Insektenstiche: Symptome, fachgerechte Behandlung und Hausmittel
Insektenstiche sind lokale Hautreaktionen, die durch das Stechen oder Beißen verschiedener Insektenarten verursacht werden. Dabei injizieren die Tiere Speichel oder Giftstoffe in die Haut, die eine immunologische Reaktion hervorrufen. Zu den häufigsten Verursachern zählen Mücken, Bienen, Wespen, Hornissen und Bremsen.
Die daraus resultierenden Reaktionen reichen von milden, lokal begrenzten Symptomen – wie Rötung, Schwellung, Juckreiz oder Schmerzen – bis hin zu systemischen Reaktionen bei sensibilisierten Personen, etwa in Form allergischer Reaktionen, die im Extremfall auch lebensbedrohlich sein können (anaphylaktischer Schock).
Apotheken sind häufig die erste Anlaufstelle für Betroffene – umso wichtiger ist ein sicheres Grundlagenverständnis über die Ursachen, typischen Beschwerden und möglichen Komplikationen von Insektenstichen.

Warum stechen oder beißen Insekten?
Insekten stechen oder beißen aus unterschiedlichen biologischen Gründen. Blutsaugende Insekten wie Mücken oder Bremsen stechen, um sich mit Blut als Nahrungsquelle zu versorgen – insbesondere die Weibchen, da sie das Protein zur Eibildung benötigen. Im Gegensatz dazu setzen Bienen, Wespen oder Hornissen ihre Stachel meist zur Verteidigung ein – entweder um sich selbst oder das Nest zu schützen.
Beim Stich oder Biss wird entweder Speichel (bei blutsaugenden Insekten) oder Gift (bei stechenden Insekten wie Wespen oder Bienen) in die Haut injiziert. Der Speichel enthält gerinnungshemmende, gefäßerweiternde und immunmodulierende Substanzen, die die Blutaufnahme erleichtern. Insekten-Gifte hingegen bestehen aus einem komplexen Mix aus Enzymen, Peptiden und biogenen Aminen (z. B. Histamin, Melittin, Phospholipase A2), die Zell- und Gewebsreaktionen hervorrufen.
Diese Fremdstoffe aktivieren das Immunsystem: Mastzellen setzen Histamin frei, was eine lokale Entzündungsreaktion mit Rötung, Juckreiz, Schwellung und Schmerzen auslöst. Bei sensibilisierten Personen kann das Immunsystem überreagieren, was zu allergischen Reaktionen unterschiedlicher Schweregrade führt.
Symptome nach Insektenstichen: von harmlos bis bedenklich
Die häufigsten Symptome nach einem Insektenstich oder -biss sind:
- Schwellung (meist um die Einstichstelle, teils großflächig)
- Rötung
- Juckreiz
- Schmerz oder Brennen
Diese Reaktionen entstehen durch die lokale Entzündungsreaktion auf die injizierten Fremdstoffe. Die Intensität der Beschwerden kann stark variieren – je nach Insekt, Körperstelle, individueller Empfindlichkeit und Stichhäufigkeit.
Typische Unterschiede je nach Insekt:
- Mückenstiche führen meist zu starkem Juckreiz und mäßiger Schwellung. Die Reaktion kann verzögert auftreten.
- Bremsenbisse sind oft schmerzhafter, da die Tiere Hautgewebe mechanisch verletzen und mehr Speichel übertragen.
- Bienenstiche rufen meist eine deutliche Schwellung und Schmerz hervor; der Stachel verbleibt oft in der Haut.
- Wespen- und Hornissenstiche sind besonders schmerzhaft und verursachen schnell eine ausgeprägte lokale Reaktion – teils auch bei Personen ohne Allergie.

Wann Symptome bedenklich werden:
Folgende Beschwerden können auf eine systemische allergische Reaktion (Anaphylaxie) hinweisen und sind als Notfall zu behandeln:
- Atemnot, pfeifende Atmung oder Engegefühl in der Brust
- Schwindel, Schwächegefühl, Kreislaufprobleme bis hin zum Schock
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
- Hautausschlag am ganzen Körper (Nesselsucht, Quaddeln), Gesichtsschwellungen (z. B. Lippen, Augenlider)
- Bewusstseinsveränderungen oder -verlust
Bei Stichen im Mund- oder Rachenraum (z. B. durch versehentliches Verschlucken einer Wespe) besteht selbst ohne Allergie Erstickungsgefahr durch Schwellung – hier ist ebenfalls sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.
Insektenstiche richtig unterscheiden

In der Beratung kann es hilfreich sein, bestimmte Insektenstiche anhand ihrer typischen Merkmale einzugrenzen – sowohl zur Einschätzung der Beschwerden als auch zur Auswahl geeigneter Maßnahmen:
- Mückenstiche
→ Häufig, besonders im Sommer. Meist kleine, juckende Quaddeln, die sich innerhalb von Stunden bis Tagen entwickeln. Die Reaktion kann sich verzögern, besonders bei empfindlicher Haut oder häufigen Stichen. Nur selten schmerzhaft.
- Bienenstiche
→ Schmerzhaft, da der Stachel in der Haut verbleibt und mechanisch Gewebe verletzt. Deutliche, lokale Schwellung und Rötung, oft mit Druckschmerz. Wichtig: Stachel entfernen, um weiteres Eindringen von Gift zu verhindern. Häufige Auslöser allergischer Reaktionen.
- Wespenstiche
→ Sehr schmerzhaft und rasch anschwellend. Im Gegensatz zur Biene bleibt der Stachel nicht stecken, die Wespe kann mehrfach stechen. Die Reaktion kann massiver ausfallen, auch bei Nicht-Allergikern. Besonders kritisch im Rachenraum.
- Bremsenbisse
→ Die Bremse beißt mit scharfen Mundwerkzeugen und saugt Blut. Das Resultat ist meist eine große, entzündliche Schwellung mit starkem Juckreiz und Brennen. Die Bissstelle kann aufgrund der mechanischen Reizung leicht infizieren.
- Zeckenbisse (kurz erwähnt)
→ Kein Stich, sondern ein Biss: Die Zecke verankert sich mit ihrem Stechrüssel in der Haut. Der Biss selbst ist meist schmerzlos und wird erst später durch die Entzündung oder Rötung bemerkt. Wichtig: Zecken können Borreliose oder FSME übertragen – daher vollständige und frühzeitige Entfernung sowie ggf. Beobachtung der Haut (Wanderröte) empfohlen.
Allergische Reaktionen und Notfälle: von lokal bis lebensbedrohlich
Nicht jeder Insektenstich ist harmlos. Während die Mehrheit der Betroffenen nur leichte lokale Reaktionen zeigt, kann es – insbesondere bei sensibilisierten Personen – zu schweren allergischen Reaktionen kommen. Es ist wichtig, diese Unterschiede frühzeitig zu erkennen:
- Einfache lokale Reaktion:
Typisch sind geringe Schwellung, Rötung, Juckreiz und Schmerzen um die Einstichstelle. Diese Beschwerden klingen in der Regel innerhalb von 1–3 Tagen ab und sind mit rezeptfreien Mitteln gut behandelbar.
- Große Lokalreaktion:
Hier kommt es zu einer ausgeprägten Schwellung (über 10 cm), die sich innerhalb von Stunden ausbreitet und mehrere Tage anhalten kann. Auch Überwärmung und starke Schmerzen können auftreten. Diese Reaktion ist zwar noch lokal begrenzt, kann jedoch unangenehm und behandlungsbedürftig sein – besonders bei Stichen an empfindlichen Körperstellen oder bei Kindern.
- Systemische allergische Reaktion (anaphylaktische Reaktion):
In seltenen Fällen – insbesondere nach Stichen von Bienen oder Wespen – reagiert der Körper nicht nur lokal, sondern systemisch. Das Immunsystem schüttet große Mengen Histamin aus, was zu einer Anaphylaxie führen kann – einem akuten medizinischen Notfall.
Typische Symptome sind:
- Hautausschlag am ganzen Körper, Juckreiz, Quaddeln
- Gesichtsschwellungen (z. B. Lippen, Zunge, Augenlider)
- Atemnot, pfeifende Atmung, Engegefühl in der Brust
- Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen
Besonders gefährlich: Ein anaphylaktischer Schock kann sich innerhalb weniger Minuten nach einem Stich entwickeln. Sofortiges Handeln ist lebensrettend! Betroffene benötigen umgehend medizinische Hilfe – Notruf 112 wählen, Patienten mit Notfallset (Adrenalin-Autoinjektor) aktiv unterstützen.

Behandlung von Insektenstichen: Was hilft schnell und zuverlässig?
Die richtige Erstversorgung kann Beschwerden nach Insektenstichen deutlich lindern und Komplikationen verhindern. Wichtig ist eine rasche Reaktion – idealerweise direkt nach dem Stich.
Bewährte Sofortmaßnahmen:
- Kühlen: Kalte Umschläge, Kühlpads oder Gelkompressen reduzieren Schwellung, lindern Schmerzen und verlangsamen die Ausbreitung der Entzündungsreaktion.
- Hochlegen der betroffenen Extremität: Unterstützt den Abfluss von Gewebeflüssigkeit bei stärkeren Schwellungen, z. B. an Armen oder Beinen.
- Topische Antihistaminika: Salben oder Gele mit Wirkstoffen wie Dimetinden oder Bamipin lindern Schwellung, Juckreiz und Rötung.
- Kortisonhaltige Externa: Hydrocortison-Cremes (z. B. 0,25–0,5 %) kommen bei stärkerer Entzündung oder großer Lokalreaktion zum Einsatz – in der Selbstmedikation meist auf wenige Tage beschränkt.
- Nicht-steroidale Antiphlogistika (z. B. Diclofenac-Gel): Entzündungshemmend und schmerzlindernd, vor allem bei Druckschmerz.
- Orale Antihistaminika: Empfehlenswert bei ausgeprägtem Juckreiz, großflächiger Reaktion oder bei Allergie-Anamnese – z. B. Cetirizin, Loratadin oder Dimetinden.
Wann ärztliche Hilfe erforderlich ist:
- Stiche im Mund- oder Rachenraum (z. B. durch verschluckte Insekten) → Gefahr der Erstickung!
- Anzeichen einer allergischen Reaktion (s. vorheriger Abschnitt)
- Große Schwellungen an Gelenken, im Gesicht oder bei Kindern
- Fieber, eitrige Entzündungen oder zunehmender Schmerz → Verdacht auf bakterielle Superinfektion
- Zeckenbiss mit Wanderröte oder grippeähnlichen Symptomen
Hilfreiche Produkte aus der Apotheke:
- Elektronische Wärmestifte zur punktuellen Behandlung – wirken durch lokale Hitzeeinwirkung (ca. 50 °C), die das Insektengift denaturieren und Symptome lindern können. Besonders beliebt bei Mücken- und Bremsenstichen.
- Antihistaminika-Gele: schnelle Linderung von Juckreiz und Reizungen.
- Kortisoncremes: rezeptfrei bis 0,5 % Wirkstoffanteil.
- Kühlpflaster und Hydrogele: Ideal für Kinder, kühlen sanft und lindern mechanisch das Kratzen.
- Zeckenzangen und -karten: Für sicheres Entfernen von Zecken, immer mitgeben bei Outdoor-Produkten.
- Orale Antihistaminika: auch für die Reiseapotheke empfohlen.
- Desinfektionssprays: bei aufgekratzten oder infektionsgefährdeten Stichstellen.
Zeckenbisse und Mückenstiche: Wie man sich schützen kann
Zeckenbisse und Mückenstiche sind nicht nur lästig, sondern können Krankheiten übertragen. Tipps zum Schutz, zur Vorbeugung und zu wirksamen Mitteln gegen blutsaugende Insekten.

