COPD im Winter: Erhöhtes Risiko und wichtige Tipps für Betroffene
Zu COPD gehören eine chronische Entzündung der Bronchien sowie Lungenemphysem. Hauptsächlich sind (Ex-)Raucher betroffen. Die Leitsymptome sind Atemnot und produktiver Husten.
Kalte Luft und akute Infekte können lebensbedrohliche Exazerbationen auslösen, die auch die Grunderkrankung verschlechtern. Wichtige Informationen zur Beratung Betroffener erhaltet ihr im Folgenden.
Was ist COPD?
Das Akronym COPD steht für »chronic obstructive pulmonary disease«, zu Deutsch chronisch-obstruktive Lungenerkrankung. Zu Beginn besteht »lediglich« eine chronische Bronchitis. In diesem Stadium gibt es noch Hoffnung auf Heilung – vorausgesetzt, der Patient hört sofort auf zu rauchen.
AHA-Symptome bei COPD
Geschieht das nicht, kommt mit der Zeit das Lungenemphysem dazu: Die Lungenbläschen werden irreversibel geschädigt und die Lunge überbläht sich, was das Atmen immer mehr erschwert. Jetzt bestehen keine Heilungschancen mehr. Oberstes Behandlungsziel ist, das stetige Voranschreiten der Erkrankung maximal auszubremsen. Auch hierzu ist ein sofortiger Rauchstopp unerlässlich.
Die hauptsächlichen Beschwerden durch COPD werden auch als AHA-Symptome zusammengefasst: Atemnot, Husten und Auswurf. Zu Beginn besteht die Atemnot lediglich unter Belastung, später tritt sie auch in Ruhe auf.
COPD: alles, nur nicht harmlos
Neun von zehn COPD-Patienten rauchen oder haben früher geraucht. In wenigen Fällen steckt ein Mangel an Alpha-1-Antitrypsin hinter der Erkrankung. Das Protein schützt die Lunge vor dem Abbau durch den eigenen Organismus.
Auch eine Exposition mit Staub oder Dämpfen, etwa am Arbeitsplatz, kann eine COPD auslösen. Diese Schadstoffe schädigen das Flimmerepithel, sodass es nicht mehr ausreichend in der Lage ist, seine Reinigungsaufgaben zu erfüllen.
Warum COPD kein harmloser Husten ist
Das Gewebe verdickt und durch den erhöhten Druck beim Ausatmen werden auch mehr und mehr Lungenbläschen zerstört. Experten gehen davon aus, dass etwa jeder zehnte Deutsche unter COPD leidet.
Da die meisten von ihnen Rauchern sind, wird COPD häufig als »Raucherhusten« verharmlost. Es handelt sich jedoch um eine sehr schwerwiegende Erkrankung, die die Lebenserwartung um etwa fünf bis sieben Jahre verringert. COPD ist die dritthäufigste Todesursache weltweit – Tendenz steigend!
Exazerbierte COPD: großes Risiko vor allem im Winter
Neben der schrittweisen Verschlechterung im normalen Krankheitsverlauf kann eine COPD auch exazerbieren. Eine Exazerbation kann beispielsweise durch akute Infekte, aber auch kalte Luft ausgelöst werden. Oft ist es auch eine Kombination beider Faktoren. Gleichzeitig erhöht COPD die Infektanfälligkeit – ein Teufelskreis. Bei einer COPD-Exazerbation verschlechtern sich die Symptome plötzlich.
Schnell kann es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Schlägt die Notfallmedikation nicht zeitnah an, muss ein Notarzt gerufen werden. Hinzu kommt, dass Exazerbationen auch zu einer dauerhaften Verschlechterung führen können. Häufig ist die Erkrankung nach Abklingen der Exazerbation schlimmer als vorher. Je weiter die COPD fortschreitet, desto häufiger sind Exazerbationen.
Medikamentöse COPD-Therapie
In der Behandlung von COPD werden vor allem Bronchodilatatoren eingesetzt: Kurzwirksame Betamimetika sollen im Akutfall Atemnot lindern; langwirksame Betamimetika, Anticholinergika und Theophyllin eignen sich als Dauermedikation. Auch PDE-4-Hemmer können zur COPD-Therapie eingesetzt werden, laut aktueller Erkenntnisse vornehmlich als Zusatztherapie. Kortison in Form eines Inhalats soll Entzündungen reduzieren.
Eine orale Einnahme von Kortikosteroiden ist wegen der schwerwiegenden Langzeitnebenwirkungen nicht üblich. In Einzelfällen ist sie jedoch alternativlos, insbesondere wenn die/der Betroffene gleichzeitig unter Asthma leidet. Eine Exazerbationsprophylaxe mit Azithromycin ist umstritten.
Es wurden zwar positive Effekte beobachtet, gleichzeitig besteht jedoch ein großes Risiko von Hörschäden sowie der Bildung resistenter Bakterienstämme.
Nicht-medikamentöse Behandlung von COPD
Neben geeigneten Medikamenten gibt es einige andere wichtige Pfeiler in der Behandlung von COPD:
- sofortiger und vollständiger Rauchverzicht
- Patientenschulung
- Atemtherapie, Physiotherapie, Lungensport
- Klopfmassagen
- Aufrechterhaltung von Normalgewicht (erschwert die Atemnot das Essen, sollten häufig kleine Portionen verzehrt werden)
- Prävention von Infekten
Viele Ärzte raten COPD-Patienten zudem, sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen zu lassen, um das Risiko infektbedingter Exazerbationen zu reduzieren.
Was tun bei fortgeschrittener COPD?
In fortgeschrittenen Stadien sind Betroffene auf eine Sauerstofflangzeittherapie angewiesen. Hier gibt es verschiedene Konzepte. Empfehlenswert sind Systeme, die den Patienten Mobilität ermöglichen, um die Lebensqualität zu erhöhen. Je nachdem, in welchen Bereichen der Lunge die Schädigungen am stärksten ausgeprägt sind, ist eine operative Volumenreduktion möglich, um die Überblähung zu reduzieren.
Eine Lungentransplantation als letzte Option kommt nur für Patienten in Frage, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Hier spielen beispielsweise das Alter und die Komorbidität eine Rolle. Raucher sind von einer Lungentransplantation ausgeschlossen.
COPD: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- COPD ist eine chronische, unheilbare Lungenerkrankung.
- Unter dem Begriff COPD werden chronische Bronchitis und Lungenemphysem zusammengefasst.
- Charakteristisch sind die AHA-Symptome Atemnot, Husten und Auswurf.
- 90 % der COPD-Fälle werden durch Nikotinabusus verursacht. Dazu zählt auch das Passivrauchen. Selten liegt der Erkrankung eine Exposition mit anderen Schadstoffen oder ein Alpha-1-Antitrypsinmangel zugrunde.
- Exazerbationen sind oft lebensbedrohlich. Sie werden vor allem durch akute Infekte, aber auch andere Faktoren wie etwa kalte Luft ausgelöst.
- Eine Exazerbation kann die Grunderkrankung irreversibel verschlechtern.
- Als medikamentöse Therapie werden Bronchodilatatoren, PDE-4-Hemmer und Kortikosteroide eingesetzt. Azithromycin zur Vorbeugung von Exazerbationen ist umstritten.
- Ein bedeutender Pfeiler der Behandlung ist ein sofortiger Rauchstopp.
- Patientenschulungen, Atemtherapie, Lungensport und Klopfmassagen gehören ebenfalls zu den wichtigsten Maßnahmen.
- In späteren Stadien ist eine Sauerstofflangzeittherapie notwendig.
- Möglich, wenn auch nicht für alle Patienten, sind eine operative Volumenreduktion oder eine Lungentransplantation.
- Neben einer individuellen Medikamenteneinstellung, einer Kontrolle durch einen Pulmologen ist eine Inhalationsschulung sowie eine spätere Kontrolle der Technik von entscheidender Bedeutung. Siehe auch: COPD: Neuer GOLD-Standard betont die individualisierte Therapie.
