COPD im Winter: Erhöhtes Risiko und wichtige Tipps für Betroffene
Zu COPD gehören eine chronische Entzündung der Bronchien sowie Lungenemphysem. Hauptsächlich sind (Ex-)Raucher betroffen. Die Leitsymptome sind Atemnot und produktiver Husten.
Kalte Luft und akute Infekte können lebensbedrohliche Exazerbationen auslösen, die auch die Grunderkrankung verschlechtern. Wichtige Informationen zur Beratung Betroffener erhaltet ihr im Folgenden.
Was ist COPD?
Das Akronym COPD steht für »chronic obstructive pulmonary disease«, zu Deutsch chronisch-obstruktive Lungenerkrankung. Zu Beginn besteht »lediglich« eine chronische Bronchitis. In diesem Stadium gibt es noch Hoffnung auf Heilung – vorausgesetzt, der Patient hört sofort auf zu rauchen.
AHA-Symptome bei COPD
Geschieht das nicht, kommt mit der Zeit das Lungenemphysem dazu: Die Lungenbläschen werden irreversibel geschädigt und die Lunge überbläht sich, was das Atmen immer mehr erschwert. Jetzt bestehen keine Heilungschancen mehr. Oberstes Behandlungsziel ist, das stetige Voranschreiten der Erkrankung maximal auszubremsen. Auch hierzu ist ein sofortiger Rauchstopp unerlässlich.
Die hauptsächlichen Beschwerden durch COPD werden auch als AHA-Symptome zusammengefasst: Atemnot, Husten und Auswurf. Zu Beginn besteht die Atemnot lediglich unter Belastung, später tritt sie auch in Ruhe auf.
COPD: alles, nur nicht harmlos
Neun von zehn COPD-Patienten rauchen oder haben früher geraucht. In wenigen Fällen steckt ein Mangel an Alpha-1-Antitrypsin hinter der Erkrankung. Das Protein schützt die Lunge vor dem Abbau durch den eigenen Organismus.
Auch eine Exposition mit Staub oder Dämpfen, etwa am Arbeitsplatz, kann eine COPD auslösen. Diese Schadstoffe schädigen das Flimmerepithel, sodass es nicht mehr ausreichend in der Lage ist, seine Reinigungsaufgaben zu erfüllen.
Warum COPD kein harmloser Husten ist
Das Gewebe verdickt und durch den erhöhten Druck beim Ausatmen werden auch mehr und mehr Lungenbläschen zerstört. Experten gehen davon aus, dass etwa jeder zehnte Deutsche unter COPD leidet.
Da die meisten von ihnen Rauchern sind, wird COPD häufig als »Raucherhusten« verharmlost. Es handelt sich jedoch um eine sehr schwerwiegende Erkrankung, die die Lebenserwartung um etwa fünf bis sieben Jahre verringert. COPD ist die dritthäufigste Todesursache weltweit – Tendenz steigend!
Exazerbierte COPD: großes Risiko vor allem im Winter
Neben der schrittweisen Verschlechterung im normalen Krankheitsverlauf kann eine COPD auch exazerbieren. Eine Exazerbation kann beispielsweise durch akute Infekte, aber auch kalte Luft ausgelöst werden. Oft ist es auch eine Kombination beider Faktoren. Gleichzeitig erhöht COPD die Infektanfälligkeit – ein Teufelskreis. Bei einer COPD-Exazerbation verschlechtern sich die Symptome plötzlich.
Schnell kann es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Schlägt die Notfallmedikation nicht zeitnah an, muss ein Notarzt gerufen werden. Hinzu kommt, dass Exazerbationen auch zu einer dauerhaften Verschlechterung führen können. Häufig ist die Erkrankung nach Abklingen der Exazerbation schlimmer als vorher. Je weiter die COPD fortschreitet, desto häufiger sind Exazerbationen.
Medikamentöse COPD-Therapie
In der Behandlung von COPD werden vor allem Bronchodilatatoren eingesetzt: Kurzwirksame Betamimetika sollen im Akutfall Atemnot lindern; langwirksame Betamimetika, Anticholinergika und Theophyllin eignen sich als Dauermedikation. Auch PDE-4-Hemmer können zur COPD-Therapie eingesetzt werden, laut aktueller Erkenntnisse vornehmlich als Zusatztherapie. Kortison in Form eines Inhalats soll Entzündungen reduzieren.
Eine orale Einnahme von Kortikosteroiden ist wegen der schwerwiegenden Langzeitnebenwirkungen nicht üblich. In Einzelfällen ist sie jedoch alternativlos, insbesondere wenn die/der Betroffene gleichzeitig unter Asthma leidet. Eine Exazerbationsprophylaxe mit Azithromycin ist umstritten.
Es wurden zwar positive Effekte beobachtet, gleichzeitig besteht jedoch ein großes Risiko von Hörschäden sowie der Bildung resistenter Bakterienstämme.
Nicht-medikamentöse Behandlung von COPD
Neben geeigneten Medikamenten gibt es einige andere wichtige Pfeiler in der Behandlung von COPD:
- sofortiger und vollständiger Rauchverzicht
- Patientenschulung
- Atemtherapie, Physiotherapie, Lungensport
- Klopfmassagen
- Aufrechterhaltung von Normalgewicht (erschwert die Atemnot das Essen, sollten häufig kleine Portionen verzehrt werden)
- Prävention von Infekten
Viele Ärzte raten COPD-Patienten zudem, sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen zu lassen, um das Risiko infektbedingter Exazerbationen zu reduzieren.
Was tun bei fortgeschrittener COPD?
In fortgeschrittenen Stadien sind Betroffene auf eine Sauerstofflangzeittherapie angewiesen. Hier gibt es verschiedene Konzepte. Empfehlenswert sind Systeme, die den Patienten Mobilität ermöglichen, um die Lebensqualität zu erhöhen. Je nachdem, in welchen Bereichen der Lunge die Schädigungen am stärksten ausgeprägt sind, ist eine operative Volumenreduktion möglich, um die Überblähung zu reduzieren.
Eine Lungentransplantation als letzte Option kommt nur für Patienten in Frage, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Hier spielen beispielsweise das Alter und die Komorbidität eine Rolle. Raucher sind von einer Lungentransplantation ausgeschlossen.
COPD: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- COPD ist eine chronische, unheilbare Lungenerkrankung.
- Unter dem Begriff COPD werden chronische Bronchitis und Lungenemphysem zusammengefasst.
- Charakteristisch sind die AHA-Symptome Atemnot, Husten und Auswurf.
- 90 % der COPD-Fälle werden durch Nikotinabusus verursacht. Dazu zählt auch das Passivrauchen. Selten liegt der Erkrankung eine Exposition mit anderen Schadstoffen oder ein Alpha-1-Antitrypsinmangel zugrunde.
- Exazerbationen sind oft lebensbedrohlich. Sie werden vor allem durch akute Infekte, aber auch andere Faktoren wie etwa kalte Luft ausgelöst.
- Eine Exazerbation kann die Grunderkrankung irreversibel verschlechtern.
- Als medikamentöse Therapie werden Bronchodilatatoren, PDE-4-Hemmer und Kortikosteroide eingesetzt. Azithromycin zur Vorbeugung von Exazerbationen ist umstritten.
- Ein bedeutender Pfeiler der Behandlung ist ein sofortiger Rauchstopp.
- Patientenschulungen, Atemtherapie, Lungensport und Klopfmassagen gehören ebenfalls zu den wichtigsten Maßnahmen.
- In späteren Stadien ist eine Sauerstofflangzeittherapie notwendig.
- Möglich, wenn auch nicht für alle Patienten, sind eine operative Volumenreduktion oder eine Lungentransplantation.
- Neben einer individuellen Medikamenteneinstellung, einer Kontrolle durch einen Pulmologen ist eine Inhalationsschulung sowie eine spätere Kontrolle der Technik von entscheidender Bedeutung. Siehe auch: COPD: Neuer GOLD-Standard betont die individualisierte Therapie.
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LiBer nachfragen: Ein Beratungsansatz bei Blähungen
„Luft im Bauch“ – kurz LiB – verursacht Krämpfe, Unwohlsein und Blähungen. Doch obwohl sie leicht zu behandeln wäre, wird „LiB“ in der Apotheke oft nicht angesprochen – denn sie gilt als Tabuthema.
