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Home Praxiswissen Wirkstoffe
Autor: PTA Redaktion
Geprüft von: Dipl.-Psych. Stephan Hillig
Lesezeichen
Lesedauer ca. 3 min
19.12.2024

Magnesium bei der Migräne-Behandlung: Wirklich ein Heilsbringer?

Hilft Magnesium bei Migräne? PTA Jan Sajfutdinow fasst den aktuelles Stand des Wissens hierzu zusammen.

Der chronisch-rezidivierende Kopfschmerz tritt bei ca. 7 % der Männer und 13 % der Frauen auf, drei Mal mehr Frauen leiden im Alter zwischen 35 – 45 Jahren an der neurologischen Erkrankung.

Meist beginnt der periodisch wiederkehrende, oft halbseitige Kopfschmerz in Verbindung mit Übelkeit und Schwindel in den Morgenstunden, verstärkt wird er durch körperliche Betätigung, Lärm, Licht, Gerüche oder andere externe Einflüsse.

Aura und Anzeichen: Navigieren durch die Vorläufer der Migräne

In 30% der Fälle kündigt sich die Migräne wenige Stunden bis 2 Tage vorausgehend an, dauert bei den meisten Patienten aber nur etwa 2 Stunden. In dieser Zeit treten verstärkt Müdigkeit und Geräuschempfindlichkeit auf, Verstopfungen und Heißhungerattacken können allenfalls vorhanden sein, werden aber von den meisten Patienten falsch wahrgenommen, wodurch eine beginnende Migräneattacke nicht bemerkt wird.

In ca. 10-20 % der Fälle geht eine s.g. Aura voraus, es treten meist visuelle Störungen wie Flimmerskotome (Gesichtsfeldausfall in Verbindung mit hellem, flimmernden Licht) , Verlust des räumlichen Sehens und Unschärfe auf. Aber auch andere neurologische Ausfälle wie Kribbeln in den Armen und Beinen sowie im Gesicht und der Verlust der Berührungsempfindung können vorhanden sein, gehen aber wieder vollständig zurück.

Studienlage nicht eindeutig

Eine Studie von 1996 mit 81 Probanden ergab, dass die Migräneattacken unter 600 mg Magnesium für 3 Monate eine Reduktion der Häufigkeit um 41,6 % ergaben, unter Placebo hingegen nur 15,8 %. Eine weitere Studie von 1996 hingegen konnte dieses Ergebnis nicht erzielen.

Eine randomisierte, doppelt verblindete Studie an 24 Patientinnen mit menstrueller Migräne konnte keine Wirksamkeit zur Migräneprophylaxe zeigen. Eine weitere doppelblinde, randomisierte Studie an 150 Patienten wurde nach der Zwischenauswertung von 69 Patienten frühzeitig abgebrochen, da keine Überlegenheit von 486 mg Magnesium gegenüber Placebo feststellbar war.

Alle Studien weisen viele methodische Unstimmigkeiten auf, wie die Applikation verschiedener Magnesiumsalze in unterschiedlichen galenischen Darreichungsformen und schwankender Konzentrationen. Somit ist eine endgültige Aussage zur Wirksamkeit erschwert, was weitere unabhängige und qualitativ hochwertige Studien unabdingbar macht.

Letztendlich kann man trotzdem sagen, dass die bisherige Studienlage in Richtung eines positiven Nutzens tendiert.

Trotzdem empfehlen

In Deutschland sind die meisten Menschen mit Magnesium unterversorgt. Die tägliche Zufuhr liegt bei ca. 200-300 mg Magnesium, der tägliche Bedarf bei etwa 400 mg. Nicht selten treten verschiedene Symptome wie Muskelkrämpfe, zuckende Augenlieder und Herzrhythmusstörungen auf. Migräneattacken werden durch einen Mangel an Magnesium provoziert. Auch Medikamente wie Diuretika, Psychopharmaka, Antibiotika und Antiarrhythmika rauben dem Körper Magnesium.

