Globuli-Herstellung in der Apotheke: Vom Rohstoff zum Kügelchen
Die Homöopathie und die Herstellung von Globuli werden vor allem durch folgenden Leitsatz geprägt: „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“ (Samuel Hahnemann, 1796), d.h. Erkrankungen und Beschwerden sollen durch Mittel geheilt werden, die in hoher Konzentration bei einem gesunden Menschen ähnliche Symptome wie die Krankheit selbst hervorrufen könnten.
Die beliebteste Darreichungsform sind hierbei die Globuli. Diese meist aus Zucker bestehenden Streukügelchen können von diversen Herstellern bereits fertig gekauft werden, aber auch in der Apotheke selbst hergestellt werden.

Grundlagen der Globuli Herstellung
Das Fundament einer jeden homöopathischen Zubereitung ist das „Homöopathische Arzneibuch“, (Abkürzung: HAB) welches die Regeln zur Anfertigung vorgibt.
Mehr als 600 Herstellungsvorschriften zur Homöopathie, der Anthroposophie und Spagyrik sind dort festgehalten und werden durch die Beschlüsse der „Deutschen Homöopathischen Arzneibuch-Kommission“ fortlaufend bearbeitet. Auch welche Substanzen als Ausgangsstoff verwendet werden dürfen, ist dort geregelt. In Frage kommen hierfür vor allem Pflanzen.
Aber auch tierische, mineralische oder sogar pathologische/pathogene Materialien – sogenannte Nosoden – dürfen hierfür verwendet werden. Wichtig dabei ist, dass diese vor der eigentlichen Herstellung, wie jeder Ausgangsstoff in der Rezeptur, nach bestimmten Richtlinien geprüft werden müssen.
Beispiele homöopathischer Ausgangsstoffe:
Homöopathische Mittel stammen aus verschiedenen Quellen. Pflanzliche Wirkstoffe wie Ipecacuanha (Brechwurzel) werden unter anderem bei Übelkeit eingesetzt. Tierische Substanzen, etwa Apis mellifica (Honigbiene), finden Anwendung bei Insektenstichen.
Mineralische Mittel wie Silicea (Kieselsäure) unterstützen Haut, Haare und Nägel. Zudem gibt es pathologische bzw. pathogene Ausgangsstoffe wie Plazentanosoden (Mutterkuchen), die zur Stärkung des Immunsystems verwendet werden.

Die Urtinktur als Ausgangspunkt
Der Ausgangspunkt eines jeden homöopathischen Mittels ist die Urtinktur (Symbol: ø). Diese hochkonzentrierte Flüssigkeit wird mithilfe eines Auszugsmittels (meist Ethanol) und einem Ausgangsstoff hergestellt.
Hierfür kann ein Presssaft (= flüssige Zubereitungen, die aus frischen pflanzlichen Materialien durch auspressen gewonnen wird) mit Ethanol vermischt werden oder es wird ein Auszug, die sogenannte Extraktion, aus einem Ausgangsstoff gemacht.
Mögliche Extraktionsverfahren zur Gewinnung einer Urtinktur
Mazeration | Bei der Mazeration werden die Ausgangsstoffe 10 bis 30 Tage in Ethanol eingelegt. Anschließend werden die festen Bestandteile abgepresst. Für die Urtinktur werden sie nicht mehr benötigt. |
Digestion | Bei der Digestion wird wie bei der Mazeration verfahren. Zusätzlich wird mit Wärmezufuhr gearbeitet. |
Abkochung | Dekokte sind frisch angesetzte wässrige Auszüge aus zerkleinerten (Pflanzen-)Teilen. Diese werden zuerst mit kaltem Wasser übergossen und anschließend unter stetigem Rühren im Wasserbad erhitzt. Auch hier werden feste Bestandteile am Ende abgepresst. |
Fermentation | Bei der Fermentation wandeln probiotische Bakterien und/oder Pilze organischer Stoffe mikrobielle um. Hierbei entstehen Säure, Gase oder Alkohol. |
Prozess und Anforderungen bei der Herstellung
Dieser Ausgangsstoff – egal ob pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Herkunft oder eine Nosode – kann frisch oder bereits getrocknet sein. Auch bei der Herstellung von Urtinkturen gibt das „Homöopathische Arzneibuch“ die Vorgehensweise vor. So legt es für jeden Ausgangsstoff fest, welches Auszugsmittel verwendet werden muss, wie das Verhältnis zu Ethanol und Wasser sein muss und letztlich auch der Verdünnungen. Aber Achtung, im HAB wird die Konzentration immer in Massenprozent (m/m) angegeben, d.h. unter Umständen muss eine Umrechnung erfolgen!