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Salbe, Creme oder Gel: Formen, Unterschiede und Anwendungstipps
Salbe, Paste, Gel oder Creme? Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Darreichungsformen erläutert PTA Claudia Faber. Oft wird der Begriff „Salbe“ im Apothekenalltag für alle halbfesten Zubereitungen verwendet. Dabei gibt es feine Unterschiede die nicht nur die Beschaffenheit des hergestellten Arzneimittels sondern auch seine Haltbarkeit beeinflussen.
Um diese richtig bestimmen zu können empfiehlt sich in den meisten Fällen ein genauer Blick auf die Grundlage.
Salbenarten und ihre Eigenschaften
Salben bestehen aus einer einheitlichen, einphasigen Grundlagen. Dabei lassen sich drei Salbenqualitäten unterscheiden.
- Hydrophobe Salben können kein, oder nur kleine Mengen Wasser aufnehmen. Vaseline, Wachse, Paraffine, Öle und Fette gehören zu den Bestandteilen dieser Salben.
- Wasseraufnehmende Salben, die synonym auch Absorptionsbasen genannt werden, stellen ebenfalls ein lipophiles System aus Lipiden, Fetten, Ölen, Wachsen oder Paraffinen dar. Sie weisen jedoch noch zusätzlich W/O- oder O/W Emulgatoren auf, die eine Wasseraufnahme überhaupt erst möglich machen – zunächst aber noch kein Wasser. Durch die Zugabe von Wasser entsteht aus der wasseraufnehmenden Salbe eine Creme.
- Hydrophile Salben bestehen aus Macrogolen (= Polyethylenglycolen). Diese können flüssig oder fest sein und sind in kaltem Zustand mit Wasser mischbar.
Bei der „Hydrophilen Salbe DAB“ handelt es sich jedoch nach der Salbensystematik nicht wirklich um eine hydrophile Salbe sondern um eine wasseraufnehmende Salbe. Die Bezeichnung ist missverständlich.
Cremes und ihre Phasenverteilung: Einfluss von W/O- und O/W-Emulgatoren
In der Apotheke verkaufen wir meist Cremes. Sie haben die größte Bedeutung in der Rezeptur und bestehen aus einer hydrophilen und einer lipophilen Phase. Bei der lipophilen Phase muss es sich dabei immer um eine wasseraufnehmende Salbe handeln. Ob eine Creme dabei lipohil oder hydrophil ist hängt vom eingesetzten Emulgator ab, der die Phasenverteilung bestimmt.
- Bei Hydrophoben Cremes ist die äußere Phase lipophil und die innere Phase hydrophil. Sie werden durch W/O-Emulgatoren gebildet (Zum Beispiel: wasserhaltige Wollwachsalkoholsalbe)
- Bei Hydrophilen Cremes verhält es sich genau andersherum. Die äußere Phase ist hydrophil und die innere Phase lipophil. Sie werden durch O/W-Emulgatoren gebildet. (Zum Beispiel: wasserhaltige hydrophile Salbe)
Gele in der Pharmazie: Unterschiede zwischen Hydro- und Oleogelen
Bei den Gelen handelt es sich um Flüssigkeiten die durch ein Quellmittel geliert wurden.
- Bei Hydrogelen wird dabei ein Gelbildner und eine hydrophile Flüssigkeit eingesetzt. Es kann sich dabei um Wasser, Glycerol oder Propylenglycol handeln, die mit Cellulosederivaten oder Polyacrylsäure ein Gel bilden das nach dem Auftragen durch Verdunstung einen kühlenden Effekt auf der Haut hinterlässt.
- Die Oleogele hingegen sind lipophile Gele, die in der Praxis eher selten vertreten sind. Sie bestehen aus Paraffinen oder Polyehtylenen die mit lipophilen Gelbildnern geliert werden.
Wann wird aus Salbe, Creme oder Gel eine Paste?“
Pasten definieren sich über ihren Großen Anteil an fein dispergiertem Feststoff. Dieser kann sowohl in Salbe als auch in eine Creme oder ein Gel eingearbeitet sein. Bei einem Feststoffanteil von mehr als 20% wird von einer Paste gesprochen.
Festlegen der Haltbarkeit
Ist man sich nun im Klaren darüber mit welcher Grundlage man arbeitet, kann man mit Hilfe des NRFs die Haltbarkeit der Zubereitung festlegen. Unter Allgemeine Hinweise in der Tabelle I.4.-2. Findet man Richtwerte für Aufbrauchsfristen von Rezepturen.
Die Verwendung der angegebenen Haltbarkeiten setzt allerdings voraus, dass alle in der Salbe enthaltenen Wirkstoffe stabil sind und alle wasserhaltigen Zubereitungen vorher mit einem geeigneten Konservierungsmittel haltbar gemacht wurden.
Quellenangaben
- Frauenärzte im Netz: Ursachen der Harnwegsinfektion
- Frauenärzte im Netz: Harnwegsinfektion bei Schwangeren
- Frauenärzte im Netz: Therapie der Harnwegsinfektion
- Frauenärzte im Netz: Vorsorge gegen Harnwegsinfektion
- Artikel Apotheken-Umschau
- Embryotox: Cefuroxim
- Embryotox: Bakterielle Infektionen
- S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen
- Mutterschaftsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses
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Magnesium bei der Migräne-Behandlung: Wirklich ein Heilsbringer?
Hilft Magnesium bei Migräne? PTA Jan Sajfutdinow fasst den aktuelles Stand des Wissens hierzu zusammen.
Der chronisch-rezidivierende Kopfschmerz tritt bei ca. 7 % der Männer und 13 % der Frauen auf, drei Mal mehr Frauen leiden im Alter zwischen 35 – 45 Jahren an der neurologischen Erkrankung.
Meist beginnt der periodisch wiederkehrende, oft halbseitige Kopfschmerz in Verbindung mit Übelkeit und Schwindel in den Morgenstunden, verstärkt wird er durch körperliche Betätigung, Lärm, Licht, Gerüche oder andere externe Einflüsse.
Aura und Anzeichen: Navigieren durch die Vorläufer der Migräne
In 30% der Fälle kündigt sich die Migräne wenige Stunden bis 2 Tage vorausgehend an, dauert bei den meisten Patienten aber nur etwa 2 Stunden. In dieser Zeit treten verstärkt Müdigkeit und Geräuschempfindlichkeit auf, Verstopfungen und Heißhungerattacken können allenfalls vorhanden sein, werden aber von den meisten Patienten falsch wahrgenommen, wodurch eine beginnende Migräneattacke nicht bemerkt wird.
In ca. 10-20 % der Fälle geht eine s.g. Aura voraus, es treten meist visuelle Störungen wie Flimmerskotome (Gesichtsfeldausfall in Verbindung mit hellem, flimmernden Licht) , Verlust des räumlichen Sehens und Unschärfe auf. Aber auch andere neurologische Ausfälle wie Kribbeln in den Armen und Beinen sowie im Gesicht und der Verlust der Berührungsempfindung können vorhanden sein, gehen aber wieder vollständig zurück.
Studienlage nicht eindeutig
Eine Studie von 1996 mit 81 Probanden ergab, dass die Migräneattacken unter 600 mg Magnesium für 3 Monate eine Reduktion der Häufigkeit um 41,6 % ergaben, unter Placebo hingegen nur 15,8 %. Eine weitere Studie von 1996 hingegen konnte dieses Ergebnis nicht erzielen.
Eine randomisierte, doppelt verblindete Studie an 24 Patientinnen mit menstrueller Migräne konnte keine Wirksamkeit zur Migräneprophylaxe zeigen. Eine weitere doppelblinde, randomisierte Studie an 150 Patienten wurde nach der Zwischenauswertung von 69 Patienten frühzeitig abgebrochen, da keine Überlegenheit von 486 mg Magnesium gegenüber Placebo feststellbar war.
