Metamizol: Wie sicher ist das Schmerzmittel wirklich?
Metamizol wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und krampflösend. Der Wirkstoff ist aufgrund der gefährlichen, jedoch seltenen Nebenwirkung Agranulozytose verschreibungspflichtig. Zu den notwendigen Maßnahmen bei der Therapie mit entsprechenden Arzneimitteln gehört eine kompetente Apothekenberatung.

Was ist Metamizol?
Metamizol-Natrium – kurz: Metamizol – ist ein Schmerz- und Fiebermittel. Der Wirkstoff gehört zu den Pyrazolonen und ist in Arzneimitteln wie Novaminsulfon, Novalgin oder Berlosin enthalten. Er wirkt analgetisch, antipyretisch und spasmolytisch. Zu den Anwendungsgebieten gehören starke Schmerzen, Kolikschmerzen sowie Fieber, das auf eine Therapie mit anderen Fiebersenkern nicht anspricht.
Aufgrund seiner seltenen, aber potentiell tödlichen Nebenwirkung Agranulozytose steht der Wirkstoff immer wieder in der Kritik. Bei der Ausgabe metamizolhaltiger Arzneimittel besteht also besonderer Beratungsbedarf in der Apotheke.
Wirkungsweise von Metamizol
Metamizol ist ein Prodrug, das im Körper sofort in seine wirksame Form umgewandelt wird. Der genaue Wirkmechanismus ist bislang unbekannt. Seine schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung entfaltet der Arzneistoff wahrscheinlich, indem er die Cyclooxygenasen (COX) hemmt. Cyclooxygenasen sind Enzyme, die an der Schmerzvermittlung, Fieber und Entzündungen beteiligt sind.
Zudem öffnet der Wirkstoff ATP-abhängige Kalium-Kanäle und hemmt den Kalziumeinstrom in glatte Muskelzellen. Dadurch wirkt er krampflösend.
Im Gegensatz zu anderen COX-Inhibitoren wirkt er jedoch nicht entzündungshemmend. Auch typische Nebenwirkungen von COX-Hemmern im Magen-Darm-Trakt und den Nieren treten bei einer Metamizoltherapie wesentlich seltener und eher bei der Anwendung in hohen Dosen oder über einen längeren Zeitraum hinweg auf. Warum das so ist, ist noch nicht geklärt. Eine Rolle spielt möglicherweise die vergleichsweise kurze Halbwertszeit.
Anwendungsgebiete des Analgetikums
Metamizol ist ein Wirkstoff gegen starke Schmerzen und Fieber. Wegen des Risikos einer Agranulozytose wird es nur dann eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken oder nicht eingesetzt werden können.
Zu den Anwendungsgebieten gehören Bauch- und wegen der spasmolytischen Wirkung auch Kolikschmerzen, typischerweise etwa Gallen- oder Harnwegskoliken.
Bei Tumorschmerzen könnten metamizolhaltige Präparate möglicherweise besser wirken als andere Schmerzmittel. Gegen Schmerzen nach Operationen oder Verletzungen sowie bei Fieber wird der Wirkstoff ebenfalls verordnet.
Metamizol-Nebenwirkung Agranulozytose: Ist Metamizol gefährlich?
Der Arzneistoff kann verschiedene Nebenwirkungen auslösen, von leichten Problemen bis hin zu schwerwiegenden Komplikationen. „In aller Munde“ ist hier vor allem die metamizolinduzierte Agranulozytose, die zu schweren Infektionen und schlimmstenfalls zum Tode führen kann.
Damit Betroffene eventuelle Warnzeichen als solche erkennen und verantwortungsbewusst mit dem Medikament umgehen, ist eine sorgfältige Apothekenberatung essentiell. PTAs sollten bei der Herausgabe von Metamizolpräparaten immer explizit auf folgende Punkte hinweisen:
- Das Medikament darf keineswegs an andere weitergegeben werden.
- Besteht zu einem späteren Zeitpunkt erneut Bedarf, darf auch die Person, der das Präparat verordnet wurde, es nicht ohne erneuten Arztkontakt einnehmen.
Welche Nebenwirkungen hat Metamizol?
Das Schmerzmittel kann – vor allem in Kombination mit Opioiden – Übelkeit und Erbrechen auslösen. Bei Asthma-Betroffenen kann eine Metamizoltherapie einen Anfall verursachen.
Im Gegensatz zu anderen COX-Hemmern führt Metamizol nur in hohen Dosen und bei langfristiger Einnahme zu einem erhöhten Risiko von gastrointestinalen Blutungen. Es belastet das Herz-Kreislauf-System nicht und hat kaum Einfluss auf die Nierenfunktion. Zwar kann es eine Rotfärbung des Urins auslösen, diese ist jedoch harmlos und entsteht durch den Metaboliten Rubazonsäure. Lediglich bei einem vorliegenden Volumenmangel können die Nieren durch eine Behandlung mit dem Schmerzmittel zu Schaden kommen.
Jedoch hat der Wirkstoff ein hohes Allergiepotential. Gerade bei parenteraler Gabe droht daher schlimmstenfalls eine anaphylaktische Reaktion mit Blutdruckabfall und einem Verschluss der Bronchien. Sie sollte daher nur langsam erfolgen. Die Fachliteratur empfiehlt einen Milliliter pro Minute.1
Das Schmerzmittel kann außerdem lebertoxisch wirken. Einzelne Fälle von arzneimittelbedingtem Leberschaden sind bekannt. Dieser entsteht vermutlich aufgrund einer Immunreaktion. Auch schwere Hautreaktionen und Leukopenie (eine verringerte Anzahl weißer Blutkörperchen) gehören zu den möglichen Nebenwirkungen von Metamizol.
Sobald Anzeichen einer schwerwiegenden Nebenwirkung auftreten, sollte die Therapie sofort abgebrochen werden. Eine umgehende ärztliche Abklärung der Symptome ist unbedingt erforderlich. Betroffene sollten mit dem Beenden der Behandlung nicht warten, bis die Diagnose gesichert ist.
Warum ist Metamizol in manchen Ländern verboten?
Eine sehr seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung mit potentiell tödlichem Ausgang ist die Agranulozytose. Dabei werden Antikörper gebildet, die eine gefährliche Immunreaktion auslösen können.
Die Angaben zur Häufigkeit dieser Komplikation schwanken zwischen weniger als einem Fall pro eine Million Verordnungen bis hin zu einem Fall von etwa 1.600 Verordnungen.2 In Deutschland ist davon auszugehen, dass bei einer von 10.0003 bis 800.000 Personen1 Agranulozytose auftritt.
In Skandinavien ist das Risiko einer metamizolbedingten Agranulozytose aufgrund einer genetischen Prädisposition höher. Deshalb sind entsprechende Medikamente dort nicht erhältlich. Auch im angloamerikanischen Raum ist der Wirkstoff nicht auf dem Markt.
Im Verlauf von 1990 bis 2020 haben sich die Metamizolverordnungen bei uns verzehnfacht. Die Anzahl der Todesfälle durch metamizolbedingte Agranulozytose sind jedoch konstant geblieben.1
Aufklärung über Agranulozytose in der Apotheke
Bei Agranulozytose sinkt die Zahl der neutrophilen Granulozyten plötzlich und rapide. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Agranulozytose schwächt daher die Fähigkeit des Organismus, Krankheitserreger zu bekämpfen. So führt die Nebenwirkung zu starken Infektionen, die häufig lebensbedrohlich verlaufen. Mögliche Anzeichen sind
- Fieber
- Schüttelfrost
- starkes Krankheitsgefühl
- Herzrasen
- Halsschmerzen
- Schleimhautnekrosen, vor allem in der Nase, im Hals sowie im Genital- und Analbereich
- Nekrosen im Verdauungstrakt oder den Atemwegen
Treten Hinweisen auf eine Agranulozytose auf, ist die Behandlung unverzüglich abzubrechen und ein Arzt aufzusuchen. Prophylaktische Blutkontrollen bei Personen, die mit Metamizol behandelt werden, empfiehlt die Arzneimittelkommission in ihrem Rote-Hand-Brief vom Dezember 2024 jedoch nicht mehr.3
Bei Personen, die zeitgleich ein Antibiotikum einnehmen, können diese Anzeichen möglicherweise abgeschwächt oder gar nicht auftreten, selbst wenn dennoch eine Agranulozytose vorliegt. Auch wenn Metamizol als Wirkstoff gegen Fieber zum Einsatz kommt, kann dieses Anzeichen übersehen werden.
Die Gefahr einer Agranulozytose ist erhöht, wenn Patienten zeitgleich Medikamente einnehmen, die diese Nebenwirkung ebenfalls auslösen können, so etwa Methotrexat (MTX). Auch ältere Personen haben ein erhöhtes Risiko.4
In sieben bis acht von zehn Fällen tritt die Agranulozytose innerhalb von maximal zehn Tagen nach Behandlungsbeginn ein.1 Doch auch ein späteres Auftreten der Nebenwirkung ist möglich, sogar nach Beenden der Therapie. Auch wenn der Wirkstoff bei einer vorherigen Einnahme keine Reaktion ausgelöst hat, kann sich das bei einer erneuten Therapie ändern.
Kann Metamizol in der Schwangerschaft eingenommen werden?
Metamizolhaltige Arzneimittel können in Einzeldosen im ersten und zweiten Trimenon eingenommen werden. Im dritten Trimenon darf der Wirkstoff nicht mehr angewendet werden.1
Einzelne Einnahmen in der Stillzeit sind zwar möglich. Jedoch besteht hier die Gefahr, dass der Wirkstoff über die Muttermilch an den Säugling weitergegeben wird, sodass die Muttermilch nach der Einnahme erst einmal zu verwerfen ist.
Insgesamt ist es in Schwangerschaft und Stillzeit ratsamer, nach ärztlicher Rücksprache auf Alternativen zurückzugreifen.