Nach umfangreicher Befragung des Patienten zur Symptomatik kann man durchaus Magnesium, v.a. bei verspannungs- und stressbedingter Migräne bzw. Kopfschmerz empfehlen. Erfahrungsgemäß reicht zur akuten Behandlung 1x tgl. 400-600 mg Magnesium aus, besser wäre aber eine konsequente Einnahme über mind. 4 Wochen, besser 3 Monate, um den Magnesium-Speicher in den Erythrocyten zu füllen.

Treten Nebenwirkungen wie Durchfall auf, soll der Patient die gesamte Tagesdosis in mehrere Einzeldosen aufteilen und über den Tag verteilt nehmen.

Sagen Sie dem Patienten immer, dass er ein Feedback zur Wirksamkeit der Therapie geben soll. Das schafft nicht nur ein gutes Verhältnis zwischen Apotheke und Patienten, sondern dient Ihnen in der Apotheke direkt als kleine Studie zur Wirksamkeit der Mittel.

Was Ihr als PTA wissen solltet

  • Bei schweren Migräneattacken (Mehr als zehn Tage pro Monat, Lähmungen) unbedingt auf Arzt verweisen.
  • Studienlage nicht eindeutig interpretierbar, schlussfolgernd kann aber von einem begründeten Hinweis auf Wirksamkeit gesprochen werden.
  • Nur bei Verdacht auf Magnesiummangel Magnesium substituieren (Unzureichende Magnesiumaufnahme durch Ernährung, Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörungen, etc.)
  • Organische Magnesiumverbindungen (Magnesiumcitrat) werden schneller resorbiert, sind aber nicht stärker wirksam als anorganische Magnesiumverbindungen (Magnesiumoxid).
  • Magnesiumsubstitution mindestens 3 Monate mit 400-600 mg Magnesium pro Tag.
Autor
PTA Redaktion

Unsere Redaktion besteht aus ausgewählten PR-Redakteuren und -Beratern aus dem Bereich der Gesundheitskommunikation.

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Geprüft von
Dipl.-Psych. Stephan Hillig

Stephan Hillig ist Diplom-Psychologe und Content-Manager. Er studierte Psychologie, Psychiatrie und Neurologie und arbeitete danach über zehn Jahre als Medizin-Journalist, Redakteur und Ressortleiter in verschiedenen Verlagen und für unterschiedliche Zeitschriften. Am liebsten schreibt er über Gesundheitsthemen, die zeigen, wie eng und kraftvoll Körper und Psyche miteinander verzahnt sind, sowie Texte, die Menschen dabei unterstützen, gesund zu bleiben oder schnell wieder zu werden.

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Quellenangaben

  1. Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG)
  2. PZ-Artikel Pharmakokinetik und Bioverfügbarkeit von Magnesium-Verbindungen

Inhalt

  • Studienlage nicht eindeutig
  • Trotzdem empfehlen
  • PTA-Wissen im Überblick

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    Home Praxiswissen Wirkstoffe
    Autor: Michelle Krebs
    Geprüft von: Stephanie Nitsch
    Lesezeichen
    Lesedauer ca. 6 min
    19.12.2024

    Niacin (Vitamin B3): Das Wundermittel gegen Krebs?

    Das Coenzym Niacin ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt und vor allem für seine Bedeutung in der Energiegewinnung sowie der Zellregeneration bekannt.

    In etlichen Studien wurde das Potenzial des, auch als Vitamin B3 bezeichneten Nährstoffs, untersucht. Doch welchen Nutzen hat Niacin bei Krebs oder zur Senkung des Cholesterinspiegels?

    Vitamin B3-Stufen und Niacin-Flush

    Das in den meisten Arzneimitteln verwendete Nicotinamid muss im Darm erst in Nicotinsäure umgewandelt werden. Diese gelangt dann in die Blutbahn, wo es schließlich zur Leber transportiert wird. Die Leber kann aber auch selbst Vitamin B3 bilden – hierfür wird mithilfe von Vitamin B6 aus der Aminosäure Tryptophan die Coenzyme NAD und NADP gebildet. Diese sind an den unterschiedlichsten Stoffwechselvorgängen beteiligt. Niacin kann vom Körper kaum gespeichert werden, sodass wir auf eine gute Versorgung angewiesen sind.