Alle Studien weisen viele methodische Unstimmigkeiten auf, wie die Applikation verschiedener Magnesiumsalze in unterschiedlichen galenischen Darreichungsformen und schwankender Konzentrationen. Somit ist eine endgültige Aussage zur Wirksamkeit erschwert, was weitere unabhängige und qualitativ hochwertige Studien unabdingbar macht.
Letztendlich kann man trotzdem sagen, dass die bisherige Studienlage in Richtung eines positiven Nutzens tendiert.
Trotzdem empfehlen
In Deutschland sind die meisten Menschen mit Magnesium unterversorgt. Die tägliche Zufuhr liegt bei ca. 200-300 mg Magnesium, der tägliche Bedarf bei etwa 400 mg. Nicht selten treten verschiedene Symptome wie Muskelkrämpfe, zuckende Augenlieder und Herzrhythmusstörungen auf. Migräneattacken werden durch einen Mangel an Magnesium provoziert. Auch Medikamente wie Diuretika, Psychopharmaka, Antibiotika und Antiarrhythmika rauben dem Körper Magnesium.
Nach umfangreicher Befragung des Patienten zur Symptomatik kann man durchaus Magnesium, v.a. bei verspannungs- und stressbedingter Migräne bzw. Kopfschmerz empfehlen. Erfahrungsgemäß reicht zur akuten Behandlung 1x tgl. 400-600 mg Magnesium aus, besser wäre aber eine konsequente Einnahme über mind. 4 Wochen, besser 3 Monate, um den Magnesium-Speicher in den Erythrocyten zu füllen.
Treten Nebenwirkungen wie Durchfall auf, soll der Patient die gesamte Tagesdosis in mehrere Einzeldosen aufteilen und über den Tag verteilt nehmen.
Sagen Sie dem Patienten immer, dass er ein Feedback zur Wirksamkeit der Therapie geben soll. Das schafft nicht nur ein gutes Verhältnis zwischen Apotheke und Patienten, sondern dient Ihnen in der Apotheke direkt als kleine Studie zur Wirksamkeit der Mittel.
Was Ihr als PTA wissen solltet
- Bei schweren Migräneattacken (Mehr als zehn Tage pro Monat, Lähmungen) unbedingt auf Arzt verweisen.
- Studienlage nicht eindeutig interpretierbar, schlussfolgernd kann aber von einem begründeten Hinweis auf Wirksamkeit gesprochen werden.
- Nur bei Verdacht auf Magnesiummangel Magnesium substituieren (Unzureichende Magnesiumaufnahme durch Ernährung, Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörungen, etc.)
- Organische Magnesiumverbindungen (Magnesiumcitrat) werden schneller resorbiert, sind aber nicht stärker wirksam als anorganische Magnesiumverbindungen (Magnesiumoxid).
- Magnesiumsubstitution mindestens 3 Monate mit 400-600 mg Magnesium pro Tag.
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Niacin (Vitamin B3): Das Wundermittel gegen Krebs?
Das Coenzym Niacin ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt und vor allem für seine Bedeutung in der Energiegewinnung sowie der Zellregeneration bekannt.
In etlichen Studien wurde das Potenzial des, auch als Vitamin B3 bezeichneten Nährstoffs, untersucht. Doch welchen Nutzen hat Niacin bei Krebs oder zur Senkung des Cholesterinspiegels?
Vitamin B3-Stufen und Niacin-Flush
Das in den meisten Arzneimitteln verwendete Nicotinamid muss im Darm erst in Nicotinsäure umgewandelt werden. Diese gelangt dann in die Blutbahn, wo es schließlich zur Leber transportiert wird. Die Leber kann aber auch selbst Vitamin B3 bilden – hierfür wird mithilfe von Vitamin B6 aus der Aminosäure Tryptophan die Coenzyme NAD und NADP gebildet. Diese sind an den unterschiedlichsten Stoffwechselvorgängen beteiligt. Niacin kann vom Körper kaum gespeichert werden, sodass wir auf eine gute Versorgung angewiesen sind.
Die Mengen, die gespeichert werden können, werden in der Leber deponiert, weswegen eine stetige Überversorgung auch Gelbsucht hervorrufen kann. Führt man die Nicotinsäure dem Körper direkt zu, beispielsweise als Nahrungsergänzungsmittel, geht nicht nur ein großer Teil durch die Magen-Darm-Passage verloren, sondern man muss auch mit dem sogenannten „Niacin-Flush“ rechnen. Bei diesem erweitern sich die Blutgefäße plötzlich und rasch, sodass es zu starkem Kribbeln und Jucken sowie Hautrötungen kommen kann.
Unterschied „pflanzliches/tierisches“ Vitamin B3 und Pellagra
Im Gegensatz zu vielen anderen Vitaminen ist Niacin relativ hitzestabil. Auch längere Lagerung führt kaum zu einer Verminderung des Gehalts. Allerdings ist der Nährstoff gut wasserlöslich, sodass beim Kochen viel in das Wasser übergeht. Es empfiehlt sich deswegen beim Blanchieren von Gemüse das verwendete Wasser im folgendem Kochvorgang weiter zu benutzen.
Aus tierischen Erzeugnissen kann der menschliche Körper besser und effektiver Vitamin B3 gewinnen. Das liegt einerseits daran, dass der Niacingehalt in diesen Lebensmitteln meist ohnehin höher ist und andererseits auch, dass in pflanzlichen Erzeugnissen das Vitamin B3 oftmals gebunden vorliegt und diese Verbindungen schwer aufgespalten werden können. Erst durch entsprechende Vorbehandlung kann das „pflanzliche“ Niacin dem Körper zugänglich gemacht werden. Bei der Getreideverarbeitung wird beispielsweise stark kalkhaltiges Wasser verwendet, sodass im Magen-Darm-Trakt eine bessere Resorption des Vitamins erfolgen kann.
Beobachtet werden konnte das vor allem in Ländern, die sehr viel Mais und/oder Hirse auf dem Speiseplan stehen haben. Hier kann, ohne Zutun, das Vitamin B3 nicht resorbiert werden und die Eigenversorgung durch die Leber reicht nicht aus, um ein Defizit zu verhindern. Es kommt zu Pellagra, der sogenannten Niacinmangelkrankheit.
Erste Anzeichen sind neben Verdauungsstörungen und Appetitverlust auch körperliche Schwäche. Bei länger bestehendem Mangel kommt es zu Hautveränderungen, ähnlich der Flush-Symptome. Diese verschlimmern sich bei Sonneneinstrahlung abermals. Im weiteren Verlauf kommt es zu Depressionen und Demenz bis Pellagra bei nicht-Behandlung schließlich durch Multiorganversagen tödlich endet.
Niacin in der Medizin: Cholesterin, Krebs und Covid-19
Gerade im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel wird gern das Blaue vom Himmel versprochen. Vor allem im Bereich der Cholesterinsenkung, hat man sich von Vitamin B3 viel erhofft. Wenn sogenannte „Statine“ (Arzneistoffe, die als Cholesterinsenker bzw. Lipidsenker eingesetzt werden) alleine nicht mehr ausreichten, setzte man Niacin hoch dosiert ein – neben der LDL-Senkung sollte auch das HDL erhöht werden. Beides würde sich positiv auf die Blutfettwerte auswirken.
Groß angelegte Studien zeigten, dass sich die Werte bei Einnahme oder nicht-Einnahme nicht signifikant unterschieden. Zusätzlich traten bei der Gruppe, der Niacin verabreicht wurde zahlreiche Nebenwirkungen auf: Myopathie, gastrointestinalen Beschwerden und Verschlechterung bzw. Neuauftreten von Diabetes mellitus. Vor allem bei der gleichzeitigen Einnahme von Statinen wurde das Schlaganfallrisiko deutlich erhöht. Aufgrund des schlechten Nutzen-Risiko-Verhältnisses wurde das Medikament 2013 vom Markt genommen.