Welche Kontraindikationen gibt es?
Bei einer Allergie gegen den Wirkstoff sowie schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Agranulozytose, Leukopenie oder Leberschäden in der Vergangenheit ist von einer Metamizolbehandlung abzusehen. Störungen der Knochenmarkfunktion oder der Blutbildung, hepatische Porphyrie sowie Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel sind Kontraindikationen.
Das metamizolbedingte Leukopenierisiko ist erhöht bei Personen, die unter einer Penicillinallergie leiden.5
Metamizol: Wie wird der Wirkstoff dosiert?
Die Dosierung erfolgt abhängig vom Krankheitsbild und dem Alter des Patienten. Erwachsene können drei- bis viermal täglich 500 bis 1.000 mg einnehmen.1 Eine eingeschränkte Nierenfunktion macht eine Dosisanpassung notwendig. Bei jüngeren Patienten richtet sich die Einnahme nach den kinderärztlichen Vorgaben.
Weil der Wirkstoff die COX-1-Hemmung durch ASS verhindert, sollte bei Einnahme beider Wirkstoffe ein Abstand von mindestens fünf Stunden eingehalten werden.1 Da metamizolhaltige Arzneimittel die Thrombozytenaggregation nicht beeinflussen, können sie in Kombination mit Gerinnungshemmern eingesetzt werden. Auch eine Anwendung bei Niereninsuffizienz oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist grundsätzlich möglich.
Tabletten werden unzerkaut mit einem Glas Wasser eingenommen, Tropfen in der Regel mit einem halben Glas. Auch Zäpfchen sind erhältlich.
Rechtliche Lage und Verfügbarkeit
Während Metamizol in einigen EU-Ländern auf Rezept erhältlich ist – neben Deutschland beispielsweise auch in Österreich und den Niederlanden –, ist der Wirkstoff in Skandinavien und dem anglo-amerikanischen Raum gar nicht auf dem Markt. In wieder anderen Ländern, etwa Russland, Polen und der Türkei, ist das Schmerzmittel frei verkäuflich.
Das Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC), also der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz, der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) ist nach einer erneuten Überprüfung zu dem Schluss gekommen, dass der Nutzen von Metamizol das Risiko schwerwiegender Komplikationen überwiegt.
Da die Zahl der Todesfälle durch Agranulozytose weitgehend konstant bleibt, obgleich der Wirkstoff viel häufiger verordnet wird, argumentieren manche Fachleute sogar für die Aufhebung der Rezeptpflicht, die seit 1987 wieder besteht.1
Um die Gefahr von schwerwiegenden Nebenwirkungen und Todesfällen zu reduzieren, ist Aufklärung sowohl der Patienten als auch des medizinischen Fachpersonals gefragt. Als PTAs fällt es auch in euren Aufgabenbereich, eure Kundschaft über Nutzen und Risiken des Wirkstoffs aufzuklären.
Metamizol: Das Wichtigste für PTAs im Überblick
- Metamizol ist ein Analgetikum und Antipyretikum mit spasmolytischer Wirkung. Typische Einsatzgebiete sind Bauch- und Kolikschmerzen, Schmerzen nach Verletzungen und Operationen, Tumorschmerzen sowie Fieber, das auf die Behandlung mit anderen Wirkstoffen nicht anspricht.
- In seltenen Fällen kann eine Metamizoltherapie schwerwiegende Nebenwirkungen auslösen, etwa einen arzneimittelbedingten Leberschaden sowie Agranulozytose.
- Bei Agranulozytose tritt eine potentiell lebensbedrohliche Immunschwäche auf. Anzeichen können unter anderem Fieber, starkes Krankheitsgefühl, Halsschmerzen und Schleimhautnekrosen sein. Bei der Herausgabe metamizolhaltiger Arzneimittel sollte die Kundschaft darauf hingewiesen werden.
- Das Risiko für Agranulozytose ist erhöht, wenn sie bereits früher metamizolbedingt aufgetreten ist und/oder die Person andere Arzneimittel einnimmt, die diese Nebenwirkungen auslösen können. Dazu gehört Methotrexat (MTX). In solchen Fällen sowie bei bestimmten Vorerkrankungen ist eine individuelle ärztliche Abklärung angeraten.
- Hier geht’s zum Rote-Hand-Brief mit Maßnahmen, um das Agranulozytose-Risiko durch metamizolhaltige Arzneimittel zu senken.
- Hier gelangt ihr zum Rote-Hand-Brief über den metamizolbedingten Leberschaden.
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Magnesium bei der Migräne-Behandlung: Wirklich ein Heilsbringer?
Hilft Magnesium bei Migräne? PTA Jan Sajfutdinow fasst den aktuelles Stand des Wissens hierzu zusammen.
Der chronisch-rezidivierende Kopfschmerz tritt bei ca. 7 % der Männer und 13 % der Frauen auf, drei Mal mehr Frauen leiden im Alter zwischen 35 – 45 Jahren an der neurologischen Erkrankung.
Meist beginnt der periodisch wiederkehrende, oft halbseitige Kopfschmerz in Verbindung mit Übelkeit und Schwindel in den Morgenstunden, verstärkt wird er durch körperliche Betätigung, Lärm, Licht, Gerüche oder andere externe Einflüsse.

Aura und Anzeichen: Navigieren durch die Vorläufer der Migräne
In 30% der Fälle kündigt sich die Migräne wenige Stunden bis 2 Tage vorausgehend an, dauert bei den meisten Patienten aber nur etwa 2 Stunden. In dieser Zeit treten verstärkt Müdigkeit und Geräuschempfindlichkeit auf, Verstopfungen und Heißhungerattacken können allenfalls vorhanden sein, werden aber von den meisten Patienten falsch wahrgenommen, wodurch eine beginnende Migräneattacke nicht bemerkt wird.
In ca. 10-20 % der Fälle geht eine s.g. Aura voraus, es treten meist visuelle Störungen wie Flimmerskotome (Gesichtsfeldausfall in Verbindung mit hellem, flimmernden Licht) , Verlust des räumlichen Sehens und Unschärfe auf. Aber auch andere neurologische Ausfälle wie Kribbeln in den Armen und Beinen sowie im Gesicht und der Verlust der Berührungsempfindung können vorhanden sein, gehen aber wieder vollständig zurück.
Studienlage nicht eindeutig
Eine Studie von 1996 mit 81 Probanden ergab, dass die Migräneattacken unter 600 mg Magnesium für 3 Monate eine Reduktion der Häufigkeit um 41,6 % ergaben, unter Placebo hingegen nur 15,8 %. Eine weitere Studie von 1996 hingegen konnte dieses Ergebnis nicht erzielen.
Eine randomisierte, doppelt verblindete Studie an 24 Patientinnen mit menstrueller Migräne konnte keine Wirksamkeit zur Migräneprophylaxe zeigen. Eine weitere doppelblinde, randomisierte Studie an 150 Patienten wurde nach der Zwischenauswertung von 69 Patienten frühzeitig abgebrochen, da keine Überlegenheit von 486 mg Magnesium gegenüber Placebo feststellbar war.
Alle Studien weisen viele methodische Unstimmigkeiten auf, wie die Applikation verschiedener Magnesiumsalze in unterschiedlichen galenischen Darreichungsformen und schwankender Konzentrationen. Somit ist eine endgültige Aussage zur Wirksamkeit erschwert, was weitere unabhängige und qualitativ hochwertige Studien unabdingbar macht.
Letztendlich kann man trotzdem sagen, dass die bisherige Studienlage in Richtung eines positiven Nutzens tendiert.
Trotzdem empfehlen
In Deutschland sind die meisten Menschen mit Magnesium unterversorgt. Die tägliche Zufuhr liegt bei ca. 200-300 mg Magnesium, der tägliche Bedarf bei etwa 400 mg. Nicht selten treten verschiedene Symptome wie Muskelkrämpfe, zuckende Augenlieder und Herzrhythmusstörungen auf. Migräneattacken werden durch einen Mangel an Magnesium provoziert. Auch Medikamente wie Diuretika, Psychopharmaka, Antibiotika und Antiarrhythmika rauben dem Körper Magnesium.
Nach umfangreicher Befragung des Patienten zur Symptomatik kann man durchaus Magnesium, v.a. bei verspannungs- und stressbedingter Migräne bzw. Kopfschmerz empfehlen. Erfahrungsgemäß reicht zur akuten Behandlung 1x tgl. 400-600 mg Magnesium aus, besser wäre aber eine konsequente Einnahme über mind. 4 Wochen, besser 3 Monate, um den Magnesium-Speicher in den Erythrocyten zu füllen.
Treten Nebenwirkungen wie Durchfall auf, soll der Patient die gesamte Tagesdosis in mehrere Einzeldosen aufteilen und über den Tag verteilt nehmen.
Sagen Sie dem Patienten immer, dass er ein Feedback zur Wirksamkeit der Therapie geben soll. Das schafft nicht nur ein gutes Verhältnis zwischen Apotheke und Patienten, sondern dient Ihnen in der Apotheke direkt als kleine Studie zur Wirksamkeit der Mittel.
Was Ihr als PTA wissen solltet
- Bei schweren Migräneattacken (Mehr als zehn Tage pro Monat, Lähmungen) unbedingt auf Arzt verweisen.
- Studienlage nicht eindeutig interpretierbar, schlussfolgernd kann aber von einem begründeten Hinweis auf Wirksamkeit gesprochen werden.
- Nur bei Verdacht auf Magnesiummangel Magnesium substituieren (Unzureichende Magnesiumaufnahme durch Ernährung, Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörungen, etc.)
- Organische Magnesiumverbindungen (Magnesiumcitrat) werden schneller resorbiert, sind aber nicht stärker wirksam als anorganische Magnesiumverbindungen (Magnesiumoxid).
- Magnesiumsubstitution mindestens 3 Monate mit 400-600 mg Magnesium pro Tag.