Vorbeugung und Schutz: Stiche effektiv vermeiden
Der beste Schutz vor Insektenstichen ist es, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. In der Kundenberatung sollte deshalb auch auf präventive Maßnahmen hingewiesen werden – besonders bei empfindlichen Personen, Kindern oder bei Reisen in Risikogebiete.
Effektive Schutzmaßnahmen:
- Insektenschutzmittel (Repellents):
Produkte mit Wirkstoffen wie DEET, Icaridin oder Zitronen-Eukalyptus-Extrakt bieten mehrstündigen Schutz vor Mücken, Bremsen und Zecken. Auf freie Hautstellen auftragen, ggf. mehrmals täglich wiederholen.
→ Wichtig in der Reiseapotheke und für Risikogruppen (z. B. FSME-, Malaria- oder Denguegebiete). - Schutzkleidung:
Helle, lange Kleidung (langärmlige Shirts, lange Hosen, geschlossene Schuhe) erschwert Insekten das Stechen. Spezielle imprägnierte Kleidung ist für Outdoor-Urlaube oder Tropenreisen erhältlich. - Moskitonetze & Fliegengitter:
Besonders in Schlafräumen und auf Reisen in warme Länder empfehlenswert – Moskitonetze über dem Bett und Fliegengitter an Fenstern halten Stechmücken fern. Netze mit Insektiziden bieten zusätzlichen Schutz.
Verhaltenstipps im Alltag:
- Keine süßen Getränke offen stehen lassen (z. B. beim Picknick) – Wespengefahr!
- Trinkhalme verwenden, um versehentliches Verschlucken von Insekten zu vermeiden.
- Nicht barfuß über Wiesen laufen – Gefahr von Bienenstichen.
- Parfüms und stark duftende Cremes meiden – sie ziehen Insekten an.
- Müll, reifes Obst oder Essensreste möglichst schnell wegräumen.
Auf Reisen:
- Regionale Risikogebiete für Insektenübertragene Krankheiten prüfen (z. B. Tropenmedizinisches Institut, Auswärtiges Amt).
- Impfschutz gegen FSME (bei Zecken) rechtzeitig prüfen und ggf. auffrischen.
- Repellents mit höherem DEET-Anteil bei Aufenthalten in Malaria- oder Dengue-Gebieten nutzen.
Sonderfälle: Insektenstiche im Urlaub und tropische Krankheiten
Insektenstiche sind nicht nur lästig – in bestimmten Regionen der Welt können sie auch ernsthafte Gesundheitsgefahren bergen. Besonders in tropischen und subtropischen Ländern besteht die Gefahr, dass Mücken Krankheitserreger übertragen. Deshalb ist eine individuelle reisemedizinische Beratung vor Auslandsreisen essenziell – und Apotheken sind eine erste Anlaufstelle für präventive Maßnahmen.
Wichtige durch Mücken übertragene Erkrankungen:
- Malaria
→ Übertragen durch Anopheles-Mücken (v. a. in Afrika, Teilen Asiens und Südamerika).
→ Symptome: Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen – kann unbehandelt tödlich verlaufen.
→ Schutz: Mückenschutz, Moskitonetz, ggf. Malaria-Prophylaxe (medikamentös) nach ärztlicher Empfehlung. - Dengue-Fieber
→ Übertragung durch tagaktive Aedes-Mücken (v. a. in Südostasien, Lateinamerika, Karibik).
→ Symptome: hohes Fieber, starke Gliederschmerzen („Knochenbrecherfieber“), Hautausschlag.
→ Kein Impfstoff für Touristen, deshalb konsequente Repellent-Anwendung und Moskitonetz unerlässlich. - Zika-Virus
→ Ebenfalls durch Aedes-Mücken übertragbar.
→ Meist milde Symptome, aber gefährlich in der Schwangerschaft (Risiko für Fehlbildungen beim Fötus).
→ Schwangere sollten betroffene Gebiete meiden bzw. strikt vorsorgen.
- Chikungunya, Gelbfieber, Japanische Enzephalitis
→ In bestimmten Regionen relevant; für einige Erkrankungen sind Impfungen verfügbar. Reisemedizinische Beratung ist hier entscheidend.
Empfehlungen für die Beratung in der Apotheke:
- Kunden mit bevorstehender Fernreise aktiv auf Insektenschutz und Risiken ansprechen.
- Hochwirksame Repellents (z. B. DEET ≥ 30 %) empfehlen, v. a. für tropische Gebiete.
- Mückennetze, imprägnierte Kleidung und ggf. Notfall-Sets mitführen.
- Auf tageszeitabhängiges Risiko hinweisen: Malaria-Mücken stechen nachts, Dengue-Mücken meist tagsüber.
- Bei längeren Aufenthalten oder bei Reisen mit Kindern, Schwangeren oder chronisch Kranken: immer an reisemedizinische Fachberatung oder Tropenmediziner verweisen.
Insektenstiche – schnell handeln, richtig behandeln!
Insektenstiche sind in den Sommermonaten eine häufige und meist harmlose Beschwerde. Dennoch können sie unangenehme Symptome wie Juckreiz, Rötung und Schwellung verursachen und in seltenen Fällen sogar gefährlich werden. Für die meisten Menschen ist die Apotheke die erste Anlaufstelle und spielt dabei eine zentrale Rolle. Die schnelle und sachgerechte Erstversorgung kann Beschwerden lindern und vor allem eine schlimmere Reaktion verhindern.
Durch eine gezielte Beratung können pharmazeutische Fachkräfte den Kunden dabei helfen, die richtigen Produkte zu wählen, Erste-Hilfe-Maßnahmen zu ergreifen und die Notwendigkeit für eine ärztliche Konsultation rechtzeitig zu erkennen. Dabei geht es nicht nur um die Linderung von Symptomen, sondern auch um die Aufklärung über mögliche allergische Reaktionen oder seltene tropische Erkrankungen, die durch Insektenstiche übertragen werden können.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass Apothekenbesucher nicht nur Produkte kaufen, sondern auch die richtige Anwendung und Prävention vermittelt bekommen – denn mit der richtigen Pflege lassen sich viele Beschwerden vermeiden.
Häufige Kundenfragen verständlich erklärt:
Was hilft sofort bei Insektenstichen?
- Kühlen: z. B. mit einem kalten Umschlag, Coolpack oder Kühlpflaster
- Nicht kratzen! Das reduziert die Gefahr einer Infektion.
- Antihistaminika-Gel oder -Salbe gegen Juckreiz
- Hydrocortison-Creme bei starker Entzündung
- Elektronische Stichheiler können direkt nach dem Stich helfen
- Bei ausgeprägter Reaktion: orale Antihistaminika (z. B. Cetirizin)
Wann muss ich wegen eines Insektenstichs zum Arzt?
- Bei starker Schwellung, die über den Einstichbereich hinausgeht (z. B. ganze Hand oder Fuß)
- Bei Schmerzen, Rötung und Überwärmung, die zunehmen – Verdacht auf Entzündung
- Wenn Fieber oder Schüttelfrost auftreten, Unwohlsein
- Bei Stichen im Mund-, Hals- oder Rachenbereich → Erstickungsgefahr!
- Bei bekannter Insektengiftallergie oder Anzeichen einer allergischen Reaktion (s. unten)
- Nach einem Zeckenbiss mit Wanderröte oder grippeähnlichen Symptomen
Wie erkenne ich einen allergischen Schock (Anaphylaxie)?
Ein anaphylaktischer Schock kann wenige Minuten nach einem Stich einsetzen – besonders nach Wespen- oder Bienenstichen. Warnzeichen sind:
- Plötzliche Gesichtsschwellung (z. B. Augen, Lippen, Zunge)
- Atemnot, pfeifende Atmung, Engegefühl in der Brust
- Ausschlag am ganzen Körper, Quaddeln, Juckreiz
- Schwindel, Herzrasen, Kreislaufkollaps, Bewusstseinsstörung
→ Notruf 112 wählen! Patienten mit Notfallset (Adrenalinpen) sofort helfen! - Wie finde ich heraus, welches Insekt mich gestochen hat?
Symptome je Insektenstich
Insekt | Typische Merkmale |
---|---|
Mücke | Klein, juckend, oft erst nach Stunden sichtbar |
Biene | Starker Schmerz, oft mit steckenbleibendem Stachel |
Wespe | Sehr schmerzhaft, keine Stachelreste, rasch anschwellend |
Bremse | Große, gerötete Schwellung mit Juckreiz und Hitzegefühl |
Zecke | Meist schmerzlos, sichtbare Zecke oder später wandernde Rötung |
Stichmerkmale je Insekt
Insekt | Erkennungsmerkmale |
---|---|
Biene | Stachel sichtbar, Schmerz sofort, starke lokale Reaktion |
Wespe | Schmerz und Schwellung, Stachel nicht sichtbar |
Mücke | Kleiner roter Punkt, Juckreiz, meist harmlos |
Bremse | Blutiger Punkt, große Quaddel, Brennen |
Zecke | Festsitzend, keine Schmerzen → Infektionsgefahr (Borreliose, FSME) |
Behandlung stark geschwollener Stiche
- Kühlen (regelmäßig)
- Hochlagern der betroffenen Körperstelle
- Kortisonhaltige Salben (bis 0,5 %, rezeptfrei)
- Orale Antihistaminika für systemische Wirkung
Bei Verdacht auf Infektion oder sehr starker Schwellung: Arztbesuch ratsam
Insektenstiche: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- Sofortmaßnahmen wie Kühlen des Stiches und die Anwendung von Antihistaminika-Gelen oder Kortisoncremes helfen, Juckreiz und Schwellung zu lindern.
- Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion, wie Atemnot oder Schwellungen im Gesicht, muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
- Bei stark geschwollenen Stichen oder Stichen im Mundbereich sollte ebenfalls schnell ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
- Präventivberatung, z. B. der Einsatz von Insektenschutzmitteln und das Tragen von geschlossener Kleidung, sind besonders wichtig, um Stiche zu vermeiden.
- Bei Reisen in tropische Gebiete sollte zudem auf spezifische Gesundheitsrisiken wie Malaria, Dengue oder Zika hingewiesen und entsprechende Schutzmaßnahmen empfohlen werden.
Checkliste: Erste Hilfe bei Insektenstichen (nach DRK-Empfehlungen)
Allgemeine Maßnahmen bei Insektenstichen
- Stachel entfernen: Falls sichtbar, den Stachel vorsichtig mit einer Pinzette oder dem Fingernagel herausziehen.
- Kühlen: Die betroffene Stelle mit einem kalten Umschlag oder Kühlpack (in ein Tuch eingewickelt) kühlen, um Schwellung und Schmerzen zu lindern.
- Desinfektion: Die Einstichstelle mit einem geeigneten Desinfektionsmittel reinigen.
- Beobachtung: Den Patienten auf Anzeichen einer allergischen Reaktion überwachen (z. B. Hautausschlag, Atemnot, Schwindel).
- Medikamentöse Behandlung: Bei Bedarf geeignete Medikamente empfehlen (z. B. Antihistaminika, Hydrocortison-Creme).
Notfallmaßnahmen bei Insektenstichen im Mund- oder Rachenraum
Insektenstiche im Mund- oder Rachenraum können lebensbedrohlich sein und erfordern sofortige Maßnahmen:
- Eis lutschen lassen: Den Betroffenen kontinuierlich Eis lutschen lassen (Schlucken muss einwandfrei möglich sein), um die Schwellung zu reduzieren.
- Kalte Umschläge: Kalte Umschläge um den Hals legen, um die Durchblutung zu verringern und Schwellungen zu minimieren.
- Notruf absetzen: Sofort den Notruf 112 wählen und die Situation schildern.
- Atemwege freihalten: Den Patienten beruhigen und in aufrechter Position halten, um die Atemwege offen zu halten.
- Wiederbelebungsmaßnahmen: Bei Atemstillstand sofort mit der Atemspende beginnen.
Anzeichen einer schweren allergischen Reaktion (Anaphylaxie)
Auf folgende Symptome, die auf eine Anaphylaxie hinweisen können, sollte unbedingt geachtet werden:
- Haut: Nesselsucht, Juckreiz, Rötung
- Atmung: Atemnot, Keuchen, Engegefühl in der Brust
- Kreislauf: Schwindel, Ohnmacht, niedriger Blutdruck
- Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
Bei Verdacht auf eine Anaphylaxie ist sofort der Notruf 112 zu wählen.
- Empfohlene Produkte für die Apothekenbevorratung
- Antihistaminika: Zur Linderung von allergischen Reaktionen
- Hydrocortison-Creme: Zur Behandlung von Hautreizungen
- Kühlpacks: Für die sofortige Kühlung der Einstichstelle
- Desinfektionsmittel: Zur Reinigung der betroffenen Hautpartie
- Notfallset für Anaphylaxie: Enthält Adrenalin-Autoinjektor, Antihistaminikum und Kortikosteroid
Hier findet Ihr den Beratungsleitfaden des Deutschen Apotheken Portals mit einer Übersicht der Behandlungsmaßnahmen und ihrem Wirkprinzip: dap_beratungsleitfaden_insektenstiche.pdf
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Hautpflege im Winter: Tipps für trockene und gereizte Haut
Winterkälte und trockene Heizungsluft strapazieren die Haut. Vor allem im Gesicht und an den Händen ist sie diesen Einflüssen oft schutzlos ausgeliefert. Viele leiden daher in der kalten Jahreszeit und trockener und gereizter Haut oder sogar Ekzemen.
Mit der richtigen Hautpflege kommt ihr und eure Kundinnen und Kunden jedoch gut durch den Winter.