Vor allem bei der DNA-Regeneration spielt Niacin eine große Rolle, weswegen es gern bei Piloten zum Schutz vor Erbgutveränderungen eingesetzt wird. Auch wird ihm eine wichtige Rolle bei der Prävention von Hautkrebs zugesagt. Dies wird deutlich, wenn man sich die Auswirkungen eines Vitamin B3-Mangels genauer ansieht: (Schleim-)Hautveränderungen mit Juckreiz und Ausschlag sowie deren Verschlimmerung bei Sonneneinstrahlung.
Im Gegensatz zu den beiden bereits gut erforschten Indikationsfeldern steht man beim Einsatz von Niacin bei COVID19-Erkrankung noch am Anfang. Untersucht wird der Einsatz von Vitamin B3 bei schweren Verläufen und ob sich diese damit abmildern lassen. Einig sind sich die Wissenschaftler bei einer Sache aber jetzt schon: Vitamin B3 kann eine Erkrankung nicht verhindern.
Überblick für die Kitteltasche – Vitamin B3:
Bausteine/Wirkstoffe: Vitamin B3 wird auch als Niacin bezeichnet und umfasst Nicotinsäure sowie Nicotinamid und die von ihnen abgeleiteten Verbindungen. In Arzneimitteln liegt es meist als Nicotinamid vor, wohingegen in Lebensmitteln meist Nicotinsäure verwendet wird. Dieses kann die Leber aus der Aminosäure Tryptophan auch selbst bilden.
Funktion(en) im Körper:
- Erhalt eines normalen Energiestoffwechsels
- Erhalt einer normalen Funktion des Nervensystems
- Erhalt normaler psychischer Funktionen
- Erhaltung gesunder Schleimhäute
- Erhalt normaler Haut
- zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung
Bezugsquellen:
Bohnenkaffee, Fleisch, insbesondere Innereien, Fisch, Vollkornprodukte, Mungobohnen, Erdnüsse, Pilze.
Richtwerte:
Angabe in mg-Äquivalente/Tag
(1 mg Niacin-Äquivalente = 1 mg Niacin = 60 mg Tryptophan)
Säuglinge:0 bis unter 4 Monate: 2 mg/Tag4 bis unter 12 Monate: 5 mg/Tag
KinderundJugendliche:1 bis unter 4 Jahre: 8 mg/Tag4 bis unter 7 Jahre: 9 mg/Tag
7 bis unter 10 Jahre: 11 mg/Tag (männlich) 10 mg/Tag (weiblich)10 bis unter 13 Jahre: 13 mg/Tag (männlich) 11 mg/Tag (weiblich)
13 bis unter 15 Jahre: 15 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
15 bis unter 19 Jahre: 17 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
Erwachsene:
19 bis unter 25 Jahre: 16 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
25 bis unter 51 Jahre: 15 mg/Tag (männlich) 11 mg/Tag (weiblich)
51 bis unter 65 Jahre: 16 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
65 Jahre und älter: 14 mg/Tag (männlich) 11 mg/Tag (weiblich)
Schwangere: 2. Trimester: 14 mg/Tag 3. Trimester: 16 mg/Tag
Stillende 16 mg/Tag
Quelle: Niacin Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
Symptome einer Untervorsurgung:
Hautveränderungen
· Konzentrationsverlust
· Schlafstörungen
· Reizbarkeit
· Depressionen
· Appetitverlust
· Durchfall
· Schleimhautentzündungen ( vor allem im Mund- und Darmbereich)
Risikogruppen für Unterversorgung:
· Kupfer-Mangel verschlechtert die Resorption von Vitamin B3
· Mangelernährung, Diäten oder einseitige Ernährungsgewohnheiten sowie Magersucht
· Alkoholismus
· Leberzirrhose
· chronischer Durchfall
· Hartnup-Krankheit (vererbte Stoffwechselstörung)
Symptome einer Überversorgung
· Hitzegefühl
· Hautrötungen in Gesicht, Nacken und Armen
· Nesselsucht mit stark juckenden Quaddeln und Hautjucken
· Durchfall, Übelkeit und Erbrechen
· Gelbsucht, Schädigung der Leber
· Glucoseintoleranz
Freund:
· Kalk
- In pflanzlichen Lebensmitteln liegt das Niacin meist gebunden vor, sodass es vom Körper kaum aufgenommen werden kann. Setzt man diesen Verbindungen einen „attraktiveren“ Partner vor, lösen sie sich und die Resorption verbessert sich
Feind:
· Medikamente:
- ASS hemmt Resorption von Vitamin B3
- bei Höher Niacin-Aufnahme wird die Wirkung bestimmter Epilepsie-Medikamente verstärkt (Carbamazepin und Primidon)
- L-Dopa hemmt Resorption von Vitamin B3
- Hohe Dosen Niacin können Gicht verschlimmern und die Wirkung von Allopurinol verringern
· Alkohol
- Niacin in Kombination mit Alkohol löst einen „Mini-Flush“ aus, welcher zu Hautrötungen mit Hitzegefühl und Juckreiz führt
PTA Wissen kompakt:
- Bei der Einnahme von hohen Dosen Nicotinsäure (über 30mg/Tag) muss man einem sogenannten „Niacin-Flush“ rechnen, bei dem sich die Gefäße plötzlich und rasch erweitern. Dies führt zu kribbeligen und juckenden Hautausschlägen. Bei der Einnahme von Vitamin B3 in Form von Nicotinamid ist mit dieser Nebenwirkung nicht zu rechnen.
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt in Nahrungsergänzungsmitteln nicht mehr als folgende Mengen beizusetzen: 4 mg Nicotinsäure, 160 mg Nicotinsäureamid oder 4,4 mg Inosithexanicotinat (Inositolniacinat) pro Tagesdosis
Außerdem sollten Schwangere weniger als 16 mg Nicotinamid am Tag durch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. - Viele Schwangere haben (vor allem im ersten Trimester, wenn die Organe gebildet werden) einen Niacin-Mangel. In einem guten Schwangerschafts-Vitamin-Präparat sollte daher Vitamin B3 auf jeden Fall vertreten sein.
- Auch bei Alkoholikern tritt oftmals ein Niacin-Mangel auf. Gerade in dieser Patientengruppe wäre ein guter Vitamin B3-Spiegel aber wichtig, da dieser einer Leberfibrose (und übrigens auch einer Fettleber) vorbeugen kann.
- Wie auch die anderen B-Vitamine wirkt sich Niacin positiv auf die kognitiven Fähigkeiten aus. Um Demenz und Alzheimer vorzubeugen bietet sich daher an, auf eine ausreichende Versorgung zu achten.
Quellenangaben
- Für alle, dies es genauer wissen wollen:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. aufgerufen am 19.09.2021
https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/niacin/
und
https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/niacin/?L=0
sowie
Deutsche Verbraucherzentrale, aufgerufen am 19.09.2021
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/niacin-warum-ergaenzen-13833 - Studien zum Nachlesen
National Library of Medicine, aufgerufen am 10.10.2021
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25014686/
und
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20932352/ - Referenzwerte Lebensmittel: Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, aufgerufen am 19.09.2021
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.2903/sp.efsa.2017.e15121 - Bundesinstitut für Risikobewertung, aufgerufen am 19.09.2021
https://www.bfr.bund.de/cm/343/hoechstmengenvorschlaege-fuer-niacin-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf
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Probiotika: Sinnvolle Helfer für den Darm?
Die guten Vorsätze für das neue Jahr sind noch nicht vergessen und jetzt kommen die Frühlingsgefühle hinzu: Viele Kunden möchten das Frühjahr nutzen, um ihre Lebensweise gesünder zu gestalten. Damit steigt auch die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln.
Probiotika befinden sich somit nicht nur bei jedem Menschen im Darm, sondern auch in aller Munde. Sie gelten als ungefährlich und werden zum Teil sogar als wahre Wundermittel gepriesen. So ist gerade die Nachfrage nach probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln hoch.
