönlich Menschen mit Psoriasis empfehlen?“ open=“false“]
Meine Empfehlung: Werden Sie Mitglied im Deutschen Psoriasis Bund. Wir sind eine gemeinnützige und unabhängige, bundesweit tätige Selbsthilfeorganisation von und für Menschen mit Schuppenflechte. Bei uns erhalten Sie qualitätsgesicherte Informationen zu Ihrer Erkrankung und zu aktuellen und anerkannten Therapiemöglichkeiten. Unsere Verbandszeitschrift PSO Magazin, unsere Broschüren und zahlreichen Info-Blätter zu allen möglichen Aspekten der Schuppenflechte halten Sie stets auf dem Laufenden. Bei unseren Veranstaltungen, Seminaren und Workshops – oder auch in unseren regionalen Selbsthilfegruppen – können Sie nicht nur eine Menge lernen, sondern sich vor allem auch mit anderen Erkrankten über Ihre Erfahrungen persönlich austauschen. Sie sind nicht allein mit Ihrer Schuppenflechte. Hier bekommen Sie Halt, Unterstützung und wertvolle Tipps zum Umgang mit Ihrer chronischen Erkrankung im Alltag. Überdies vertritt der Deutsche Psoriasis Bund auf allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen die Interessen und Belange der Menschen mit Schuppenflechte. Wir streiten für eine bessere medizinische Versorgung und für einen besseren Umgang mit den Erkrankten in unserer Gesellschaft. Wir setzen uns auch für Sie ein – unterstützen Sie uns dabei!
[/toggle]
[descript_experte]
Deutscher Psoriasis Bund e.V. (DPB)
Selbsthilfe bei Schuppenflechte seit 1973
Seewartenstraße 10, 20459 Hamburg
040 223399-0
info@psoriasis-bund.de
www.facebook.com/PsoBund
www.psoriasis-bund.de
[/descript_experte]
[descript_company logo=“https://ptadigital.de/wp-content/uploads/2018/10/DPB_Logo-300×75.jpg“]Der DPB ist eine gemeinnützige und unabhängige, bundesweit tätige Selbsthilfeorganisation von und für Menschen mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis, umgangssprachlich auch Schuppenflechte genannt. Er vertritt die Interessen und Belange aller an Schuppenflechte erkrankten Menschen in Deutschland.
[/descript_company]
Lesen Sie auch folgende Artikel
- „Wir haben Scharlach!“ – was Eltern und PTA wissen sollten
26.11.2024: Zu Beginn der kalten Jahreszeit häufen sich auch die Scharlach-Infektionen. Anhand der Symptome kann der Arzt meist eine eindeutige Diagnose stellen, der positive Abstrich auf Streptokokken der Sero-Gruppe A gibt dann Sicherheit.
Mehr erfahren - Mangelernährung: Ernährungsmediziner fordern Maßnahmen
14.11.2024: Berlin, 12. November 2024 – Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern betrifft jeden vierten bis fünften Patienten und bleibt oft unbehandelt. Mit fatalen Folgen.
Mehr erfahren - E-Rezept: Was Sie jetzt darüber wissen sollten
12.11.2024: E-Rezept: Was Sie jetzt unbedingt darüber wissen sollten Das elektronische Rezept hat die farbigen Formulare aus Papier abgelöst. Apotheken- und verschreibungspflichtige Medikamente können Patienten jetzt
Mehr erfahren
Migräneerkrankung – im Interview mit Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Hartmut Göbel
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Göbel,
wir freuen uns sehr, dass Sie sich die Zeit nehmen, um uns über die neuesten Forschungsergebnisse bezüglich der Migräneerkrankung zu informieren!
Bei der Migräne handelt es sich um eine neurologische Erkrankung. Können Sie uns schildern, wie sich Migräne auswirkt und was genau im Gehirn passiert?
Repräsentative Studien zeigen, dass 71% der Deutschen angeben, im Laufe ihres Lebens an Kopfschmerzen zu leiden. Die Zahl umfasst alle heute bekannten 367 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. In Deutschland leben somit über rund 54 Millionen Menschen, die immer wieder Kopfschmerzen ertragen müssen.
Kopfschmerzen können über lange Spannen des Lebens auftreten, häufig über 40-60 Jahre. Sie führen zu einem großen Leidensdruck und zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität und der Arbeitsfähigkeit. Die Weltgesundheitsorganisation listet die Migräne auf Platz 7 der am schwersten behindernden Erkrankungen. Nimmt man alle Kopfschmerzen zusammen, stehen Kopfschmerzen auf Platz 3 der am schwersten behindernden Erkrankungen des Menschen.