Vielen Menschen ist es unangenehm, über Blähungen zu sprechen. Auch in Apotheken wird das Thema gern umgangen. Sind Blähungen im Apothekenalltag also im wahrsten Sinne des Wortes nur „heiße Luft“ und kein ernstzunehmendes Thema? Ganz und gar nicht, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes TNS Infratest im Auftrag von der Bayer Vital GmbH ergeben hat: Bei 60%1 der Apothekenkunden, die mit Magen-Darm-Problemen in die Apotheke kommen, ist Luft im Bauch Auslöser oder Begleiterscheinung der Beschwerden.
Das unangenehme Kneifen und Zwicken, das Völlegefühl und die zum Teil geruchsintensiven Gasabsonderungen, die mit zu viel Luft im Bauch einhergehen, können in den meisten Fällen leicht behandelt werden. Wenn Kunden mit Magen-Darm Problemen in die Apotheke kommen, reicht eine einfache Frage, um das unangenehme Thema schonend anzugehen und mit der Ursachenforschung zu beginnen.
Beratung bei Blähungen: Die richtige Frage stellen
„Haben Sie Luft im Bauch?“ eröffnet ohne weitere Schwierigkeiten ein Gespräch über vermehrte Gasproduktion. So können schambehaftete Ausdrücke wie „Blähungen“, „Aufstoßen“ und deren Synonyme sanft umgangen werden. Gleichzeitig bekommt der Kunde eine harmlose Alternative angeboten, um seine Beschwerden zum Ausdruck zu bringen.
Dass die Frage nach „Luft im Bauch“ funktioniert, bestätigt eine Befragung von über 1.500 PTA2, die für die Bayer Vital GmbH und deren Antigasmittel Lefax durchgeführt wurde. 91 Prozent2 der Befragten empfanden die Frage als hilfreich, um das unliebsame Thema anzusprechen, 83 Prozent2 waren der Meinung, die Qualität des Beratungsgesprächs könne durch die „LiB“-Frage (kurz für: „Luft im Bauch“-Frage) erhöht werden.
Die Frage nach Luft im Bauch ist ein idealer Einstieg in das Beratungsgespräch rund um Blähungen und Völlegefühl. Um sich der Ursache hinter den Beschwerden zu nähern, ist es außerdem hilfreich, typische Patientenbilder zu kennen. Zu diesem Zweck hat Lefax die Comic-Familie „LiB“ ins Leben gerufen, deren sieben Mitglieder vom gestressten Geschäftsmann über die gesundheitsbewusste Diät-Esserin bis zum Bodybuilder bestimmte Musterkunden liebevoll überzeichnet abbilden.
Alle Mitglieder der Familie LiB und weitere Angebote für PTA finden sich auf www.lib.lefax.de
Was sind die Auslöser für „Luft im Bauch“?
Die Ursachen für die Ansammlung von Luft im Bauch sind vielfältig: Sie kann ein Hinweis auf eine ernste Erkrankung sein, wie beispielsweise eine Leberzirrhose oder eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung. Weitaus häufiger sind die Beschwerden aber durch den Lebenswandel bedingt:
- Fett-, ballaststoff- und eiweißreiche Nahrung begünstigt die Produktion von Darmgasen. Bei schwerverdaulichen Lebensmitteln läuft der Zersetzungsprozess langsamer ab und die Bakterien im Dickdarm produzieren große Mengen CO2, Wasserstoff, Methan, und andere Stoffe.
- „To-Go“-Essen, schnelles „Schlingen“ von Mahlzeiten in der Mittagspause können zum Verschlucken von Luft führen.
- Zuwenig Bewegung lässt auch den Darm träge werden. Der Verdauungsprozess verlangsamt sich und es entstehen vermehrt Gase.
- Ernährungsumstellungen jeder Art, auch auf eine gesündere oder ausgewogenere Ernährung, fordern vom Magen-Darm-Trakt eine Umgewöhnung auf die neue Nahrungszusammensetzung. In dieser Anpassungsphase kann es vermehrt zu Gasbildung kommen.
- Stress ist eine mögliche psychische Ursache für Magenbeschwerden. Denn dass einem Ängste und Unsicherheiten „auf den Magen schlagen“ ist mehr als nur eine Redensart: Emotionen manifestieren sich oft in körperlichen Erscheinungen und gerade der Magen-Darm-Trakt ist häufig davon betroffen.
- Eine Schwangerschaft kann aus zwei Gründen zu erhöhten Gaslevels führen: Zum einen sorgt der Hormonhaushalt bei Schwangeren dafür, dass sich der Darm entspannt, also langsamer arbeitet. Auf diese Weise kann die Nahrung besser verwertet werden. Die langsamere Verdauung geht aber auch mit einer erhöhten Gasproduktion einher. Zum anderen kommt es im Verlauf der Schwangerschaft zu großen Positionsveränderungen der Organe, wodurch für das vorhandene oder entstehende Gas zu wenig Raum besteht.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Gluten-, Fructose- oder Lactoseintoleranz führen häufig zu Luft im Bauch.
- Verschiedene ernste Krankheiten – von Herzschwäche bis Darmverschluss – können mit Blähungen, Magendruck und Völlegefühl einhergehen. In den meisten Fällen werden die Symptome jedoch von weitaus harmloseren Ursachen ausgelöst. Ein Arztbesuch ist jedoch angeraten, wenn die Beschwerden unerklärlich wieder kommen oder konstant bleiben.
Wie wirkt ein Antigasmittel?
Das Antigasmittel Lefax hat zwei Wirkmechanismen, die bei unterschiedlichen Mitgliedern der Produktfamilie zum Einsatz kommen: Der erste basiert auf dem Einsatz des in allen Produkten enthaltenen Simeticon, einem Entschäumer und Schaumverhinderer. Simeticon ist ein physikalisch wirkendes Makromolekül, das nicht verstoffwechselt, sondern unverändert ausgeschieden wird. Es verhindert die Schaumbildung bereits im Magen, wenn es sich mit dem Speisebrei vermischt. Im Darm löst Simeticon den vorhandenen feinen Schaum auf und setzt so das darin enthaltene Gas frei. Die Verwandlung von Schaum in freies Gas ermöglicht, dass dieses aus dem Körper ausgeschieden wird. Dies geschieht übrigens nur zu einem Teil durch aufstoßen oder rektale Ausscheidung – der größte Teil der Gase wird vom Blut aufgenommen und einfach über die Lunge abgeatmet.
Enzym Lefax enthält zusätzlich zu Simeticon verdauungsfördernde Pankreasenzyme, die die eigene Verdauungsleistung unterstützen.
Was Sie als PTA wissen sollten
- 60 Prozent der Apothekenkunden mit Magen-Darm-Beschwerden haben Luft im Bauch
- Luft im Bauch, die langfristig oder immer wiederkehrend Probleme macht, kann auf ernste Erkrankungen hindeuten
- Die Frage nach „Luft im Bauch“ ist erwiesenermaßen ein guter Einstieg in das Beratungsgespräch
- Typische Kundentypen mit Luft im Bauch finden sich auf http://www.lib.lefax.de
Quellenangaben
- Repräsentative Befragung der deutschsprachigen Bevölkerung ab 25 Jahren (n=5006) von TNS Infratest im Auftrag von Bayer HealthCare 2012 (U&a Lower Gi 2012)
- Umfrage mit 1527 Mitgliedern des PTA Tester-Clubs von DAS PTA MAGAZIN im September 2014
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Saisonstart Allergie – Wenn ein Eindringling den Organismus aufmischt
Husten, Halskratzen und häufiges Niesen sind Symptome, die uns wohl allen bekannt sind – aber nicht immer steckt eine Erkältung dahinter. Gerade jetzt, wenn die ersten Pflanzen aus dem Winterschlaf erwachen, wird wieder ein Thema ganz aktuell: Die Allergie.
Das erste Mal ist frei – wie kommt es zu einer Allergie?
Ein potenziell allergieauslösender Stoff gelangt in unseren Körper, wo unser eigenes Abwehrsystem nun Alarm schlägt: Es möchte diese körperfremde Substanz so schnell wie möglich eliminieren – also bildet es spezifische Antikörper dagegen. Kommt es nun zum erneuten Kontakt – und man hat die entsprechende erbliche Veranlagung dazu – wird die allergische Reaktion ausgelöst. Diese kann ganz unterschiedlich aussehen, aber meist treten Juckreiz in der Nase sowie allergischer Schnupfen mit evtl. chronische Nasennebenhöhlen-Entzündung und Augenleiden auf.