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Niacin (Vitamin B3): Das Wundermittel gegen Krebs?
Das Coenzym Niacin ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt und vor allem für seine Bedeutung in der Energiegewinnung sowie der Zellregeneration bekannt.
In etlichen Studien wurde das Potenzial des, auch als Vitamin B3 bezeichneten Nährstoffs, untersucht. Doch welchen Nutzen hat Niacin bei Krebs oder zur Senkung des Cholesterinspiegels?

Vitamin B3-Stufen und Niacin-Flush
Das in den meisten Arzneimitteln verwendete Nicotinamid muss im Darm erst in Nicotinsäure umgewandelt werden. Diese gelangt dann in die Blutbahn, wo es schließlich zur Leber transportiert wird. Die Leber kann aber auch selbst Vitamin B3 bilden – hierfür wird mithilfe von Vitamin B6 aus der Aminosäure Tryptophan die Coenzyme NAD und NADP gebildet. Diese sind an den unterschiedlichsten Stoffwechselvorgängen beteiligt. Niacin kann vom Körper kaum gespeichert werden, sodass wir auf eine gute Versorgung angewiesen sind.
Die Mengen, die gespeichert werden können, werden in der Leber deponiert, weswegen eine stetige Überversorgung auch Gelbsucht hervorrufen kann. Führt man die Nicotinsäure dem Körper direkt zu, beispielsweise als Nahrungsergänzungsmittel, geht nicht nur ein großer Teil durch die Magen-Darm-Passage verloren, sondern man muss auch mit dem sogenannten „Niacin-Flush“ rechnen. Bei diesem erweitern sich die Blutgefäße plötzlich und rasch, sodass es zu starkem Kribbeln und Jucken sowie Hautrötungen kommen kann.
Unterschied „pflanzliches/tierisches“ Vitamin B3 und Pellagra
Im Gegensatz zu vielen anderen Vitaminen ist Niacin relativ hitzestabil. Auch längere Lagerung führt kaum zu einer Verminderung des Gehalts. Allerdings ist der Nährstoff gut wasserlöslich, sodass beim Kochen viel in das Wasser übergeht. Es empfiehlt sich deswegen beim Blanchieren von Gemüse das verwendete Wasser im folgendem Kochvorgang weiter zu benutzen.
Aus tierischen Erzeugnissen kann der menschliche Körper besser und effektiver Vitamin B3 gewinnen. Das liegt einerseits daran, dass der Niacingehalt in diesen Lebensmitteln meist ohnehin höher ist und andererseits auch, dass in pflanzlichen Erzeugnissen das Vitamin B3 oftmals gebunden vorliegt und diese Verbindungen schwer aufgespalten werden können. Erst durch entsprechende Vorbehandlung kann das „pflanzliche“ Niacin dem Körper zugänglich gemacht werden. Bei der Getreideverarbeitung wird beispielsweise stark kalkhaltiges Wasser verwendet, sodass im Magen-Darm-Trakt eine bessere Resorption des Vitamins erfolgen kann.
Beobachtet werden konnte das vor allem in Ländern, die sehr viel Mais und/oder Hirse auf dem Speiseplan stehen haben. Hier kann, ohne Zutun, das Vitamin B3 nicht resorbiert werden und die Eigenversorgung durch die Leber reicht nicht aus, um ein Defizit zu verhindern. Es kommt zu Pellagra, der sogenannten Niacinmangelkrankheit.
Erste Anzeichen sind neben Verdauungsstörungen und Appetitverlust auch körperliche Schwäche. Bei länger bestehendem Mangel kommt es zu Hautveränderungen, ähnlich der Flush-Symptome. Diese verschlimmern sich bei Sonneneinstrahlung abermals. Im weiteren Verlauf kommt es zu Depressionen und Demenz bis Pellagra bei nicht-Behandlung schließlich durch Multiorganversagen tödlich endet.
Niacin in der Medizin: Cholesterin, Krebs und Covid-19
Gerade im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel wird gern das Blaue vom Himmel versprochen. Vor allem im Bereich der Cholesterinsenkung, hat man sich von Vitamin B3 viel erhofft. Wenn sogenannte „Statine“ (Arzneistoffe, die als Cholesterinsenker bzw. Lipidsenker eingesetzt werden) alleine nicht mehr ausreichten, setzte man Niacin hoch dosiert ein – neben der LDL-Senkung sollte auch das HDL erhöht werden. Beides würde sich positiv auf die Blutfettwerte auswirken.
Groß angelegte Studien zeigten, dass sich die Werte bei Einnahme oder nicht-Einnahme nicht signifikant unterschieden. Zusätzlich traten bei der Gruppe, der Niacin verabreicht wurde zahlreiche Nebenwirkungen auf: Myopathie, gastrointestinalen Beschwerden und Verschlechterung bzw. Neuauftreten von Diabetes mellitus. Vor allem bei der gleichzeitigen Einnahme von Statinen wurde das Schlaganfallrisiko deutlich erhöht. Aufgrund des schlechten Nutzen-Risiko-Verhältnisses wurde das Medikament 2013 vom Markt genommen.
Vor allem bei der DNA-Regeneration spielt Niacin eine große Rolle, weswegen es gern bei Piloten zum Schutz vor Erbgutveränderungen eingesetzt wird. Auch wird ihm eine wichtige Rolle bei der Prävention von Hautkrebs zugesagt. Dies wird deutlich, wenn man sich die Auswirkungen eines Vitamin B3-Mangels genauer ansieht: (Schleim-)Hautveränderungen mit Juckreiz und Ausschlag sowie deren Verschlimmerung bei Sonneneinstrahlung.
Im Gegensatz zu den beiden bereits gut erforschten Indikationsfeldern steht man beim Einsatz von Niacin bei COVID19-Erkrankung noch am Anfang. Untersucht wird der Einsatz von Vitamin B3 bei schweren Verläufen und ob sich diese damit abmildern lassen. Einig sind sich die Wissenschaftler bei einer Sache aber jetzt schon: Vitamin B3 kann eine Erkrankung nicht verhindern.
Überblick für die Kitteltasche – Vitamin B3:
Bausteine/Wirkstoffe: Vitamin B3 wird auch als Niacin bezeichnet und umfasst Nicotinsäure sowie Nicotinamid und die von ihnen abgeleiteten Verbindungen. In Arzneimitteln liegt es meist als Nicotinamid vor, wohingegen in Lebensmitteln meist Nicotinsäure verwendet wird. Dieses kann die Leber aus der Aminosäure Tryptophan auch selbst bilden.
Funktion(en) im Körper:
- Erhalt eines normalen Energiestoffwechsels
- Erhalt einer normalen Funktion des Nervensystems
- Erhalt normaler psychischer Funktionen
- Erhaltung gesunder Schleimhäute
- Erhalt normaler Haut
- zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung
Bezugsquellen:
Bohnenkaffee, Fleisch, insbesondere Innereien, Fisch, Vollkornprodukte, Mungobohnen, Erdnüsse, Pilze.
Richtwerte:
Angabe in mg-Äquivalente/Tag
(1 mg Niacin-Äquivalente = 1 mg Niacin = 60 mg Tryptophan)
Säuglinge:0 bis unter 4 Monate: 2 mg/Tag4 bis unter 12 Monate: 5 mg/Tag
KinderundJugendliche:1 bis unter 4 Jahre: 8 mg/Tag4 bis unter 7 Jahre: 9 mg/Tag
7 bis unter 10 Jahre: 11 mg/Tag (männlich) 10 mg/Tag (weiblich)10 bis unter 13 Jahre: 13 mg/Tag (männlich) 11 mg/Tag (weiblich)
13 bis unter 15 Jahre: 15 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
15 bis unter 19 Jahre: 17 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
Erwachsene:
19 bis unter 25 Jahre: 16 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
25 bis unter 51 Jahre: 15 mg/Tag (männlich) 11 mg/Tag (weiblich)
51 bis unter 65 Jahre: 16 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
65 Jahre und älter: 14 mg/Tag (männlich) 11 mg/Tag (weiblich)
Schwangere: 2. Trimester: 14 mg/Tag 3. Trimester: 16 mg/Tag
Stillende 16 mg/Tag
Quelle: Niacin Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
Symptome einer Untervorsurgung:
Hautveränderungen
· Konzentrationsverlust
· Schlafstörungen
· Reizbarkeit
· Depressionen
· Appetitverlust
· Durchfall
· Schleimhautentzündungen ( vor allem im Mund- und Darmbereich)
Risikogruppen für Unterversorgung:
· Kupfer-Mangel verschlechtert die Resorption von Vitamin B3
· Mangelernährung, Diäten oder einseitige Ernährungsgewohnheiten sowie Magersucht
· Alkoholismus
· Leberzirrhose
· chronischer Durchfall
· Hartnup-Krankheit (vererbte Stoffwechselstörung)
Symptome einer Überversorgung
· Hitzegefühl
· Hautrötungen in Gesicht, Nacken und Armen
· Nesselsucht mit stark juckenden Quaddeln und Hautjucken
· Durchfall, Übelkeit und Erbrechen
· Gelbsucht, Schädigung der Leber
· Glucoseintoleranz
Freund:
· Kalk
- In pflanzlichen Lebensmitteln liegt das Niacin meist gebunden vor, sodass es vom Körper kaum aufgenommen werden kann. Setzt man diesen Verbindungen einen „attraktiveren“ Partner vor, lösen sie sich und die Resorption verbessert sich
Feind:
· Medikamente:
- ASS hemmt Resorption von Vitamin B3
- bei Höher Niacin-Aufnahme wird die Wirkung bestimmter Epilepsie-Medikamente verstärkt (Carbamazepin und Primidon)
- L-Dopa hemmt Resorption von Vitamin B3
- Hohe Dosen Niacin können Gicht verschlimmern und die Wirkung von Allopurinol verringern
· Alkohol
- Niacin in Kombination mit Alkohol löst einen „Mini-Flush“ aus, welcher zu Hautrötungen mit Hitzegefühl und Juckreiz führt
PTA Wissen kompakt:
- Bei der Einnahme von hohen Dosen Nicotinsäure (über 30mg/Tag) muss man einem sogenannten „Niacin-Flush“ rechnen, bei dem sich die Gefäße plötzlich und rasch erweitern. Dies führt zu kribbeligen und juckenden Hautausschlägen. Bei der Einnahme von Vitamin B3 in Form von Nicotinamid ist mit dieser Nebenwirkung nicht zu rechnen.