Migräne ist die dritthäufigste Erkrankung der Welt (hinter Zahnkaries und Spannungskopfschmerzen) mit einer geschätzten globalen Einjahres-Prävalenz von 14,7% (d.h. etwa eine von sieben Personen). Im Alter zwischen 30 und 40 Jahren ist nahezu jede dritte Frau betroffen. Migräne ist häufiger als Diabetes, Epilepsie und Asthma kombiniert. Chronische Migräne betrifft etwa 2% der Weltbevölkerung. Migräne betrifft dreimal so viele Frauen wie Männer. Jeden Tag sind in Deutschland 900.000 Menschen betroffen. 100.000 Menschen sind wegen Migräne pro Tag arbeitsunfähig und bettlägerig.
„8,3 Millionen Deutsche nehmen im Mittel jeden Tag eine Kopfschmerztablette über Selbstmedikation“
58.853 Triptan-Einzeldosen, das sind spezielle Migränemittel für die Attacken-Behandlung, werden im Mittel jeden Tag in Deutschland eingenommen. Mehr als die Hälfte der Betroffenen erlebt eine schwere Beeinträchtigung durch die Anfälle. Migräne beginnt oft in der Pubertät. Am stärksten behindert sie im Alter zwischen 35 und 45 Jahren. Aber auch viele junge Kinder sind betroffen. In den letzten Jahren zeigt sich besonders bei Kindern eine starke Zunahme.
Migräneattacken sind anfallsweise Kopfschmerzen, die eine Dauer von 4-72 Stunden haben. Der Kopfschmerz hat einen pulsierend-pochenden Charakter. Er ist an einer umschriebenen Stelle des Kopfes spürbar. Körperliche Tätigkeit verstärkt den Schmerz, die Schmerzen haben eine sehr starke Intensität, weshalb die Tätigkeit schwer behindert wird oder ganz unmöglich gemacht wird. Die Schmerzen können von Übelkeit, Erbrechen sowie Lärm- und Lichtüberempfindlichkeit begleitet werden.
Die Symptome der Migräne und der komplexe Vorgang im Gehirn
Grundsätzlich ist bei der Migräne keine strukturelle Störung des Gehirns vorhanden, der Aufbau des Gehirns ist also regelrecht. Allerdings können Migränepatienten aufgrund ihrer genetischen Ausstattung sehr schnell und sehr effektiv Reize differenzieren, alles zu Schnelle, alles zu Viele, alles zu Plötzliche, alles was auf einmal auf das Nervensystem einströmt, wird zu einer starken Aktivierung der Nervenzellen führen mit der Folge, dass die Energievorräte in den Nervenzellen erschöpft werden. Dies führt immer wieder zu einer Entgleisung der Regulierung der Nervenfunktion, sie kann zusammenbrechen und eine Migräneattacke kann entstehen.
Tritt eine solche Fehlsteuerung der Nervenfunktion auf, können Entzündungsstoffe an den Arterien der Hirnhäute freigesetzt werden. Diese führen zu einer verstärkten Empfindlichkeit der Hirnhäute. Jeder Pulsschlag führt zu einem pochenden, hämmernden Migräneschmerz, jede Bewegung des Schädels tut weh. Deshalb versuchen Migränepatienten möglichst Ruhe einzuhalten, körperliche Tätigkeit zu vermeiden. Der Migräneschmerz basiert also auf einer neurogenen Entzündung mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit.
Neben weiteren Faktoren ist die genetische Disposition für den Ausbruch einer Migräneattacke verantwortlich. Lässt sich der persönliche Anteil der genetischen Disposition messen?
Neueste Untersuchungen haben belegt, dass spezielle Risikogene die Wahrscheinlichkeit an Migräne zu leiden erhöhen. Heute ist bekannt, dass Migränepatienten in ihren Erbanlagen zahlreiche Besonderheiten aufweisen. Mittlerweile sind 38 Genorte mit 44 Genvarianten bekannt, die das Risiko, mit Migräne reagieren zu können, erhöhen. Diese Genvarianten steuern zum einen die Reizübertragung, die Reizempfindlichkeit und Reizverarbeitung. Zum anderen steuern diese Genvarianten auch die Regulation der Energieversorgung von Nervenzellen und die Regulation der Arterienwände.
Arterienwände darf man sich nicht als eine Art Schlauch vorstellen. Vielmehr sind die Ummantelungen der Blutgefäße das größte endokrine Organ in unserem Körper. Dort werden zahlreiche Botenstoffe produziert, die die Durchblutung und auch Entzündungsreaktionen regulieren. Dort werden auch viele Substanzen aktiviert, die für wichtige Steuerungsvorgänge in unserem Körper relevant sind. Eine Störung der Energieversorgung, z.B. durch oxidativen Stress, kann diese Regulation ins Ungleichgewicht bringen und Fehlfunktionen bedingen.