Hierbei schwankt das Beschwerdebild von geröteten und juckenden Augen, zu trockenen Augen bis hin zu tränenden Augen. Aber auch Schleimhautschwellungen (Achtung Zunge, Lippe!), Heiserkeit, Halsschmerzen, Husten und Atembeschwerden sowie Hautausschlag bzw. Ekzeme können eine Allergie unerträglich machen. Die Symptome sind so individuell wie jeder Allergiepatient auch.
Allergieauslöser
Theoretisch kann jede Substanz eine allergische Reaktion verursachen – die häufigsten Auslöser sind aber Pollen, Milben/Insekten oder Schimmelpilze. Aber auch Tierhaare und bestimmte Nahrungsmittel können für manche Menschen gefährlich werden. Vor allem, da diese Symptome meist nicht saisonal beschränkt sind, sondern ganzjährig auftreten. In den letzten 25 Jahren hat sich die Zahl der Allergiker verdoppelt – Tendenz weiter steigend.
Vor allem die heutige Lebensweise – Luftverschmutzung, Rauchen, bestimmte chemische Stoffe und falsche Ernährung – überfordert unser Immunsystem und erhöht das Allergierisiko. Aber auch übertriebene Hygiene oder der Klimawandel können daran schuld sein – man weiß beispielsweise, dass Birkenpollen, die hoher Ozonbelastung ausgesetzt waren, viel aggressivere und intensivere Allergiereaktionen auslösen. Mit mehr als 20 Millionen Betroffenen, ist der Heuschnupfen die häufigste Allergieform in Deutschland.
Pollenallergie – Ein Medikamentenüberblick
Zwischen Februar und Oktober haben die Blütenstaubteilchen Hochsaison – und der sogenannte „Heuschnupfen“ treibt die betroffenen Patienten zu uns die Apotheke. Typischerweise beginnen die Symptome lokal, d.h. in Nase, Mund und Augen. Aber auch allgemeine Schwäche, Müdigkeit und Schlafstörungen fordern dem Kunden vieles ab, sodass hier eine gute Beratung einiges an Lebensqualität zurückbringen kann. Doch welche Präparate machen Sinn?
Neu und unangefochten – Glucocorticoide als Mittel der ersten Wahl
Seit 2016 gibt es nun eine ganze Menge unterschiedlicher Cortisonnasensprays auch rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen. Ihr Ruf ist schlecht, doch laut Leitlinien sind sie stets zu empfehlen – woher kommt das? Systemisch angewendete Glucocorticoide haben ein breites Nebenwirkungsspektrum. So fürchten Patienten neben einer deutlichen Gewichtszunahme auch Bluthochdruck, schlechte Zucker- sowie Cholesterinwerte und Osteoporose oder Hautprobleme.
Was viele nicht wissen: Bei einem richtig angewendeten Cortisonnasenspray ist eine systemische Wirkung aufgrund der geringen Bioverfügbarkeit unwahrscheinlich! Die Wirkstoffen Fluticason und Mometason übertrumpfen in diesem Punkt ihren Bruder Beclometason sogar noch deutlich. Die pharmakologische Wirkung punktet dreifach: antiallergisch, entzündungshemmend und abschwellend sind hier die Stichworte. Die Symptome werden nicht nur an der Nase gelindert, sondern auch am Auge – und das bei nur einmal täglicher Anwendung. Nach fünf bis neun Stunden tritt die erste Linderung ein, nach ein paar Tagen ist das volle Wirkungsspektrum entfaltet – daher ist eine regelmäßige Applikation wichtig. Nach etwa zwei Wochen sollte das Nasenspray in der Selbstmedikation herunter dosiert werde.
Überblick Cortison-Nasensprays:
Glucocortikoide | Mometason (-furoat) | Fluticason (-17-propionat) | Beclometason (-dipropionat) | Budesonid |
---|---|---|---|---|
Altersangabe | Rx: ab 3 Jahren OTC: Erwachsene | Rx: ab 4 Jahren OTC: Erwachsene | Rx: ab 6 Jahren OTC: Erwachsene (teilweise ab vollendetem 12 Lebensjahr) | nur Rx: Kinder über 6 |
Anwendungs-dauer | Rx sowie OTC: Keine Begrenzung | Rx: Keine Begrenzung OTC: Ohne ärztl. Anweisung nicht länger als 3 Monate | Rx: Überwachung notwendig; nach längstens 6 Monaten Therapie überprüfen, ob eine Weiterbehandlung mit Beclometason angezeigt ist OTC: ohne ärztl. Rat nicht zu empfehlen, da regelmäßige Arztbesuche zur Überwachung empfohlen werden | Rx: Der Arzt legt die Behandlungsdauer fest |
Bemerkung (1) | Rx auch bei Nasenpolypen zugelassen; bester therapeutischer Index (d.h. Verhältnis Wirkung/Nebenwirkung)
| KEIN Anwendungs-gebiet „Nasenpolypen“ | Systemische Wirkung eher möglich; schlechtester ther. Index
| verschreibungspflichtig |
(1) Nur bei Behandlung des allergischen (Heu-)Schnupfens (Rhinitis) mit vorheriger Diagnosestellung durch einen Arzt anzuwenden!
Praxistipps:
- Behälter vor Gebrauch stets schütteln; zusätzlich vor der ersten Anwendung Dosierpumpe solange betätigen, bis feiner Nebel kommt (Steigrohr nun gefüllt)
- Kopf aufrecht halten; anderes Nasenloch zuhalten
- Um systemische Wirkung so niedrig wie möglich zu halten: leicht ausatmen, dann sprühen und nach etwa 2 Sekunden einatmen sowie durch den Mund ausatmen
- nicht direkt auf Nasenscheidewand sprühen (Tipp: Mit linker Hand ins rechte Nasenloch sprühen und umgekehrt)
- Nebenwirkung Nasenbluten minimiert
- alle OTC-Sprays haben Benzalkoniumchlorid als Konservierungsmittel enthalten, welches aber die Nasenschleimhaut stark austrocknet
- 20min nach Cortison-Spray mit Meerwasser/Dexpanthenolspray nachsprühen
- Nasenstück regelmäßig abziehen und mit warmen Wasser durchspülen, da andernfalls durch die Cortisonkristalle die Öffnung verstopft und kein feiner Nebel mehr zustande kommt
Antihistaminika – Die oralen Verkaufsschlager
Derzeit werden am häufigsten H1-Antihistaminika zur Behandlung von Allergien verkauft und empfohlen. Sie wirken als kompetitive Antagonisten an H1-Rezeptoren und heben dadurch die typische Histaminwirkungen bei einer allergischen Reaktion auf. Sie können sowohl lokal als auch oral angewendet werden. Es gibt zwei verschiedene Generationen der oralen Wirkstoffe. Die sogenannte „1. Generation“ ist nicht H1-Rezeptor-spezifisch, d.h. diese Medikamente gelangen in das Gehirn und lösen dort zentrale Störungen wie Müdigkeit und Schwindel aus.
Außerdem haben sie eine kürzere Wirkdauer und müssten öfters verabreicht werden. Zu ihnen zählen beispielsweise Dimetindenmaleat und Diphenhydramin. Die „2. Generation“ kann die Blut-Hirn-Schranke nicht mehr passieren und ist daher weniger dämpfend. Trotz der Spezifizität zum Rezeptor können auch sie müde machen – dafür reicht es in der Regel, wenn man sie einmal täglich einnimmt. Zu dieser Generation gehören beispielsweise die Wirkstoffe Cetirizin und Loratadin. Um die Müdigkeitserscheinungen zu minimieren, sollten die Tabletten am besten abends eingenommen werden. Die Müdigkeit hält nämlich nur ein paar Stunden an, die antiallergene Wirkung 12 bis 24 Stunden. Generell sollten diese Medikamente nicht mit Alkohol eingenommen werden.