    Die Mengen, die gespeichert werden können, werden in der Leber deponiert, weswegen eine stetige Überversorgung auch Gelbsucht hervorrufen kann. Führt man die Nicotinsäure dem Körper direkt zu, beispielsweise als Nahrungsergänzungsmittel, geht nicht nur ein großer Teil durch die Magen-Darm-Passage verloren, sondern man muss auch mit dem sogenannten „Niacin-Flush“ rechnen. Bei diesem erweitern sich die Blutgefäße plötzlich und rasch, sodass es zu starkem Kribbeln und Jucken sowie Hautrötungen kommen kann.

    Unterschied „pflanzliches/tierisches“ Vitamin B3 und Pellagra

    Im Gegensatz zu vielen anderen Vitaminen ist Niacin relativ hitzestabil. Auch längere Lagerung führt kaum zu einer Verminderung des Gehalts. Allerdings ist der Nährstoff gut wasserlöslich, sodass beim Kochen viel in das Wasser übergeht. Es empfiehlt sich deswegen beim Blanchieren von Gemüse das verwendete Wasser im folgendem Kochvorgang weiter zu benutzen.

    Aus tierischen Erzeugnissen kann der menschliche Körper besser und effektiver Vitamin B3 gewinnen. Das liegt einerseits daran, dass der Niacingehalt in diesen Lebensmitteln meist ohnehin höher ist und andererseits auch, dass in pflanzlichen Erzeugnissen das Vitamin B3 oftmals gebunden vorliegt und diese Verbindungen schwer aufgespalten werden können.  Erst durch entsprechende Vorbehandlung kann das „pflanzliche“ Niacin dem Körper zugänglich gemacht werden. Bei der Getreideverarbeitung wird beispielsweise stark kalkhaltiges Wasser verwendet, sodass im Magen-Darm-Trakt eine bessere Resorption des Vitamins erfolgen kann.

    Beobachtet werden konnte das vor allem in Ländern, die sehr viel Mais und/oder Hirse auf dem Speiseplan stehen haben. Hier kann, ohne Zutun, das Vitamin B3 nicht resorbiert werden und die Eigenversorgung durch die Leber reicht nicht aus, um ein Defizit zu verhindern. Es kommt zu Pellagra, der sogenannten Niacinmangelkrankheit.

    Erste Anzeichen sind neben Verdauungsstörungen und Appetitverlust auch körperliche Schwäche. Bei länger bestehendem Mangel kommt es zu Hautveränderungen, ähnlich der Flush-Symptome. Diese verschlimmern sich bei Sonneneinstrahlung abermals. Im weiteren Verlauf kommt es zu Depressionen und Demenz bis Pellagra bei nicht-Behandlung schließlich durch Multiorganversagen tödlich endet.

    Niacin in der Medizin: Cholesterin, Krebs und Covid-19

    Gerade im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel wird gern das Blaue vom Himmel versprochen. Vor allem im Bereich der Cholesterinsenkung, hat man sich von Vitamin B3 viel erhofft. Wenn sogenannte „Statine“ (Arzneistoffe, die als Cholesterinsenker bzw. Lipidsenker eingesetzt werden) alleine nicht mehr ausreichten, setzte man Niacin hoch dosiert ein – neben der LDL-Senkung sollte auch das HDL erhöht werden. Beides würde sich positiv auf die Blutfettwerte auswirken.

    Groß angelegte Studien zeigten, dass sich die Werte bei Einnahme oder nicht-Einnahme nicht signifikant unterschieden. Zusätzlich traten bei der Gruppe, der Niacin verabreicht wurde zahlreiche Nebenwirkungen auf: Myopathie, gastrointestinalen Beschwerden und Verschlechterung bzw. Neuauftreten von Diabetes mellitus. Vor allem bei der gleichzeitigen Einnahme von Statinen wurde das Schlaganfallrisiko deutlich erhöht. Aufgrund des schlechten Nutzen-Risiko-Verhältnisses wurde das Medikament 2013 vom Markt genommen.