So spielen sowohl die Erbanlagen als auch Umweltfaktoren, Verhaltensfaktoren und soziale Faktoren eine maßgebliche Rolle bei der Entstehung von Migräneattacken. Die neuen Entdeckungen weisen darauf hin, dass eine Störung der Blut- und Energieversorgung des Gehirns wesentlich für die Entstehung der Migräne ist. Sie sind ein Meilenstein für das Verständnis der Ursachen der Migräne. Die genetische Disposition und das Verhalten wirken zusammen bei der Auslösung von Migräneattacken.
Können Auslöser durch die Betroffenen selbst beeinflusst werden und welche Bestandteile gehören zu einer zeitgemäßen Migränetherapie?
Der wichtigste Faktor, der Migräneattacken auslöst ist Unregelmäßigkeit im Alltag und zu hohe Energieabforderung der Nervenzellen. Stress, Unregelmäßigkeit, alles zu schnell, alles zu viel, alles zu plötzlich, alles auf einmal, kann Migräneattacken auslösen. Die zeitgemäße Migränetherapie beruht auf drei entscheidenden Säulen. Die erste Säule besteht aus Wissen und Information.
Migränepatienten müssen wissen, wie Migräneattacken entstehen, was im Nervensystem passiert und wie sie ausgelöst werden. Sie brauchen eine umfassende Information über Verhaltensweisen und Maßnahmen um sich vor Migräne zu schützen. Dazu gehört in erster Linie ein regelmäßiger Tag-Nachtrhythmus. Patienten sollten regelmäßig Mahlzeiten zu sich nehmen. Es empfehlen sich kohlenhydratreiche Mahlzeiten, da das Nervensystem auf Kohlenhydrate angewiesen ist.
Migräneattacken entstehen durch ein Energiedefizit in den Nervenzellen durch die hohe Aktivität, die genetisch bedingt ist. Ausreichendes Trinken, ein regelmäßiger Schlaf sowie regelmäßige Pausen im Alltag sollten zusätzlich eingeleitet werden. Das Lernen eines Entspannungstrainings wie die progressive Muskelrelaxation kann die Migränehäufigkeit deutlich reduzieren.
Dabei kann die Migräne-App helfen, in diese ist neben vielen anderen Infos zur Migräne auch eine Anleitung zur progressiven Muskelrelaxation integriert. Informationen durch einen Patientenratgeber oder durch Information im Internet kann ebenfalls sehr viel Wissen vermitteln, das im Alltag hilft, die Migränehäufigkeit zu reduzieren. Selbsthilfegruppen wie z.B. die Internetplattform www.headbook.me kann zum Austausch führen und Wissen bei den Betroffenen weitergeben. Sporttherapie ist ebenfalls gut geeignet, Migräneattacken in ihrer Häufigkeit zu reduzieren. Dabei hilft insbesondere gleichmäßiger Ausdauersport wie Laufen, Schwimmen oder Fahrradfahren.
Die medikamentöse Migränetherapie
Bei mehr als sieben Kopfschmerztagen pro Monat sollte zusätzlich zu den beschriebenen Maßnahmen eine medikamentöse Prophylaxe erwogen werden. Diese besteht aus unterschiedlichen medikamentösen Möglichkeiten. Diese schließen die Gabe von Betablockern, Calciumantagonisten, Antiepileptika, Antidepressiva und anderen Substanzen ein. Es sollte eine individuelle Auswahl erfolgen, dies muss mit einem Arzt abgesprochen werden. Für die Behandlung der akuten Attacke gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bei leichten Attacken können Schmerzmittel wie Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol eingesetzt werden, bei Übelkeit und Erbrechen verbindet man dies mit der Gabe von sogenannten Mitteln gegen Übelkeit und Erbrechen wie z.B. Metoclopramid.
Bei schweren Attacken stehen sieben verschiedene Triptane in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung. Sie können bei schwerer Übelkeit oder Erbrechen auch selbst unter die Haut mit einem Pen injiziert werden, sie stehen auch als Nasenspray oder als Zäpfchen zur Verfügung. Triptane sollten so früh wie möglich im Anfall eingenommen werden, auch hier gilt die 10-20-Regel, sie sollen an weniger als 10 Tagen pro Monat verwendet werden, damit kein Medikamentenübergebrauch-Kopfschmerz (MÜK) entsteht.
Neue Therapiemöglichkeiten bei der chronischen Migräne, d.h. bei Migräne die mehr als an 14 Tagen im Monat auftritt, sind Botulinumtoxin und die Neuromodulation. Diese können bei besonders schwerwiegenden Verläufen durch spezialisierte Kopfschmerzzentren eingesetzt werden.