Die Herstellung von Urtinkturen in der Apotheke ist zwar möglich, aber aufgrund der aufwändigen Vorgehensweise eher selten. Die meisten Urtinkturen können bereits fertig von diversen Firmen bezogen werden.
Geschüttelt, nicht gerührt: Der Weg der Potenzierung
Zwar können Urtinkturen auch direkt eingenommen werden, aber meistens werden sie zu homöopathische Arzneien weiterverarbeitet. Hierfür wird die Urtinktur „potenziert“, d.h. zuerst wird sie weiter mit einem Ethanol-Wassergemisch verdünnt und anschließend verschüttelt. Durch diese schrittweise Streckung entstehen sogenannte Dilutionen. Dieser Vorgang kann so oft wiederholt werden, bis die gewünschte Verdünnung erreicht wurde.
Zwar gibt es mittlerweile einige Herstellungsverfahren für Dilutionen aber das HAB schreibt in Deutschland strikt die sogenannte Mehrglasmethode vor. Bei dieser wird nicht nur eine bestimmte Flüssigkeitsmenge verwendet sondern diese wird auch in einem geeigneten Gefäß eine – je nach Ausgangsstoff – festgelegte Zahl von Schlägen geschüttelt, d.h. bei höheren Potenzen muss der entsprechende Vorgang häufiger wiederholt werden. Dieser Vorgang wird als Potenzierung bezeichnet.
Die Mehrglasmethode: Potenzierung nach Hahnemann
Bei der Potenzierung mithilfe der Mehrglasmethode, welche auf Samuel Hahnemann zurückgeht, benötigt man zur Verschüttelung ein Gefäß, das mindestens ein Drittel größer ist als das zu erwartende Endvolumen. Bei jeder weiteren Potenzierung muss ein neues, frisches Glas verwendet werden und einzelne Verdünnungsstufen dürfen nicht übersprungen werden.
Bei einer nach dem Homöopathischen Arzneibuch korrekt hergestellten homöopathischen Arznei dürfen weder Geschmacks- noch Geruchskorrigenzien oder Konservierungsmittel zugesetzt werden.
Homöopathische Verdünnungsskala:
Je höher die Potenz, desto größer die Verdünnung:
- D1 (1:10) – 1 Tropfen in einem Schluck Wasser
- D4 (1:1.000) – 1 Tropfen in einer halben Literflasche
- D6 (1:1.000.000) – 1 Tropfen in etwa 4-5 Getränkekisten
- D12 (1:1.000.000.000.000) – 1 Tropfen in 400 Sportbecken
- D24 (1:10²⁴) – 1 Tropfen im Atlantik
Faustregel: Mit steigender Potenz nimmt der Wirkstoffgehalt ab, während die Wirkung in der Homöopathie als stärker betrachtet wird.
Wichtig: Je höher die homöopathischen Mittel potenziert sind, desto stärker sollen sie wirken. Daher sollten Hochpotenzen ab C200 nicht in der Selbstmedikation und nur zur Behandlung chronischer Beschwerden eingesetzt werden. D23 (= Loschmidt’sche Zahl) ist die Potenz, ab der kein nachweisbarer Stoff mehr in der Verdünnung enthalten ist.