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt in Nahrungsergänzungsmitteln nicht mehr als folgende Mengen beizusetzen: 4 mg Nicotinsäure, 160 mg Nicotinsäureamid oder 4,4 mg Inosithexanicotinat (Inositolniacinat) pro Tagesdosis
Außerdem sollten Schwangere weniger als 16 mg Nicotinamid am Tag durch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. - Viele Schwangere haben (vor allem im ersten Trimester, wenn die Organe gebildet werden) einen Niacin-Mangel. In einem guten Schwangerschafts-Vitamin-Präparat sollte daher Vitamin B3 auf jeden Fall vertreten sein.
- Auch bei Alkoholikern tritt oftmals ein Niacin-Mangel auf. Gerade in dieser Patientengruppe wäre ein guter Vitamin B3-Spiegel aber wichtig, da dieser einer Leberfibrose (und übrigens auch einer Fettleber) vorbeugen kann.
- Wie auch die anderen B-Vitamine wirkt sich Niacin positiv auf die kognitiven Fähigkeiten aus. Um Demenz und Alzheimer vorzubeugen bietet sich daher an, auf eine ausreichende Versorgung zu achten.
Quellenangaben
- Für alle, dies es genauer wissen wollen:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. aufgerufen am 19.09.2021
https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/niacin/
und
https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/niacin/?L=0
sowie
Deutsche Verbraucherzentrale, aufgerufen am 19.09.2021
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/niacin-warum-ergaenzen-13833 - Studien zum Nachlesen
National Library of Medicine, aufgerufen am 10.10.2021
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25014686/
und
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20932352/ - Referenzwerte Lebensmittel: Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, aufgerufen am 19.09.2021
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.2903/sp.efsa.2017.e15121 - Bundesinstitut für Risikobewertung, aufgerufen am 19.09.2021
https://www.bfr.bund.de/cm/343/hoechstmengenvorschlaege-fuer-niacin-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf
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Zahllose wissenschaftliche Studien zur Wirkung von Probiotika haben zudem ergeben, dass die gesunden Darmbakterien eine positive oder vorbeugende Wirkung auf zahlreiche Erkrankungen von Diabetes über Depressionen bis Darmkrebs haben könnten. Doch ist es wirklich sinnvoll, eine entsprechende Nahrungsergänzung einzunehmen?
Das Darmmikrobiom: Bakterien in Hülle und Fülle
Im menschlichen Darm leben Billionen von Bakterien, am stärksten besiedelt ist der Dickdarm. Dabei handelt es sich längst nicht immer um Krankheitserreger, denn es gibt auch „gute“ Darmbakterien. Sie bilden einen wichtigen Teil des Darmmikrobioms, zu dem auch noch Viren, Pilze und Archaeen gehören.
Die Zusammensetzung der Bakterienflora ist bei jedem Menschen individuell. Wichtige Einflüsse sind die Ernährung, der Lebensstil und eventuelle Erkrankungen.
Hilfreiche Darmbakterien helfen bei der Verdauung. Zudem bekämpfen sie Krankheitserreger und unterstützen das Immunsystem.
Antibiotika beeinflussen die Darmflora
Die Einnahme von Antibiotika hat auch auf die Darmbakterien einen negativen Einfluss. Die Darmflora wird verändert und so sinkt die Resistenz gegen durchfallauslösende Keime. Aus diesem Grund kommt es während oder nach einer Antibiose häufig zu Diarrhöen, zudem wird das Immunsystem insgesamt geschwächt. Gerade nach einem überstandenen Infekt wäre es jedoch wichtig, dass das Immunsystem schnell wieder »auf die Beine« kommt.
Hier kommen probiotische Nahrungsergänzungsmittel ins Spiel. Sie werden gern im Anschluss an eine Antibiose empfohlen. Studien suggerieren eine moderate vorbeugende Wirkung von Probiotika gegen Durchfälle infolge einer Antibiotikaeinnahme.
Nebenwirkungen von Probiotika?
Eine Meta-Analyse von 23 Studien ergab, dass die Gabe von Probiotika durchaus Risiken birgt – allerdings nur für Kinder, die unter einer Immunschwäche leiden oder anderweitig stark geschwächt sind.
Auch eine dauerhafte Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel sowie hohe Dosierungen könnten unerwünschte Effekte nach sich ziehen: Eine wissenschaftliche Studie liefert Hinweise, dass darauf nicht nur Beschwerden wie Blähbauch und Flatulenzen zurückgehen, sondern sogar vorübergehende Verwirrtheitszustände.
Studienleiter Dr. Satish Rao warnt deshalb: »Probiotika sollten nicht als Nahrungsergänzungsmittel, sondern als Medikamente gesehen werden.«
Zur Darmsanierung nach einer Antibiose ist der vorübergehende Einsatz von Probiotika jedoch durchaus sinnvoll und auch empfehlenswert.
Stuhltransplantation statt Probiotika?
Dabei gilt es jedoch, die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung aus Israel zu bedenken: Diese ergab, dass die Einnahme von Probiotika im Anschluss an eine Antibiotikatherapie bei den Probanden zwar für eine Wiederansiedlung von gesunden Bakterien im Darm sorgte, aber dadurch nicht der gleiche Zustand wie vor der Antibiose erreicht werden konnte.
Stattdessen verhinderte die Nahrungsergänzung sogar, dass die Darmflora wieder ihre ursprüngliche Zusammensetzung erreichte. Unter diesem Gesichtspunkt könnte eine autologe Stuhltransplantation hilfreicher sein.
Die israelischen Studien ergaben, dass nicht jeder Mensch von allen Bakterienstämmen profitieren kann. Möglicherweise wird daher in Zukunft durch einen Stuhltest ermittelt, welche Stämme für einen bestimmten Patienten geeignet sind.
Bei langanhaltenden Darmbeschwerden, Fieber und Blut im Stuhl muss ein Arzt aufgesucht werden.
Pro-, Prä- und Synbiotika: Was ist was?
Probiotische Präparate enthalten lebensfähige Mikroorganismen. Bei Präbiotika hingegen handelt es sich um das »Futter« der gesunden Darmbakterien, also unverdauliche Ballaststoffe. Synbiotika enthalten sowohl Mikroorganismen als auch Ballaststoffe und sind damit besonders empfehlenswert.
Die Präparate sind als Tabletten, Kapseln oder Trinkampullen erhältlich. Bei der Lagerung müssen die Hinweise auf der Verpackung beachtet werden. Manche Produkte werden im Kühlschrank aufbewahrt.
Idealerweise sollten Probiotika eine halbe Stunde bis unmittelbar vor einer fetthaltigen Mahlzeit eingenommen werden.
Die Wirkung »probiotischer« Lebensmittel wie spezieller Joghurts ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Deshalb dürfen die Hersteller auch nicht mehr mit positiven Effekten auf die Gesundheit (»Health Claims«) werben.
Welche Probiotikastämme sind zu empfehlen?
Da in Studien viele verschiedene Bakterienstämme und unterschiedliche Methoden eingesetzt werden, ist es schwierig, bestimmte Stämme zu empfehlen – zumal der Effekt der einzelnen Stämme bei jedem Menschen individuell verschieden ist.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt beim Reizdarmsyndrom unter anderem die Stämme Bifidobacterium animalis ssp. lactis und Lactobacillus casei Shirota.
Außer im Darm befindet sich auch in der Vagina ein Mikrobiom. Milchsäurebakterien können in Form von Ovula den Aufbau eines physiologischen Scheidenmilieus direkt unterstützen. Hierbei handelt es sich um Präparate, die speziell für diesen Zweck ausgelegt sind und das Vaginalmilieu nachweislich aufbauen.
Was ihr als PTA wissen solltet:
- Probiotika sind insgesamt risiko- und nebenwirkungsarm.
- Wenn Darmbeschwerden länger als drei Tage anhalten, der Patient Fieber oder Blut in Stuhl hat, ist ein Arztbesuch Pflicht!
- Probiotika können antibiotikainduziertem Durchfall vorbeugen und Beschwerden nach einer Antibiose lindern.
- Neuere Ergebnisse zeigen, dass trotz Einnahme von Probiotika nach Antibiotikatherapie der vorherige Zustand nicht erreicht werden konnte und zudem eine Behinderung der Regeneration der Darmflora gegenüber der „Watch & Wait“-Gruppe bestand.
- Für immungeschwächte Kinder sind Probiotika unter Umständen nicht geeignet.
- Probiotika sollten nicht unbegrenzt oder über einen längeren Zeitraum hinweg in großen Mengen eingenommen werden.
- Neben Probiotika für die Darmflora gibt es auch spezielle Produkte für die Vaginalflora.
Quellenangaben
- Studie: Probiotika können antibioseinduzierten Diarrhöen vorbeugen
- Studie: Probiotika lindern Symptome bei Depressionen
- Studie zum Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom und kolorektalem Karzinom
- Meta-Analyse von Studien zur Wirkung von Probiotika auf Diabetes
- Studie zum Effekt von Probiotika auf das Darmmikrobiom
- Ärzteblatt informiert über Ergebnisse neuer Studie zum Thema Probiotika
- Studie: Probiotika sollten vor fetthaltigen Mahlzeiten eingenommen werden
- Studie: Probiotika lindern Reizdarm-Symptome
- DGE empfiehlt Probiotika bei Reizdarm
- Studie über Nebenwirkungen von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln
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Apothekenberatung zu L-Thyroxin
L-Thyroxin ist ein künstlich hergestelltes Schilddrüsenhormon, das vor allem bei Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt wird. Bei der Einnahme gilt es einiges zu beachten, vom Einnahmezeitpunkt bis hin zur Ernährung.