Migräneattacken können mehrere Tage lang anhalten. Lässt sich die Schwere der Erkrankung mittels EEG oder MRT darstellen?
Migräneschmerzen sind Symptome, die sich im Erleben und Verhalten äußern. Daher sind diese Merkmale nur durch Angaben des Patienten erfahrbar. Migräne tritt jedoch in 45 verschiedenen Varianten auf.
Dazu zählen z. B. der migräneöse Infarkt oder durch Migräne getriggerte epileptische Anfälle. Diese Auswirkungen der Migräne lassen sich im MRT bzw. EEG feststellen.
In der Migräneforschung hat sich in den letzten Jahren viel getan. Neueste Untersuchungen zeigen Therapieerfolge mit Hilfe von monoklonalen Antikörpern. Wie funktioniert diese Behandlungsmethode?
Migräne wird in den letzten Jahrzehnten sehr intensiv beforscht. Die eigenständige Entstehungsweise sowie die Erkrankungsmechanismen der Migräne und auch die Entstehung der Migräneattacken sowie deren Behandlung werden zunehmend besser verstanden. Erstmalig ist es gelungen, spezifische Antikörper gegen Botenstoffe zu entwickeln, die die Entzündung an den Arterien der Hirnhäute bedingen. Gibt man sogenannte monoklonalen Antikörper, können die Auswirkungen dieser Entzündungsstoffe für einige Wochen gestoppt werden und die Wahrscheinlichkeit für Migräneattacken deutlich reduziert werden.
Dabei spielt das sogenannte CGRP, ein Entzündungsprotein, eine zentrale Rolle. Aktuell werden Antikörper dagegen entwickelt und in zahlreichen Studien getestet. Die jetzt verfügbaren Antikörper haben in sehr groß angelegten internationalen Studien alle ihre Wirksamkeit belegt. Es gibt Antikörper, die gegen CGRP direkt wirken oder aber den Rezeptor für CGRP blockieren. Sie müssen im Abstand von 4 Wochen verabreicht werden. Sie sind im Gegensatz zu allen anderen bisher verfügbaren vorbeugenden Medikamenten spezifisch für die Migränevorbeugung entwickelt worden.
Eine langsame Aufdosierung aufgrund von Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen ist nicht erforderlich. Der Wirkeintritt ist schnell, initial innerhalb von wenigen Tagen zu erwarten, bei den bisherigen konventionellen vorbeugenden Medikamenten wird dieser oft erst nach Wochen oder gar Monaten erreicht. Nebenwirkungen der bisher migränevorbeugenden Mittel wie z.B. Gewichtszunahme, Stimmungsveränderungen, Müdigkeit, Antriebsreduktion oder Benommenheit treten nicht auf. Im Gegensatz zu den bisherigen Medikamenten, die häufig schon nach kurzer Zeit aufgrund solcher Nebenwirkungen abgesetzt werden, bleiben die behandelten Patienten aufgrund der Verträglichkeit und Wirksamkeit nachhaltig bei diesem Therapieprinzip.
Sie erwähnten in einem Interview, dass das Gehirn eines Migränikers neben ausreichend Flüssigkeit auch unbedingt Kohlenhydrate benötige. Immer mehr junge Menschen folgen dem low carb Prinzip. Was sollte ein Migräniker beachten und welche Ernährung würden Sie empfehlen?
Das Nervensystem erhält seine Energie über die Ernährung. Dabei benötigt es Kohlenhydrate. Fette und Eiweiß nutzt das Gehirn nicht als Energieträger. Zusätzlich benötigt es Sauerstoff und ausreichend Flüssigkeitszufuhr. Trinkt man zu wenig oder hält man sich in Räumen mit schlechter Luft oder großen Höhen auf, können allein dadurch Migräneattacken bedingt werden. Ein besonders hoher Energiebedarf besteht am frühen Morgen nach dem Fasten über Nacht. Daher ist ein regelmäßiges und kohlenhydratreiches Frühstück wichtig. Lässt man das Frühstück aus, frühstückt man zu hastig oder nimmt man zu wenig Kohlenhydrate auf, können am späteren Vormittag Migräneattacken bedingt werden. Wichtig ist auch ein regelmäßiges Mittagessen zu einer festen Zeit und ein regelmäßiges Abendessen. Unregelmäßige Einnahme von koffeinhaltigen Getränken können ebenfalls Migräneattacken bedingen. Coffein aktiviert den Energieumsatz in den Nervenzellen und kann bei unregelmäßiger Verwendung phasenweise Energiedefizite bedingen.