Trockene Haut im Winter: Woran liegt das?
Kalte Luft ist meist sehr trocken und durch das Heizen ist auch der Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft niedrig. Der häufige Wechsel zwischen Kälte draußen und Wärme drinnen strapaziert die Haut zusätzlich.
Außerdem fahren die Talgdrüsen bei niedrigen Temperaturen ihre Produktion herunter. Dabei ist Talg ein wichtiger Bestandteil des Hydrolipidfilms, der den Schutzmantel der Haut darstellt. Somit ist die Haut bei kaltem Wetter besonderen Belastungen ausgesetzt, während die ihre eigene Schutzfunktion angegriffen ist. Umso wichtiger ist die richtige Hautpflege für die Wintermonate.
Reichhaltige Pflege für wintergeplagte Haut
Im Winter leidet fast jeder unter Hauttrockenheit und Rötungen. Nur Menschen mit öligem Hautzustand sind davon zum Teil ausgenommen. Sie benötigen nicht unbedingt eine andere Hautpflege als sonst, wenn es draußen kalt wird.
In der Regel sind Nachtcremes reichhaltiger formuliert als ihre Pendants für den Tag. Bei manchen Leuten reicht es daher, die Nachtpflege auch am Morgen aufzutragen. Für Menschen mit trockener und/oder sensibler Haut genügt das jedoch oft nicht. Sie benötigen spezielle Pflegeprodukte für den Winter. Vor allem Wasser-in-Öl-Emulsionen sind dann für die Gesichtspflege empfehlenswert. Produkte mit Panthenol oder natürlichen Ölen wie Mandelöl pflegen und beruhigen die Haut gleichermaßen.
Warnzeichen der Kälte: Erfrierungen erkennen und behandeln
Unzureichende Bekleidung und Unachtsamkeit gegenüber den Signalen des Körpers bergen bei Minusgraden die Gefahr von Erfrierungen. Auf welche Anzeichen gilt es zu achten, und was kann man tun, wenn Symptome auftreten?

Welche Pflegeprodukte sind richtig für den Winter?
Ein beliebter Inhaltsstoff reichhaltiger Pflegecremes und -lotionen ist Urea. Der künstlich hergestellte Harnstoff bindet Feuchtigkeit. Allerdings kann er – vor allem in höheren Dosen – zu Hautreizungen führen. Daher sollte der Ureagehalt einer Creme nicht zu hoch sein und Menschen mit sehr empfindlicher Haut verzichten besser ganz darauf. Als Alternative empfiehlt sich Hyaluronsäure, die auch von Natur aus in der Haut vorkommt. Sie ist vor allem ein beliebter
Bestandteil von Anti-Aging-Produkten, da sie viel Wasser bindet und so Fältchen von unten aufpolstert. Sie eignet sich aber auch zur ganz »normalen« Feuchtigkeitspflege. Sheabutter, Cica, Phospholipide und Ceramide sind ebenfalls sinnvolle Inhaltsstoffe für Winterpflegeprodukte.
Cold Cream richtig anwenden
Bei extrem kaltem Wetter oder langen Aufenthalten im Freien schützt eine Cold Cream die Haut vor dem Austrocknen. Sie eignet sich jedoch nicht zur täglichen Pflege. Der extrem hohe Fettgehalt sorgt für einen dichten Film auf der Haut, der nicht durchlässig ist. Deshalb sollte die Cold Cream gründlich abgewaschen werden – aber schonend.
Hautreinigung im Winter
Wasser- und alkoholhaltige Reinigungsprodukte trocknen die Haut im Winter zu stark aus: besser auf Reinigungsöle umsteigen, die schonender wirken. Mechanische Peelings können die Haut ebenfalls zu stark irritieren. Wer nicht aufs Peelen verzichten kann oder möchte, greift jetzt zu Enzympeelings. Gerade die Hände, die meist mehrmals täglich gewaschen werden, sind jetzt besonders strapaziert.
Duschen reduzieren, Feuchtigkeit spenden
Die Reinigung sollte so selten und schonend wie möglich erfolgen. Das gilt übrigens auch für den Körper. Menschen mit sehr empfindlicher Haut können versuchen, im Winter nur noch jeden zweiten Tag zu duschen und sollten nach jedem Waschen eine reichhaltige Bodylotion verwenden.
Sonnenschutz: auch im Winter ein Muss
Leider ist der Irrglaube weit verbreitet, dass Sonnenschutz im Winter überflüssig sei. Das ist falsch! Die Sonne »sticht« im Winter zwar nicht so sehr wie im Sommer, kann aber gerade an klaren Tagen in den Mittagsstunden zu Hautschädigungen führen.
Vor allem im Skiurlaub in großen Höhen gehört Sonnenschutz zum absoluten Pflichtprogramm. Ein hoher Lichtschutzfaktor (mindestens 30) ist empfehlenswert. Dabei dürfen nicht die Lippen vergessen werden. Es gibt spezielle Lippenpflegestifte mit Lichtschutzfaktor.

Trockene Haut im Winter: Was kann man sonst noch tun?
Neben der richtigen Pflege können auch noch andere Faktoren dazu beitragen, die Haut zu schützen und ihr möglichst wenig Stress zuzumuten:
- Handschuhe tragen, um die Haut an den Händen vor Kälte zu schützen.
- auf Mützen und Handschuhe mit echter Wolle verzichten, die der Haut zusätzlich Fett und Feuchtigkeit entzieht
- viel trinken (mindestens 1,5 l/Tag)
- für feuchte Raumluft sorgen (ideal ist ein Feuchtigkeitsgehalt von 40 bis 60 Prozent) – entweder mit einem Luftbefeuchter oder einer Schüssel Wasser auf der Heizung
Hautpflege im Winter: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- Winterluft stresst die Haut und sorgt dafür, dass sie weniger Talg produziert. Das trocknet die Haut zusätzlich aus.
- Im Winter sollte die Hautpflege reichhaltiger sein als im Sommer und mehr Fett enthalten.
- Schutz vor Kälte und äußeren Reizen bietet ein intakter Hydrolipidfilm der Haut.
- Hautpflegeprodukte aus der Apotheke sind zwar etwas teurer, dafür ist die Qualität meist höher als bei Drogerieprodukten. Apothekenkosmetik ist effektiv und auch für Problemhaut geeignet. Qualifizierte Beratung gibt es gratis dazu.
- Cremes mit pflegenden natürlichen Ölen schützen gereizte, zu Entzündungen neigende Haut.
- Cold Creams sollten nur in Ausnahmefällen verwendet und danach gut abgewaschen werden.
- Auch im Winter ist Sonnenschutz essentiell. Das gilt besonders im Skiurlaub.
- Die beste Lippenpflege haben wir alle im Küchenschrank: Honig. Am besten über Nacht einwirken lassen.
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Die kalte Jahreszeit lockt mit Wintersport ins Freie. Unzureichende Bekleidung und Unachtsamkeit gegenüber den Signalen des Körpers bergen bei Minusgraden die Gefahr von Erfrierungen. Auf welche Anzeichen gilt es zu achten, und was kann man tun, wenn Symptome auftreten?
Eine Erfrierung kann klar von einer Unterkühlung differenziert werden. Während bei einer Unterkühlung die Gesamtkörpertemperatur um mehrere Grad absinkt, können Erfrierungen einzelne, isolierte Partien betreffen und dort großen Schaden anrichten. Der Rest des Körpers wird aber nicht weiter beeinträchtigt.

Ursachen von Erfrierungen
Erfrierungen treten meist an Fingern, Zehen, den Ohren oder der Nase auf, also Stellen, die häufig nicht durchgehend von Kleidung geschützt sind oder von zu dünner, zu enger oder feuchter Kleidung umgeben sind.
Neben unzureichendem Schutz vor Temperaturen unter dem Gefrierpunkt steigern weitere Faktoren das Risiko einer Erfrierung:
- Menschen mit Durchblutungsstörungen oder Diabetes sind grundlegend anfälliger.
- Der Konsum von Genussmitteln wie Tabak und Alkohol wirkt sich ebenfalls negativ aus – bei Tabak mindert das Rauchen die Durchblutung,
- Alkohol hingegen fördert den Wärmeverlust des Körpers, indem Gefäße geweitet werden.
- Längerer Kontakt mit kalten Materialien wie vereisten Treppengeländern oder ähnlichem kann ebenfalls zu Erfrierungen führen.
Wie der Wind-Chill Wintersportler gefährdet
Eine besondere Gefahr besteht für Wintersportler, da diese aufgrund hoher Geschwindigkeiten zum Beispiel beim Skifahren oder aufgrund der stärkeren Winde in Höhenlagen wie beim Bergsteigen häufig unter dem Wind-Chill-Effekt leiden.
Hiermit wird das rasche Absinken der Hauttemperatur an ungeschützten Stellen wie dem Gesicht bezeichnet, wenn starke Winde die schützende Wärmeschicht der Haut hinwegwehen.