Da in niedrigen Potenzen noch viel Wirkstoff enthalten ist, kann es durchaus zu toxischen Reaktionen kommen (z.B. Arsenicum album: Potenz D4 3x täglich 5 Tropfen über Wochen eingenommen kann zu chronischen Vergiftungserscheinungen führen). Aufgrund der toxischen Eigenschaften sollten Schwangere/Stillende oder kleine Säuglinge die homöopathischen Mittel Arsenicum Album, die Mercurius-Salze sowie Apis und Belladonna nicht unter D6 nehmen.
Auch in der Apotheke möglich: Herstellung von Globuli
Globuli (Einzahl: Globulus) sind kleine Kügelchen, die mit dem Wirkstoff besprüht werden. Auch hier liefert das Homöopathische Arzneibuch wieder die Vorschriften dazu.
Ein Globulus besteht zumeist aus Saccharose (Haushaltszucker). Es gibt aber auch Globuli, die aus Xylit bestehen, welche gerne bei Zahnungsbeschwerden aufgrund der Zahnfreundlichkeit eingesetzt werden. Die Größe gibt das Arzneibuch je nach Potenzierungsart vor und bezieht sich dabei auf Hahnemanns Überlieferungen. Demnach wird für D- und C-Potenzen die „Größe 3“ eingesetzt (entspricht circa 110 bis 130 Kügelchen pro Gramm Zucker) und für LM-Potenzen werden Globuli der „Größe 1“ verwendet (entspricht circa 500 Kügelchen pro Gramm Zucker).
Die Imprägnation – So erhalten Globuli ihre Wirkstofflösung
Die benötigten Streukugelrohlinge, welche auch „unarzneiliche Globuli“ genannt werden, können bereits fertig bezogen und anschließend mit der gewünschten Dilution besprüht werden. Diese muss einen Ethanolgehalt von mindestens 62 % (m/m) haben. Der Vorgang, welcher als Imprägnation bezeichnet wird, findet idealerweise in einem Dragierkessel statt. Durch die ständige Rotation wird sichergestellt, dass wirklich jeder Globulus gleichmäßig mit Flüssigkeit benetzt wird.
Alternativ kann die Imprägnation auch in einem geschlossenen Gefäß erfolgen. Dabei muss auf eine ausreichende Bewegung des Gefäßes geachtet werden, um eine gleichmäßige Verteilung des Wirkstoffs sicherzustellen.
Die finale Verarbeitung – Trocknung, Abfüllung und Kennzeichnung der Globuli
Nach der Herstellung werden die Globuli an der Luft vollständig getrocknet. Danach enthalten sie keinen Alkohol mehr, da dieser vollständig verdampft ist. Erst nach vollständiger Trocknung dürfen die Globuli abgefüllt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Globuli miteinander verkleben und alle die gleiche Größe aufweisen.
Nun werden die Streukügelchen als „arzneiliche Globuli“ bezeichnet, und jeder einzelne Globulus gilt als Wirkstoffträger. Die fertigen Globuli werden in einem luftdichten und lichtundurchlässigen Gefäß abgefüllt. Laut Vorschrift müssen auf dem Etikett nicht nur der Name und die Haltbarkeit vermerkt sein, sondern auch die Potenzstufe der verwendeten Dilution.
Wichtige Hinweise zur Anwendung von Homöopathie und Beratungspflicht
Unabhängig von der eigenen Haltung zur Homöopathie ist es wichtig, auch die Argumente der Gegenseite anzuhören. Wichtige Arzneimittel wie Zytostatika oder Antibiotika sollten keinesfalls eigenmächtig durch homöopathische Mittel ersetzt werden. In einigen Fällen kann eine begleitende Einnahme jedoch die Therapiesicherheit unterstützen. Eine Beratung durch einen erfahrenen Mediziner oder Apotheker ist dabei essenziell, insbesondere bei niedrigen Potenzen, da Fehler in der Anwendung möglich sind.