Oft zeigen sich die ersten Migräneattacken bereits im Kindesalter. Aufgrund der Erkrankung können die Kinder voraussichtlich nicht an allen Aktivitäten ihrer Altersgenossen teilnehmen und fühlen sich womöglich ausgegrenzt. Hier ist die Aufklärung der Eltern hinsichtlich der zusätzlichen psychischen Belastung von entscheidender Bedeutung. Wie ist Ihre Erfahrung?
Kopfschmerzen sind das häufigste und schwerwiegendste Gesundheitsproblem bei Schülerinnen und Schülern. Kinder mit Migräne zeigen häufiger Schwierigkeiten in der Schule, als Kinder ohne Migräne. Viele Studien konnten bisher belegen, dass eine gute schulische Leistung Einfluss auf die spätere berufliche Zukunft, Lebensqualität und das finanzielle Einkommen ausübt. Wenn Migräne einen negativen Einfluss auf die Schulleistung ausübt, kann sie die Zukunft der betroffenen Kinder deutlich negativ beeinflussen. Eine ineffektive Migränebehandlung kann für das gesamte weitere Leben negative Auswirkungen haben.
Wir haben deshalb ein präventives Programm für Jugendliches entwickelt. Die „Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfzerbrechen“ stellt siebten Klassen kostenfreie Unterrichtsmaterialien zur Kopfschmerzprävention zur Verfügung. Viele Krankenkassen fördern das Projekt bundesweit im Rahmen ihres gesetzlichen Präventionsauftrages. Die Ergebnisse der begleitenden wissenschaftlichen Befragung belegen hohe Fallzahlen und eine unzureichende Versorgung der kopfschmerzbetroffenen Kinder und Jugendlichen. Mit einem neuen Comicfilm wurde ein Angebot geschaffen, das Schülerinnen und Schüler über die Entstehung und die Behandlung von Kopfschmerzen zeitgemäß informiert.
Wie sollte man Migräne in der Schwangerschaft behandeln?
Mehrere große internationale Studien haben in den letzten Jahren den Fokus auf die Einnahme von Paracetamol und auch Ibuprofen während der Schwangerschaft gelenkt. Man geht davon aus, dass über 50-60 % der Schwangeren in Europa während der Schwangerschaft Paracetamol verwenden. In den USA nehmen bis zu 70 % der Frauen Paracetamol während der Schwangerschaft ein. Paracetamol ist lediglich zugelassen für leichte bis mäßig starke Schmerzen. Der häufigste Einnahmegrund für die wiederholte Einnahme sind Kopfschmerzen. Gerade diese können während der Schwangerschaft bei Patientinnen mit primären Kopfschmerzen regelmäßig über die gesamte Schwangerschaft an vielen Tagen der Woche auftreten. Immer noch wird Schwangeren vermittelt, dass Paracetamol mit dem Indikativ „Du darfst!“ oder gar dem Imperativ „Nimm, schadet ja nichts!“ eingesetzt wird. Ziel soll die Funktionsfähigkeit im Alltag, die Reduktion von Schmerzen oder Fieber sein.
Befürworter unterstellen, dass mit Paracetamol eine Schmerzbehandlung möglich ist, um anhaltende und starke Schmerzen bei den Schwangeren zu reduzieren. Gerade mit diesem Argument sollte Paracetamol Schwangeren nicht empfohlen werden, da ein off-lable-use damit bedingt ist, Paracetamol ist für starke oder gar sehr starke Schmerzen nicht wirksam. Mit dem Einsatz von Paracetamol während der Schwangerschaft sind bei gleichzeitiger Wirkungslosigkeit jedoch zahlreiche Risiken verbunden. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit, ein erhöhtes Risiko für Allergien und Asthma, ein erhöhtes Risiko für eine schlechtere gesamtmotorische Entwicklung sowie ein erhöhtes Risiko für hyperkinetische Störungen (HKS) und Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Die mittlerweile umfangreich belegten Risiken von Paracetamol in der Schmerztherapie bei weitgehender Unwirksamkeit gerade bei alltagsrelevanten Schmerzursachen dürfen nicht verharmlost werden und gar den Schwangeren die erforderlichen Informationen zur informierten freien Entscheidung vorenthalten werden. Es ist bedrückend genug, dass Schwangeren früher diese Fakten nicht bekannt waren. Umso wichtiger ist es, dass sie bekannt werden und in die Versorgung eingehen.
Auch die Einnahme von Ibuprofen kann nach neuen Studien nachhaltige negative Effekte haben, wenn es während der Schwangerschaft eingenommen wird. Diese Effekte könnten Auswirkungen auf die spätere Fruchtbarkeit bei Mädchen Jahrzehnte nach der Geburt haben bis hoch in das Alter der Wechseljahre und Menopause.