Ein Überblick über die gängigsten oralen Antihistaminika
Antihistaminika | Dimetinden(-maleat) 1. Generation | Cetirizin 2. Generation | Loratadin 2. Generation |
---|---|---|---|
Altersangabe | ab 1 Jahr | ab 2 Jahren | theoretisch ab 2 Jahren zugelassen, da aber nur Tabletten mit 10mg im Handel sind, muss Körpergewicht über 30kg liegen |
Sedierung | starke Sedierung | geringe Sedierung | noch weniger sedierend als Cetirizin (Loratadin ist z.B. für die Anwendung bei Piloten in den USA zugelassen) |
Bemerkung | Anticholinerg Wirkstoff auf PRISCUS-Liste (D.h. nicht für Senioren geeignet) Nicht bei Nierenproblemen | Cetirizin oder Levocetirizin?
Nicht bei Nierenproblemen | Loratadin (OTC) oder Desloratadin (Rx)?
Nicht bei Leberproblemen |
Es gibt einige Präparate, die ein Antihistaminikum mit einem Sympathomimetikum kombinieren. Da gerade letztere Wirkstoffgruppe viele Neben- und Wechselwirkungen aufweist, sollte hier eine deutliche Nutzen-Risiko-Abwägung stattfinden. Die Anwendung ist – je nach Wirkstoff – auf maximal 10-14 Tage zu beschränken.
Antihistaminika – Auch topisch nicht zu bremsen
Die Wirkstoffklasse der Antihistaminika kann aber nicht nur eingenommen werden, sondern verschafft auch durch eine lokale Applikation Linderung. Hierbei sind die gängigsten Wirkstoffe Azelastin und Levocabastin. Zwar ist Letzterer bei Kunden beliebter, aber Ärzte verschreiben vermehrt Azelastin. Beide punkten mit schnellem Wirkungseintritt und einem geringen Nebenwirkungspotenzial.
Überblick: Lokale Antihistaminika
Arzneistoffe | Azelastin | Levocabastin |
---|---|---|
Altersangabe | Je nach Hersteller 6 bzw. 12 Jahre | ab 1 Jahr |
Wirkung | zusätzlich zum H1-Antagonist auch mastzellenstabilisierend und antientzündlich | rein hochselektiver H1-Antagonist |
maximale Anwendungsdauer | Augentropfen: maximal 6 Wochen Nasenspray: 6 Monate | Augentropfen: 6 Wochen Nasenspray: 6 Monate
|
Bemerkung | bitterer Geschmack
Vorteil: Steht sowohl als Augentropfen wie auch als Nasenspray konservierungsmittelfrei zur Verfügung! | vor der Anwendung schütteln!Bei Nierenproblemen ggf. Dosisanpassung
Nasenspray teilweise konservierungsmittelfrei verfügbar |
Cromone – Vorsicht ist besser als Nachsicht
Als einzigen Vertreter dieser Wirkstoffgruppe steht in den Apothekenregalen die Cromoglicinsäure/DNCG. Er stabilisiert die Mastzellen, sodass sie bei Kontakt mit Allergenen nicht mehr so leicht „platzen“ und schließlich die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren gehemmt wird. Leider funktioniert dieser Effekt nur vorbeugend, sodass mit einer Therapie rechtzeitig begonnen werden muss. Etwa zwei Wochen benötigt der Wirkstoff, um sein Potenzial zu entfalten. Die Behandlung muss solange fortgeführt werden, wie die Allergene auf den Patienten einwirken. Erfolgt die Einnahme über einen längeren Zeitraum, kann die Cromoglicinsäure die Lunge stabilisieren und zu einer allgemeinen Besserung der Allergie beitragen. Zudem wird es erfolgreich zur Verbesserung von allergischem Asthma eingesetzt. Ein weiterer Vorteil: Cromoglicinsäure gehört zu den Mitteln der Wahl in der Schwangerschaft/Stillzeit und kann im Bedarfsfall – nach Rücksprache – eingesetzt werden.
Hyposensibilisierung – Die „Allergieimpfung“
Trotz Hyposensibilisierung bleibt ein Allergiker auch immer ein Allergiker – aber sie kann eine deutliche Steigerung der Lebensqualität sichern: Durch Verabreichung geringer Dosen des allergieauslösenden Stoffes wird der Körper resistenter gegen die Allergene gemacht – und die spezifische Immunreaktion mit den einhergehenden allergischen Symptomen nimmt ab. Ziel der Therapie ist die Patienten auf langer Sicht beschwerdefrei zu bekommen. Vor allem bei Pollen, Insektengiften, Hausstaubmilben, Tierhaare sowie Tierspeichel und Schimmelpilze erzielt die Behandlung große Erfolge. Die Behandlung obliegt aber stets einem Arzt und ist mit einigen Praxisbesuchen verbunden, die Kosten werden aber von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Praxistipps zum Heuschnupfen
- Pollenflugkalender beachten! Halten Sie sich möglichst wenig draußen auf. Am besten nur bei Regen spazieren gehen und keinen Sport an der frischen Luft machen – durch die Anstrengung atmen Sie tiefer ein und die Pollen gelangen tiefer in die Lunge
- Auf das Timing achten: Auch beim Lüften sollten Sie den richtigen Zeitpunkt wählen – in der Stadt am besten zwischen sechs und acht Uhr morgens sowie in ländlichen Gebieten abends nach 19 Uhr die Fenster öffnen
- Haare täglich waschen, Brille öfters reinigen und auch die Kleidung jeden Tag mindestens einmal wechseln – hier setzen sich überall Pollen fest
- Achtung Auto: Auch hier am besten die Fenster geschlossen halten und ggf. einen speziellen Pollenfilter einbauen lassen. Gerade beim Fahren, können eine allergische Reaktion und Müdigkeit gefährlich werden
Was Ihr als PTA wissen solltet:
- Allergie nicht auf die leichte Schulter nehmen: Nicht behandelter Heuschnupfen kann zu Asthma führen. Dieser sogenannte „Etagenwechsel“ findet bei 2 von 5 Fällen statt!
- Leidet ein Elternteil an einer Allergie, steigt das Risiko für deren Kinder auch zum Allergiker zu werden auf 33%. Sind beide Eltern betroffen sogar auf 70%!Übrigens: Ist die Mutter Allergiker, steigt das Risiko vor allem für Mädchen stark an. Ist der Vater hingegen der Betroffene, sind vor allem die Jungs gefährdet ⇨ ggf. an Prophylaxemaßnahmen denken!
- Bei starken Allergien sollten man besser ein Notfallset bei sich führen, sodass bei einem anaphylaktischen Schock schnell gehandelt werden kann
- Gezielter Mikrobiomaufbau (Darm) kann zu einer deutlichen Allergie-Verbesserung führen
Quellenangaben und weiterführende Informationen:
- Alle Allergien im Überblick inkl. Pollenflugkalender findet Ihr hier.
- Für alle, die es genauer wissen wollen – Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden
- Für alle Medikamentenfragen in Schwangerschaft und Stillzeit – Pharmakovigilanz -und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie
- Wenn Heuschnupfen zu Asthma wird
- Beipackzettel online einsehen
- OTC-Switch Levocitirizin
- Auch interessant: Probiotika – Sinnvolle Helfer für den Darm?
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Augeninnendruck und Glaukom: Beratung in der Apotheke
Glaukom – auch Grüner Star – ist ein Sammelbegriff für verschiedene Schädigungen des Sehnerves. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Symptome wie Gesichtsfeldausfälle auf. Die Therapie erfolgt zumeist mit Augentropfen, die den Augeninnendruck senken.
Wichtig ist eine fachkundige Beratung, da die Therapieadhärenz ansonsten schlecht ist. Die nötigen Infos dazu findet ihr im Folgenden.
Glaukom: Was ist das?
Das Glaukom ist auch als Grüner Star bekannt. Die Bezeichnung fasst verschiedene Sehnervenschäden zusammen. Durch den Verlust von Nervenzellen kommt es zu den Gesichtsfeldausfällen, die das Leitsymptom des Glaukoms sind. Es handelt sich um eine chronisch voranschreitende Erkrankung, die ohne geeignete Behandlung zur Erblindung führt.
Grüner Star ist die zweithäufigste Erblindungsursache[1][2]. Mindestens eine Million Deutsche sind betroffen, Männer etwas häufiger als Frauen.[1][2][3]Die Erkrankungswahrscheinlichkeit steigt ab einem Alter von vierzig Jahren an. Eine von zehn Personen über achtzig ist in Deutschland betroffen.
Glaukom-Symptome: Wie äußert sich Grüner Star?