Außerdem immer im Hinterkopf behalten: mögliche Wechselwirkungen, etwa mit Betablockern, Antidiabetika und der »Pille«. Alles Wissenswerte über die Apothekenberatung zu L-Thyroxin erfahrt ihr im Folgenden.

Was ist L-Thyroxin?
Das künstlich hergestellte Schilddrüsenhormon L-Thyroxin bzw. Levothyroxin wird zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sowie nach (Teil-)Entfernung der Schilddrüse eingesetzt. Bei einer Überfunktion (Hyperthyreose) wird es manchmal in Verbindung mit Thyreostatika verordnet.
Eine typische Indikation für die L-Thyroxintherapie ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto. Das Immunsystem der Betroffenen – größtenteils Frauen – greift die Schilddrüse an. Daraufhin kommt es zu einer Entzündung und die Hormonproduktion nimmt immer weiter ab.
Eine Alternative zur Einnahme von L-Thyroxin gibt es nicht. Lediglich bei einer ganz leichten Unterfunktion ist eventuell eine orale Jodtherapie ausreichend. Zum Teil wird Levothyroxin auch in Verbindung mit Jod eingesetzt.
Der menschliche Organismus kann nicht zwischen L-Thyroxin und organischem T4 unterscheiden. T4 ist die Speicherform des Schilddrüsenhormons. Bevor es wirken kann, muss es vom Körper in T3 umgewandelt werden, indem ein Jodatom abgespalten wird.
In der Regel wird L-Thyroxin in Tablettenform verabreicht. Es gibt aber auch Tropfen und für die intensivmedizinische Behandlung bei Myxödemkoma Infusionslösungen.
Die richtige Levothyroxin-Dosis finden
Es gibt keine allgemeingültigen Dosisempfehlungen für L-Thyroxin. Für jede Patientin und jeden Patienten muss die richtige Dosis individuell ermittelt werden. Das kann bis zu mehrere Monate dauern.
Zu Beginn nehmen Betroffene 25 μg. Reicht diese Dosis nicht aus, wird sie in 25 μg-Schritten auf maximal 200 μg erhöht. Zu Beginn der Therapie erfolgen regelmäßige Blutuntersuchungen, um die Wirkung des Hormons zu überprüfen.
Ist die richtige Dosis einmal gefunden, bleibt sie jedoch nicht ein Leben lang konstant. Mit höherem Lebensalter kann sich der L-Thyroxin-Bedarf ebenso ändern wie beispielsweise durch eine Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Deshalb sollten auch bei gut eingestellten Personen regelmäßig die Schilddrüsenwerte kontrolliert werden.
Da Levothyroxin langsam über den Darm aufgenommen wird, sind keine sofortigen Behandlungserfolge festzustellen. Die Wirkung muss sich erst aufbauen.
Eine zu hohe Dosis kann sich durch Symptome bemerkbar machen, die typisch für eine Hyperthyreose sind. Dazu gehören Unruhe, Durchfall, Herzrasen und vermehrtes Schwitzen. Nach einer versehentlichen Überdosierung sollten Betroffene eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Wird die Einnahme vergessen, sollte sie nicht zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, sondern stattdessen ausfallen. Am nächsten Tag nehmen die Betroffenen dann die reguläre Dosis.
Wie nimmt man Schilddrüsenhormone ein?
Generell wird empfohlen, L-Thyroxin mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück auf nüchternen Magen mit einem Glas Leitungswasser einzunehmen. Kaffee und calciumreiche Lebensmittel wie Milch sorgen für eine verzögerte Aufnahme von Levothyroxin und eignen sich daher nicht als Flüssigkeit zur Einnahme. Auch mineralstoffhaltiges Wasser ist kein guter Partner für das Schilddrüsenhormon.
Inzwischen zeigte sich in verschiedenen Studien, dass auch eine abendliche Einnahme möglich ist – vorausgesetzt, die Patientinnen und Patienten haben zwei Stunden vorher nichts mehr gegessen und die Einnahme findet mindestens eine halbe Stunde vor dem Abendessen statt.
Die Forschungsergebnisse sind nicht eindeutig. Möglicherweise verhindert eine abendliche Einnahme Müdigkeit und Schlappheit am Morgen.
Die Einnahme muss stets zum gleichen Zeitpunkt und unter den gleichen Umständen erfolgen. Wer die Tablette immer morgens gleichzeitig mit dem Frühstück nimmt, aber aktuell gut eingestellt ist, sollte daher vorerst nichts verändern. Erst wenn eine Dosisänderung erfolgen soll, kann der Einnahmezeitpunkt dann ebenfalls geändert werden.
Die Bioverfügbarkeit von Levothyroxin ist auch abhängig von den Hilfsstoffen der einzelnen Präparate. Aus diesem Grund steht L-Thyroxin auf der Substitutionsausschlussliste des G-BA und ist von Rabattverträgen ausgenommen. Ist ein Wechsel des Präparats dennoch zwingend erforderlich, sind zu Beginn engmaschige Blutkontrollen notwendig.
Nebenwirkungen und Kontraindikationen von L-Thyroxin
In der Regel ist Levothyroxin gut verträglich. Nebenwirkungen treten meist höchstens zu Beginn der Therapie auf. Zu den häufigsten gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Herzrasen. Postmenopausal erhöht L-Thyroxin das Osteoporose-Risiko.
Ausschlusskriterien für eine Levothyroxintherapie sind:
- eine unbehandelte Hyperthyreose
- eine Nebennierenrindenschwäche
- akuter Myokardinfarkt, akute Myokarditis, akute Pankarditis
- eine unbehandelte Störung der Hypophyse
- Überempfindlichkeit gegen Levothyroxin
Bei Herzproblemen, Bluthochdruck, Epilepsie, Stoffwechselstörungen, Psychosen, Schwangerschaft, Stillzeit sowie einer bereits seit langer Zeit bestehenden Hypothyreose benötigen Betroffene zu Beginn der Therapie häufige Kontrollen.
Wechselwirkungen: mit welchen Medikamenten interagiert L-Thyroxin?
Es wäre gefühlt einfacher, aufzuzählen, mit welchen Wirkstoffen Levothyroxin nicht interagiert. Tatsächlich gibt eine Menge möglicher Wechselwirkungen. Bei euch unbekannten Kundinnen und Kunden ist es daher immer sinnvoll, nachzufragen, ob sie noch weitere Medikamente einnehmen.
Levothyroxin kann die Wirkung von Antidiabetika schwächen und die von Cumarinderivaten verstärken.
Folgende Wirkstoffe können die Aufnahme von L-Thyroxin im Darm hemmen. Zwischen der Einnahme von Levothyroxin und diesen Wirkstoffen liegen daher idealerweise mehrere Stunden:
- Ionenaustauschharze
- Gallensäurekomplexbildner
- polyvalente Kationen
Medikamente, die die Wirkung von L-Thyroxin schwächen können, sind:
- jodhaltige Kontrastmittel
- Glukokortikoide
- Betablocker
- Amiodaron
- Propylthiouracil
- Tyrosinkinasehemmer
- Barbiturate
- Sertralin
- Rifampicin
- Chloroquin
- Proguanil
- Proteasehemmer
- Carbamazepin
- Phenytion
- Orlistat
- Eisen
Die Eisenaufnahme sollte im Abstand von 2-4 Stunden zum Schilddrüsenhormon erfolgen. Bei morgendlicher Einnahme kann empfohlen werden, das Eisenpräparat abends mit einem Glas Orangensaft einzunehmen.
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Levothyroxin und folgenden Arzneimitteln steigt kurzfristig der Hormonspiegel im Blut, sinkt aber langfristig:
- Salicylate (ab 2.000 mg/Tag)
- Furosemid (ab 250 mg/Tag)
- Clofibrat
- Dicumarol
Östrogenhaltige Kontrazeptiva, eine Hormonersatztherapie sowie eine sojahaltige Ernährung können den L-Thyroxinbedarf erhöhen. Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts beeinflussen die Levothyroxin-Resorption im Darm und können (vorübergehende) Dosisänderungen notwendig machen.
Während der Schwangerschaft darf L-Thyroxin nicht zusammen mit Schilddrüsenblockern eingenommen werden.
PTA-Wissen kompakt:
- L-Thyroxin wird vor allem bei einer Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt.
- Es wirkt im Körper wie T4, die Speicherform des Schilddrüsenhormons.
- L-Thyroxin gibt es in Tabletten- und Tropfenform sowie als Infusionslösung.
- Die richtige Dosierung wird individuell in 25 μg-Schritten ermittelt und muss immer wieder überprüft werden.
- Die Einnahme erfolgt frühestens zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit und mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen. Üblicherweise wird zu einer Einnahme vor dem Frühstück geraten.
- Levothyroxin steht auf der Substitutionsausschlussliste.
- L-Thyroxin ist gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie sind Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Herzklopfen.
- Kontraindikationen sind etwa ein akuter Myokardinfarkt und eine unbehandelte Hyperthyreose.
- Levothyroxin kann mit zahlreichen Medikamenten wechselwirken.
Quellenangaben
- Psychrembel online. Levothyroxin. Stand: 02.2020. Online verfügbar unter: Abgerufen am 07.09.21.
- Rajput R, Chatterjee S, Rajput M. Can Levothyroxine Be Taken as Evening Dose? Comparative Evaluation of Morning versus Evening Dose of Levothyroxine in Treatment of Hypothyroidism. J Thyroid Res. 2011;2011:505239. doi:10.4061/2011/505239
- Am Fam Physician. 2018 Oct 15;98(8):532-534. Morning vs. Evening Administration of Levothyroxine.