Die Befunde verdeutlichen erneut, dass bei der hohen Anzahl von Schwangeren, die Schmerzmittel einnehmen, eine Aufklärung über die Behandlung von Schmerzen während der Schwangerschaft dringend erforderlich ist. Schmerzmittel während der Schwangerschaft sollten nur eingenommen werden, wenn sie unbedingt nötig sind und auch dann nur in einer möglichst niedrigen Dosis für eine möglichst kurze Zeit. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass gerade Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol nur eine schwache schmerzlindernde Wirkung haben. Für schwere Schmerzen sind sie ungeeignet. Gerade in der Schwangerschaft sollten Schmerzmittel nicht ohne ärztlichen Rat eingenommen werden, um die möglichen Risiken in Hinblick auf den zu erwartenden Effekt abzuwägen.
Dabei sollte insbesondere berücksichtigt werden, dass es zahlreiche nichtmedikamentöse Behandlungsoptionen für die Vorbeugung als auch die Akuttherapie von Schmerzen gibt. Migräne ist aufgrund des episodischen wiederkehrenden Verlaufes ein häufiger Grund für schmerztherapeutische Maßnahmen in der Schwangerschaft. Vorbeugende Maßnahmen schließen Informationen über Auslösefaktoren, Entspannungsverfahren, Rhythmisierung des Tagesablaufs, Ernährung und das Anpassen von Verhalten ein. Treten Anfälle auf, sind Ruhe und Reizabschirmung sowie die Attestierung der Arbeitsunfähigkeit wichtige Schritte. Der Hinweis auf die Einnahme von Paracetamol, um funktionieren zu können, ist nicht sachgerecht, die Wirksamkeit ist marginal, die meisten Patienten setzen es ohne Effekt ein, das Ausbleiben der Wirkung führt zu tagelanger wiederholter Einnahme ohne bedeutsamer Schmerzreduktion. Vorbeugende Behandlungsmaßnahmen wie die Gabe von Magnesium können ebenfalls zu einer Reduktion der Schwere und der Häufigkeit der Attacken führen. Sollten schwerste oder sehr schwere Migräneanfälle auftreten, wäre die Gabe von Paracetamol nicht zulassungskonform. Für schwere oder gar sehr schwere Schmerzen ist Paracetamol nicht zugelassen. Hier kann die Einnahme von Sumatriptan oder auch Prednisolon in Absprache mit dem Arzt erwogen werden.
Ein Literaturüberblick zu diesem Thema findet sich hier.
Vielen Dank für das Interview!
Lesen Sie auch folgende Artikel
- „Wir haben Scharlach!“ – was Eltern und PTA wissen sollten
26.11.2024: Zu Beginn der kalten Jahreszeit häufen sich auch die Scharlach-Infektionen. Anhand der Symptome kann der Arzt meist eine eindeutige Diagnose stellen, der positive Abstrich auf Streptokokken der Sero-Gruppe A gibt dann Sicherheit.
Mehr erfahren - Mangelernährung: Ernährungsmediziner fordern Maßnahmen
14.11.2024: Berlin, 12. November 2024 – Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern betrifft jeden vierten bis fünften Patienten und bleibt oft unbehandelt. Mit fatalen Folgen.
Mehr erfahren - E-Rezept: Was Sie jetzt darüber wissen sollten
12.11.2024: E-Rezept: Was Sie jetzt unbedingt darüber wissen sollten Das elektronische Rezept hat die farbigen Formulare aus Papier abgelöst. Apotheken- und verschreibungspflichtige Medikamente können Patienten jetzt
Mehr erfahren
Die Lebensfreude trotz Spannungskopfschmerzen zurückgewinnen
Kopfschmerzen können unsere Lebensqualität stark beeinträchtigen und treten vermehrt bei andauernder Überforderung auf. Der Schädel brummt und so werden alltägliche Aufgaben verstärkt als Belastung wahrgenommen. Zudem können die schönen Dinge des Lebens nicht mehr in vollen Zügen genossen werden. Umso wichtiger ist es, auslösende Faktoren möglichst früh zu erkennen und zu durchbrechen sowie eine fachlich fundierte und passende Therapie einzuleiten.
In den meisten Fällen ist die Apotheke die 1. Anlaufstelle, wenn Menschen von Kopfschmerzen geplagt werden. Für viele Kunden steht dabei die schnelle Schmerzlinderung im Vordergrund. Doch eine fachkundige und umfassende Beratung kann weitaus mehr bewirken. Chronische Schmerzen, die Entstehung eines Schmerzgedächtnisses sowie die Vermeidung eines Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerzes sollen nach Möglichkeit verhindert werden.