Besondere Vorsicht gilt bei Risikogruppen wie starken Allergikern, Schwangeren, Stillenden oder Säuglingen unter 12 Wochen, da bei Letzteren die Blut-Hirn-Schranke noch nicht vollständig geschlossen ist. Vor der eigenständigen Anwendung homöopathischer Mittel sollte daher unbedingt Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker gehalten werden.
Gut zu wissen – kleine Fakten, große Wirkung
- D23 (= Loschmidt’sche Zahl) ist die Potenz, ab der kein nachweisbarer Stoff mehr in der Verdünnung enthalten ist.
- Aufgrund der toxischen Eigenschaften sollten Schwangere/Stillende oder kleine Säuglinge die homöopathischen Mittel Arsenicum Album, die Mercurius-Salze sowie Apis und Belladonna nicht unter D6 nehmen.
- Homöopathische Mittel benötigen keinen Nachweis der Medikamentensicherheit und werden daher nicht zugelassen sondern lediglich registriert.
- Einnahmehinweise: Da Globuli direkt über die Mundschleimhaut aufgenommen werden, sollten sie nicht geschluckt sondern gelutscht werden. Idealerweise 30 min vor oder nach dem Essen. Auch koffeinhaltige Lebensmittel und ätherische Öle sollten mit mindestens einer halben Stunde Abstand verwendet werden (Vorsicht bei Zahnpasta und -spülung).
Befürworter vs. Gegner der Homöopathie: Ein ungelöstes Streitgespräch
Die Homöopathie ist ein Thema, das immer wieder zu heftigen Diskussionen führt. Aus medizinisch-pharmakologischer Sicht wird sie häufig als unwissenschaftlich abgelehnt, da die Vorstellung, dass eine Substanz durch wiederholte Verdünnung an Wirksamkeit gewinnt, wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ist.
Befürworter hingegen argumentieren, dass durch die Potenzierung und die damit verbundene „Energieübertragung“ der Herstellenden auf das Mittel eine Wirkung erzielt wird. Ein bekanntes Sprichwort dazu lautet: „Die Energie fließt dorthin, wo die Aufmerksamkeit ist.“
Die Kontroverse um Jacques Benveniste
Zudem löste die 1988 von dem französischen Mediziner Jacques Benveniste veröffentlichte Studie zur Theorie des „Gedächtnisses des Wassers“ eine kontroverse Debatte aus. Benveniste hatte nachgewiesen, dass Antikörper in einem Bereich, in dem keine mehr vorhanden sein sollten, dennoch eine Wirkung auf Leukozyten hatten. Diese Studie konnte jedoch nicht reproduziert werden und gilt mittlerweile als fehlerhaft, was von vielen als Bestätigung gegen die Homöopathie gewertet wurde.
Befürworter fordern weiterhin mehr Forschung, um die Wirksamkeit von Globuli und ähnlichen Mitteln zu verstehen, auch wenn der genaue Mechanismus bislang unklar bleibt. Die Gegner hingegen argumentieren, dass bereits genügend wissenschaftliche Studien durchgeführt wurden und keine über den Placebo-Effekt hinausgehende Wirkung nachgewiesen werden konnte. Sie fordern eine stärkere Konzentration auf andere, besser belegte medizinische Ansätze.
Homöopathische Globuli: Das Wichtigste für PTA im Überblick
Homöopathische Mittel sind registriert, aber nicht als Arzneimittel zugelassen.
- Grundprinzip: „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“ (Hahnemann, 1796) – Beschwerden sollen durch verdünnte Substanzen behandelt werden, die ähnliche Symptome auslösen könnten.
- Herstellung: Globuli bestehen meist aus Zucker und werden mit homöopathischen Lösungen besprüht. Die Verdünnung erfolgt durch wiederholtes Verschütteln (Potenzierung).
- Potenzierung: Je höher die Potenz (z. B. D6, D12), desto stärker die verdünnte Substanz – ab D23 ist kein Wirkstoff mehr nachweisbar.