Probiotika-Debatte: Sinn oder Unsinn nach Antibiotika-Behandlungen?
Weil sie die Nebenwirkungen von Antibiotika auf den Darm abschwächen oder gleich ganz verhindern sollen, werden sie gern im Anschluss an eine Antibiose eingenommen.
Zahllose wissenschaftliche Studien zur Wirkung von Probiotika haben zudem ergeben, dass die gesunden Darmbakterien eine positive oder vorbeugende Wirkung auf zahlreiche Erkrankungen von Diabetes über Depressionen bis Darmkrebs haben könnten. Doch ist es wirklich sinnvoll, eine entsprechende Nahrungsergänzung einzunehmen?
Das Darmmikrobiom: Bakterien in Hülle und Fülle
Im menschlichen Darm leben Billionen von Bakterien, am stärksten besiedelt ist der Dickdarm. Dabei handelt es sich längst nicht immer um Krankheitserreger, denn es gibt auch „gute“ Darmbakterien. Sie bilden einen wichtigen Teil des Darmmikrobioms, zu dem auch noch Viren, Pilze und Archaeen gehören.
Die Zusammensetzung der Bakterienflora ist bei jedem Menschen individuell. Wichtige Einflüsse sind die Ernährung, der Lebensstil und eventuelle Erkrankungen.
Hilfreiche Darmbakterien helfen bei der Verdauung. Zudem bekämpfen sie Krankheitserreger und unterstützen das Immunsystem.
Antibiotika beeinflussen die Darmflora
Die Einnahme von Antibiotika hat auch auf die Darmbakterien einen negativen Einfluss. Die Darmflora wird verändert und so sinkt die Resistenz gegen durchfallauslösende Keime. Aus diesem Grund kommt es während oder nach einer Antibiose häufig zu Diarrhöen, zudem wird das Immunsystem insgesamt geschwächt. Gerade nach einem überstandenen Infekt wäre es jedoch wichtig, dass das Immunsystem schnell wieder »auf die Beine« kommt.
Hier kommen probiotische Nahrungsergänzungsmittel ins Spiel. Sie werden gern im Anschluss an eine Antibiose empfohlen. Studien suggerieren eine moderate vorbeugende Wirkung von Probiotika gegen Durchfälle infolge einer Antibiotikaeinnahme.
Nebenwirkungen von Probiotika?
Eine Meta-Analyse von 23 Studien ergab, dass die Gabe von Probiotika durchaus Risiken birgt – allerdings nur für Kinder, die unter einer Immunschwäche leiden oder anderweitig stark geschwächt sind.
Auch eine dauerhafte Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel sowie hohe Dosierungen könnten unerwünschte Effekte nach sich ziehen: Eine wissenschaftliche Studie liefert Hinweise, dass darauf nicht nur Beschwerden wie Blähbauch und Flatulenzen zurückgehen, sondern sogar vorübergehende Verwirrtheitszustände.
Studienleiter Dr. Satish Rao warnt deshalb: »Probiotika sollten nicht als Nahrungsergänzungsmittel, sondern als Medikamente gesehen werden.«
Zur Darmsanierung nach einer Antibiose ist der vorübergehende Einsatz von Probiotika jedoch durchaus sinnvoll und auch empfehlenswert.
Stuhltransplantation statt Probiotika?
Dabei gilt es jedoch, die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung aus Israel zu bedenken: Diese ergab, dass die Einnahme von Probiotika im Anschluss an eine Antibiotikatherapie bei den Probanden zwar für eine Wiederansiedlung von gesunden Bakterien im Darm sorgte, aber dadurch nicht der gleiche Zustand wie vor der Antibiose erreicht werden konnte.
Stattdessen verhinderte die Nahrungsergänzung sogar, dass die Darmflora wieder ihre ursprüngliche Zusammensetzung erreichte. Unter diesem Gesichtspunkt könnte eine autologe Stuhltransplantation hilfreicher sein.
Die israelischen Studien ergaben, dass nicht jeder Mensch von allen Bakterienstämmen profitieren kann. Möglicherweise wird daher in Zukunft durch einen Stuhltest ermittelt, welche Stämme für einen bestimmten Patienten geeignet sind.
Bei langanhaltenden Darmbeschwerden, Fieber und Blut im Stuhl muss ein Arzt aufgesucht werden.
Pro-, Prä- und Synbiotika: Was ist was?
Probiotische Präparate enthalten lebensfähige Mikroorganismen. Bei Präbiotika hingegen handelt es sich um das »Futter« der gesunden Darmbakterien, also unverdauliche Ballaststoffe. Synbiotika enthalten sowohl Mikroorganismen als auch Ballaststoffe und sind damit besonders empfehlenswert.
Die Präparate sind als Tabletten, Kapseln oder Trinkampullen erhältlich. Bei der Lagerung müssen die Hinweise auf der Verpackung beachtet werden. Manche Produkte werden im Kühlschrank aufbewahrt.
Idealerweise sollten Probiotika eine halbe Stunde bis unmittelbar vor einer fetthaltigen Mahlzeit eingenommen werden.
Die Wirkung »probiotischer« Lebensmittel wie spezieller Joghurts ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Deshalb dürfen die Hersteller auch nicht mehr mit positiven Effekten auf die Gesundheit (»Health Claims«) werben.
Welche Probiotikastämme sind zu empfehlen?
Da in Studien viele verschiedene Bakterienstämme und unterschiedliche Methoden eingesetzt werden, ist es schwierig, bestimmte Stämme zu empfehlen – zumal der Effekt der einzelnen Stämme bei jedem Menschen individuell verschieden ist.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt beim Reizdarmsyndrom unter anderem die Stämme Bifidobacterium animalis ssp. lactis und Lactobacillus casei Shirota.
Außer im Darm befindet sich auch in der Vagina ein Mikrobiom. Milchsäurebakterien können in Form von Ovula den Aufbau eines physiologischen Scheidenmilieus direkt unterstützen. Hierbei handelt es sich um Präparate, die speziell für diesen Zweck ausgelegt sind und das Vaginalmilieu nachweislich aufbauen.
Was ihr als PTA wissen solltet:
- Probiotika sind insgesamt risiko- und nebenwirkungsarm.
- Wenn Darmbeschwerden länger als drei Tage anhalten, der Patient Fieber oder Blut in Stuhl hat, ist ein Arztbesuch Pflicht!
- Probiotika können antibiotikainduziertem Durchfall vorbeugen und Beschwerden nach einer Antibiose lindern.
- Neuere Ergebnisse zeigen, dass trotz Einnahme von Probiotika nach Antibiotikatherapie der vorherige Zustand nicht erreicht werden konnte und zudem eine Behinderung der Regeneration der Darmflora gegenüber der „Watch & Wait“-Gruppe bestand.
- Für immungeschwächte Kinder sind Probiotika unter Umständen nicht geeignet.
- Probiotika sollten nicht unbegrenzt oder über einen längeren Zeitraum hinweg in großen Mengen eingenommen werden.
- Neben Probiotika für die Darmflora gibt es auch spezielle Produkte für die Vaginalflora.
Quellenangaben
- Studie: Probiotika können antibioseinduzierten Diarrhöen vorbeugen
- Studie: Probiotika lindern Symptome bei Depressionen
- Studie zum Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom und kolorektalem Karzinom
- Meta-Analyse von Studien zur Wirkung von Probiotika auf Diabetes
- Studie zum Effekt von Probiotika auf das Darmmikrobiom
- Ärzteblatt informiert über Ergebnisse neuer Studie zum Thema Probiotika
- Studie: Probiotika sollten vor fetthaltigen Mahlzeiten eingenommen werden
- Studie: Probiotika lindern Reizdarm-Symptome
- DGE empfiehlt Probiotika bei Reizdarm
- Studie über Nebenwirkungen von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln
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Apothekenberatung zu L-Thyroxin
L-Thyroxin ist ein künstlich hergestelltes Schilddrüsenhormon, das vor allem bei Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt wird. Bei der Einnahme gilt es einiges zu beachten, vom Einnahmezeitpunkt bis hin zur Ernährung.