Wir freuen uns sehr über die weitere Unterstützung und die Erkenntnisse rund um das Thema Spannungskopfschmerz von Herrn Prof. Göbel, Direktor der Schmerzklinik Kiel.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenDer Spannungskopfschmerz und wie man ihn erkennt
Experten unterscheiden rund 360 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Am häufigsten treten der Spannungskopfschmerz und die Migräne auf, gefolgt vom Cluster-Kopfschmerz. Sind die Kopfschmerzen nicht auf eine Erkrankung zurückzuführen, so bezeichnet man sie als primäre Kopfschmerzen, sie machen den Hauptteil der Kopfschmerzarten aus. Der Spannungskopfschmerz ist die häufigste Kopfschmerzform, erscheint in der Regel bilateral und wird von Betroffenen häufig als dumpf-drückend oder ziehend beschrieben, symbolisch erinnert es an einen zu engen Hut oder einen Schraubstock. Dabei breitet sich der Schmerz über den gesamten Kopf aus, strahlt bis zur Stirn oder in den Nackenbereich aus. Man unterscheidet den episodischen und den chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp. Tritt der Kopfschmerz an mindestens 15 Tagen, mehr als 4 Stunden täglich über 3 Monate hinweg auf, so wird er als chronisch eingestuft.
Was unterscheidet den Spannungskopfschmerz von der Migräne
Im Gegensatz zur Migräne ist der Kopfschmerz nicht pulsierend, verstärkt sich nicht bei körperlicher Aktivität und zeigt eine leichte bis mittlere Schmerzintensität, starke Übelkeit und Erbrechen fehlen ebenfalls. Eine zusätzliche Abgrenzung zur Migräne ist das Fehlen charakteristischer Sensibilitätsstörungen sowie das Zickzack-Sehen. Ein ruhiger Spaziergang an der frischen Luft kann die Symptome sogar reduzieren, während sich Migräne-Patienten zurückziehen müssen und der Schmerz bei Bewegung zunimmt.
Wodurch können Spannungskopfschmerzen entstehen?
Die genaue Entstehung des Spannungskopfschmerzes ist noch nicht abschließend geklärt. Experten gehen jedoch davon aus, dass es sich, ebenso wie bei der Migräne, um eine neurologische Erkrankung handelt. Zudem gibt es Hinweise auf strukturelle Veränderungen im Bereich des zentralen, schmerzverarbeitenden Systems. Die häufig parallell auftretenden Beschwerden des Schulter-Nackenbereiches sollen dabei eher als Folge des Kopfschmerzes und der individuellen Schmerzverarbeitung des Patienten verstanden werden, als das diese durch die Kopfschmerzen direkt entstehen.
Im weiteren Verlauf können gewisse Triggerpunkte dann Spannungskopfschmerzen auslösen, zu einer gesteigerten Schmerzempfindlichkeit und einem Schmerzgedächtnis führen. Häufig führen chronische Rückenschmerzen, insbesondere im Schulter- und Nackenbereich zu Fehlhaltungen. Losgelöst von ihrem Ursprung können bestimmte Reize dann die Schmerzwahrnehmung begünstigen, obwohl kein schädigender Reiz vorliegt.
Zu den häufigsten Faktoren, die das Auftreten eines Spannungskopfschmerzes begünstigen, zählen:
- Stress
- fieberhafte Infekte
- muskuläre Fehlbelastungen
- Angst- und Schlafstörungen
Zeitdruck, eine ungünstige Sitzposition am Arbeitsplatz vor dem Computer verbunden mit Muskelverspannungen sind vielen Betroffenen bekannt. Auch Störungen des Kauapparates, welche sich beispielhaft durch das Zähneknirschen zeigen, können Auslöser für Spannungskopfschmerzen sein. Eine ungesunde Lebenshaltung mit vermehrtem Alkohol- und Nikotinkonsum wird ebenfalls verantwortlich gemacht.
Wie lassen sich Spannungskopfschmerzen behandeln und wie können wir neuen Attacken vorbeugen?
Ein Durchbrechen des Kreislaufes aus Stress, Anspannung und Schmerz ist wichtig, damit der Spannungskopfschmerz nicht chronisch wird. Zudem zählen Schmerzen ebenfalls zu den Stressoren, die uns in eine Schmerz-Stressspirale führen können. Leiden wir unter andauernden Schmerzen können wir ein Schmerzgedächtnis entwickeln. Das bedeutet, dass wir uns unbewusst an die Schmerzen erinnern und so sensibler in der Wahrnehmung werden.
Alt bewährt und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Leitlinien von Fachgesellschaften zur Akuttherapie des Spannungskopfschmerzes aufgeführt: 10%iges Pfefferminzöl in ethanolischer Lösung. Siehe auch Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerzen.