- Einnahme: Globuli langsam im Mund zergehen lassen, nicht direkt schlucken. Idealerweise 30 Min. vor/nach dem Essen und ohne Kontakt zu Kaffee oder Menthol.
Wichtige Hinweise:
- Hochpotenzen (C200+) nur in ärztlicher Begleitung verwenden.
- Niedrige Potenzen (z. B. D4) können noch Wirkstoff enthalten und toxisch wirken.
- Schwangere, Stillende und Säuglinge unter 12 Wochen sollten bestimmte homöopathische Mittel (z. B. Arsenicum album, Mercurius-Salze) nicht unter D6 einnehmen.
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Um diese richtig bestimmen zu können empfiehlt sich in den meisten Fällen ein genauer Blick auf die Grundlage.

Salbenarten und ihre Eigenschaften
Salben bestehen aus einer einheitlichen, einphasigen Grundlagen. Dabei lassen sich drei Salbenqualitäten unterscheiden.
- Hydrophobe Salben können kein, oder nur kleine Mengen Wasser aufnehmen. Vaseline, Wachse, Paraffine, Öle und Fette gehören zu den Bestandteilen dieser Salben.
- Wasseraufnehmende Salben, die synonym auch Absorptionsbasen genannt werden, stellen ebenfalls ein lipophiles System aus Lipiden, Fetten, Ölen, Wachsen oder Paraffinen dar. Sie weisen jedoch noch zusätzlich W/O- oder O/W Emulgatoren auf, die eine Wasseraufnahme überhaupt erst möglich machen – zunächst aber noch kein Wasser. Durch die Zugabe von Wasser entsteht aus der wasseraufnehmenden Salbe eine Creme.
- Hydrophile Salben bestehen aus Macrogolen (= Polyethylenglycolen). Diese können flüssig oder fest sein und sind in kaltem Zustand mit Wasser mischbar.
Bei der „Hydrophilen Salbe DAB“ handelt es sich jedoch nach der Salbensystematik nicht wirklich um eine hydrophile Salbe sondern um eine wasseraufnehmende Salbe. Die Bezeichnung ist missverständlich.
Cremes und ihre Phasenverteilung: Einfluss von W/O- und O/W-Emulgatoren
In der Apotheke verkaufen wir meist Cremes. Sie haben die größte Bedeutung in der Rezeptur und bestehen aus einer hydrophilen und einer lipophilen Phase. Bei der lipophilen Phase muss es sich dabei immer um eine wasseraufnehmende Salbe handeln. Ob eine Creme dabei lipohil oder hydrophil ist hängt vom eingesetzten Emulgator ab, der die Phasenverteilung bestimmt.
- Bei Hydrophoben Cremes ist die äußere Phase lipophil und die innere Phase hydrophil. Sie werden durch W/O-Emulgatoren gebildet (Zum Beispiel: wasserhaltige Wollwachsalkoholsalbe)
- Bei Hydrophilen Cremes verhält es sich genau andersherum. Die äußere Phase ist hydrophil und die innere Phase lipophil. Sie werden durch O/W-Emulgatoren gebildet. (Zum Beispiel: wasserhaltige hydrophile Salbe)

Gele in der Pharmazie: Unterschiede zwischen Hydro- und Oleogelen
Bei den Gelen handelt es sich um Flüssigkeiten die durch ein Quellmittel geliert wurden.
- Bei Hydrogelen wird dabei ein Gelbildner und eine hydrophile Flüssigkeit eingesetzt. Es kann sich dabei um Wasser, Glycerol oder Propylenglycol handeln, die mit Cellulosederivaten oder Polyacrylsäure ein Gel bilden das nach dem Auftragen durch Verdunstung einen kühlenden Effekt auf der Haut hinterlässt.
- Die Oleogele hingegen sind lipophile Gele, die in der Praxis eher selten vertreten sind. Sie bestehen aus Paraffinen oder Polyehtylenen die mit lipophilen Gelbildnern geliert werden.