Außerdem immer im Hinterkopf behalten: mögliche Wechselwirkungen, etwa mit Betablockern, Antidiabetika und der »Pille«. Alles Wissenswerte über die Apothekenberatung zu L-Thyroxin erfahrt ihr im Folgenden.
Was ist L-Thyroxin?
Das künstlich hergestellte Schilddrüsenhormon L-Thyroxin bzw. Levothyroxin wird zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sowie nach (Teil-)Entfernung der Schilddrüse eingesetzt. Bei einer Überfunktion (Hyperthyreose) wird es manchmal in Verbindung mit Thyreostatika verordnet.
Eine typische Indikation für die L-Thyroxintherapie ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto. Das Immunsystem der Betroffenen – größtenteils Frauen – greift die Schilddrüse an. Daraufhin kommt es zu einer Entzündung und die Hormonproduktion nimmt immer weiter ab.
Eine Alternative zur Einnahme von L-Thyroxin gibt es nicht. Lediglich bei einer ganz leichten Unterfunktion ist eventuell eine orale Jodtherapie ausreichend. Zum Teil wird Levothyroxin auch in Verbindung mit Jod eingesetzt.
Der menschliche Organismus kann nicht zwischen L-Thyroxin und organischem T4 unterscheiden. T4 ist die Speicherform des Schilddrüsenhormons. Bevor es wirken kann, muss es vom Körper in T3 umgewandelt werden, indem ein Jodatom abgespalten wird.
In der Regel wird L-Thyroxin in Tablettenform verabreicht. Es gibt aber auch Tropfen und für die intensivmedizinische Behandlung bei Myxödemkoma Infusionslösungen.
Die richtige Levothyroxin-Dosis finden
Es gibt keine allgemeingültigen Dosisempfehlungen für L-Thyroxin. Für jede Patientin und jeden Patienten muss die richtige Dosis individuell ermittelt werden. Das kann bis zu mehrere Monate dauern.
Zu Beginn nehmen Betroffene 25 μg. Reicht diese Dosis nicht aus, wird sie in 25 μg-Schritten auf maximal 200 μg erhöht. Zu Beginn der Therapie erfolgen regelmäßige Blutuntersuchungen, um die Wirkung des Hormons zu überprüfen.
Ist die richtige Dosis einmal gefunden, bleibt sie jedoch nicht ein Leben lang konstant. Mit höherem Lebensalter kann sich der L-Thyroxin-Bedarf ebenso ändern wie beispielsweise durch eine Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Deshalb sollten auch bei gut eingestellten Personen regelmäßig die Schilddrüsenwerte kontrolliert werden.
Da Levothyroxin langsam über den Darm aufgenommen wird, sind keine sofortigen Behandlungserfolge festzustellen. Die Wirkung muss sich erst aufbauen.
Eine zu hohe Dosis kann sich durch Symptome bemerkbar machen, die typisch für eine Hyperthyreose sind. Dazu gehören Unruhe, Durchfall, Herzrasen und vermehrtes Schwitzen. Nach einer versehentlichen Überdosierung sollten Betroffene eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Wird die Einnahme vergessen, sollte sie nicht zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, sondern stattdessen ausfallen. Am nächsten Tag nehmen die Betroffenen dann die reguläre Dosis.
Wie nimmt man Schilddrüsenhormone ein?
Generell wird empfohlen, L-Thyroxin mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück auf nüchternen Magen mit einem Glas Leitungswasser einzunehmen. Kaffee und calciumreiche Lebensmittel wie Milch sorgen für eine verzögerte Aufnahme von Levothyroxin und eignen sich daher nicht als Flüssigkeit zur Einnahme. Auch mineralstoffhaltiges Wasser ist kein guter Partner für das Schilddrüsenhormon.
Inzwischen zeigte sich in verschiedenen Studien, dass auch eine abendliche Einnahme möglich ist – vorausgesetzt, die Patientinnen und Patienten haben zwei Stunden vorher nichts mehr gegessen und die Einnahme findet mindestens eine halbe Stunde vor dem Abendessen statt.
Die Forschungsergebnisse sind nicht eindeutig. Möglicherweise verhindert eine abendliche Einnahme Müdigkeit und Schlappheit am Morgen.
Die Einnahme muss stets zum gleichen Zeitpunkt und unter den gleichen Umständen erfolgen. Wer die Tablette immer morgens gleichzeitig mit dem Frühstück nimmt, aber aktuell gut eingestellt ist, sollte daher vorerst nichts verändern. Erst wenn eine Dosisänderung erfolgen soll, kann der Einnahmezeitpunkt dann ebenfalls geändert werden.
Die Bioverfügbarkeit von Levothyroxin ist auch abhängig von den Hilfsstoffen der einzelnen Präparate. Aus diesem Grund steht L-Thyroxin auf der Substitutionsausschlussliste des G-BA und ist von Rabattverträgen ausgenommen. Ist ein Wechsel des Präparats dennoch zwingend erforderlich, sind zu Beginn engmaschige Blutkontrollen notwendig.
Nebenwirkungen und Kontraindikationen von L-Thyroxin
In der Regel ist Levothyroxin gut verträglich. Nebenwirkungen treten meist höchstens zu Beginn der Therapie auf. Zu den häufigsten gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Herzrasen. Postmenopausal erhöht L-Thyroxin das Osteoporose-Risiko.
Ausschlusskriterien für eine Levothyroxintherapie sind:
- eine unbehandelte Hyperthyreose
- eine Nebennierenrindenschwäche
- akuter Myokardinfarkt, akute Myokarditis, akute Pankarditis
- eine unbehandelte Störung der Hypophyse
- Überempfindlichkeit gegen Levothyroxin
Bei Herzproblemen, Bluthochdruck, Epilepsie, Stoffwechselstörungen, Psychosen, Schwangerschaft, Stillzeit sowie einer bereits seit langer Zeit bestehenden Hypothyreose benötigen Betroffene zu Beginn der Therapie häufige Kontrollen.
Wechselwirkungen: mit welchen Medikamenten interagiert L-Thyroxin?
Es wäre gefühlt einfacher, aufzuzählen, mit welchen Wirkstoffen Levothyroxin nicht interagiert. Tatsächlich gibt eine Menge möglicher Wechselwirkungen. Bei euch unbekannten Kundinnen und Kunden ist es daher immer sinnvoll, nachzufragen, ob sie noch weitere Medikamente einnehmen.
Levothyroxin kann die Wirkung von Antidiabetika schwächen und die von Cumarinderivaten verstärken.
Folgende Wirkstoffe können die Aufnahme von L-Thyroxin im Darm hemmen. Zwischen der Einnahme von Levothyroxin und diesen Wirkstoffen liegen daher idealerweise mehrere Stunden:
- Ionenaustauschharze
- Gallensäurekomplexbildner
- polyvalente Kationen
Medikamente, die die Wirkung von L-Thyroxin schwächen können, sind:
- jodhaltige Kontrastmittel
- Glukokortikoide
- Betablocker
- Amiodaron
- Propylthiouracil
- Tyrosinkinasehemmer
- Barbiturate
- Sertralin
- Rifampicin
- Chloroquin
- Proguanil
- Proteasehemmer
- Carbamazepin
- Phenytion
- Orlistat
- Eisen
Die Eisenaufnahme sollte im Abstand von 2-4 Stunden zum Schilddrüsenhormon erfolgen. Bei morgendlicher Einnahme kann empfohlen werden, das Eisenpräparat abends mit einem Glas Orangensaft einzunehmen.
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Levothyroxin und folgenden Arzneimitteln steigt kurzfristig der Hormonspiegel im Blut, sinkt aber langfristig:
- Salicylate (ab 2.000 mg/Tag)
- Furosemid (ab 250 mg/Tag)
- Clofibrat
- Dicumarol
Östrogenhaltige Kontrazeptiva, eine Hormonersatztherapie sowie eine sojahaltige Ernährung können den L-Thyroxinbedarf erhöhen. Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts beeinflussen die Levothyroxin-Resorption im Darm und können (vorübergehende) Dosisänderungen notwendig machen.