Auf der Grundlage wissenschaftlicher Studien hat die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft evidenzbasierte Empfehlungen zur Selbstmedikation von Spannungskopfschmerzen entwickelt:
Medikamente der 1. Wahl:
- Einzeldosis mit 1000 mg Acetylsalicylsäure
- Einzeldosis mit 400 mg Ibuprofen
- Einzeldosis der fixen Kombination aus 1 – 2 Tabletten mit je 250 mg Acetylsalicylsäure + 200 mg Paracetamol + 65 mg Coffein
Medikament der 2. Wahl:
- Einzeldosis mit 1000 mg Paracetamol
Dabei wird empfohlen, die Medikamente nicht mehr als an 10 oder mehr Tagen pro Monat eigenständig anzuwenden. Zur genauen Abklärung und Behandlungsempfehlung empfiehlt sich die Untersuchung bei einem Spezialisten.
Die DMKG rät:
„Gelegentliche Spannungskopfschmerzen können mit einfachen Schmerzmitteln behandelt werden. Bei der chronischen Form stehen nicht-medikamentöse Verfahren im Vordergrund, etwa Stressbewältigung, Entspannungsübungen, Bewegung und Biofeedback. Anti-Depressiva können die Schmerzverarbeitung im Gehirn beeinflussen.“
Neben einer effizienten Akuttherapie ist Prävention das Wichtigste
Der Übergang in eine chronische Form sollte durch eine schnelle Behandlung vermieden werden. Wesentlicher Bestandteil ist die Prävention durch die Vermeidung bekannter Stressfaktoren. Entspannungen, regelmäßig und leichter Ausdauersport, erholsamer Schlaf sowie geregelte Essenszeiten mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr dienen nachweislich der Vorbeugung des Spannungskopfschmerzes.
PTA-Wissen kompakt:
- Die Apotheke dient in den meisten Fällen als 1. Anlaufstelle. Eine umfassende Beratung ist daher besonders wichtig.
- Der Spannungskopfschmerz unterscheidet sich im Auftreten und anhand der Schmerzintensität deutlich von der Migräne.
- Die Lebensqualität wird stark beeinflusst, daher wird eine schnelle und fachkundige Therapie empfohlen.
- Eine ärztliche Abklärung ist bei plötzlich, erstmalig auftretenden Kopfschmerzen mit hohem Schmerzcharakter ratsam.
- Pfefferminzöl ist zur Akuttherapie des Spannungskopfschmerzes nachweislich geeignet, insbesondere bei Kindern oder in der Schwangerschaft sollte dieser Therapieform der Vortritt gegeben werden, zudem sind keine Neben- oder Langzeitwirkungen bekannt.
- Selbstmedikation nach Empfehlung des DMKG.
- Gefahr des chronischen Medikamentenkopfschmerzes bei fortlaufender und selbständiger Medikamenteneinnahme, Beachtung der 10-20 Regel.
- Verwendung eines Kopfschmerztagebuchs oder einer entsprechenden App.
- Der TK-Kopfschmerzreport.
Quellenangaben
- Prof. Göbel erklärt im Video wie die Migräne-App Informationen über Migräne und Kopfschmerzen erhält und analysiert
- Pfefferminzöl in mehreren Leitlinien von Fachgesellschaften und Therapieempfehlungen etabliert. Zum Artikel.
- Die häufigsten Kopfschmerzarten- Ein Überblick der TK
- Pillen ohne Rezept- Risiken der Selbstmedikation
- Psychische Dauerbelastung. Auslöser für Spannungskopfschmerzen
- Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
- Patienten-Information zum Spannungskopfschmerz der Deutschen Migräne -und Kopfschmerzgesellschaft
- Experten-Interview mit Herrn Prof. Göbel zur Migräneerkrankung
Lesen Sie auch folgende Artikel
- „Wir haben Scharlach!“ – was Eltern und PTA wissen sollten
26.11.2024: Zu Beginn der kalten Jahreszeit häufen sich auch die Scharlach-Infektionen. Anhand der Symptome kann der Arzt meist eine eindeutige Diagnose stellen, der positive Abstrich auf Streptokokken der Sero-Gruppe A gibt dann Sicherheit.
Mehr erfahren - Mangelernährung: Ernährungsmediziner fordern Maßnahmen
14.11.2024: Berlin, 12. November 2024 – Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern betrifft jeden vierten bis fünften Patienten und bleibt oft unbehandelt. Mit fatalen Folgen.
Mehr erfahren - E-Rezept: Was Sie jetzt darüber wissen sollten
12.11.2024: E-Rezept: Was Sie jetzt unbedingt darüber wissen sollten Das elektronische Rezept hat die farbigen Formulare aus Papier abgelöst. Apotheken- und verschreibungspflichtige Medikamente können Patienten jetzt
Mehr erfahren