Die Erkrankung verläuft zu Beginn symptomlos. Typischerweise entstehen später blinde Flecken, zunächst vor allem am Rand des Gesichtsfelds. Ein Simulator der American Academy of Ophthalmology zeigt, wie sich das Sehvermögen von Betroffenen verändert.
Wenn Symptome auftreten, sind bereits irreversible Schädigungen eingetreten. Da sich die Beschwerden jedoch erst im fortgeschrittenen Stadium entwickeln, ist die Compliance zu Beginn der Erkrankung schlecht.
Neben dem chronisch voranschreitenden Glaukom gibt es auch den Glaukomanfall oder akuten Winkelblock. Er kann sich durch starke einseitige Kopf- und Augenschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen äußern. Das Auge ist gerötet, der Augapfel hart. Hier liegt ein medizinischer Notfall vor. Ohne sofortige Behandlung besteht akute Erblindungsgefahr.
Glaukom: Ursachen der Sehnervenschädigung
Mehr als neun von zehn Betroffenen in Mitteleuropa[1] leiden unter einem Offenwinkelglaukom: Das Kammerwasser kann nicht gut aus den Augenkammern abfließen. Beim primären Offenwinkelglaukom ist die zugrundeliegende Ursache nicht feststellbar. Die sekundäre Form kann beispielsweise durch eine Kortisontherapie entstehen.
Oxidativer Stress wird ebenfalls als mögliche Ursache des Offenwinkelglaukoms diskutiert.[1] Liegt ein Pseudoexfoliatons-Syndrom (PEX-Syndrom) vor, verhindern Proteinablagerungen, dass das Kammerwasser abfließen kann. Das seltene Pigmentdispersonsglaukom hat Pigmentablagerungen als Ursache, die den Abfluss des Kammerwassers verhindern.
Das Normaldruckglaukom entsteht durch Durchblutungsstörungen, verringerten Liquordruck[4] oder eventuell autoimmunologische Prozesse.[1][5] Diese Form des Grünen Stars liegt etwa bei einem Drittel der mitteleuropäischen Betroffenen vor.[2] Ein Risikofaktor für seine Entstehung sind nächtliche Blutdruckabfälle.[1][2]
Ein Engwinkelglaukom bzw. Winkelblockglaukom entsteht, wenn die vordere Augenkammer so flach ist, dass das Kammerwasser nicht abfließen kann. Auch hier gibt es eine primäre Form mit unbekannter Ursache und eine sekundäre, die beispielsweise durch Diabetes verursacht werden kann. Die Einnahme von Parasympatholytika und Sympathomimetika kann bei entsprechender Veranlagung das Erkrankungsrisiko erhöhen.[1]
Sehr selten liegt ein angeborenes Glaukom vor. Es tritt bereits bei der Geburt oder in den ersten Lebenswochen auf.
Dem akuten Winkelblock liegt eine plötzliche Veränderung des Kammerwinkels zugrunde. Dadurch steigt der Augeninnendruck in kürzester Zeit stark an.
Verschiedene Risikofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms sind bekannt:
- erhöhter Augeninnendruck: Dieser führt jedoch nicht automatisch zu einem Glaukom und nicht bei allen Betroffenen ist der intraokulare Druck erhöht.
- Kortison-Therapien: Das sogenannte Steroidglaukom kann durch eine lokale oder systemische Kortisontherapie ausgelöst werden. Inhalativ aufgenommene Glukokortikoide erhöhen das Erkrankungsrisiko nur in hohen Dosen, nasal verabreichte nach aktuellem Wissensstand gar nicht. Wird der Wirkstoff abgesetzt, sinkt der Augeninnendruck in der Regel wieder ab. Negative Auswirkungen werden vor allem bei Personen beobachtet, die bereits unter einem Offenwinkelglaukom leiden, sowie durch Dexamethason.[1]
- familiäre Veranlagung
- starke Kurzsichtigkeit mit mehr als vier Dioptrien
- hohes Lebensalter: Ab vierzig Jahren steigt das Erkrankungsrisiko.
Weitere mögliche Risikofaktoren werden diskutiert, sind aber bis jetzt nicht in die Leitlinie aufgenommen worden. Dazu gehören Bluthochdruck, Übergewicht und Schlafapnoe.[6]
Gemeinhin wird Personen ab vierzig ein regelmäßiges Screening empfohlen. Dessen Nutzen ist jedoch umstritten.[7]
Glaukom-Behandlung: Wie behandelt man Grünen Star?
Da die Sehnervenschäden irreversibel sind, ist das Glaukom nicht heilbar. Umso wichtiger ist es, Schädigungen durch einen rechtzeitigen Therapiebeginn zu vermeiden bzw. hinauszuzögern. Die Behandlung von Grünem Star erfolgt – auch beim Normaldruckglaukom – durch eine medikamentöse Senkung des intraokularen Drucks. Der jeweilige Zieldruck wird dabei individuell vom behandelnden Arzt festgelegt. Er ist beispielsweise abhängig vom Stadium der Erkrankung.
Die Behandlung eines Glaukoms beginnt zumeist mit lokalen Prostaglandin-Analoga, die den Abfluss des Kammerwassers verbessern. Sie sind am stärksten wirksam.[2] Die Augentropfen werden einmal täglich am Abend angewendet. Mögliche Nebenwirkungen sind eine Veränderung der Augenfarbe, vermehrtes Wimpernwachstum, Verfärbungen der Haut um das Auge herum, Jucken und Brennen. Kontraindikationen können je nach Wirkstoff beispielsweise Leber-, Nieren-, Herz-, Lungenerkrankungen, Schwangerschaft, Stillzeit, Hornhautschäden sowie andere Augenprobleme sein.
Lokale Betablocker werden in der Regel zweimal täglich angewandt. Für Glaukom-Patienten mit Asthma sind sie nicht gut geeignet, auch wegen möglicher Wechselwirkungen mit Asthma-Medikamenten.[8][9]Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören Augentrockenheit, Fremdkörpergefühl, Augenschmerzen und Sehstörungen. Ansonsten sind die Neben- und Wechselwirkungen ähnlich wie bei der oralen Einnahme von Betablockern, wenn auch weniger stark ausgeprägt.[10]
Lokal eingesetzte Alpha-2-Agonisten (auch: α2-adrenerge Agonisten) sorgen dafür, dass weniger Kammerwasser produziert wird und es besser abfließen kann. Die Anwendung erfolgt zwei- bis dreimal täglich. Bis zu einer von drei Anwendern klagt über lokale Nebenwirkungen.[1][2]Bei Kindern kann es zu sehr schweren Nebenwirkungen kommen. Daher sind Alpha-2-Agonisten nicht für die Behandlung von Betroffenen unter zwölf Jahren geeignet.[2] Zudem gibt es viele mögliche Interaktionen mit anderen Medikamenten.
Topische Carboanhydrasehemmer verringern ebenfalls die Produktion von Kammerwasser. Von den genannten Therapieoptionen haben sie die schwächste Wirkung.
Ist eine lokale Therapie mit einem Wirkstoff nicht ausreichend wirksam, können Kombinationspräparate oder systemische Carboanhydrasehemmer zum Einsatz kommen. Bei der Kombination verschiedener Wirkstoffe sind mögliche Wechsel- sowie verstärkte Nebenwirkungen zu beachten. Einen Überblick über die verfügbaren Medikamente zur Glaukom-Behandlung bietet diese Tabelle.
Nach dem Tropfen sollten Anwender die Augen kurz geschlossen halten.[2]Um Neben- und Wechselwirkungen zu vermindern, ist es ratsam, nach der Anwendung lokaler Präparate den Augeninnenwinkel vorsichtig zuzudrücken.[1][10]Bei Augentropfen ohne Konservierungsmittel treten weniger Nebenwirkungen auf. Tränenersatzmittel können Beschwerden wie trockene Augen lindern.
Die medikamentöse Glaukom-Therapie beginnt idealerweise direkt nach der Diagnose. Hat der Betroffene zu diesem Zeitpunkt noch keine Sehstörungen, ist die Motivation dazu gering. Das gilt insbesondere, wenn Nebenwirkungen auftreten. Doch nur ein rechtzeitiger Behandlungsbeginn und vor allem eine regelmäßige Anwendung des oder der Medikamente können dauerhafte Schäden bis hin zur Erblindung verhindern. Das sollte in der Apothekenberatung zum Glaukom immer wieder zur Sprache kommen. Diese Patientenbroschüre hilft bei der Aufklärung.