Während der Schwangerschaft darf L-Thyroxin nicht zusammen mit Schilddrüsenblockern eingenommen werden.
PTA-Wissen kompakt:
- L-Thyroxin wird vor allem bei einer Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt.
- Es wirkt im Körper wie T4, die Speicherform des Schilddrüsenhormons.
- L-Thyroxin gibt es in Tabletten- und Tropfenform sowie als Infusionslösung.
- Die richtige Dosierung wird individuell in 25 μg-Schritten ermittelt und muss immer wieder überprüft werden.
- Die Einnahme erfolgt frühestens zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit und mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen. Üblicherweise wird zu einer Einnahme vor dem Frühstück geraten.
- Levothyroxin steht auf der Substitutionsausschlussliste.
- L-Thyroxin ist gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie sind Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Herzklopfen.
- Kontraindikationen sind etwa ein akuter Myokardinfarkt und eine unbehandelte Hyperthyreose.
- Levothyroxin kann mit zahlreichen Medikamenten wechselwirken.
Quellenangaben
- Psychrembel online. Levothyroxin. Stand: 02.2020. Online verfügbar unter: Abgerufen am 07.09.21.
- Rajput R, Chatterjee S, Rajput M. Can Levothyroxine Be Taken as Evening Dose? Comparative Evaluation of Morning versus Evening Dose of Levothyroxine in Treatment of Hypothyroidism. J Thyroid Res. 2011;2011:505239. doi:10.4061/2011/505239
- Am Fam Physician. 2018 Oct 15;98(8):532-534. Morning vs. Evening Administration of Levothyroxine.
- Borsch, Julia. L-Thyroxin morgens nüchtern – muss das sein? Stand: 03.2018. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/03/29/l-thyroxin-morgens-nuechtern-muss-das-sein/chapter:1. Abgerufen am 07.09.21.
- Internisten im Netz. Pressemeldung. Bei morgendlicher Mattigkeit Schilddrüsenhormone lieber abends nehmen. Online verfügbar unter: https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/bei-morgendlicher-mattigkeit-schilddruesenhormone-lieber-abends-nehmen.html. Abgerufen am 07.09.21.
- Kretschmar, Christian. Einnahmeregeln für Levothyroxin. Stand 05.2017. Online verfügbar unter: https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/levothyroxin-einnahme-regeln. Abgerufen am 07.09.21.
- L-Thyroxin mit ’nem Schluck Kaffee. Online verfügbar unter: https://www.doccheck.com/de/detail/articles/27455-l-thyroxin-mit-nem-schluck-kaffee. Abgerufen am 07.09.21.
- Schmiedel, Karin. Störanfällige Levothyroxin-Therapie. Was bei einer Hormonsubstitution zu beachten ist. Stand 07.2017. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-7-2017/stoeranfaellige-levothyroxin-therapie. Abgerufen am 07.09.21.
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Mit Pflanzen heilen – oder schaden
Wohl und Wehe, Wirkung und Nebenwirkung liegen bei Heilmitteln nah beieinander – auch und gerade bei Heilpflanzen. Den Unterschied zwischen Heil- und Giftpflanze macht meist nur die Dosis aus, und die kann von Pflanze zu Pflanze stark variieren.
Skandale um gefälschte Studien und Scheininnovationen, aber auch ein generelles Bewusstsein für gesunde und natürliche Lebensführung lassen pflanzliche Heilmittel hoch im Kurs stehen: Jedes dritte Rezeptfreie Medikament, dass in der Apotheke über den Verkaufstisch geht, ist ein Naturheilmittel. Doch wie sieht es aus mit den Möglichkeiten, den eigenen Garten in eine Apotheke zu verwandeln? Grundsätzlich gut, in unseren Breiten wachsen viele potente Heilpflanzen. Durch den gezielten Einsatz pflanzlicher Arzneien lassen sich viele positive Effekte erzeugen. Aber der Medizinschrank von Mutter Natur hält auch ein paar Gemeinheiten bereit. Wer meint, mit Kräutern und Blüten könne man nichts falsch machen, unterschätzt die Kraft der Natur.
Wer mit Heilpflanzen arbeiten will, sollte über umfangreiches Wissen über jede der eingesetzten Pflanzen verfügen. Denn während einige Heilpflanzen- und Kräuter recht bedenkenlos verarbeitet und angewendet werden können, sind andere bei falscher Anwendung sehr gefährlich. Der entzündungshemmende Beinwell beispielsweise kann äußerlich bei Zerrungen und Prellungen angewendet werden. Eine innere Anwendung hingegen schädigt die Leber und wurde in einigen Ländern bereits verboten.
Tatsächlich wird in der einschlägigen Literatur nicht zwischen Giftpflanzen, Heilpflanzen oder Arzneipflanzen unterschieden. Denn ob oder wie ein Stoff wirkt, ist zum einen Dosisabhängig und zum anderen auf die Art der Verarbeitung bzw. Verabreichung zurückzuführen.
Natürlich ist nicht bei jeder heilenden Pflanze zugleich eine Gefahr für Leib und Leben gegeben. Vergiftungen durch Pflanzen sind aber leider gerade bei Kindern sehr häufig. Hier ein paar allgemeine Hinweise zum Umgang mit Heil- und Giftpflanzen.
Sie sind allgegenwärtig
Heil- und Giftpflanzen sind überall anzutreffen, egal ob in der freien Natur, gepflegten Gärten oder öffentlichen Parkanlagen. Darunter sind mild giftige wie der Efeu, der beispielsweise zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen eingesetzt wird. Aber auch potenziell tödliche Pflanzen wie die Eibe, deren Taxane in der Chemotherapie zur Anwendung kommen können, finden sich an öffentlichen Orten.
Gerade auch als Zierpflanzen eingesetzte Gewächse wie Eisen- oder Fingerhut können schwere Vergiftungserscheinungen auslösen. Wer kleine Kinder im Haushalt hat, sollte sich über die möglichen Risiken informieren. Übersichtliche Informationen zur Wirkung verschiedener Giftpflanzen bieten die Gift-Informationszentralen (GIZ). Eine Aufführung von Quellen und Verweisen steht am Ende des Artikels.
Nie auf eigene Faust
Die in einer Pflanze enthaltene Menge Wirkstoff lässt sich nicht von außen sehen. Ob gewisse Inhaltsstoffe in hoher oder niedriger Konzentration auftreten, kann vom Standort, dem Zeitpunkt der Ernte, dem allgemeinen Klima, der Bodenbeschaffenheit und weiteren Faktoren abhängen. Aus diesem Grund werden manche ursprünglich biogene (aus der Pflanze entnommene) Wirkstoffe mittlerweile synthetisch und somit in gleichbleibender Qualität hergestellt.
Wer sich selbst mit Heilpflanzen behelfen will, die auch als Giftpflanzen wirken, spielt ein Spiel mit dem Feuer. Nicht ohne Grund werden manche Pflanzen, beispielsweise der bereits erwähnte Eisenhut, nur in homöopathischen Mitteln, also extrem stark verdünnt, angewendet.
Im Zweifelsfall ist es immer angeraten, sich über das Risikopotenzial der Pflanze zu informieren und eine Behandlung mit dem Arzt abzusprechen. Da Heilpflanzen grundsätzlich Wirkstoffgemische enthalten, sollten eventuelle Wechselwirkungen bedacht werden.
Was tun bei Vergiftungserscheinungen?
Als erster Schritt empfiehlt sich der Anruf in der Giftinformationszentrale (GIZ) bzw. dem Gift-Notruf. Es gibt bundesweit verschiedene GIZ die meist für mehrere Bundesländer zuständig sind.