Wann wird aus Salbe, Creme oder Gel eine Paste?“
Pasten definieren sich über ihren Großen Anteil an fein dispergiertem Feststoff. Dieser kann sowohl in Salbe als auch in eine Creme oder ein Gel eingearbeitet sein. Bei einem Feststoffanteil von mehr als 20% wird von einer Paste gesprochen.

Festlegen der Haltbarkeit
Ist man sich nun im Klaren darüber mit welcher Grundlage man arbeitet, kann man mit Hilfe des NRFs die Haltbarkeit der Zubereitung festlegen. Unter Allgemeine Hinweise in der Tabelle I.4.-2. Findet man Richtwerte für Aufbrauchsfristen von Rezepturen.
Die Verwendung der angegebenen Haltbarkeiten setzt allerdings voraus, dass alle in der Salbe enthaltenen Wirkstoffe stabil sind und alle wasserhaltigen Zubereitungen vorher mit einem geeigneten Konservierungsmittel haltbar gemacht wurden.
Quellenangaben
- Frauenärzte im Netz: Ursachen der Harnwegsinfektion
- Frauenärzte im Netz: Harnwegsinfektion bei Schwangeren
- Frauenärzte im Netz: Therapie der Harnwegsinfektion
- Frauenärzte im Netz: Vorsorge gegen Harnwegsinfektion
- Artikel Apotheken-Umschau
- Embryotox: Cefuroxim
- Embryotox: Bakterielle Infektionen
- S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen
- Mutterschaftsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses
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Mit Pflanzen heilen – oder schaden? Chancen und Risiken
Wohl und Wehe, Wirkung und Nebenwirkung liegen bei Heilmitteln nah beieinander – auch und gerade bei Heilpflanzen. Den Unterschied zwischen Heil- und Giftpflanze macht meist nur die Dosis aus, und die kann von Pflanze zu Pflanze stark variieren.
Skandale um gefälschte Studien und Scheininnovationen, aber auch ein generelles Bewusstsein für gesunde und natürliche Lebensführung lassen pflanzliche Heilmittel hoch im Kurs stehen: Jedes dritte Rezeptfreie Medikament, dass in der Apotheke über den Verkaufstisch geht, ist ein Naturheilmittel.

Vom Beet in die Hausapotheke – Heilen mit Pflanzen
Doch wie sieht es aus mit den Möglichkeiten, den eigenen Garten in eine Apotheke zu verwandeln? Grundsätzlich gut, in unseren Breiten wachsen viele potente Heilpflanzen.
Durch den gezielten Einsatz pflanzlicher Arzneien lassen sich viele positive Effekte erzeugen. Aber der Medizinschrank von Mutter Natur hält auch ein paar Gemeinheiten bereit. Wer meint, mit Kräutern und Blüten könne man nichts falsch machen, unterschätzt die Kraft der Natur.
Der richtige Umgang mit Heilpflanzen
Wer mit Heilpflanzen arbeiten will, sollte über umfangreiches Wissen über jede der eingesetzten Pflanzen verfügen. Denn während einige Heilpflanzen- und Kräuter recht bedenkenlos verarbeitet und angewendet werden können, sind andere bei falscher Anwendung sehr gefährlich. Der entzündungshemmende Beinwell beispielsweise kann äußerlich bei Zerrungen und Prellungen angewendet werden. Eine innere Anwendung hingegen schädigt die Leber und wurde in einigen Ländern bereits verboten.
Tatsächlich wird in der einschlägigen Literatur nicht zwischen Giftpflanzen, Heilpflanzen oder Arzneipflanzen unterschieden. Denn ob oder wie ein Stoff wirkt, ist zum einen Dosisabhängig und zum anderen auf die Art der Verarbeitung bzw. Verabreichung zurückzuführen.