Die Behandlung eines Winkelblocks erfolgt lokal oder systemisch mit augeninnendrucksenkenden Präparaten. Gegebenenfalls ist eine Lasertherapie notwendig.
Laserbehandlungen und Operationen stehen auch als zusätzliche Therapieoptionen beim Glaukom zur Verfügung.
Kompakt-Wissen für PTA:
- Glaukom ist ein Sammelbegriff für Sehnervenschäden.
- Zu Beginn verläuft die Erkrankung symptomlos. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Gesichtsfeldeinschränkungen auf.
- Ein erhöhter Augeninnendruck kann, muss aber nicht zur Entstehung eines Glaukoms führen. Zudem haben nicht alle Betroffene einen erhöhten intraokularen Druck.
- Der akute Winkelblock ist ein medizinischer Notfall und kann bei Nichtbehandlung innerhalb von Stunden zur Erblindung führen.
- Die Behandlung erfolgt mit lokal oder systemisch eingesetzten Medikamenten, die den Augeninnendruck senken.
- Die Therapieadhärenz bei symptomfreien Betroffenen ist schlecht. Diese Patientenbroschüre hilft, Hintergrundwissen zu vermitteln.
Quellenangaben
- Sehnervenschäden aufhalten | PZ – Pharmazeutische Zeitung (pharmazeutische-zeitung.de)
- The Diagnosis and Treatment of Glaucoma (27.03.2020) (aerzteblatt.de)
- Leitlinie von BVA und DOG (awmf.org)
- David Fleischman, R. Rand Allingham, The role of cerebrospinal fluid pressure in glaucoma and other ophthalmic diseases: A review, Saudi Journal of Ophthalmology, Volume 27, Issue 2, 2013, Pages 97-106, ISSN 1319-4534, https://doi.org/10.1016/j.sjopt.2013.03.002.
- Ophthalmologie: Wie das Normaldruckglaukom entsteht (aerzteblatt.de)
- Schlafapnoe erhöht Risiko für ein Glaukom (aerztezeitung.de)
- Grüner Star: Von Glaukom-Früherkennung profitieren nur sehr wenige | Stiftung Warentest
- Vorsicht bei Augentropfen mit Betablockern (pharmazeutische-zeitung.de)
- Riskante Wechselwirkung: Betablocker-Augentropfen und Asthmamittel (apothekerkammer-niedersachsen.de)
- Medikamente im Test: Betablocker: Betaxolol, Levobunolol und Timolol (Augentropfen) | Stiftung Warentest
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Desinfektionsmittel in der Beratung: Einsatz, Empfehlungen und Sicherheit
Viele Kunden möchten sich vor Magen-Darm-Viren oder Erkältungen schützen und verlangen ein Mittel zur Händedesinfektion. Doch worauf sollte unbedingt geachtet werden und welche Präparate sind geeignet?
In der Apotheke sollte sich die Frage gestellt werden, welche Desinfektionsmittel z.B. bei Erkältungskrankheiten oder Brechdurchfall Sinn machen und welche nicht. Denn nicht jedes Desinfektionsmittel ist gleichermaßen geeignet, um scheinbar banale Rhino- oder Adenoviren (Erkältung) oder auch Noroviren (Brechdurchfall) abzutöten.
Wann reicht Seife, wann ist Desinfektion nötig?
Meistens reicht das gründliche Händewaschen mit Seife für 20 bis 30 Sekunden völlig aus, um die virale Belastung auf den Händen zu beseitigen. Und das sollten wir auch gründlich und oft tun. Denn im Schnitt greifen wir uns unbewusst alle vier Minuten oder etwa 400 mal am Tag mit den Fingern an die Augen, Nase oder Mund.
Da wir in der Apotheke oft auch mit wirklich pathogenen Keimen zu tun haben, könnte man zumindest darüber nachdenken, auch ab und an seine Hände und bestimmte Bereiche in der Offizin während der Arbeit zu desinfizieren. Vor allem nach Kontakt mit Erkälteten, an Brechdurchfall oder Influenza leidenden Patienten ist dies ratsam, um so die Infektionskette zu durchbrechen.
RKI-Liste und Wirksamkeitsangaben: Orientierungshilfen für die Desinfektionsmittel-Beratung
Das Robert Koch-Institut (RKI) aktualisiert regelmäßig die Liste der anerkannten und auf Wirksamkeit geprüften Desinfektionsmittel gemäß § 18, Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie das Umweltbundesamt (UBA) prüfen die vom RKI getesteten Mittel auf Unbedenklichkeit für die Gesundheit und Umwelt.
Um zuverlässig und schnell zu erkennen, welche Desinfektionsmittel in der Beratung gegen die verschiedenen Arten von Mikroorganismen wirksam sind, empfiehlt sich häufig der Blick auf das Etikett. Es sollte z.B. beim Kundenwunsch für ein Desinfektionsmittel gegen Erkältungs- oder Noroviren immer darauf geachtet werden, dass „RKI-Liste Bereich A/B“ und eine möglichst hohe Wirksamkeit wie „begrenzt viruzid, begrenzt viruzid PLUS, viruzid“ deklariert ist. Erst dann ist gewährleistet, dass, sofern die angegebenen Einwirkzeiten eingehalten werden, alle möglichen Viren abgetötet werden.
Wie wirken Desinfektionsmittel?
Desinfektionsmittel haben den Anspruch, von 1.000.000 Keimen maximal 10 am Leben zu lassen. Damit ein Desinfektionsmittel ausreichend stark sämtliche Keime abtötet, muss dieses standardisierte Prüfverfahren, die die Zulassungsbehörden fordern, durchlaufen.
Die am häufigsten in der Apotheke anzutreffenden Desinfektionsmittel bestehen aus Alkoholen (z.B. Ethanol, Propan-1-ol, Propan-2-ol), Aldehyden (z.B. Glyoxal) und quaternären Ammoniumverbindungen (z.B. Mecetroniumetilsulfat). Voraussetzung für die Wirksamkeit der Alkohole ist Wasser. Dieses lässt die Zellwand des Mikroorganismus aufquellen, erst dann kann der Alkohol in die Zelle eindringen und somit die Proteine denaturieren. Aldehyde denaturieren die Mikroorganismen auf ähnliche Art und Weise. Sie zerstören Zellwandbestandteile, wodurch diese, ähnlich wie bei Alkoholen in Kombination mit Wasser, durchlässig werden und so das osmotische Gleichgewicht stören. Quaternäre Ammoniumverbindungen sind oberflächenaktive Substanzen (kationische Tenside), die kleine Poren in der Zellmembran bilden und somit die Penetration dieser Stoffklasse erleichtern.
Verschiedene Wirkbereiche
Bereich A zur Abtötung von vegetativen Bakterien einschließlich Mykobakterien sowie von Pilzen einschließlich Pilzsporen geeignet
Bereich B zur Inaktivierung von Viren geeignet, entspricht der Definition „viruzid“- wirksam gegen behüllte und unbehüllte Viren, weitere Wirkungsbereiche zur Virusinaktivierung: „begrenzt viruzid“ – wirksam gegen behüllte Viren, „begrenzt viruzid PLUS“ – wirksam gegen behüllte Viren sowie zusätzlich gegen Adeno-, Noro- und Rotaviren
Bereich C zur Abtötung von Sporen des Erregers des Milzbrandes geeignet
Bereich D zur Abtötung von Sporen der Erreger von Gasödem und Wundstarrkrampf geeignet (zur Abtötung dieser Sporen müssen Sterilisationsverfahren unter Berücksichtigung der einschlägigen Normen angewendet werden).
So tötet zum Beispiel 99%iger Ethanol von einem namhaften Hersteller für Desinfektionsmittel zuverlässig vegetative Bakterien, Mykobakterien, Pilze, Pilzsporen und behüllte Viren (Heptatitis-B-Virus, Hepatitis-C-Virus, Humanes Immundefizienz Virus, Influenzaviren) schon nach mindestens 30 Sekunden, unbehüllte Viren wie Adeno-, Rota-, Rhino- und Noroviren hingegen erst nach 2 Minuten ab. Daher sollte das Desinfektionsmittel immer diese deklarierten Mindestzeiten mit der zu desinfizierenden Fläche in Kontakt bleiben.