Erfrierungen erkennen
Es wird in der Regel von drei, gelegentlich auch von vier Graden von Erfrierungen ausgegangen, die mit verschiedenen Symptomen einhergehen. Gemäß der weiterverbreiteten Definition werden hier drei Grade beschrieben.
- Erster Grad: Betroffene bemerken vielleicht Taubheit in den betroffenen Arealen. Die Haut ist anfangs blass und leicht geschwollen. Bei späterer Erwärmung treten deutliche Schmerzen auf und die Haut verfärbt sich rötlichbraun.
- Zweiter Grad: Die Haut verfärbt sich rotblau und es kommt zur Blasenbildung. Die Betroffenen können das Gefühl haben, es käme wieder zu einer Erwärmung der erfrorenen Stelle.
- Dritter Grad: Das Gewebe stirbt ab und wird unwiderruflich zerstört. Diese Areale werden später blauschwarz und hart oder sogar brüchig. Es kann nötig sein, ganze Gliedmaße zu amputieren.
Erfrierungen behandeln
Bei der Versorgung von Erfrierungen steht man zunächst vor der Herausforderung, dass diese nicht immer sofort als solche erkennbar sind sondern sich die Symptome erst verspätet oder nach dem Erwärmen zeigen. Im Zweifelsfall sollte man immer davon ausgehen, dass eine Erfrierung vorliegt und den Notruf alarmieren.
- Das Wichtigste ist, das langsame Erwärmen der betroffenen Areale bzw. die Verhinderung einer weiteren Auskühlung. Zu diesem Zweck sollte zunächst ein geschlossener Raum gefunden werden beispielsweise ein Auto.
- Durch Decken oder Kleidungsstücke können Kältebarrieren geschaffen werden, allerdings sollten zuvor feuchte und zu eng geschnürte Kleidungsstücke entfernt oder geöffnet werden.
- Warme Getränke helfen dabei, die Körpertemperatur allgemein anzuheben.
- Erfrierungen im Gesicht können durch das Auflegen der warmen Hände erstversorgt werden, erfrorene Finger oder Zehen unter die Achselhöhlen der Versorger geklemmt werden.
- Wenn die Möglichkeit besteht, können die betroffenen Körperteile in körperwarmem Wasser erwärmt werden. Hierbei können starke Schmerzen auftreten und die Gabe von Analgetika sinnvoll sein.
- Wenn Verbände angelegt werden, dürfe diese nicht zu fest sein und sollten jede Extremität, also jeden Finger und jeden Zeh, einzeln umschließen.
- Wenn möglich und sinnvoll, leichte Bewegung der Glieder.
- Das betroffene Glied hochlagern.
Was man unbedingt beachten sollte
Auf keinen Fall sollte zu heißes Wasser verwendet werden, da dies die Haut zusätzlich schädigen kann. Ebenso ist es wichtig, die betroffenen Stellen nicht zu rubbeln oder zu reiben, um die ohnehin gereizte Haut nicht weiter zu verletzen.
Auch das Erwärmen am Feuer oder mit einem Fön sollte unbedingt vermieden werden, da unkontrollierte Hitze die Gefahr von Verbrennungen birgt. Blasen, die sich möglicherweise gebildet haben, dürfen keinesfalls aufgestochen werden, da dies das Risiko einer Infektion erheblich erhöht.
Erfrierungen: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- Erfrierungen können aufgrund des Wind-Chill-Effekts auch schon bei Temperaturen kurz unter 0 Grad auftreten
- Erfrierungen sind Anfangs nur schwer zu erkennen; erste Symptome wie Taubheit und Blässe ernst nehmen
- Im Zweifel den Notruf alarmieren
- Beim Auftauen keine Temperaturen über Körpertemperatur anwenden
- Betroffene Areale mit Vorsicht behandeln, um weitere mechanische Schädigungen zu vermeiden
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COPD im Winter: Erhöhtes Risiko und wichtige Tipps für Betroffene
Zu COPD gehören eine chronische Entzündung der Bronchien sowie Lungenemphysem. Hauptsächlich sind (Ex-)Raucher betroffen. Die Leitsymptome sind Atemnot und produktiver Husten.
Kalte Luft und akute Infekte können lebensbedrohliche Exazerbationen auslösen, die auch die Grunderkrankung verschlechtern. Wichtige Informationen zur Beratung Betroffener erhaltet ihr im Folgenden.

Was ist COPD?
Das Akronym COPD steht für »chronic obstructive pulmonary disease«, zu Deutsch chronisch-obstruktive Lungenerkrankung. Zu Beginn besteht »lediglich« eine chronische Bronchitis. In diesem Stadium gibt es noch Hoffnung auf Heilung – vorausgesetzt, der Patient hört sofort auf zu rauchen.
AHA-Symptome bei COPD
Geschieht das nicht, kommt mit der Zeit das Lungenemphysem dazu: Die Lungenbläschen werden irreversibel geschädigt und die Lunge überbläht sich, was das Atmen immer mehr erschwert. Jetzt bestehen keine Heilungschancen mehr. Oberstes Behandlungsziel ist, das stetige Voranschreiten der Erkrankung maximal auszubremsen. Auch hierzu ist ein sofortiger Rauchstopp unerlässlich.
Die hauptsächlichen Beschwerden durch COPD werden auch als AHA-Symptome zusammengefasst: Atemnot, Husten und Auswurf. Zu Beginn besteht die Atemnot lediglich unter Belastung, später tritt sie auch in Ruhe auf.
COPD: alles, nur nicht harmlos
Neun von zehn COPD-Patienten rauchen oder haben früher geraucht. In wenigen Fällen steckt ein Mangel an Alpha-1-Antitrypsin hinter der Erkrankung. Das Protein schützt die Lunge vor dem Abbau durch den eigenen Organismus.
Auch eine Exposition mit Staub oder Dämpfen, etwa am Arbeitsplatz, kann eine COPD auslösen. Diese Schadstoffe schädigen das Flimmerepithel, sodass es nicht mehr ausreichend in der Lage ist, seine Reinigungsaufgaben zu erfüllen.
Warum COPD kein harmloser Husten ist
Das Gewebe verdickt und durch den erhöhten Druck beim Ausatmen werden auch mehr und mehr Lungenbläschen zerstört. Experten gehen davon aus, dass etwa jeder zehnte Deutsche unter COPD leidet.
Da die meisten von ihnen Rauchern sind, wird COPD häufig als »Raucherhusten« verharmlost. Es handelt sich jedoch um eine sehr schwerwiegende Erkrankung, die die Lebenserwartung um etwa fünf bis sieben Jahre verringert. COPD ist die dritthäufigste Todesursache weltweit – Tendenz steigend!
Exazerbierte COPD: großes Risiko vor allem im Winter
Neben der schrittweisen Verschlechterung im normalen Krankheitsverlauf kann eine COPD auch exazerbieren. Eine Exazerbation kann beispielsweise durch akute Infekte, aber auch kalte Luft ausgelöst werden. Oft ist es auch eine Kombination beider Faktoren. Gleichzeitig erhöht COPD die Infektanfälligkeit – ein Teufelskreis. Bei einer COPD-Exazerbation verschlechtern sich die Symptome plötzlich.
Schnell kann es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Schlägt die Notfallmedikation nicht zeitnah an, muss ein Notarzt gerufen werden. Hinzu kommt, dass Exazerbationen auch zu einer dauerhaften Verschlechterung führen können. Häufig ist die Erkrankung nach Abklingen der Exazerbation schlimmer als vorher. Je weiter die COPD fortschreitet, desto häufiger sind Exazerbationen.
Medikamentöse COPD-Therapie
In der Behandlung von COPD werden vor allem Bronchodilatatoren eingesetzt: Kurzwirksame Betamimetika sollen im Akutfall Atemnot lindern; langwirksame Betamimetika, Anticholinergika und Theophyllin eignen sich als Dauermedikation. Auch PDE-4-Hemmer können zur COPD-Therapie eingesetzt werden, laut aktueller Erkenntnisse vornehmlich als Zusatztherapie. Kortison in Form eines Inhalats soll Entzündungen reduzieren.
Eine orale Einnahme von Kortikosteroiden ist wegen der schwerwiegenden Langzeitnebenwirkungen nicht üblich. In Einzelfällen ist sie jedoch alternativlos, insbesondere wenn die/der Betroffene gleichzeitig unter Asthma leidet. Eine Exazerbationsprophylaxe mit Azithromycin ist umstritten.
Es wurden zwar positive Effekte beobachtet, gleichzeitig besteht jedoch ein großes Risiko von Hörschäden sowie der Bildung resistenter Bakterienstämme.
Nicht-medikamentöse Behandlung von COPD
Neben geeigneten Medikamenten gibt es einige andere wichtige Pfeiler in der Behandlung von COPD:
- sofortiger und vollständiger Rauchverzicht
- Patientenschulung
- Atemtherapie, Physiotherapie, Lungensport
- Klopfmassagen
- Aufrechterhaltung von Normalgewicht (erschwert die Atemnot das Essen, sollten häufig kleine Portionen verzehrt werden)
- Prävention von Infekten
Viele Ärzte raten COPD-Patienten zudem, sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen zu lassen, um das Risiko infektbedingter Exazerbationen zu reduzieren.
Was tun bei fortgeschrittener COPD?
In fortgeschrittenen Stadien sind Betroffene auf eine Sauerstofflangzeittherapie angewiesen. Hier gibt es verschiedene Konzepte. Empfehlenswert sind Systeme, die den Patienten Mobilität ermöglichen, um die Lebensqualität zu erhöhen. Je nachdem, in welchen Bereichen der Lunge die Schädigungen am stärksten ausgeprägt sind, ist eine operative Volumenreduktion möglich, um die Überblähung zu reduzieren.
Eine Lungentransplantation als letzte Option kommt nur für Patienten in Frage, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Hier spielen beispielsweise das Alter und die Komorbidität eine Rolle. Raucher sind von einer Lungentransplantation ausgeschlossen.
COPD: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- COPD ist eine chronische, unheilbare Lungenerkrankung.
- Unter dem Begriff COPD werden chronische Bronchitis und Lungenemphysem zusammengefasst.
- Charakteristisch sind die AHA-Symptome Atemnot, Husten und Auswurf.
- 90 % der COPD-Fälle werden durch Nikotinabusus verursacht. Dazu zählt auch das Passivrauchen. Selten liegt der Erkrankung eine Exposition mit anderen Schadstoffen oder ein Alpha-1-Antitrypsinmangel zugrunde.
- Exazerbationen sind oft lebensbedrohlich. Sie werden vor allem durch akute Infekte, aber auch andere Faktoren wie etwa kalte Luft ausgelöst.
- Eine Exazerbation kann die Grunderkrankung irreversibel verschlechtern.
- Als medikamentöse Therapie werden Bronchodilatatoren, PDE-4-Hemmer und Kortikosteroide eingesetzt. Azithromycin zur Vorbeugung von Exazerbationen ist umstritten.
- Ein bedeutender Pfeiler der Behandlung ist ein sofortiger Rauchstopp.
- Patientenschulungen, Atemtherapie, Lungensport und Klopfmassagen gehören ebenfalls zu den wichtigsten Maßnahmen.
- In späteren Stadien ist eine Sauerstofflangzeittherapie notwendig.
- Möglich, wenn auch nicht für alle Patienten, sind eine operative Volumenreduktion oder eine Lungentransplantation.
- Neben einer individuellen Medikamenteneinstellung, einer Kontrolle durch einen Pulmologen ist eine Inhalationsschulung sowie eine spätere Kontrolle der Technik von entscheidender Bedeutung. Siehe auch: COPD: Neuer GOLD-Standard betont die individualisierte Therapie.
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Zeckenbisse und Mückenstiche: Wie man sich schützen kann
Was tut man nicht alles für einen Tropfen köstlichen Blutes? Der warme, rubinrote Lebenssaft weckt nicht nur bei Vampiren Begehrlichkeiten. Exotische und einheimische Insekten oder Spinnentiere, wie Mücken und Zecken, sind auf unser Blut angewiesen, um ihr Fortbestehen zu sichern.
Dies ist nicht nur lästig, sondern kann in einigen Fällen auch zu Infektionen führen. Holzpflöcke und Knoblauch erweisen sich hier aber als nutzlos. Was hilft also wirklich, um sich die Plagegeister vom Leib zu halten?

Kenne deinen Gegner – Eigenschaften von Mücken und Zecken
Mücken
Wenn wir von Mücken sprechen, meinen wir in der Regel die Stechmücke mit weltweit über 3600 verschiedenen Arten. In Europa treffen wir hauptsächlich auf die Gemeine Stechmücke und auf die etwas größere Ringelmücke. Letztere wird wegen ihres gestreiften Aussehens oft mit der Asiatischen Tigermücke verwechselt, die als Überträger von Krankheitserregern, wie dem Zika-Virus und dem Dengue-Virus, bekannt und unbeliebt ist.
Männliche Mücken sind für uns harmlos, sie ernähren sich gern vegetarisch von Pflanzennektar. Es sind die weiblichen Exemplare, die wir auf Abstand halten sollten, denn sie benötigen neben Nektar auch Blut, um Eier zu produzieren.

Ihre Opfer können sie visuell ausfindig machen: wer ein buntes Shirt trägt und aus Mückensicht aussieht wie eine Blume, wird auch wie eine Blume attackiert.
Aber auch im Dunkeln finden sie uns problemlos mit Hilfe von Geruchsorganen auf ihren Antennen. Sie werden angelockt von Kohlendioxid und dem für sie unwiderstehlichen Duft von Milchsäure als Abbauprodukt von Körperschweiß. Aus diesem Grund kann abendliches Duschen die Gefahr von Mückenstichen in der Nacht verringern.
Zecken
Auch Zecken können uns vermutlich riechen. Dafür nutzen sie das Haller-Organ, das an ihren Vorderbeinen sitzt. In Deutschland ist die Schildzecke, auch Gemeiner Holzbock genannt, die Zeckenart, die den Menschen am häufigsten befällt. Im Gegensatz zu den Mücken, kommt die Zecke nicht auf uns zu, sondern wartet zum Beispiel im hohen Gras darauf, dass wir vorbeikommen und sie mitnehmen.
Damit sie ungestört Blut saugen können, wandern sie bis zu einer Stunde auf ihrem Wirt herum bis sie eine geschützte Stelle, zum Beispiel im Bauchnabel, in den Achselhöhlen oder unter der Armbanduhr, für ihre Mahlzeit gefunden haben.