    Vor allem bei der DNA-Regeneration spielt Niacin eine große Rolle, weswegen es gern bei Piloten zum Schutz vor Erbgutveränderungen eingesetzt wird. Auch wird ihm eine wichtige Rolle bei der Prävention von Hautkrebs zugesagt. Dies wird deutlich, wenn man sich die Auswirkungen eines Vitamin B3-Mangels genauer ansieht: (Schleim-)Hautveränderungen mit Juckreiz und Ausschlag sowie deren Verschlimmerung bei Sonneneinstrahlung.

    Im Gegensatz zu den beiden bereits gut erforschten Indikationsfeldern steht man beim Einsatz von Niacin bei COVID19-Erkrankung noch am Anfang. Untersucht wird der Einsatz von Vitamin B3 bei schweren Verläufen und ob sich diese damit abmildern lassen. Einig sind sich die Wissenschaftler bei einer Sache aber jetzt schon: Vitamin B3 kann eine Erkrankung nicht verhindern.

    Überblick für die Kitteltasche – Vitamin B3:

    Bausteine/Wirkstoffe: Vitamin B3 wird auch als Niacin bezeichnet und umfasst Nicotinsäure sowie Nicotinamid und die von ihnen abgeleiteten Verbindungen. In Arzneimitteln liegt es meist als Nicotinamid vor, wohingegen in Lebensmitteln meist Nicotinsäure verwendet wird. Dieses kann die Leber aus der Aminosäure Tryptophan auch selbst bilden.

    Funktion(en) im Körper:

    • Erhalt eines normalen Energiestoffwechsels
    • Erhalt einer normalen Funktion des   Nervensystems
    • Erhalt normaler psychischer Funktionen
    • Erhaltung gesunder Schleimhäute
    • Erhalt normaler Haut
    • zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung

    Bezugsquellen:

    Bohnenkaffee, Fleisch, insbesondere Innereien, Fisch, Vollkornprodukte, Mungobohnen, Erdnüsse, Pilze.

    Richtwerte:

    Angabe in mg-Äquivalente/Tag
    (1 mg Niacin-Äquivalente = 1 mg Niacin = 60 mg Tryptophan)

    Säuglinge:0 bis unter 4 Monate: 2 mg/Tag4 bis unter 12 Monate: 5 mg/Tag

    KinderundJugendliche:1 bis unter 4 Jahre: 8 mg/Tag4 bis unter 7 Jahre: 9 mg/Tag
    7 bis unter 10 Jahre: 11 mg/Tag (männlich) 10 mg/Tag (weiblich)10 bis unter 13 Jahre: 13 mg/Tag (männlich) 11 mg/Tag (weiblich)
    13 bis unter 15 Jahre: 15 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
    15 bis unter 19 Jahre: 17 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)

    Erwachsene:
    19 bis unter 25 Jahre: 16 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
    25 bis unter 51 Jahre: 15 mg/Tag (männlich) 11 mg/Tag (weiblich)
    51 bis unter 65 Jahre: 16 mg/Tag (männlich) 13 mg/Tag (weiblich)
    65 Jahre und älter: 14 mg/Tag (männlich) 11 mg/Tag (weiblich)

    Schwangere: 2. Trimester: 14 mg/Tag   3. Trimester: 16 mg/Tag
    Stillende 16 mg/Tag

    Quelle: Niacin Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

    Symptome einer Untervorsurgung:

     Hautveränderungen

    ·       Konzentrationsverlust

    ·       Schlafstörungen

    ·       Reizbarkeit

    ·       Depressionen

    ·       Appetitverlust

    ·       Durchfall

    ·       Schleimhautentzündungen ( vor allem im Mund-   und  Darmbereich)

    Risikogruppen für Unterversorgung:

    ·       Kupfer-Mangel verschlechtert die Resorption von   Vitamin B3

    ·       Mangelernährung, Diäten oder einseitige   Ernährungsgewohnheiten sowie Magersucht

    ·       Alkoholismus

    ·       Leberzirrhose

    ·       chronischer Durchfall

    ·       Hartnup-Krankheit (vererbte Stoffwechselstörung)

    Symptome einer Überversorgung

    ·       Hitzegefühl

    ·       Hautrötungen in Gesicht, Nacken und Armen

    ·       Nesselsucht mit stark juckenden Quaddeln und   Hautjucken

    ·       Durchfall, Übelkeit und Erbrechen

    ·       Gelbsucht, Schädigung der Leber

    ·       Glucoseintoleranz

    Freund:

    · Kalk

    • In pflanzlichen Lebensmitteln liegt das Niacin meist gebunden vor, sodass es vom Körper kaum aufgenommen werden kann. Setzt man diesen Verbindungen einen „attraktiveren“ Partner vor, lösen sie sich und die Resorption verbessert sich

    Feind:

    · Medikamente:

    • ASS hemmt Resorption von Vitamin B3
    • bei Höher Niacin-Aufnahme wird die Wirkung bestimmter Epilepsie-Medikamente verstärkt (Carbamazepin und Primidon)
    • L-Dopa hemmt Resorption von Vitamin B3
    • Hohe Dosen Niacin können Gicht verschlimmern und die Wirkung von Allopurinol verringern

    · Alkohol

    • Niacin in Kombination mit Alkohol löst einen „Mini-Flush“ aus, welcher zu Hautrötungen mit Hitzegefühl und Juckreiz führt

    PTA Wissen kompakt:

    • Bei der Einnahme von hohen Dosen Nicotinsäure (über 30mg/Tag) muss man einem sogenannten „Niacin-Flush“ rechnen, bei dem sich die Gefäße plötzlich und rasch erweitern. Dies führt zu kribbeligen und juckenden Hautausschlägen. Bei der Einnahme von Vitamin B3 in Form von Nicotinamid ist mit dieser Nebenwirkung nicht zu rechnen.
    • Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt in Nahrungsergänzungsmitteln nicht mehr als folgende Mengen beizusetzen: 4 mg Nicotinsäure, 160 mg Nicotinsäureamid oder 4,4 mg Inosithexanicotinat (Inositolniacinat) pro Tagesdosis
      Außerdem sollten Schwangere weniger als 16 mg Nicotinamid am Tag durch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen.
    • Viele Schwangere haben (vor allem im ersten Trimester, wenn die Organe gebildet werden) einen Niacin-Mangel. In einem guten Schwangerschafts-Vitamin-Präparat sollte daher Vitamin B3 auf jeden Fall vertreten sein.
    • Auch bei Alkoholikern tritt oftmals ein Niacin-Mangel auf. Gerade in dieser Patientengruppe wäre ein guter Vitamin B3-Spiegel aber wichtig, da dieser einer Leberfibrose (und übrigens auch einer Fettleber) vorbeugen kann.
    • Wie auch die anderen B-Vitamine wirkt sich Niacin positiv auf die kognitiven Fähigkeiten aus. Um Demenz und Alzheimer vorzubeugen bietet sich daher an, auf eine ausreichende Versorgung zu achten.
    Autor
    Michelle Krebs

    Fachredaktion Healthcare, Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA).

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    Geprüft von
    Stephanie Nitsch

    Stephanie Nitsch hat ihren Abschluss als examinierte Krankenschwester an der Universität zu Lübeck absolviert und arbeitete 10 Jahre im Operationsdienst verschiedener Fachgebiete. Als geprüfte Pharmareferentin besuchte sie anschließend neurologische und urologische Facharztpraxen, Kliniken und Apotheken. Im European Surgical Institute, dem europäischen Schulungszentrum der Firma Johnson&Johnson für minimal-invasive Chirurgie, betreute sie die CME-Kurse (Continuing Medical Education) für Chirurgen und war für die Schulung der neuen Außendienstmitarbeiter verantwortlich. Als spätere Gebietsmanagerin lagen ihr die Aus- und Weiterbildung sowie die klinische Anwendungsberatung des Ethicon-Produktportfolios im Operationssaal besonders am Herzen. Als medizinische Redakteurin unserer Healthcare-Abteilung verfasst sie Fachpublikationen und Patienteninformationen.