80%iger Ethanol und 70%iger Isopropanol haben laut dem Robert Koch-Institut überraschenderweise nur einen Wirkungsbereich A. Sie sind also nur gegen vegetative Bakterien einschließlich Mykobakterien sowie Pilze einschließlich Pilzsporen wirksam. Wer also doch unerwartet wider Willen mit einer Erkältung in der Offizin oder im Labor steht und aus Versehen in die Fantaschale oder auf Tastatur niest, sollte daher das gute alte Isopropanol an der Seite stehen lassen und alle Instrumente, die Arbeitsflächen und Hände mit 99%igem Ethanol desinfizieren (und natürlich schleunigst nach Hause gehen).
Behüllte Viren
Die Virushülle besteht, im Gegensatz zu unbehüllten Viren, aus Lipiden einer Lipid-Doppelmembranen, in der virale Proteine eingebettet sind. Diese gesamte Virushülle umschließt ein Kapsid, in das virale Nukleinsäuren (genetische Information) eingebaut sind. Behüllte Viren besitzen durch ihren Aufbau den evolutionären Vorteil, die eigene Oberfläche zu verändern, einfacher gesunde Zellen anzugreifen und das Immunsystem des Wirts zu untergraben. Somit sind sie die Übeltäter, wenn es um Pandemien geht (HIV, Influenza, Ebola).
Was ihr als PTA wissen solltet
- Bei einer leichten Erkältung ist zu Hause kein Desinfektionsmittel notwendig, richtiges und häufiges Händewaschen reicht aus
- Regelmäßig einen Blick in die Liste des RKI zu geprüften und anerkannten Desinfektionsmitteln werfen
- Immer auf dem Etikett nach der Deklaration des RKI schauen
- „Bereich A“ gegen Bakterien und Pilze, „Bereich B“ inkl. „viruzid“ gegen alle Viren wirksam
- Einwirkzeiten je nach „Problemfall“ beachten
- 99%iger Ethanol ist ein sehr gutes Allround-Produkt gegen sämtliche Mikroorganismen
Quellenangaben
- Prüfung und Deklaration der Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln gegen Viren zur Anwendung im human-medizinischen Bereich. Zum Artikel
- Geprüfte und anerkannte Desinfektionsmittel und- verfahren. Liste des Robert-Koch-Instituts
- Richtig desinfizieren. DAZ Merkblatt
- Welthändehygienetag- Wann welches Händedesinfektionsmittel?
- Hygiene im Alltag- Vom Händewaschen bis zur Desinfektion
- Labor Arnold- Arten von Desinfektionsmitteln
- Prävention und Hygiene – Krankheiten vermeiden durch richtiges Händewaschen
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Asthma im Herbst und Winter: Grundlagen der Apothekenberatung
Asthma ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Bronchien. Die häufigsten Symptome sind Atemnot – insbesondere bei Belastung – und Husten. Akute Infekte können Asthma auslösen und eine bereits bestehende Erkrankung kurzfristig oder dauerhaft verschlimmern.
Schlimmstenfalls droht bei einem Asthmaanfall Lebensgefahr. Auch niedrige Temperaturen sind für Asthmatikerinnen und Asthmatiker mitunter gefährlich. Im Folgenden erfahrt ihr, was es bei der Beratung zu beachten gilt.
Was genau ist Asthma?
Asthma ist eine chronische Lungenerkrankung, bei der die Schleimhäute in den Bronchien dauerhaft entzündet sind und dadurch anschwellen. Zudem bilden sie übermäßig viel Schleim. Gleichzeitig verkrampft sich die Bronchialmuskulatur, was die Atemwege noch weiter verengt.
Asthma-Patientinnen und Patienten haben insbesondere mit dem Ausatmen Schwierigkeiten. In schweren Fällen verbleibt immer ein Teil der Luft, die eigentlich ausgeatmet werden sollte, in der Lunge und sorgt dort für eine Überblähung. Das führt dazu, dass der Gasaustausch in der Lunge gestört wird. In einem solchen Fall droht ein gefährliches Absinken des Sauerstoffgehalts im Blut.
Unterschieden wird allgemein zwischen zwei Typen:
- Allergisches (auch extrinsisches) Asthma gehört zu den atopischen Erkrankungen. Die Symptome werden durch den Kontakt mit Allergenen wie etwa Pollen, Tierhaaren, Schimmelsporen oder dem Kot der Hausstaubmilbe ausgelöst.
- Intrinsisches Asthma besteht unabhängig von Allergien. Mögliche Ursachen sind gegenwärtige oder vergangene Infektionen der Atemwege, das Einatmen von Dämpfen oder Ozon sowie Nikotinkonsum. Das gilt auch für Passivrauchen.
Häufig tritt Asthma auch in Mischformen auf, sodass sich die Erkrankung nicht eindeutig einem der beiden Typen zuordnen lässt. Etwa jedes zehnte Kind leidet unter Asthma, bei Erwachsenen ist es »nur« jede/r Zwanzigste. In der Hälfte der Fälle endet die Erkrankung also vor oder im Laufe der Pubertät.
Therapie: Wie wird Asthma behandelt?
Bei allergischem Asthma ist die wichtigste Maßnahme, den Kontakt mit den Allergenen zu vermeiden. Sinnvoll ist zudem eine Hyposensibilisierung, in deren Rahmen der Organismus schrittweise an die Allergene gewöhnt wird. Bis das gelungen ist, können auch Patienten mit allergischem Asthma auf eine medikamentöse Therapie angewiesen sein.
Lange war das oberste Behandlungsziel, die Bronchien zu weiten. Heute liegt die Verringerung der Entzündungen im Fokus, um langfristige Folgen der Asthmaerkrankung zu vermindern und herauszuzögern. Durch chronisches Asthma finden Veränderungen in der Lunge statt, die auf Dauer das Herz schwächen können. Die Asthma-Behandlung mit Medikamenten richtet sich nach der Symptomlast und kann Bedarfspräparate (sog. Reliever) und/oder eine Basismedikation (Controller) umfassen.
In sehr leichten Fällen genügt ein Soforthilfemedikament in Form eines kurzwirksamen Betamimetikuminhalats. Benötigt die/der Betroffene dieses mehr als zweimal wöchentlich, empfiehlt sich eine tägliche Basismedikation mit einem niedrig dosierten Kortikosteroid zum Inhalieren. Reicht das nicht aus, erfolgt die Therapie in der Regel mit einer Kombination aus niedrig dosierten Kortikosteroid und einem langwirksamen Betamimetikum als tägliche Basismedikation. Schwerere Fälle erfordern höhere Kortikosteroiddosen und/oder ein langwirksames Anticholinergikum. Auch Präparate mit Antikörpern gegen Immunglobulin E oder Inteleukin-5 werden eingesetzt. In sehr schweren Fällen verordnet die/der behandelnde Ärzt*in die orale Einnahme von Kortikosteroiden, die jedoch mit schweren Langzeitnebenwirkungen einhergehen kann.
Ein akuter Asthmaanfall zeigt sich in der Regel durch plötzlich eintretende Atemnot und starken Husten. Auch Nervosität und Unruhe treten dabei oft auf. Ist eine sofortige Therapie mit der Notfallmedikation nicht erfolgreich, muss der Rettungsdienst informiert werden, vor allem wenn der Puls ansteigt oder sich Haut oder Lippen blau verfärben. Schlimmstenfalls besteht Lebensgefahr.
Risikofaktoren: Was kann einen Asthmaanfall auslösen?
Eine wichtige Säule der Asthmabehandlung ist somit die Prävention von Asthmaanfällen. Neben einer geeigneten medikamentösen Therapie sowie der Verordnung von Notfallpräparaten gehören dazu auch lebensstilverändernde Maßnahmen. Je nach Beruf ist eventuell ein Jobwechsel notwendig. Das betrifft alle Asthmatiker*innen, die bei der Arbeit regelmäßig Stäuben, Dämpfen oder ähnlichem ausgesetzt sind. Bei allergischem Asthma gilt es, bis zu einer gelungenen Hyposensibilisierung, sämtlichen Allergenen nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen.