- Borsch, Julia. L-Thyroxin morgens nüchtern – muss das sein? Stand: 03.2018. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/03/29/l-thyroxin-morgens-nuechtern-muss-das-sein/chapter:1. Abgerufen am 07.09.21.
- Internisten im Netz. Pressemeldung. Bei morgendlicher Mattigkeit Schilddrüsenhormone lieber abends nehmen. Online verfügbar unter: https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/bei-morgendlicher-mattigkeit-schilddruesenhormone-lieber-abends-nehmen.html. Abgerufen am 07.09.21.
- Kretschmar, Christian. Einnahmeregeln für Levothyroxin. Stand 05.2017. Online verfügbar unter: https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/levothyroxin-einnahme-regeln. Abgerufen am 07.09.21.
- L-Thyroxin mit ’nem Schluck Kaffee. Online verfügbar unter: https://www.doccheck.com/de/detail/articles/27455-l-thyroxin-mit-nem-schluck-kaffee. Abgerufen am 07.09.21.
- Schmiedel, Karin. Störanfällige Levothyroxin-Therapie. Was bei einer Hormonsubstitution zu beachten ist. Stand 07.2017. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-7-2017/stoeranfaellige-levothyroxin-therapie. Abgerufen am 07.09.21.
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Spurenelement Jod- alles zu Bedarf, Wirkung und Mangel
Jod (alternative Schreibweise: Iod) ist ein Spurenelement, das sogar die Politik beschäftigte. Eine stetig schlechtere Jodversorgung, durch zu wenig Jod in unseren Böden und verhältnismäßig schlechtem Fischkonsum vor allem in Süddeutschland, veranlasste das Bundesernährungsministerium sowie das Bundesinstitut für Risikobewertung zu einer sogenannten „Jodmangelprophylaxe“.
Seit den 1980er Jahren werden nun systematisch Lebensmittel (vor allem Speisesalz und Futtermittel in der Landwirtschaft) mit Jod angereichert, sodass sich die Zufuhr deutlich verbessert hat.

Jodmangel: Jeder Zweite ist betroffen und deckt seinen Bedarf nicht ausreichend
Dennoch haben hier etwa 40% einen leichten und über 20% einen schweren Mangel des Spurenelements – was bedeutet, dass circa jeder zweite seinen Jodbedarf nicht optimal deckt.
Jod gehört zu den essentiellen Spurenelementen. Es muss mit der Nahrung aufgenommen werden, da unser Körper es selbst nicht herstellen kann. Es ist vor allem für den Aufbau der Schilddrüsenhormone zuständig und somit an etlichen Stoffwechselprozessen beteiligt.
Treuer Begleiter in Schwangerschaft und Stillzeit
In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an Jod erhöht. Da Jod nicht nur das Fehl- und Totgeburtenrisiko senkt, sondern auch ausschlaggebend für die kognitiven und neurologischen Funktionen ist, sollte es unbedingt schon bei der Kinderplanung berücksichtigt werden. Die kindliche Schilddrüse fängt bereits ab der 8. Schwangerschaftswoche an zu arbeiten, dafür ist sie jedoch auf die mütterliche Jodversorgung angewiesen.
Auch in der Stillzeit besteht ein erhöhter Bedarf. Nicht nur die Mutter benötigt Jod zur Aufrechterhaltung der eigenen Stoffwechselaktivitäten, auch gelangt Jod über die Muttermilch zum Baby. Ein Mangel könnte zu geistigen Entwicklungsstörungen des Kindes führen.
Jodmangel und seine mögliche Rolle bei ADHS
Neueste Studien zeigen, dass ein Jodmangel wohl auch das Auftreten von ADHS-Erkrankungen begünstigen kann. Wie wichtig das Spurenelement für die Kindesentwicklung ist, sieht man an der Empfehlung bei Hashimoto-Thyreoiditis-Patientinnen (Schilddrüsenentzündung): Hier wird in den ersten 12 Wochen fast immer zu einer Jodeinnahme geraten.

Auch danach empfehlen viele Ärzte eine weitere Einnahme, da ohnehin fast 50% mehr Schilddrüsenhormone benötigt werden, sodass ein Hashimoto sich oftmals sowieso bessert. Der Arzt überwacht die Patientin mit regelmäßigen Laboruntersuchungen engmaschig.
Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
„Allen Schwangeren soll eine Jodsupplementation angeboten werden. Auch ein milder mütterlicher Jodmangel in der Schwangerschaft kann zu kognitiven Entwicklungsstörungen beim Kind führen. Der Jodbedarf ist in der Schwangerschaft deutlich erhöht. Besonders Frauen im fertilen Alter weisen in Deutschland nur eine grenzwertig gute oder sogar unzureichende Jodversorgung auf. Die Jodversorgung der Mutter im ersten Trimenon (Trimester, 1.- 13. Schwangerschaftswoche) ist dabei von entscheidender Bedeutung. Allen Schwangeren und stillenden Müttern soll deshalb eine Jodsupplementation mit 150-200 μg empfohlen werden. Auch Frauen mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow in Remission) kann dies gefahrlos angeboten werden.“
Quelle: Klug entscheiden in der Endokrinologie. Deutsches Ärzteblatt 2016; 113: A821-A824
Jod bei atomaren Katastrophen
Bei nuklearen Unfällen kann radioaktives Jod freigesetzt werden. Unsere Schilddrüse erkennt aber kein „gutes“ oder „schlechtes“ Jod, sodass im Unglücksfall das radioaktive Isotop direkt aufgenommen wird. Dort angekommen, kann es zu schweren Zellschäden und Krebs führen.
Bei rechtzeitiger Einnahme von hochdosiertem „normalen“ Jod, kann die Schilddrüse gesättigt werden, sodass die Isotopaufnahme blockiert bzw. reduziert wird. Die Behörden lagern hierfür große Vorräte an Jodtabletten ein.
Überblick für die Kitteltasche – Jod:
| Parameter | Auswirkungen |
|---|---|
| Bausteine/Wirkstoffe | Jodid als Spurenelement; in Tablettenform meist Kaliumiodid |
| Funktion(en) im Körper |
|
| Bezugsquellen |
|
| Richtwerte | Tagesbedarf Jod: 0 bis unter 4 Monat: 40µg 4 bis unter 12 Monate: 80µg 1 bis unter 4 Jahre: 100µg 4 bis unter 7 Jahre: 120µg 7 bis unter 10 Jahre: 140µg 10 bis unter 13 Jahre: 180µg 13 bis unter 15 Jahre: 200µg 15 bis unter 51 Jahre: 200µg ab 51 Jahren: 180µg Schwangere: 230 µg Stillende: 260µgIn Deutschland gilt eine tägliche Aufnahme von maximal 500µg noch als sicher – auch für Menschen, die empfindlich darauf reagieren. Durch eine normale Ernährung wird dieser Wert nicht überschritten. |
| Symptome einer Unterversorgung |
|
| Risikogruppen für eine Unterversorgung |
|
| Symptome einer Überversorgung |
|
| Freund/Feind | Freund:
Feind:
|
Jod: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- In Schwangerschaft und Stillzeit ist Jod unerlässlich, sodass Frauen auch bei einer bestehenden Schilddrüsenerkrankung unbedingt mit ihrem Frauenarzt über eine mögliche Supplementierung sprechen sollten! In der Regel wird diese empfohlen.
- Durch eine normale Nahrungsmittelaufnahme kann eine Jodüberversorgung eigentlich nicht erreicht werden (Ausnahme: getrocknete Algen; je nach Algenart 50-60 mg Jod/100 g)
- Bei einem atomaren Unfall sollte Jod hochdosiert eingenommen werden, sodass die Aufnahme von radioaktivem Jod so gering wie möglich gehalten wird.
Quellenangaben
- Für alle, die es genauer wissen wollen Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
- Deutsches Schilddrüsenzentrum
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung – Jodanreicherung von Lebensmitteln in Deutschland
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung – Jod in der Schwangerschaft
- Berufsverband der Deutschen Frauenärzte e.V. – Jod in der Schwangerschaft bedeutet Schutz für das Gehirn des Babys
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Eisenversorgung im Fokus – die richtige Balance finden
Eisen ist ein wichtiges Spurenelement, dass der Körper nicht selbst bilden kann. Zu seinen Hauptaufgaben gehören die Bildung roter Blutkörperchen und der Sauerstofftransport – aber es kann noch so viel mehr.
Es ist auch für unser Immunsystem oder die Zellteilung wichtig. Ein Defizit macht sich gern in Müdigkeit, blasser Haut und an Mundwinkelrhagaden bemerkbar. Doch, wie kommt es zu so einem Mangel?

Eisenmangel und seine Diagnose
Etwa 5 – 10 Prozent der europäischen Bevölkerung leiden an einem Eisenmangel. Bei Frauen im gebärfähigem Alter sind es sogar 20 Prozent – was etwa jeder fünften Dame entspricht! Schuld an der signifikant höheren Zahl ist unter anderem der hohe Blutverlust während der Periode sowie der erhöhte Bedarf an Eisen junger Mädchen im Wachstum.
Statistiken zufolge essen Teenager-Mädchen kein bzw. weniger Fleisch als ihre männlichen Mitstreiter. Gerade Eisen wird aus tierischen Produkten besser verwertet, sodass durch diese Ernährung ein Mangel begünstigt werden kann. Eine ärztliche Kontrolle der Werte ist empfehlenswert.
Eisenwerte im Blut: Was sie wirklich über den Körper verraten
Der Arzt überprüft anhand einer Blutuntersuchung das Hämoglobin und das freie Eisen. Diese Werte geben Aufschluss darüber, wie viel Eisen dem Körper aktuell zur Verfügung steht – quasi mit welchem Anteil er gerade arbeitet. Diese Werte können durch Präparate oder Ernährunsumstellung kurzfristig erhöht werden, sodass sie einen Eisenmangel nicht immer bestätigen oder ausschließen können.