    Alle Beiträge ansehen

    Quellenangaben

    1. Für alle, dies es genauer wissen wollen:
      Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. aufgerufen am 19.09.2021
      https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/niacin/
      und
      https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/niacin/?L=0
      sowie
      Deutsche Verbraucherzentrale, aufgerufen am 19.09.2021
      https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/niacin-warum-ergaenzen-13833
    2. Studien zum Nachlesen
      National Library of Medicine, aufgerufen am 10.10.2021
      https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25014686/
      und
      https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20932352/
    3. Referenzwerte Lebensmittel: Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, aufgerufen am 19.09.2021
      https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.2903/sp.efsa.2017.e15121
    4. Bundesinstitut für Risikobewertung, aufgerufen am 19.09.2021
      https://www.bfr.bund.de/cm/343/hoechstmengenvorschlaege-fuer-niacin-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf

    Inhalt

    • Vitamin B3-Stufen und Niacin-Flush
    • Unterschied „pflanzliches/tierisches“ Vitamin B3 und Pellagra
    • Niacin in der Medizin: Cholesterin, Krebs und Covid-19
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      08.06.2025: Apotheken können aktiv zu Risikofaktoren wie Helicobacter pylori, Tabakkonsum oder familiärer Belastung informieren und zur Inanspruchnahme von Früherkennungsangeboten motivieren.

      Mehr erfahren
      Home Praxiswissen Wirkstoffe
      Autor: Julia Heidorn
      Geprüft: Stephanie Nitsch
      Lesezeichen
      Lesedauer ca. 4 min
      19.12.2024

      Probiotika: Sinnvolle Helfer für den Darm?

      Die guten Vorsätze für das neue Jahr sind noch nicht vergessen und jetzt kommen die Frühlingsgefühle hinzu: Viele Kunden möchten das Frühjahr nutzen, um ihre Lebensweise gesünder zu gestalten. Damit steigt auch die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln.

      Probiotika befinden sich somit nicht nur bei jedem Menschen im Darm, sondern auch in aller Munde. Sie gelten als ungefährlich und werden zum Teil sogar als wahre Wundermittel gepriesen. So ist gerade die Nachfrage nach probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln hoch.

      Probiotika-Debatte: Sinn oder Unsinn nach Antibiotika-Behandlungen?

      Weil sie die Nebenwirkungen von Antibiotika auf den Darm abschwächen oder gleich ganz verhindern sollen, werden sie gern im Anschluss an eine Antibiose eingenommen.

      Zahllose wissenschaftliche Studien zur Wirkung von Probiotika haben zudem ergeben, dass die gesunden Darmbakterien eine positive oder vorbeugende Wirkung auf zahlreiche Erkrankungen von Diabetes über Depressionen bis Darmkrebs haben könnten. Doch ist es wirklich sinnvoll, eine entsprechende Nahrungsergänzung einzunehmen?

      Das Darmmikrobiom: Bakterien in Hülle und Fülle

      Im menschlichen Darm leben Billionen von Bakterien, am stärksten besiedelt ist der Dickdarm. Dabei handelt es sich längst nicht immer um Krankheitserreger, denn es gibt auch „gute“ Darmbakterien. Sie bilden einen wichtigen Teil des Darmmikrobioms, zu dem auch noch Viren, Pilze und Archaeen gehören.

      Die Zusammensetzung der Bakterienflora ist bei jedem Menschen individuell. Wichtige Einflüsse sind die Ernährung, der Lebensstil und eventuelle Erkrankungen.

      Hilfreiche Darmbakterien helfen bei der Verdauung. Zudem bekämpfen sie Krankheitserreger und unterstützen das Immunsystem.

      Antibiotika beeinflussen die Darmflora

      Die Einnahme von Antibiotika hat auch auf die Darmbakterien einen negativen Einfluss. Die Darmflora wird verändert und so sinkt die Resistenz gegen durchfallauslösende Keime. Aus diesem Grund kommt es während oder nach einer Antibiose häufig zu Diarrhöen, zudem wird das Immunsystem insgesamt geschwächt. Gerade nach einem überstandenen Infekt wäre es jedoch wichtig, dass das Immunsystem schnell wieder »auf die Beine« kommt.

      Hier kommen probiotische Nahrungsergänzungsmittel ins Spiel. Sie werden gern im Anschluss an eine Antibiose empfohlen. Studien suggerieren eine moderate vorbeugende Wirkung von Probiotika gegen Durchfälle infolge einer Antibiotikaeinnahme.