Starke körperliche Anstrengung kann ebenfalls einen Anfall auslösen. Gleichzeitig ist moderates Ausdauertraining jedoch ein wichtiger Faktor bei der nicht-medikamentösen Therapie. Betroffene sollten jedoch langsam mit dem Training beginnen und sich gerade am Anfang nicht überfordern. Während der kalten Jahreszeit trainieren Asthmatiker*innen idealerweise in beheizten Räumen. Kälte allein kann schon ausreichen, um einen Anfall auszulösen. In Kombination mit körperlicher Belastung ist sie ein enormer Risikofaktor. Manche Patienten klagen auch über Schmerzen, sie kalte Luft einatmen. Akute Infekte der Atemwege können sowohl eine vorübergehende als auch eine Verschlechterung der Asthmaerkrankung verursachen. Medikamente wie NSAR und Betablocker dürfen Asthmatiker*innen nur dann einnehmen, wenn es gar nicht anders geht. Rauchen – auch Passivrauchen – ist für Asthmapatienten sehr gefährlich. Ein Rauchverzicht ist daher spätestens nach der Diagnose unvermeidbar.
Eine Asthmaschulung und/oder Atemtherapie hilft Betroffenen dabei, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen, Risikofaktoren zu vermeiden und sich im Akutfall richtig zu verhalten.
Inhalieren will gelernt sein
Die Behandlung von Asthma erfolgt fast ausschließlich durch Inhalate. Umso wichtiger ist es, dass die Patienten diese richtig anwenden. Es gibt verschiedene Inhalationssysteme, die unterschiedlich gehandhabt werden. In der Packungsbeilage wird genau erklärt, wie das funktioniert. Bei Neuverordnungen ist es sinnvoll, den Mechanismus mit der/dem Patient/in zu besprechen, um Anwendungsfehler zu vermeiden. Auf der Webseite der Deutschen Atemwegsliga finden Betroffene zudem Videoanleitungen zu jedem erhältlichen Pulverinhalator. Dosieraerosole sind einfacher zu verwenden, wenn ein Spacer eingesetzt wird.
Asthma – ein Überblick des CME-Kurses „Therapie von leichtem und mittelschwerem Asthma bei Erwachsenen“
- Häufigkeit von Asthma: Die Lebenszeitprävalenz von Asthma in Deutschland beträgt 8,6 %.
- Asthma-Formen: Allergisches Asthma tritt oft erstmals im Kindes- und Jugendalter, intrinsisches Asthma (Asthma ohne Allergienachweis) meist erst im Erwachsenenalter auf.
- Asthma und Biomarker: Im Erwachsenenalter unterscheidet man zwei häufige Asthma-Formen: ein allergisches Asthma mit klarem Allergiebezug, und ein intrinsisches (eosinophiles) Asthma, welches meist ohne Nachweis relevanter Allergien im Erwachsenenalter erstmalig auftritt.
- Diagnose: Asthma ist eine klinische Diagnose, die nur in Zusammenschau aller Befunde gestellt werden kann. Die sorgfältige Anamnese-Erhebung ist die wichtigste Säule der Asthma-Diagnostik.
- Asthma-Kontrolle: Die Asthma-Kontrolle ist die Grundlage der akuten und langfristigen Therapie.
- Therapieziel: Therapieziel ist das Erreichen und Erhalten der Asthma-Kontrolle durch Suppression der asthmatischen Entzündung mit einer möglichst niedrigen Therapieintensität.
- Therapieprinzipien: Die Therapie von Asthma besteht aus medikamentösen und nichtmedikamentösen Maßnahmen.
- Langzeittherapie: Eine antientzündliche Langzeittherapie wird empfohlen, sobald > 2× / Woche ein Bedarfsmedikament zum Einsatz kommt.
- Asthma und Arbeitsplatz: Potenzielle Arbeitsplatz-assoziierte Asthma-Trigger sollten identifiziert und eliminiert werden, gegebenenfalls kann ein Arbeitsplatz- oder Berufswechsel unumgänglich sein.
- Theophyllin-Präparate: Theophyllin-Präparate haben aufgrund ihrer geringen therapeutischen Breite, des Nebenwirkungspotenzials und der wirksameren Alternativen keinen Stellenwert mehr in der Dauertherapie des Asthmas.
- Allergen-Immuntherapie: Bei eindeutigem kausalen Zusammenhang zwischen respiratorischen Symptomen und Allergenexposition bei Patienten mit leichtem bis mittelschwerem allergischem Asthma kann eine Allergen-Immuntherapie erwogen werden.
- Kontraindikation der Allergen-Immuntherapie: Ein unkontrolliertes Asthma stellt eine Kontraindikation für eine Allergen-Immuntherapie dar.
- Leichtes Asthma: In Stufe 1 wird eine ICS/Formoterol-Bedarfstherapie oder eine SABA-Bedarfstherapie, in Stufe 2 eine ICS/Formoterol-Bedarfstherapie oder eine niedrigdosierte ICS-Dauertherapie empfohlen.
- Mittelschweres Asthma: Ab Stufe 3 wird eine Dauertherapie mit Fixkombinationen aus ICS (in unterschiedlicher Dosierung) und langwirksamen Betamimetika (LABA) empfohlen.
- Anticholinergika: Langwirksame Anticholinergika (LAMA) können zur Verbesserung der Asthmakontrolle und Lungenfunktion und zur Reduktion der Exazerbationsrate und des ICS-Bedarfs zu einer ICS/LABA-Therapie hinzugefügt werden.
- Steigerung der ICS-Dosis auf eine Hoch- oder Höchstdosis: Dies kann bei Patienten mit schwereren Asthma-Formen zu einer deutlich verbesserten Asthma-Kontrolle führen, allerdings steigt das Risiko lokaler und systemischer Nebenwirkungen an.
- Therapieanpassung: Zur Therapieanpassung soll die Asthma-Kontrolle alle drei Monate erneut überprüft werden.
- Inhalation: Die Auswahl eines für den Patienten geeigneten Inhalators und die sorgfältige Schulung des Patienten in der Inhalationstechnik ist Voraussetzung einer effektiven inhalativen Asthma-Therapie.
Quelle: „Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 434-43; DOI: 10.3238/arztebl.2020.0434“
Akne-Beratung: PTA-Wissen im Überblick
- Asthma ist eine chronische Lungenerkrankung, bei der die Bronchialschleimhaut entzündet ist und sich die dortige Muskulatur verkrampft. Das führt zu einer Verengung der Atemwege.
- Man unterscheidet zwischen allergischem und intrinsischem Asthma.
- Asthma wird sowohl mit Akut- als auch mit Basismedikamenten behandelt. Eingesetzt werden Kortikosteroide, kurz- und langwirksame Betamimetika, Anticholinergika und Antikörper.
- Bei einem Asthmaanfall kann Lebensgefahr bestehen. Tritt keine schnelle Besserung ein, muss ein*e Notärzt*in gerufen werden!
- Zigarettenrauch, Staub, starke körperliche Belastungen, akute Infekte und Kälte können – vor allem in Kombination – Anfälle auslösen.
- NSAR und Betablocker sollten Asthmatiker*innen nach Möglichkeit meiden.
- Allergien sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Nicht behandelter Heuschnupfen kann zu Astma führen. Mehr dazu in unserem Beitrag Saisonstart Allergie – Wenn ein Eindringling den ganzen Organismus aufmischt
Quellenangaben
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Asthma. Online verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/asthma.2591.de.html. Aktualisiert am 15. November 2017.
- DocCheck Flexikon. Asthma bronchiale. Online verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Asthma_bronchiale. Stand 11.Juli 2020.
- Pschyrembel online. Asthma bronchiale. Online verfügbar unter: https://www.pschyrembel.de/Asthma%20bronchiale/K032W. Letzte Aktualisierung 02.2020.
- Lungenärzte im Netz. Bestimmte Medikamente können Asthmabeschwerden verschlimmern. Online verfügbar unter: https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/bestimmte-medikamente-koennen-asthmabeschwerden-verschlimmern/. Stand 2008.
- Deutsche Apothekerzeitung. Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ. online. Wirken Asthma-Antikörper auch nach dem Absetzen? Online verfügbar unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/11/15/wirken-asthma-antikoerper-auch-nach-absetzen. Stand 15.11.2017.
- Abteilung für Pneumologie, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsmedizin Rostock: Prof. Dr. med. Marek Lommatzsch Schwerpunkt Pneumologie, III. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz: PD Dr. med. Stephanie Korn, Prof. Dr. med. Roland Buhl. Deutsches Ärzteblatt. (2020). MEDIZIN: cme. Therapie von leichtem und mittelschwerem Asthma bei Erwachsenen. Doi: 10.3238.
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