Zecken zählen wahrscheinlich zu den unsympathischsten Lebewesen. Als Spinnentier wird ihnen schon von Natur aus wenig Akzeptanz entgegengebracht. Und dann sind sie auch noch Überträger verschiedener Infektionskrankheiten, von denen die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) die bekanntesten sind.
Eine Zeckengattung, über die im letzten Jahr in den Medien häufig berichtet wurde, weil sie das gefährliche Krim-Kongo-Virus in sich tragen kann, ist die Hyalomma-Zecke. Sie ist etwa doppelt so groß wie der Gemeine Holzbock, hat gestreifte Beine und bewegt sich aktiv auf ihre Opfer zu. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 19 Exemplare gefunden, die aber alle nicht infiziert waren und in unseren kalten Gefilden wahrscheinlich auch keine Population bilden werden. Panikmache ist also unangebracht.
Insektenstiche: Symptome, fachgerechte Behandlung und Hausmittel
Apotheken sind häufig die erste Anlaufstelle für Betroffene – umso wichtiger ist ein sicheres Grundlagenverständnis über die Ursachen, typischen Beschwerden und möglichen Komplikationen von Insektenstichen.

Kenne deine Waffen – Welche Repellentien gibt es?
Um unliebsame Blutsauger fernzuhalten, kommen Repellentien in unterschiedlichen Darreichungsformen, zum Beispiel als Spray, Lotion oder Stift, zum Einsatz. Ihre Wirkweise ist noch nicht endgültig geklärt, aber die Ergebnisse einer Studie deuten darauf hin, dass sie wie ein unsichtbar machender Duftmantel wirken. Die Mücke oder Zecke kann so ihren potentiellen Wirt quasi olfaktorisch nicht mehr wahrnehmen.
Auf dem Markt befinden sich mehrere Wirkstoffe, die sich in ihrer Effektivität unterscheiden. Für das Beratungsgespräch ist folglich entscheidend, ob der Kunde einen hohen Schutz braucht, weil er in ein Malariagebiet in den Tropen fährt, oder ob er Urlaub macht am heimischen Baggersee.
Diethyltoluamid (DEET)
Die beste Schutzwirkung haben Produkte mit DEET, deshalb werden sie von der WHO als Malariaprophylaxe empfohlen. Sie wirken unter anderem gegen Fliegen, Mücken, Zecken und Bremsen.
- Bei einer Konzentration von 25 % ist es für Kinder ab 3 Jahren geeignet, in höherer Konzentration mit 50 % (Nobite®) ist es vor allem für tropische Gebiete gedacht, sollte aber erst ab 10 Jahren angewendet werden. Schwangere sollen DEET nicht benutzen.
- Wenn Sonnenschutzprodukte verwendet werden, ist darauf zu achten, dass der Sonnenschutz 30 Minuten vor dem DEET aufgetragen werden muss. Andernfalls ist die Sonnenschutzwirkung eingeschränkt. Die Substanz DEET ist bereits seit über 50 Jahren auf dem Markt und gilt als sicher.
- Schwere Nebenwirkungen sind auf unsachgemäßen Gebrauch zurückzuführen. Einen Haken gibt es trotzdem: DEET ist nicht inert, es greift gewisse Kunststoffe an und kann zum Beispiel Sonnenbrillen oder Armbanduhren unansehnlich werden lassen.
Icaridin
Wem die neue Smartwatch mit Kunststoffarmband am Herzen liegt und nicht in Malariagebiete fahren möchte, der wird mit dem Wirkstoff Icaridin (Anti Brumm® Classic) glücklich.
- Die Substanz ist inert, wird von vielen Kunden als angenehmer im Geruch empfunden und hat ein ähnlich gutes Wirkprofil wie DEET. In einer Konzentration ab 20 % gilt die Substanz als tropentauglich, wird aber nicht von der WHO empfohlen.
Ethylbutylacetylaminopropionat (EBAAP oder IR3535)
Eine deutlich schwächere und kürzere Wirkung hat EBAAP (Ballistol Stichfrei® Kids), es ist also nicht tropentauglich. Allerdings sind bisher keine Nebenwirkungen bekannt, es kann deshalb für Kinder ab 2 Monaten und Schwangere angewendet werden.
- Neben dem Schutz vor heimischen Mücken und Zecken hilft es auch gegen Bienen und Wespen.
Citriodiol®
Wer lieber auf die Kraft der Natur vertrauen möchte, dem steht mit Citriodiol (Anti Brumm® Naturel) eine pflanzliche Alternative zur Verfügung.
- Es handelt sich um einen Extrakt aus einer in China beheimateten Eukalyptusart. Wirksamkeit und Verträglichkeit sollen ähnlich sein wie bei Icaridin. Laut Herstellerangaben kann es bereits für Kinder ab einem Jahr benutzt werden.
Anwendung der Repellentien
Wie lange die mittlere Schutzdauer eines Produkts ist, wird in Standardtests bestimmt und zumeist auf der Packung angegeben. Während die Repellentien Mücken vier, sechs oder acht Stunden fernhalten können, ist der Zeckenschutz oft erheblich kürzer.
Bei der Verwendung ist zu bedenken, dass die Schutzdauer individuell schwanken kann. Faktoren wie Wind, hohe Luftfeuchtigkeit und Schweiß verkürzen die Wirkdauer. Daher ist es sinnvoll, Repellentien nach Ablauf der Schutzzeit erneut auf alle unbedeckten Hautareale gleichmäßig aufzutragen. Sprays haben den Vorteil, dass sie auch schwer zugängliche Hautstellen erreichen. Sie dürfen nicht ins Gesicht gesprüht und nur im Freien verwendet werden. Lotionen eignen sich besonders gut für Kinder, weil sie oft noch hautpflegende Zusätze enthalten.
Als Ergänzung zu Repellentien werden Moskitonetze empfohlen. Wer seinen Körpergeruch durch die Einnahme von Vitamin B1 oder Knoblauch so verändern möchte, dass Mücken nicht mehr aufmerksam werden, hält vermutlich nur andere Menschen fern. Es gibt keine Studien, die eine Wirksamkeit bestätigen würden. Elektrische Ultraschallgeräte oder andere Instrumente, die Mücken akustisch auf Abstand halten sollen, gelten aus wirkungslos.
Kenne die Risiken – Was ist nach einem Stich zu tun?
In der Regel verlaufen Mücken- und Zeckenstiche in unseren Breiten harmlos. Wer von einer Mücke gestochen wurde, empfindet das Kratzen im ersten Moment als wahrhafte Erleichterung. Dies sollte aber aufgrund der Infektionsgefahr unterlassen werden. Der lästige Juckreiz lässt sich stattdessen mit Hilfe von Gelen mit Antihistaminika (Dimetinden / Bamipin) oder besser noch mit Hydrocortison lindern.
Einheimische Zecken können im Gegensatz zu den hiesigen Mücken Krankheiten übertragen. Zu den bedeutendsten Erkrankungen gehören die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Borreliose. FSME ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit, bei der grippeähnliche Symptome und zum Teil auch Hirnhautentzündungen auftreten.
Borreliose nach Zeckenstich
Lyme-Borreliose hingegen wird durch Bakterien (Borrelien) übertragen und kann sich nach einigen Tagen oder Wochen durch Wanderröte an der Einstichstelle bemerkbar machen. Im späteren Verlauf ist eine Ausweitung auf andere Organsysteme, insbesondere das Nervensystem oder die Gelenke, möglich. Wer in einem FSME-Risikogebiet (z. B. Süddeutschland, Schweiz, Osteuropa) durch die Natur streunen möchte, dem ist eine Schutzimpfung anzuraten.
Eine Impfung gegen Borreliose, die regional nicht begrenzt ist, gibt es leider nicht. Dennoch muss man nach einem Zeckenstich nicht direkt in Panik verfallen. Zwar sind laut Angaben des Robert-Koch-Instituts etwa bis zu einem Drittel der Zecken mit Borrelien befallen, aber nach einem Stich kommt es nur in 2,6 – 5,6 % der Fälle zu einer Infektion, von denen 0,3 – 1,4 % überhaupt zum Ausbruch der Erkrankung führen. Falls jemand im Matheunterricht aufgepasst hat, kann er sich die Wahrscheinlichkeit ausrechnen.
Zecken richtig entfernen: So senken Sie das Infektionsrisiko
Hat eine Zecke angedockt, sollte sie schnellstmöglich entfernt werden, um das Infektionsrisiko zu senken. Die Borrelien sitzen im Darm der Zecke, wodurch es ab einer Saugzeit von über 12 Stunden zu einem erhöhten Ansteckungsrisiko kommt. FSME-Viren werden im Gegensatz dazu praktisch ohne Zeitverzögerung übertragen.
Die Entfernung des Blutsaugers sollte in aller Ruhe geschehen:
- langsam und gerade aus der Haut ziehen, wobei Zeckenkarten oder -zangen hilfreich sind.
- Keinesfalls darf die Zecke gedreht oder mit Klebstoff oder Öl beträufelt werden. Damit ärgert man das Spinnentier nur, sodass es mehr Speichel und eventuell auch Krankheitserreger in die Wunde abgibt.
- Abschließend wird die Einstichstelle desinfiziert und beobachtet. Treten Wanderröte oder grippeähnliche Symptome innerhalb von 7-14 Tagen auf, ist ein Arzt zu konsultieren.
Zecken und Mücken: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- Mücken und Zecken sind nicht nur lästig, sondern können in seltenen Fällen Krankheiten übertragen (z. B. Malaria, Borreliose, FSME)
- Mücken- und Zeckenschutzmittel sollen für jeden Kunden individuell ausgesucht werden; entscheidend ist vor allem das Reiseziel (Malariagebiet?) und das Alter des Kunden
- DEET ist oft der Wirkstoff der 1. Wahl, er greift aber Kunststoffe an. Als Alternative kann Icaridin empfohlen werden
- DEET darf nicht zeitgleich mit Sonnenschutzprodukten aufgetragen werden
- Mückenstiche niemals aufkratzen, sondern juckreizlindernde Produkte anwenden
- FSME-Risikogebiete sind vor allem Süddeutschland, Osteuropa, Schweiz – eine Schutzimpfung ist möglich
- Wie das Epidemiologische Bulletin 9/2022 ausführt, kommen nun sechs neue Risikogebiete hinzu, von denen vier an bekannte Risikogebiete grenzen. Erstmalig in Brandenburg werden drei Kreise Risikogebiet (LK Oberspreewald-Lausitz, LK Oder-Spree und LK Spree-Neiße), erstmalig in Nordrhein-Westfalen wird der SK Solingen Risikogebiet und in Sachsen kommen zwei Kreise hinzu (SK Chemnitz und LK Görlitz). Somit sind aktuell 175 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert.
- Mit Borrelien infizierte Zecken gibt es überall
- Zecken sollen schnellstmöglich entfernt werden, dabei niemals drehen oder quetschen
- Nach einem Zeckenstich auf Wanderröte und grippeähnliche Symptome achten, ggf. einen Arzt aufsuchen
Quellenangaben
- Das RKI gibt Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema Zecken
- FSME-Informationen über Krankheitserreger beim Menschen
- Die BZgA informiert über Borreliose
- Insektenschutz-Wie man das Stichrisiko senkt
- Geschützt vor Zecken, Mücken & Co
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LiBer nachfragen: Ein Beratungsansatz bei Blähungen
„Luft im Bauch“ – kurz LiB – verursacht Krämpfe, Unwohlsein und Blähungen. Doch obwohl sie leicht zu behandeln wäre, wird „LiB“ in der Apotheke oft nicht angesprochen – denn sie gilt als Tabuthema.
Vielen Menschen ist es unangenehm, über Blähungen zu sprechen. Auch in Apotheken wird das Thema gern umgangen. Sind Blähungen im Apothekenalltag also im wahrsten Sinne des Wortes nur „heiße Luft“ und kein ernstzunehmendes Thema? Ganz und gar nicht, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes TNS Infratest im Auftrag von der Bayer Vital GmbH ergeben hat: Bei 60%1 der Apothekenkunden, die mit Magen-Darm-Problemen in die Apotheke kommen, ist Luft im Bauch Auslöser oder Begleiterscheinung der Beschwerden.
Das unangenehme Kneifen und Zwicken, das Völlegefühl und die zum Teil geruchsintensiven Gasabsonderungen, die mit zu viel Luft im Bauch einhergehen, können in den meisten Fällen leicht behandelt werden. Wenn Kunden mit Magen-Darm Problemen in die Apotheke kommen, reicht eine einfache Frage, um das unangenehme Thema schonend anzugehen und mit der Ursachenforschung zu beginnen.
Beratung bei Blähungen: Die richtige Frage stellen
„Haben Sie Luft im Bauch?“ eröffnet ohne weitere Schwierigkeiten ein Gespräch über vermehrte Gasproduktion. So können schambehaftete Ausdrücke wie „Blähungen“, „Aufstoßen“ und deren Synonyme sanft umgangen werden. Gleichzeitig bekommt der Kunde eine harmlose Alternative angeboten, um seine Beschwerden zum Ausdruck zu bringen.
Dass die Frage nach „Luft im Bauch“ funktioniert, bestätigt eine Befragung von über 1.500 PTA2, die für die Bayer Vital GmbH und deren Antigasmittel Lefax durchgeführt wurde. 91 Prozent2 der Befragten empfanden die Frage als hilfreich, um das unliebsame Thema anzusprechen, 83 Prozent2 waren der Meinung, die Qualität des Beratungsgesprächs könne durch die „LiB“-Frage (kurz für: „Luft im Bauch“-Frage) erhöht werden.
Die Frage nach Luft im Bauch ist ein idealer Einstieg in das Beratungsgespräch rund um Blähungen und Völlegefühl. Um sich der Ursache hinter den Beschwerden zu nähern, ist es außerdem hilfreich, typische Patientenbilder zu kennen. Zu diesem Zweck hat Lefax die Comic-Familie „LiB“ ins Leben gerufen, deren sieben Mitglieder vom gestressten Geschäftsmann über die gesundheitsbewusste Diät-Esserin bis zum Bodybuilder bestimmte Musterkunden liebevoll überzeichnet abbilden.
Alle Mitglieder der Familie LiB und weitere Angebote für PTA finden sich auf www.lib.lefax.de
Was sind die Auslöser für „Luft im Bauch“?
Die Ursachen für die Ansammlung von Luft im Bauch sind vielfältig: Sie kann ein Hinweis auf eine ernste Erkrankung sein, wie beispielsweise eine Leberzirrhose oder eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung. Weitaus häufiger sind die Beschwerden aber durch den Lebenswandel bedingt:
- Fett-, ballaststoff- und eiweißreiche Nahrung begünstigt die Produktion von Darmgasen. Bei schwerverdaulichen Lebensmitteln läuft der Zersetzungsprozess langsamer ab und die Bakterien im Dickdarm produzieren große Mengen CO2, Wasserstoff, Methan, und andere Stoffe.
- „To-Go“-Essen, schnelles „Schlingen“ von Mahlzeiten in der Mittagspause können zum Verschlucken von Luft führen.
- Zuwenig Bewegung lässt auch den Darm träge werden. Der Verdauungsprozess verlangsamt sich und es entstehen vermehrt Gase.
- Ernährungsumstellungen jeder Art, auch auf eine gesündere oder ausgewogenere Ernährung, fordern vom Magen-Darm-Trakt eine Umgewöhnung auf die neue Nahrungszusammensetzung. In dieser Anpassungsphase kann es vermehrt zu Gasbildung kommen.
- Stress ist eine mögliche psychische Ursache für Magenbeschwerden. Denn dass einem Ängste und Unsicherheiten „auf den Magen schlagen“ ist mehr als nur eine Redensart: Emotionen manifestieren sich oft in körperlichen Erscheinungen und gerade der Magen-Darm-Trakt ist häufig davon betroffen.
- Eine Schwangerschaft kann aus zwei Gründen zu erhöhten Gaslevels führen: Zum einen sorgt der Hormonhaushalt bei Schwangeren dafür, dass sich der Darm entspannt, also langsamer arbeitet. Auf diese Weise kann die Nahrung besser verwertet werden. Die langsamere Verdauung geht aber auch mit einer erhöhten Gasproduktion einher. Zum anderen kommt es im Verlauf der Schwangerschaft zu großen Positionsveränderungen der Organe, wodurch für das vorhandene oder entstehende Gas zu wenig Raum besteht.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Gluten-, Fructose- oder Lactoseintoleranz führen häufig zu Luft im Bauch.
- Verschiedene ernste Krankheiten – von Herzschwäche bis Darmverschluss – können mit Blähungen, Magendruck und Völlegefühl einhergehen. In den meisten Fällen werden die Symptome jedoch von weitaus harmloseren Ursachen ausgelöst. Ein Arztbesuch ist jedoch angeraten, wenn die Beschwerden unerklärlich wieder kommen oder konstant bleiben.
Wie wirkt ein Antigasmittel?