Aussagekräftiger ist hingegen der Ferritinwert. Letzerer wird gern als „Depot-Eisen“ oder „Speichereisen“ bezeichnet und zeigt, wie viel Eisen dem Körper kontinuierlich zur Verfügung steht. Der Normbereich liegt – je nach Alter und Geschlecht – zwischen 10 und 150 ng/ml. Sieht der Behandlungsplan eine Eisensupplementierung vor, ist eine Wertekontrolle erst nach ca. vier bis sechs Monate nach Therapiebeginn sinvoll, da Ferritin nur langsam gespeichert wird.
Warum Ferritin allein nicht ausreicht
Leider kann ein Eisenmangel durch einen kurzfristig erhöhten Ferritinwert (z.B. bei Erkrankungen oder Entzündungsreaktionen im Körper) kaschiert werden. Der Transferrinsättigungswert kann Gewissheit schaffen, er sollte zwischen 16 – 45 Prozent liegen.
Dieser Parameter gibt an, wie viel vom verfügbaren Transferrin mit Eisen beladen ist. Er zeigt nicht nur einen Mangel, sondern auch eine Eisenüberladung an. Diese ist beispielsweise bei der Erbkrankheit hereditäre Hämochromatose gegeben.
| Eisennormwerte | ||
| Normaler Eisenspiegel
(Durch Ferritinbestimmung) | 22-112 ng/ml bei Frauen
34-310 ng/ml bei Männern | Ist der Ferritinwert im Normbereich, sollte der Eisenhaushalt stimmen.
Sollten trotzdem typische Symptome eines Mangels auftreten, macht es Sinn einen Blick auf die Transferrinsättigung zu werfen. Sie gibt Aufschluss über eine akute Unterversorgung . |
| Eisenmangel
(Durch Ferritinbestimmung) | < 22-112 ng/ml bei Frauen
<34-310 ng/ml bei Männern | Symptome wie Blässe, Müdigkeit, Antriebslosigkeit machen sich bemerkbar. Evtl. treten Haarausfall oder brüchige Nägel auf. |
| Eisanmangel-Anämie
(Durch Hämoglobinbestimmung) | < 13,5 g/dl bei Männern
< 12,0 g/dl bei Frauen | Stärkere Symptome wie Erschöpfung, Restless-Leg-Syndrom, geschädigte Schleimhäute (Mund, Darm) treten auf |
Zu wenig oder zu viel – beides ist schlecht
Oben genannte Eisenspeicherkrankheit betrifft nur etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung und tritt meist erst ab dem 50. Lebensjahr auf – aber das macht die Hämochromatose nicht weniger gefährlich.
Die körpereigenen Schutzmechanismen zur Eisenüberladung funktionieren nicht mehr richtig, sodass Betroffene mit schwerwiegenden Konsequenzen zu kämpfen haben, wenn sie die Eisenzufuhr nicht reduzieren. Zu den Folgen zählen neben Magen- und Darmgeschwüren auch Diabetes und Organschäden an u.a. Leber, Niere und Herz.
Eisenpräparate: Mögliche Nebenwirkungen und Tipps zur Einnahme
Auch bei keiner Grunderkrankung kann Eisen zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Zu den häufigsten zählen Bauchschmerzen, Durchfall/Verstopfung, Übelkeit oder Erbrechen. Außerdem wird oftmals der Kot schwarz verfärbt, was aber keine schädigenden Folgen nach sich zieht.
Auch die Zähne können sich dunkel verfärben, wenn Eisen zu lange im Mund verweilt – daher bietet es sich an auf Kapseln/Tabletten auszuweichen oder die Lösung/Tropfen mit einem Strohhalm zu sich zu nehmen, sodass das Medikament nicht mit den Zähnen in Berührung kommt. Bei immer wieder auftretenden Geschwülsten oder Aphten im Mund bietet sich auch ein Wechsel der Applikationsart an.
Ein- und Aufnahme sowie Tipps
Generell wird Eisen eher unregelmäßig und unvollständig aus dem Dünndarm absorbiert, weswegen sich mehrere kleine Gaben über den Tag verteilt empfehlen. Liegt ein Eisenmangel vor, ist die Resorption erhöht.
Zweiwertiges-Eisen kann der Körper besser aufnehmen, weswegen eine gleichzeitige Einnahme mit Vitamin C (dient als Antioxidanz) die Resorption deutlich steigern kann. Eisenmedikamente werden am besten nüchtern und mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach dem Essen eingenommen. Kommt es bei dieser Empfehlung zu Problemen (z.B. durch Bauchschmerzen oder -krämpfe), kann das Mittel auch zum Essen eingenommen werden.
Warum B-Vitamine eine wichtige Rolle spielen
Hier empfiehlt es sich auf ein Präparat mit dreiwertigem Eisen umzuschwenken, da dieses weniger Anfällig ist für Wechselwirkungen zwischen dem Kation und Nahrungsbestandteilen wie Calcium. Um einen Erfolg zu erzielen, müssen Eisenpräparate über mindestens vier bis sechs Monate eingenommen werden. Der Therapieverlauf sollte mit Blutanalysen überwacht werden.
Sollte aufgrund längerer Eiseneinnahme (und Ausschluss von organischen Ursachen) der Mangel nicht aufgefüllt werden, empfiehlt es sich den Status der B-Vitamine zu prüfen und diese ggf. in den Medikamentenplan mit aufzunehmen. Ohne ausreichend Vit. B6, B12 und Folsäure kann Eisen nicht richtig in die roten Blutkörperchen gelangen und nur ungenügend gespeichert werden.
Die Eisenzirkulation

| Überblick für die Kitteltasche – Eisen | |
| Bausteine/Wirkstoffe |
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| Funktion(en) im Körper |
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| Bezugsquellen |
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| Richtwerte | Säuglinge:
0 bis unter 4 Monate: 0,5 mg/Tag 4 bis unter 12 Monate: 8 mg/Tag Kinder und Jugendliche: 1 bis unter 7 Jahre: 8 mg/Tag 7 bis unter 10 Jahre: 10 mg/Tag 10 bis unter 15 Jahre: 12 mg/Tag (Mädchen, bei denen bereits die Periode eingesetzt hat: 15 mg/Tag) Erwachsene: 19 bis unter 51 Jahre: 12 bzw. 15 mg/Tag ab 51 Jahre: 10 mg/Tag Schwangere: 30 mg/Tag und Stillende 20 mg/TagQuelle: Eisen. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. |
| Symptome einer Unterversorgung |
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| Risikogruppen für eine Unterversorgung |
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| Symptome einer Überversorgung |
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| Freund/Feind | Freund:
Feind: Bestimmte Lebensmittel verschlechtern die Eisenaufnahme.
(Der Mythos, dass Spinat viel Eisen enthält geht auf einen Kommafehler in der Berechnung zurück. Rosenkohl enthält beispielsweise sehr viel mehr Eisen)
Medikamente:
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Eisen: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- Bei einer Eisenmangelanämie kommt es neben einem ausgeprägten Restless-Legs-Syndrom auch zu Luftnot bei Belastung – bei diesen Symptomen ist eine Überprüfung der Eisenwerte sinnvoll.
- Eisen kann den Stuhl dunkel verfärben. Diese Nebenwirkung hat aber keine Bedeutung für den Patienten und ist rein optisch (CAVE: Verwechslungsgefahr! Blut im Stuhl sieht ähnlich aus).
- Dreifach gut fürs Kinderhirn: Frühkindlicher Eisenmangel führt nicht nur zum Abfall kognitiver Fähigkeiten, deren Folgen sich bis in das Erwachsenalter ziehen, sondern fördert auch die Entwicklung von AD(H)S. Folglich steigert eine gute Eisenversorgung die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit von Kindern.
- Eisen und Schwangerschaft:
Eisenpräparate sollten nur nach vorheriger Bestimmung der Werte und nach ärztlicher Rücksprache in der Schwangerschaft eingenommen werden, um ein „zu viel“ auszuschließen.
Kinder, deren Mutter einen guten Eisenstatus in der Schwangerschaft hatten, haben in der Regel ein höheres Geburtsgewicht. Außerdem leiden diese Frauen seltener an einer Wochenbettdepression. - Eisen kann nicht nur die Zähne verfärben, sondern auch die Mundschleimhaut schädigen (Geschwulstbildung oder Aphten) – daher sollten Präparate nicht im Mund behalten werden, sondern schnellstmöglich geschluckt werden.
Aufgrund dieser schleimhautreizenden Eigenschaften sollte Eisen nur mit Vorsicht bei entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts oder bei Magen- und Darmgeschwüren eingenommen werden. - Sportler zählen zur Risikogruppe einer Unterversorgung, da sie ca. 1,2mg Eisen pro Liter Schweiß verlieren.
- Myoglobin, welches für die Speicherung von Sauerstoff in den Muskeln dient, benötigt zum Aufbau Eisen. Ist dieses nicht ausreichend vorhanden, fehlt den Muskeln Sauerstoff und sie ermüden schneller.
- Eine nüchterne Aufnahme von Eisen verbessert dessen Resorption stark. Allerdings vertragen einige Patienten dies nicht, sodass eine Verabreichung mit Nahrung empfohlen wird.
Hier gilt das Prinzip „Probieren geht über Studieren“. - Die gleichzeitige Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (sogenannte „NSAR“) wie beispielsweise ASS, Ibuprofen, Diclofenac und Eisen verstärkt die Schädigung der Magen-Darm-Schleimhaut und ist daher nicht empfehlenswert.
- Fe2+ wird in flüssigen Darreichungsformen, mit geringer Eisenmenge pro Einzeldosis besser vertragen. Gegebenenfalls empfehlen sich mehrere kleine Dosen über den Tag verteilt, anstatt einer großen Menge auf einmal zu nehmen.