Natürlich ist nicht bei jeder heilenden Pflanze zugleich eine Gefahr für Leib und Leben gegeben. Vergiftungen durch Pflanzen sind aber leider gerade bei Kindern sehr häufig. Hier ein paar allgemeine Hinweise zum Umgang mit Heil- und Giftpflanzen.
Pflanzliche Schönheit mit Risiko
Heil- und Giftpflanzen sind überall anzutreffen, egal ob in der freien Natur, gepflegten Gärten oder öffentlichen Parkanlagen. Darunter sind mild giftige wie der Efeu, der beispielsweise zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen eingesetzt wird. Aber auch potenziell tödliche Pflanzen wie die Eibe, deren Taxane in der Chemotherapie zur Anwendung kommen können, finden sich an öffentlichen Orten.
Gerade auch als Zierpflanzen eingesetzte Gewächse wie Eisen- oder Fingerhut können schwere Vergiftungserscheinungen auslösen. Wer kleine Kinder im Haushalt hat, sollte sich über die möglichen Risiken informieren. Übersichtliche Informationen zur Wirkung verschiedener Giftpflanzen bieten die Gift-Informationszentralen (GIZ). Eine Aufführung von Quellen und Verweisen steht am Ende des Artikels.
Warum Heilpflanzen Wissen erfordern
Die in einer Pflanze enthaltene Menge Wirkstoff lässt sich nicht von außen sehen. Ob gewisse Inhaltsstoffe in hoher oder niedriger Konzentration auftreten, kann vom Standort, dem Zeitpunkt der Ernte, dem allgemeinen Klima, der Bodenbeschaffenheit und weiteren Faktoren abhängen. Aus diesem Grund werden manche ursprünglich biogene (aus der Pflanze entnommene) Wirkstoffe mittlerweile synthetisch und somit in gleichbleibender Qualität hergestellt.
Wer sich selbst mit Heilpflanzen behelfen will, die auch als Giftpflanzen wirken, spielt ein Spiel mit dem Feuer. Nicht ohne Grund werden manche Pflanzen, beispielsweise der bereits erwähnte Eisenhut, nur in homöopathischen Mitteln, also extrem stark verdünnt, angewendet.
Im Zweifelsfall ist es immer angeraten, sich über das Risikopotenzial der Pflanze zu informieren und eine Behandlung mit dem Arzt abzusprechen. Da Heilpflanzen grundsätzlich Wirkstoffgemische enthalten, sollten eventuelle Wechselwirkungen bedacht werden.
Was tun bei Vergiftungserscheinungen?
Als erster Schritt empfiehlt sich der Anruf in der Giftinformationszentrale (GIZ) bzw. dem Gift-Notruf. Es gibt bundesweit verschiedene GIZ die meist für mehrere Bundesländer zuständig sind.
Liste der Giftnotrufnummern Bundesweit
Baden-Württemberg | 0761/19240 |
Bayern | 089/19240 |
Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein | 030/19240 |
Niedersachsen | 0551/19240 |
Hessen, Rheinland-Pfalz | 06131/19240 |
Saarland | 06841/19240 |
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen | 0361/730730 |
Nordrhein-Westfalen | 0228/19240 |
Sollte ein Arztbesuch angeraten werden, nehmen Sie wenn möglich die fragliche Pflanze mit, um Missverständnissen vorzubeugen.
Heilen mit Pflanzen Das Wichtigste für PTA im Überblick
- Heilpflanzen wirken je nach Dosierung oft auch als Giftpflanzen
- Giftpflanzen sind allgegenwärtig und können als Ursache von Übelkeit, Schwindel usw. gerade bei Kindern nicht ausgeschlossen werden.
- Informationen und Anschauungsmaterial zu Giftpflanzen sind online bei den GIZ erhältlich.
- Die Wirkung von Heilpflanzen ist in der Regel nicht zuverlässig abschätzbar.
- Da Heilpflanzen Wirkstoffgemische enthalten, sollten mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen geprüft werden.
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