Das Antigasmittel Lefax hat zwei Wirkmechanismen, die bei unterschiedlichen Mitgliedern der Produktfamilie zum Einsatz kommen: Der erste basiert auf dem Einsatz des in allen Produkten enthaltenen Simeticon, einem Entschäumer und Schaumverhinderer. Simeticon ist ein physikalisch wirkendes Makromolekül, das nicht verstoffwechselt, sondern unverändert ausgeschieden wird. Es verhindert die Schaumbildung bereits im Magen, wenn es sich mit dem Speisebrei vermischt. Im Darm löst Simeticon den vorhandenen feinen Schaum auf und setzt so das darin enthaltene Gas frei. Die Verwandlung von Schaum in freies Gas ermöglicht, dass dieses aus dem Körper ausgeschieden wird. Dies geschieht übrigens nur zu einem Teil durch aufstoßen oder rektale Ausscheidung – der größte Teil der Gase wird vom Blut aufgenommen und einfach über die Lunge abgeatmet.
Enzym Lefax enthält zusätzlich zu Simeticon verdauungsfördernde Pankreasenzyme, die die eigene Verdauungsleistung unterstützen.
Was Sie als PTA wissen sollten
- 60 Prozent der Apothekenkunden mit Magen-Darm-Beschwerden haben Luft im Bauch
- Luft im Bauch, die langfristig oder immer wiederkehrend Probleme macht, kann auf ernste Erkrankungen hindeuten
- Die Frage nach „Luft im Bauch“ ist erwiesenermaßen ein guter Einstieg in das Beratungsgespräch
- Typische Kundentypen mit Luft im Bauch finden sich auf http://www.lib.lefax.de
Quellenangaben
- Repräsentative Befragung der deutschsprachigen Bevölkerung ab 25 Jahren (n=5006) von TNS Infratest im Auftrag von Bayer HealthCare 2012 (U&a Lower Gi 2012)
- Umfrage mit 1527 Mitgliedern des PTA Tester-Clubs von DAS PTA MAGAZIN im September 2014
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Saisonstart Allergie – Wenn ein Eindringling den Organismus aufmischt
Husten, Halskratzen und häufiges Niesen sind Symptome, die uns wohl allen bekannt sind – aber nicht immer steckt eine Erkältung dahinter. Gerade jetzt, wenn die ersten Pflanzen aus dem Winterschlaf erwachen, wird wieder ein Thema ganz aktuell: Die Allergie.