Ansonsten kann man Eisen auch Spritzen und damit den Magen-Darm-Trakt umgehen. - Es gibt auch Eisengels und -alben, die das Prinzip der feuchten Wundheilung unterstützen. Gerade bei chronischen Wunden kann damit effektiv gearbeitet werden.
- Kindersicher aufbewahren, da eine (versehentlichen) Einnahme von zu viel Eisen zu lebensgefährlichen Vergiftungen mit Erbrechen, Durchfall, Leber- und Nierenschäden entstehen können.
Quellenangaben
- Die Seite des Robert Koch Instituts
https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/KiGGS_Laborparameter.pdf?__blob=publicationFile - Die Seite der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit – EFSA
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.2903/sp.efsa.2017.e15121 - Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/ - Statistiken und Zahlen https://www.aerzteblatt.de/archiv/194970/Anaemie-und-Blutmanagement-Neubewertung-in-verschiedenen-Indikationen#:~:text=In%20bis%20zu%2080%20%25%20der,bei%2020%20%25%20(2).
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Vitamin D – Wer profitiert, wie viel ist gesund?
Was ist Vitamin D?
Vitamin D ist ein Überbegriff für verschiedene Seco-Steroide mit biologisch aktiver Wirkung. Da Vitamine vom Körper nicht selbst synthetisiert werden können, Vitamin D hingegen durch Sonneneinstrahlung auf der Haut selbst produziert werden kann, ist die Klassifizierung als Vitamin umstritten.
Entdeckung des Vitamin D
Im Jahre 1919 heilte der britische Arzt Sir Edward Mellanby junge Hunde, die an Rachitis erkrankten (Erkrankung des wachsenden Knochens mit gestörter Mineralisation), mit Fischleberöl. Er ging davon aus, dass das vor kurzem im Fischleberöl identifiziert Vitamin A der Heilsbringer war und vermutete Ernährungsmangel als Ursache der Rachitis. Er fütterte die Hunde ausschließlich mit Hafer und ließ sie während des gesamtes Experimentes im Haus halten, wodurch letztendlich Rachitis ausgelöst wurde. 1922 erbrachte dann der US-amerikanische Biochemiker Elmer McCollum den Nachweis, dass im Fischlebertran ein Wirkstoff enthalten sein muss, der eine antirachitische Wirkung besitzt und für den Knochenstoffwechsel von größter Bedeutung sein muss. Er begann damit, Fischleberöl zu erhitzen und zu begasen, wodurch Vitamin A zerstört wurde. Übrig blieb ein Stoff, der dennoch Rachitis heilen konnte. Er hielt sich an die alphabetische Reihenfolge der entdeckten und benannten Vitamine B und C und benannte seine Entdeckung „Vitamin D“. 1932 entdeckten der deutsche Chemiker Adolf Windaus und weitere Wissenschaftler die Struktur von Vitamin D2 (Ergocalciferol), welches in Pflanzen vorkommt. 1936 legte Adolf Windaus mit der Struktur von Vitamin D3 (Cholecalciferol) nach, welches in tierischen Produkten enthalten ist und vom Menschen besser verwertet werden kann.
Problem Vitamin-D3-Mangel
Es gibt zahlreiche repräsentative Studien mit hoher Evidenz die belegen, dass der Vitamin-D-Mangel zum großen Problem werden kann. Eine aktuelle Auswertung von 14 Studien mit über 55.800 Menschen in Europa konnte zeigen, dass ca. 84 % der Probanden einen moderaten Mangel (< 30 ng/ml) an Vitamin D aufwiesen, über 40 % der Probanden hatten sogar einen manifesten Vitamin D-Mangel (< 20 ng/ml), und zwar völlig unabhängig vom Alter, Ethnie und Wohnort. In Deutschland reicht von Oktober bis April die Intensität des Sonnenlichtes nicht aus (UV-Index < 3), um genügend Vitamin D zu produzieren. Fehlt es an Vitamin D, entstehen zahlreiche Risiken. Eines davon ist Hypertonie, da Vitamin D einen direkten Einfluss auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) besitzt, welches unter anderem den Volumenhaushalt und Blutdruck des Körpers steuert. So steigen bei einem massiven Vitamin-D-Mangel die Konzentrationen von Renin (hormonähnliches Enzym, wichtig für die Produktion von Angiotensin II) und Angiotensin II (Hormon mit gefäßverengender Wirkung; führt zum Anstieg des Blutdrucks) im Regelkreislauf an. Personen mit einem Vitamin-D-Mangel besitzen ein 3,2-fach höheres Risiko eine Hypertonie zu entwickeln als Menschen mit einem guten Vitamin-D-Status. Auch Asthmaanfälle werden durch zu wenig Vitamin D begünstigt. So konnte in einer Zusammenfassung von sieben placebokontrollierten Studien mit 435 Kindern und zwei placebokontrollierten Studien mit 658 erwachsenen Asthmatikern beobachtet werden, dass Patienten mit oralen Steroiden weniger Asthmaanfälle erlitten, sobald ihnen Vitamin D substituiert wurde.
Vitamin D3 und Magnesium
Tatsächlich ist die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Magnesium und Vitamin D gibt, gar nicht so einfach zu beantworten. Es gibt nicht viele klinische Studien und aussagekräftige Untersuchungen darüber, ob Magnesium direkt die Wirkung des Cholecalciferols positiv beeinflusst bzw. verstärkt. Dennoch geht die Evidenz in die Richtung, dass sich beide Stoffe sinnvoll ergänzen. In Tierversuchen wurden die Probanden magnesiumarm ernährt, was wiederum den Vitamin-D-Stoffwechsel massiv beeinflusste. Experten raten inzwischen zur Kombination beider Mittel. Allein schon deswegen, weil beide Stoffe bei Patienten mit z.B. Diabetes, arterieller Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einen sehr häufigen Defizit aufweisen, der über die normale Ernährung oder Lebensweise nicht gedeckt werden kann.
Befasst man sich aber mit der körpereigenen Synthese des Vitamin D, so findet man während der Umwandlungsphase vom unwirksamen 25-OH-Vitamin-D3 (Calcidiol) in das wirksame 1,25-(OH)2-Vitamin-D3 (Calcitriol) u.a. Magnesium. So kann man theoretisch davon ausgehen, dass bestimmte Patientengruppen, die einen massiven Magnesiummangel haben, Probleme bei der Umwandlung des Vitamin D3 besitzen.
Dosierungsempfehlung
1 µg Cholecalciferol entspricht 40 IE (Internationale Einheiten). Für Vitamin D bestehen drei Faustregeln. Der tägliche Bedarf liegt bei etwa 40-60 IE Vitamin D/Tag/kg Körpergewicht. Ein Mensch mit 75 kg benötigt also etwa 3750 IE Vitamin-D pro Tag. Die tägliche Zufuhr von 1000 IE Vitamin-D erhöht den 25(OH)D-Spiegel im Serum um etwa 10 ng/ml (25 nmol/L). Eine Überdosierung bzw. Intoxikation sollte bei dieser Dosierung ausgeschlossen sein.
Ein Mensch mit heller Hautfarbe kann täglich etwa 15.000-20.000 IE Vitamin-D selbst produzieren, vorausgesetzt, er setzt sich den ganzen Tag der Sonne aus.
Um einen manifesten Mangel auszugleichen, bedarf es aber ca. 2000-4000 IE Vitamin-D pro Tag, um schnellstmöglich auf ein normales 25(OH)D-Level zu kommen.
Einmalige Hochdosisgaben von 20.000-40.000 IE Vitamin-D pro Tag bzw. Woche, die über einen kurzen Zeitraum gegeben werden, werden inzwischen sehr kritisch gesehen. In einigen Untersuchungen konnte u.a. gezeigt werden, dass dadurch die Infektanfälligkeit, Erkrankungszeit, Sturzgefahr, Osteoporose-Risiko, Nierensteine und Morbidität steigt. Deshalb sollten bevorzugt niedrigere Dosen zum Abendessen (2000-4000 IE/d) eingenommen werden.
Der tägliche Magnesiumbedarf liegt bei etwa 400 mg, die tägliche Zufuhr bei durchschnittlich 200-300 mg. Oft essen alte Menschen weniger, somit sollten diese ihre tägliche Magnesium-Zufuhr im Auge behalten und 1-2x tgl. 150-300 mg Magnesium einnehmen.
25(OH)D-Spiegel im Serum
- < 20 ng/ml (< 50 nmol/L): Mangel
- < 30 ng/ml (< 75 nmol/L): Moderater Mangel, Insuffizienz
- 30-100 ng/ml (75-250 nmol/L): Normale Versorgung
- 30-60 ng/ml (100-150 nmol/L): Optimale Versorgung
- > 100 ng/ml (> 250 nmol/L): Zu hoch
Was ihr als PTA wissen solltet
- Ca. 80 % der Deutschen leiden unter Vitamin-D-Mangel
- Alte und multimorbide Patienten benötigen in der Regel eine ganzjährige Vitamin-D-Substitution
- Vitamin-D-Mangel begünstigt u.a. Hypertonie und Asthma
- Vitamin-D senkt Blutdruck, stärkt Herzmuskelkraft, wirkt antientzündlich, verringert Asthmaanfälle
- Magnesium sollte mit Vitamin-D kombiniert werden
- Der tägliche Vitamin-D-Bedarf liegt bei 40-60 IE/d/kg, Magnesium 400 mg/d
- Hohe Dosen Vitamin-D fördern massive Risiken
Quellenangaben
- Vitamin-Lexikon (GustavFischer) 2. Auflage 3.12.1 – 3.12.8.1
- Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft) 1. Auflage S. 24-27
- Gröber Mikronährstoffe (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft) 3. Auflage S. 134-141
- Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie (Thieme) 2. Auflage S. 436-437
- Mutschler Arzneimittelwirkungen (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft) 9. Auflage S. 771-774
- Cochrane-Review (online)
- Artikel Ärztezeitung (PDF)
- Artikel DAZ (online)
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