Liste der Giftnotrufnummern Bundesweit
Baden-Württemberg | 0761/19240 |
Bayern | 089/19240 |
Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein | 030/19240 |
Niedersachsen | 0551/19240 |
Hessen, Rheinland-Pfalz | 06131/19240 |
Saarland | 06841/19240 |
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen | 0361/730730 |
Nordrhein-Westfalen | 0228/19240 |
Sollte ein Arztbesuch angeraten werden, nehmen Sie wenn möglich die fragliche Pflanze mit, um Missverständnissen vorzubeugen.
Das sollten Sie als PTA wissen
- Heilpflanzen wirken je nach Dosierung oft auch als Giftpflanzen
- Giftpflanzen sind allgegenwärtig und können als Ursache von Übelkeit, Schwindel usw. gerade bei Kindern nicht ausgeschlossen werden.
- Informationen und Anschauungsmaterial zu Giftpflanzen sind online bei den GIZ erhältlich.
- Die Wirkung von Heilpflanzen ist in der Regel nicht zuverlässig abschätzbar.
- Da Heilpflanzen Wirkstoffgemische enthalten, sollten mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen geprüft werden.
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Spurenelement Jod- alles zu Bedarf, Wirkung und Mangel
Jod (alternative Schreibweise: Iod) ist ein Spurenelement, das sogar die Politik beschäftigte. Eine stetig schlechtere Jodversorgung, durch zu wenig Jod in unseren Böden und verhältnismäßig schlechtem Fischkonsum vor allem in Süddeutschland, veranlasste das Bundesernährungsministerium sowie das Bundesinstitut für Risikobewertung zu einer sogenannten „Jodmangelprophylaxe“.
Seit den 1980er Jahren werden nun systematisch Lebensmittel (vor allem Speisesalz und Futtermittel in der Landwirtschaft) mit Jod angereichert, sodass sich die Zufuhr deutlich verbessert hat.
Jodmangel: Jeder Zweite ist betroffen und deckt seinen Bedarf nicht ausreichend
Dennoch haben hier etwa 40% einen leichten und über 20% einen schweren Mangel des Spurenelements – was bedeutet, dass circa jeder zweite seinen Jodbedarf nicht optimal deckt.
Jod gehört zu den essentiellen Spurenelementen. Es muss mit der Nahrung aufgenommen werden, da unser Körper es selbst nicht herstellen kann. Es ist vor allem für den Aufbau der Schilddrüsenhormone zuständig und somit an etlichen Stoffwechselprozessen beteiligt.
Treuer Begleiter in Schwangerschaft und Stillzeit
In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an Jod erhöht. Da Jod nicht nur das Fehl- und Totgeburtenrisiko senkt, sondern auch ausschlaggebend für die kognitiven und neurologischen Funktionen ist, sollte es unbedingt schon bei der Kinderplanung berücksichtigt werden. Die kindliche Schilddrüse fängt bereits ab der 8. Schwangerschaftswoche an zu arbeiten, dafür ist sie jedoch auf die mütterliche Jodversorgung angewiesen.
Auch in der Stillzeit besteht ein erhöhter Bedarf. Nicht nur die Mutter benötigt Jod zur Aufrechterhaltung der eigenen Stoffwechselaktivitäten, auch gelangt Jod über die Muttermilch zum Baby. Ein Mangel könnte zu geistigen Entwicklungsstörungen des Kindes führen.
Jodmangel und seine mögliche Rolle bei ADHS
Neueste Studien zeigen, dass ein Jodmangel wohl auch das Auftreten von ADHS-Erkrankungen begünstigen kann. Wie wichtig das Spurenelement für die Kindesentwicklung ist, sieht man an der Empfehlung bei Hashimoto-Thyreoiditis-Patientinnen (Schilddrüsenentzündung): Hier wird in den ersten 12 Wochen fast immer zu einer Jodeinnahme geraten.
Auch danach empfehlen viele Ärzte eine weitere Einnahme, da ohnehin fast 50% mehr Schilddrüsenhormone benötigt werden, sodass ein Hashimoto sich oftmals sowieso bessert. Der Arzt überwacht die Patientin mit regelmäßigen Laboruntersuchungen engmaschig.
Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
„Allen Schwangeren soll eine Jodsupplementation angeboten werden. Auch ein milder mütterlicher Jodmangel in der Schwangerschaft kann zu kognitiven Entwicklungsstörungen beim Kind führen. Der Jodbedarf ist in der Schwangerschaft deutlich erhöht. Besonders Frauen im fertilen Alter weisen in Deutschland nur eine grenzwertig gute oder sogar unzureichende Jodversorgung auf. Die Jodversorgung der Mutter im ersten Trimenon (Trimester, 1.- 13. Schwangerschaftswoche) ist dabei von entscheidender Bedeutung. Allen Schwangeren und stillenden Müttern soll deshalb eine Jodsupplementation mit 150-200 μg empfohlen werden. Auch Frauen mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow in Remission) kann dies gefahrlos angeboten werden.“
Quelle: Klug entscheiden in der Endokrinologie. Deutsches Ärzteblatt 2016; 113: A821-A824
Jod bei atomaren Katastrophen
Bei nuklearen Unfällen kann radioaktives Jod freigesetzt werden. Unsere Schilddrüse erkennt aber kein „gutes“ oder „schlechtes“ Jod, sodass im Unglücksfall das radioaktive Isotop direkt aufgenommen wird. Dort angekommen, kann es zu schweren Zellschäden und Krebs führen.
Bei rechtzeitiger Einnahme von hochdosiertem „normalen“ Jod, kann die Schilddrüse gesättigt werden, sodass die Isotopaufnahme blockiert bzw. reduziert wird. Die Behörden lagern hierfür große Vorräte an Jodtabletten ein.
Überblick für die Kitteltasche – Jod:
Parameter | Auswirkungen |
---|---|
Bausteine/Wirkstoffe | Jodid als Spurenelement; in Tablettenform meist Kaliumiodid |
Funktion(en) im Körper |
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Bezugsquellen |
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Richtwerte | Tagesbedarf Jod: 0 bis unter 4 Monat: 40µg 4 bis unter 12 Monate: 80µg 1 bis unter 4 Jahre: 100µg 4 bis unter 7 Jahre: 120µg 7 bis unter 10 Jahre: 140µg 10 bis unter 13 Jahre: 180µg 13 bis unter 15 Jahre: 200µg 15 bis unter 51 Jahre: 200µg ab 51 Jahren: 180µg Schwangere: 230 µg Stillende: 260µgIn Deutschland gilt eine tägliche Aufnahme von maximal 500µg noch als sicher – auch für Menschen, die empfindlich darauf reagieren. Durch eine normale Ernährung wird dieser Wert nicht überschritten. |
Symptome einer Unterversorgung |
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Risikogruppen für eine Unterversorgung |
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Symptome einer Überversorgung |
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Freund/Feind | Freund:
Feind:
|
Jod: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- In Schwangerschaft und Stillzeit ist Jod unerlässlich, sodass Frauen auch bei einer bestehenden Schilddrüsenerkrankung unbedingt mit ihrem Frauenarzt über eine mögliche Supplementierung sprechen sollten! In der Regel wird diese empfohlen.
- Durch eine normale Nahrungsmittelaufnahme kann eine Jodüberversorgung eigentlich nicht erreicht werden (Ausnahme: getrocknete Algen; je nach Algenart 50-60 mg Jod/100 g)
- Bei einem atomaren Unfall sollte Jod hochdosiert eingenommen werden, sodass die Aufnahme von radioaktivem Jod so gering wie möglich gehalten wird.
Quellenangaben
- Für alle, die es genauer wissen wollen Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
- Deutsches Schilddrüsenzentrum
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung – Jodanreicherung von Lebensmitteln in Deutschland
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung – Jod in der Schwangerschaft
- Berufsverband der Deutschen Frauenärzte e.V. – Jod in der Schwangerschaft bedeutet Schutz für das Gehirn des Babys
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