Das erste Mal ist frei – wie kommt es zu einer Allergie?
Ein potenziell allergieauslösender Stoff gelangt in unseren Körper, wo unser eigenes Abwehrsystem nun Alarm schlägt: Es möchte diese körperfremde Substanz so schnell wie möglich eliminieren – also bildet es spezifische Antikörper dagegen.
Kommt es nun zum erneuten Kontakt – und man hat die entsprechende erbliche Veranlagung dazu – wird die allergische Reaktion ausgelöst. Diese kann ganz unterschiedlich aussehen, aber meist treten Juckreiz in der Nase sowie allergischer Schnupfen mit evtl. chronische Nasennebenhöhlen-Entzündung und Augenleiden auf.
Hierbei schwankt das Beschwerdebild von geröteten und juckenden Augen, zu trockenen Augen bis hin zu tränenden Augen. Aber auch Schleimhautschwellungen (Achtung Zunge, Lippe!), Heiserkeit, Halsschmerzen, Husten und Atembeschwerden sowie Hautausschlag bzw. Ekzeme können eine Allergie unerträglich machen. Die Symptome sind so individuell wie jeder Allergiepatient auch.
Allergieauslöser
Theoretisch kann jede Substanz eine allergische Reaktion verursachen – die häufigsten Auslöser sind aber Pollen, Milben/Insekten oder Schimmelpilze. Aber auch Tierhaare und bestimmte Nahrungsmittel können für manche Menschen gefährlich werden. Vor allem, da diese Symptome meist nicht saisonal beschränkt sind, sondern ganzjährig auftreten. In den letzten 25 Jahren hat sich die Zahl der Allergiker verdoppelt – Tendenz weiter steigend.
Vor allem die heutige Lebensweise – Luftverschmutzung, Rauchen, bestimmte chemische Stoffe und falsche Ernährung – überfordert unser Immunsystem und erhöht das Allergierisiko. Aber auch übertriebene Hygiene oder der Klimawandel können daran schuld sein – man weiß beispielsweise, dass Birkenpollen, die hoher Ozonbelastung ausgesetzt waren, viel aggressivere und intensivere Allergiereaktionen auslösen. Mit mehr als 20 Millionen Betroffenen, ist der Heuschnupfen die häufigste Allergieform in Deutschland.
Pollenallergie – Ein Medikamentenüberblick
Zwischen Februar und Oktober haben die Blütenstaubteilchen Hochsaison – und der sogenannte „Heuschnupfen“ treibt die betroffenen Patienten zu uns die Apotheke. Typischerweise beginnen die Symptome lokal, d.h. in Nase, Mund und Augen. Aber auch allgemeine Schwäche, Müdigkeit und Schlafstörungen fordern dem Kunden vieles ab, sodass hier eine gute Beratung einiges an Lebensqualität zurückbringen kann. Doch welche Präparate machen Sinn?
Neu und unangefochten – Glucocorticoide als Mittel der ersten Wahl
Seit 2016 gibt es nun eine ganze Menge unterschiedlicher Cortisonnasensprays auch rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen. Ihr Ruf ist schlecht, doch laut Leitlinien sind sie stets zu empfehlen – woher kommt das? Systemisch angewendete Glucocorticoide haben ein breites Nebenwirkungsspektrum. So fürchten Patienten neben einer deutlichen Gewichtszunahme auch Bluthochdruck, schlechte Zucker- sowie Cholesterinwerte und Osteoporose oder Hautprobleme.
Was viele nicht wissen: Bei einem richtig angewendeten Cortisonnasenspray ist eine systemische Wirkung aufgrund der geringen Bioverfügbarkeit unwahrscheinlich! Die Wirkstoffen Fluticason und Mometason übertrumpfen in diesem Punkt ihren Bruder Beclometason sogar noch deutlich. Die pharmakologische Wirkung punktet dreifach: antiallergisch, entzündungshemmend und abschwellend sind hier die Stichworte. Die Symptome werden nicht nur an der Nase gelindert, sondern auch am Auge – und das bei nur einmal täglicher Anwendung. Nach fünf bis neun Stunden tritt die erste Linderung ein, nach ein paar Tagen ist das volle Wirkungsspektrum entfaltet – daher ist eine regelmäßige Applikation wichtig. Nach etwa zwei Wochen sollte das Nasenspray in der Selbstmedikation herunter dosiert werde.
Überblick Cortison-Nasensprays:
Glucocortikoide | Mometason (-furoat) | Fluticason (-17-propionat) | Beclometason (-dipropionat) | Budesonid |
---|---|---|---|---|
Altersangabe | Rx: ab 3 Jahren OTC: Erwachsene | Rx: ab 4 Jahren OTC: Erwachsene | Rx: ab 6 Jahren OTC: Erwachsene (teilweise ab vollendetem 12 Lebensjahr) | nur Rx: Kinder über 6 |
Anwendungs-dauer | Rx sowie OTC: Keine Begrenzung | Rx: Keine Begrenzung OTC: Ohne ärztl. Anweisung nicht länger als 3 Monate | Rx: Überwachung notwendig; nach längstens 6 Monaten Therapie überprüfen, ob eine Weiterbehandlung mit Beclometason angezeigt ist OTC: ohne ärztl. Rat nicht zu empfehlen, da regelmäßige Arztbesuche zur Überwachung empfohlen werden | Rx: Der Arzt legt die Behandlungsdauer fest |
Bemerkung (1) | Rx auch bei Nasenpolypen zugelassen; bester therapeutischer Index (d.h. Verhältnis Wirkung/Nebenwirkung)
| KEIN Anwendungs-gebiet „Nasenpolypen“ | Systemische Wirkung eher möglich; schlechtester ther. Index
| verschreibungspflichtig |
(1) Nur bei Behandlung des allergischen (Heu-)Schnupfens (Rhinitis) mit vorheriger Diagnosestellung durch einen Arzt anzuwenden!
Praxistipps:
- Behälter vor Gebrauch stets schütteln; zusätzlich vor der ersten Anwendung Dosierpumpe solange betätigen, bis feiner Nebel kommt (Steigrohr nun gefüllt)
- Kopf aufrecht halten; anderes Nasenloch zuhalten
- Um systemische Wirkung so niedrig wie möglich zu halten: leicht ausatmen, dann sprühen und nach etwa 2 Sekunden einatmen sowie durch den Mund ausatmen
- nicht direkt auf Nasenscheidewand sprühen (Tipp: Mit linker Hand ins rechte Nasenloch sprühen und umgekehrt)
- Nebenwirkung Nasenbluten minimiert
- alle OTC-Sprays haben Benzalkoniumchlorid als Konservierungsmittel enthalten, welches aber die Nasenschleimhaut stark austrocknet
- 20min nach Cortison-Spray mit Meerwasser/Dexpanthenolspray nachsprühen
- Nasenstück regelmäßig abziehen und mit warmen Wasser durchspülen, da andernfalls durch die Cortisonkristalle die Öffnung verstopft und kein feiner Nebel mehr zustande kommt
Antihistaminika – Die oralen Verkaufsschlager
Derzeit werden am häufigsten H1-Antihistaminika zur Behandlung von Allergien verkauft und empfohlen. Sie wirken als kompetitive Antagonisten an H1-Rezeptoren und heben dadurch die typische Histaminwirkungen bei einer allergischen Reaktion auf. Sie können sowohl lokal als auch oral angewendet werden. Es gibt zwei verschiedene Generationen der oralen Wirkstoffe. Die sogenannte „1. Generation“ ist nicht H1-Rezeptor-spezifisch, d.h. diese Medikamente gelangen in das Gehirn und lösen dort zentrale Störungen wie Müdigkeit und Schwindel aus.
Außerdem haben sie eine kürzere Wirkdauer und müssten öfters verabreicht werden. Zu ihnen zählen beispielsweise Dimetindenmaleat und Diphenhydramin. Die „2. Generation“ kann die Blut-Hirn-Schranke nicht mehr passieren und ist daher weniger dämpfend. Trotz der Spezifizität zum Rezeptor können auch sie müde machen – dafür reicht es in der Regel, wenn man sie einmal täglich einnimmt. Zu dieser Generation gehören beispielsweise die Wirkstoffe Cetirizin und Loratadin. Um die Müdigkeitserscheinungen zu minimieren, sollten die Tabletten am besten abends eingenommen werden. Die Müdigkeit hält nämlich nur ein paar Stunden an, die antiallergene Wirkung 12 bis 24 Stunden. Generell sollten diese Medikamente nicht mit Alkohol eingenommen werden.
Ein Überblick über die gängigsten oralen Antihistaminika
Antihistaminika | Dimetinden(-maleat) 1. Generation | Cetirizin 2. Generation | Loratadin 2. Generation |
---|---|---|---|
Altersangabe | ab 1 Jahr | ab 2 Jahren | theoretisch ab 2 Jahren zugelassen, da aber nur Tabletten mit 10mg im Handel sind, muss Körpergewicht über 30kg liegen |
Sedierung | starke Sedierung | geringe Sedierung | noch weniger sedierend als Cetirizin (Loratadin ist z.B. für die Anwendung bei Piloten in den USA zugelassen) |
Bemerkung | Anticholinerg Wirkstoff auf PRISCUS-Liste (D.h. nicht für Senioren geeignet) Nicht bei Nierenproblemen | Cetirizin oder Levocetirizin? Levocetirizin enthält nur Teile mit antihistaminischen Eigenschaften und ist dadurch niedriger zu dosieren Im Juli 2018 hat BfArM einstimmig beschlossen Levocetirizin aus der Verschreibungspflicht zu entlassen Nicht bei Nierenproblemen | Loratadin (OTC) oder Desloratadin (Rx)? Desloratadin schnellerer Wirkungseintritt durch geringere Dosierung noch weniger sedierend Nicht bei Leberproblemen |
Es gibt einige Präparate, die ein Antihistaminikum mit einem Sympathomimetikum kombinieren. Da gerade letztere Wirkstoffgruppe viele Neben- und Wechselwirkungen aufweist, sollte hier eine deutliche Nutzen-Risiko-Abwägung stattfinden. Die Anwendung ist – je nach Wirkstoff – auf maximal 10-14 Tage zu beschränken.
Antihistaminika – Auch topisch nicht zu bremsen
Die Wirkstoffklasse der Antihistaminika kann aber nicht nur eingenommen werden, sondern verschafft auch durch eine lokale Applikation Linderung.
Hierbei sind die gängigsten Wirkstoffe Azelastin und Levocabastin. Zwar ist Letzterer bei Kunden beliebter, aber Ärzte verschreiben vermehrt Azelastin. Beide punkten mit schnellem Wirkungseintritt und einem geringen Nebenwirkungspotenzial.
Überblick: Lokale Antihistaminika
Arzneistoffe | Azelastin | Levocabastin |
---|---|---|
Altersangabe | Je nach Hersteller 6 bzw. 12 Jahre | ab 1 Jahr |
Wirkung | zusätzlich zum H1-Antagonist auch mastzellenstabilisierend und antientzündlich | rein hochselektiver H1-Antagonist |
maximale Anwendungsdauer | Augentropfen: maximal 6 Wochen Nasenspray: 6 Monate | Augentropfen: 6 Wochen Nasenspray: 6 Monate aufgrund des häufig verwendeten Konservierungsmittels (Benzalkoniumchlorid) aufpassen, ob Beschwerden auftreten und ggf. absetzen |
Bemerkung | bitterer Geschmack bei Nasenspray Kopf nach vorne neigen Vorteil: Steht sowohl als Augentropfen wie auch als Nasenspray konservierungsmittelfrei zur Verfügung! | vor der Anwendung schütteln!Bei Nierenproblemen ggf. Dosisanpassung
Nasenspray teilweise konservierungsmittelfrei verfügbar |
Cromone – Vorsicht ist besser als Nachsicht
Als einzigen Vertreter dieser Wirkstoffgruppe steht in den Apothekenregalen die Cromoglicinsäure/DNCG. Er stabilisiert die Mastzellen, sodass sie bei Kontakt mit Allergenen nicht mehr so leicht „platzen“ und schließlich die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren gehemmt wird. Leider funktioniert dieser Effekt nur vorbeugend, sodass mit einer Therapie rechtzeitig begonnen werden muss.
Etwa zwei Wochen benötigt der Wirkstoff, um sein Potenzial zu entfalten. Die Behandlung muss solange fortgeführt werden, wie die Allergene auf den Patienten einwirken. Erfolgt die Einnahme über einen längeren Zeitraum, kann die Cromoglicinsäure die Lunge stabilisieren und zu einer allgemeinen Besserung der Allergie beitragen. Zudem wird es erfolgreich zur Verbesserung von allergischem Asthma eingesetzt. Ein weiterer Vorteil: Cromoglicinsäure gehört zu den Mitteln der Wahl in der Schwangerschaft/Stillzeit und kann im Bedarfsfall – nach Rücksprache – eingesetzt werden.
Hyposensibilisierung – Die „Allergieimpfung“
Trotz Hyposensibilisierung bleibt ein Allergiker auch immer ein Allergiker – aber sie kann eine deutliche Steigerung der Lebensqualität sichern: Durch Verabreichung geringer Dosen des allergieauslösenden Stoffes wird der Körper resistenter gegen die Allergene gemacht – und die spezifische Immunreaktion mit den einhergehenden allergischen Symptomen nimmt ab.
Ziel der Therapie ist die Patienten auf langer Sicht beschwerdefrei zu bekommen. Vor allem bei Pollen, Insektengiften, Hausstaubmilben, Tierhaare sowie Tierspeichel und Schimmelpilze erzielt die Behandlung große Erfolge. Die Behandlung obliegt aber stets einem Arzt und ist mit einigen Praxisbesuchen verbunden, die Kosten werden aber von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Praxistipps zum Heuschnupfen
- Pollenflugkalender beachten! Halten Sie sich möglichst wenig draußen auf. Am besten nur bei Regen spazieren gehen und keinen Sport an der frischen Luft machen – durch die Anstrengung atmen Sie tiefer ein und die Pollen gelangen tiefer in die Lunge
- Auf das Timing achten: Auch beim Lüften sollten Sie den richtigen Zeitpunkt wählen – in der Stadt am besten zwischen sechs und acht Uhr morgens sowie in ländlichen Gebieten abends nach 19 Uhr die Fenster öffnen
- Haare täglich waschen, Brille öfters reinigen und auch die Kleidung jeden Tag mindestens einmal wechseln – hier setzen sich überall Pollen fest
- Achtung Auto: Auch hier am besten die Fenster geschlossen halten und ggf. einen speziellen Pollenfilter einbauen lassen. Gerade beim Fahren, können eine allergische Reaktion und Müdigkeit gefährlich werden
Was Ihr als PTA wissen solltet:
- Allergie nicht auf die leichte Schulter nehmen: Nicht behandelter Heuschnupfen kann zu Asthma führen. Dieser sogenannte „Etagenwechsel“ findet bei 2 von 5 Fällen statt!
- Leidet ein Elternteil an einer Allergie, steigt das Risiko für deren Kinder auch zum Allergiker zu werden auf 33%. Sind beide Eltern betroffen sogar auf 70%!Übrigens: Ist die Mutter Allergiker, steigt das Risiko vor allem für Mädchen stark an. Ist der Vater hingegen der Betroffene, sind vor allem die Jungs gefährdet ⇨ ggf. an Prophylaxemaßnahmen denken!
- Bei starken Allergien sollten man besser ein Notfallset bei sich führen, sodass bei einem anaphylaktischen Schock schnell gehandelt werden kann
- Gezielter Mikrobiomaufbau (Darm) kann zu einer deutlichen Allergie-Verbesserung führen
Quellenangaben und weiterführende Informationen:
- Alle Allergien im Überblick inkl. Pollenflugkalender findet Ihr hier.
- Für alle, die es genauer wissen wollen – Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden
- Für alle Medikamentenfragen in Schwangerschaft und Stillzeit – Pharmakovigilanz -und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie
- Wenn Heuschnupfen zu Asthma wird
- Beipackzettel online einsehen
- OTC-Switch Levocitirizin
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Augeninnendruck und Glaukom: Beratung in der Apotheke
Glaukom – auch Grüner Star – ist ein Sammelbegriff für verschiedene Schädigungen des Sehnerves. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Symptome wie Gesichtsfeldausfälle auf. Die Therapie erfolgt zumeist mit Augentropfen, die den Augeninnendruck senken.
Wichtig ist eine fachkundige Beratung, da die Therapieadhärenz ansonsten schlecht ist. Die nötigen Infos dazu findet ihr im Folgenden.

Glaukom: Was ist das?
Das Glaukom ist auch als Grüner Star bekannt. Die Bezeichnung fasst verschiedene Sehnervenschäden zusammen. Durch den Verlust von Nervenzellen kommt es zu den Gesichtsfeldausfällen, die das Leitsymptom des Glaukoms sind. Es handelt sich um eine chronisch voranschreitende Erkrankung, die ohne geeignete Behandlung zur Erblindung führt.
Grüner Star ist die zweithäufigste Erblindungsursache[1][2]. Mindestens eine Million Deutsche sind betroffen, Männer etwas häufiger als Frauen.[1][2][3]Die Erkrankungswahrscheinlichkeit steigt ab einem Alter von vierzig Jahren an. Eine von zehn Personen über achtzig ist in Deutschland betroffen.
Glaukom-Symptome: Wie äußert sich Grüner Star?
Die Erkrankung verläuft zu Beginn symptomlos. Typischerweise entstehen später blinde Flecken, zunächst vor allem am Rand des Gesichtsfelds. Ein Simulator der American Academy of Ophthalmology zeigt, wie sich das Sehvermögen von Betroffenen verändert.
Wenn Symptome auftreten, sind bereits irreversible Schädigungen eingetreten. Da sich die Beschwerden jedoch erst im fortgeschrittenen Stadium entwickeln, ist die Compliance zu Beginn der Erkrankung schlecht.
Neben dem chronisch voranschreitenden Glaukom gibt es auch den Glaukomanfall oder akuten Winkelblock. Er kann sich durch starke einseitige Kopf- und Augenschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen äußern. Das Auge ist gerötet, der Augapfel hart. Hier liegt ein medizinischer Notfall vor. Ohne sofortige Behandlung besteht akute Erblindungsgefahr.
Glaukom: Ursachen der Sehnervenschädigung
Mehr als neun von zehn Betroffenen in Mitteleuropa[1] leiden unter einem Offenwinkelglaukom: Das Kammerwasser kann nicht gut aus den Augenkammern abfließen. Beim primären Offenwinkelglaukom ist die zugrundeliegende Ursache nicht feststellbar. Die sekundäre Form kann beispielsweise durch eine Kortisontherapie entstehen.
Oxidativer Stress wird ebenfalls als mögliche Ursache des Offenwinkelglaukoms diskutiert.[1] Liegt ein Pseudoexfoliatons-Syndrom (PEX-Syndrom) vor, verhindern Proteinablagerungen, dass das Kammerwasser abfließen kann. Das seltene Pigmentdispersonsglaukom hat Pigmentablagerungen als Ursache, die den Abfluss des Kammerwassers verhindern.
Das Normaldruckglaukom entsteht durch Durchblutungsstörungen, verringerten Liquordruck[4] oder eventuell autoimmunologische Prozesse.[1][5] Diese Form des Grünen Stars liegt etwa bei einem Drittel der mitteleuropäischen Betroffenen vor.[2] Ein Risikofaktor für seine Entstehung sind nächtliche Blutdruckabfälle.[1][2]
Ein Engwinkelglaukom bzw. Winkelblockglaukom entsteht, wenn die vordere Augenkammer so flach ist, dass das Kammerwasser nicht abfließen kann. Auch hier gibt es eine primäre Form mit unbekannter Ursache und eine sekundäre, die beispielsweise durch Diabetes verursacht werden kann. Die Einnahme von Parasympatholytika und Sympathomimetika kann bei entsprechender Veranlagung das Erkrankungsrisiko erhöhen.[1]
Sehr selten liegt ein angeborenes Glaukom vor. Es tritt bereits bei der Geburt oder in den ersten Lebenswochen auf.
Dem akuten Winkelblock liegt eine plötzliche Veränderung des Kammerwinkels zugrunde. Dadurch steigt der Augeninnendruck in kürzester Zeit stark an.
Verschiedene Risikofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms sind bekannt:
- erhöhter Augeninnendruck: Dieser führt jedoch nicht automatisch zu einem Glaukom und nicht bei allen Betroffenen ist der intraokulare Druck erhöht.
- Kortison-Therapien: Das sogenannte Steroidglaukom kann durch eine lokale oder systemische Kortisontherapie ausgelöst werden. Inhalativ aufgenommene Glukokortikoide erhöhen das Erkrankungsrisiko nur in hohen Dosen, nasal verabreichte nach aktuellem Wissensstand gar nicht. Wird der Wirkstoff abgesetzt, sinkt der Augeninnendruck in der Regel wieder ab. Negative Auswirkungen werden vor allem bei Personen beobachtet, die bereits unter einem Offenwinkelglaukom leiden, sowie durch Dexamethason.[1]
- familiäre Veranlagung
- starke Kurzsichtigkeit mit mehr als vier Dioptrien
- hohes Lebensalter: Ab vierzig Jahren steigt das Erkrankungsrisiko.
Weitere mögliche Risikofaktoren werden diskutiert, sind aber bis jetzt nicht in die Leitlinie aufgenommen worden. Dazu gehören Bluthochdruck, Übergewicht und Schlafapnoe.[6]
Gemeinhin wird Personen ab vierzig ein regelmäßiges Screening empfohlen. Dessen Nutzen ist jedoch umstritten.[7]
Glaukom-Behandlung: Wie behandelt man Grünen Star?
Da die Sehnervenschäden irreversibel sind, ist das Glaukom nicht heilbar. Umso wichtiger ist es, Schädigungen durch einen rechtzeitigen Therapiebeginn zu vermeiden bzw. hinauszuzögern. Die Behandlung von Grünem Star erfolgt – auch beim Normaldruckglaukom – durch eine medikamentöse Senkung des intraokularen Drucks. Der jeweilige Zieldruck wird dabei individuell vom behandelnden Arzt festgelegt. Er ist beispielsweise abhängig vom Stadium der Erkrankung.
Die Behandlung eines Glaukoms beginnt zumeist mit lokalen Prostaglandin-Analoga, die den Abfluss des Kammerwassers verbessern. Sie sind am stärksten wirksam.[2] Die Augentropfen werden einmal täglich am Abend angewendet. Mögliche Nebenwirkungen sind eine Veränderung der Augenfarbe, vermehrtes Wimpernwachstum, Verfärbungen der Haut um das Auge herum, Jucken und Brennen. Kontraindikationen können je nach Wirkstoff beispielsweise Leber-, Nieren-, Herz-, Lungenerkrankungen, Schwangerschaft, Stillzeit, Hornhautschäden sowie andere Augenprobleme sein.
Lokale Betablocker werden in der Regel zweimal täglich angewandt. Für Glaukom-Patienten mit Asthma sind sie nicht gut geeignet, auch wegen möglicher Wechselwirkungen mit Asthma-Medikamenten.[8][9]Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören Augentrockenheit, Fremdkörpergefühl, Augenschmerzen und Sehstörungen. Ansonsten sind die Neben- und Wechselwirkungen ähnlich wie bei der oralen Einnahme von Betablockern, wenn auch weniger stark ausgeprägt.[10]
Lokal eingesetzte Alpha-2-Agonisten (auch: α2-adrenerge Agonisten) sorgen dafür, dass weniger Kammerwasser produziert wird und es besser abfließen kann. Die Anwendung erfolgt zwei- bis dreimal täglich. Bis zu einer von drei Anwendern klagt über lokale Nebenwirkungen.[1][2]Bei Kindern kann es zu sehr schweren Nebenwirkungen kommen. Daher sind Alpha-2-Agonisten nicht für die Behandlung von Betroffenen unter zwölf Jahren geeignet.[2] Zudem gibt es viele mögliche Interaktionen mit anderen Medikamenten.
Topische Carboanhydrasehemmer verringern ebenfalls die Produktion von Kammerwasser. Von den genannten Therapieoptionen haben sie die schwächste Wirkung.
Ist eine lokale Therapie mit einem Wirkstoff nicht ausreichend wirksam, können Kombinationspräparate oder systemische Carboanhydrasehemmer zum Einsatz kommen. Bei der Kombination verschiedener Wirkstoffe sind mögliche Wechsel- sowie verstärkte Nebenwirkungen zu beachten. Einen Überblick über die verfügbaren Medikamente zur Glaukom-Behandlung bietet diese Tabelle.
Nach dem Tropfen sollten Anwender die Augen kurz geschlossen halten.[2]Um Neben- und Wechselwirkungen zu vermindern, ist es ratsam, nach der Anwendung lokaler Präparate den Augeninnenwinkel vorsichtig zuzudrücken.[1][10]Bei Augentropfen ohne Konservierungsmittel treten weniger Nebenwirkungen auf. Tränenersatzmittel können Beschwerden wie trockene Augen lindern.
Die medikamentöse Glaukom-Therapie beginnt idealerweise direkt nach der Diagnose. Hat der Betroffene zu diesem Zeitpunkt noch keine Sehstörungen, ist die Motivation dazu gering. Das gilt insbesondere, wenn Nebenwirkungen auftreten. Doch nur ein rechtzeitiger Behandlungsbeginn und vor allem eine regelmäßige Anwendung des oder der Medikamente können dauerhafte Schäden bis hin zur Erblindung verhindern. Das sollte in der Apothekenberatung zum Glaukom immer wieder zur Sprache kommen. Diese Patientenbroschüre hilft bei der Aufklärung.
Die Behandlung eines Winkelblocks erfolgt lokal oder systemisch mit augeninnendrucksenkenden Präparaten. Gegebenenfalls ist eine Lasertherapie notwendig.
Laserbehandlungen und Operationen stehen auch als zusätzliche Therapieoptionen beim Glaukom zur Verfügung.
Kompakt-Wissen für PTA:
- Glaukom ist ein Sammelbegriff für Sehnervenschäden.
- Zu Beginn verläuft die Erkrankung symptomlos. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Gesichtsfeldeinschränkungen auf.
- Ein erhöhter Augeninnendruck kann, muss aber nicht zur Entstehung eines Glaukoms führen. Zudem haben nicht alle Betroffene einen erhöhten intraokularen Druck.
- Der akute Winkelblock ist ein medizinischer Notfall und kann bei Nichtbehandlung innerhalb von Stunden zur Erblindung führen.
- Die Behandlung erfolgt mit lokal oder systemisch eingesetzten Medikamenten, die den Augeninnendruck senken.
- Die Therapieadhärenz bei symptomfreien Betroffenen ist schlecht. Diese Patientenbroschüre hilft, Hintergrundwissen zu vermitteln.
Quellenangaben
- Sehnervenschäden aufhalten | PZ – Pharmazeutische Zeitung (pharmazeutische-zeitung.de)
- The Diagnosis and Treatment of Glaucoma (27.03.2020) (aerzteblatt.de)
- Leitlinie von BVA und DOG (awmf.org)
- David Fleischman, R. Rand Allingham, The role of cerebrospinal fluid pressure in glaucoma and other ophthalmic diseases: A review, Saudi Journal of Ophthalmology, Volume 27, Issue 2, 2013, Pages 97-106, ISSN 1319-4534, https://doi.org/10.1016/j.sjopt.2013.03.002.
- Ophthalmologie: Wie das Normaldruckglaukom entsteht (aerzteblatt.de)
- Schlafapnoe erhöht Risiko für ein Glaukom (aerztezeitung.de)
- Grüner Star: Von Glaukom-Früherkennung profitieren nur sehr wenige | Stiftung Warentest
- Vorsicht bei Augentropfen mit Betablockern (pharmazeutische-zeitung.de)
- Riskante Wechselwirkung: Betablocker-Augentropfen und Asthmamittel (apothekerkammer-niedersachsen.de)
- Medikamente im Test: Betablocker: Betaxolol, Levobunolol und Timolol (Augentropfen) | Stiftung Warentest
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