      Nebenwirkungen von Probiotika?

      Eine Meta-Analyse von 23 Studien ergab, dass die Gabe von Probiotika durchaus Risiken birgt – allerdings nur für Kinder, die unter einer Immunschwäche leiden oder anderweitig stark geschwächt sind.

      Auch eine dauerhafte Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel sowie hohe Dosierungen könnten unerwünschte Effekte nach sich ziehen: Eine wissenschaftliche Studie liefert Hinweise, dass darauf nicht nur Beschwerden wie Blähbauch und Flatulenzen zurückgehen, sondern sogar vorübergehende Verwirrtheitszustände.

      Studienleiter Dr. Satish Rao warnt deshalb: »Probiotika sollten nicht als Nahrungsergänzungsmittel, sondern als Medikamente gesehen werden.«

      Zur Darmsanierung nach einer Antibiose ist der vorübergehende Einsatz von Probiotika jedoch durchaus sinnvoll und auch empfehlenswert.

      Stuhltransplantation statt Probiotika?

      Dabei gilt es jedoch, die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung aus Israel zu bedenken: Diese ergab, dass die Einnahme von Probiotika im Anschluss an eine Antibiotikatherapie bei den Probanden zwar für eine Wiederansiedlung von gesunden Bakterien im Darm sorgte, aber dadurch nicht der gleiche Zustand wie vor der Antibiose erreicht werden konnte.

      Stattdessen verhinderte die Nahrungsergänzung sogar, dass die Darmflora wieder ihre ursprüngliche Zusammensetzung erreichte. Unter diesem Gesichtspunkt könnte eine autologe Stuhltransplantation hilfreicher sein.

      Die israelischen Studien ergaben, dass nicht jeder Mensch von allen Bakterienstämmen profitieren kann. Möglicherweise wird daher in Zukunft durch einen Stuhltest ermittelt, welche Stämme für einen bestimmten Patienten geeignet sind.

      Bei langanhaltenden Darmbeschwerden, Fieber und Blut im Stuhl muss ein Arzt aufgesucht werden.

      Pro-, Prä- und Synbiotika: Was ist was?

      Probiotische Präparate enthalten lebensfähige Mikroorganismen. Bei Präbiotika hingegen handelt es sich um das »Futter« der gesunden Darmbakterien, also unverdauliche Ballaststoffe. Synbiotika enthalten sowohl Mikroorganismen als auch Ballaststoffe und sind damit besonders empfehlenswert.

      Die Präparate sind als Tabletten, Kapseln oder Trinkampullen erhältlich. Bei der Lagerung müssen die Hinweise auf der Verpackung beachtet werden. Manche Produkte werden im Kühlschrank aufbewahrt.

      Idealerweise sollten Probiotika eine halbe Stunde bis unmittelbar vor einer fetthaltigen Mahlzeit eingenommen werden.

      Die Wirkung »probiotischer« Lebensmittel wie spezieller Joghurts ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Deshalb dürfen die Hersteller auch nicht mehr mit positiven Effekten auf die Gesundheit (»Health Claims«) werben.

      Welche Probiotikastämme sind zu empfehlen?

      Da in Studien viele verschiedene Bakterienstämme und unterschiedliche Methoden eingesetzt werden, ist es schwierig, bestimmte Stämme zu empfehlen – zumal der Effekt der einzelnen Stämme bei jedem Menschen individuell verschieden ist.

      Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt beim Reizdarmsyndrom unter anderem die Stämme Bifidobacterium animalis ssp. lactis und Lactobacillus casei Shirota.

      Außer im Darm befindet sich auch in der Vagina ein Mikrobiom. Milchsäurebakterien können in Form von Ovula den Aufbau eines physiologischen Scheidenmilieus direkt unterstützen. Hierbei handelt es sich um Präparate, die speziell für diesen Zweck ausgelegt sind und das Vaginalmilieu nachweislich aufbauen.

      Was ihr als PTA wissen solltet:

      • Probiotika sind insgesamt risiko- und nebenwirkungsarm.
      • Wenn Darmbeschwerden länger als drei Tage anhalten, der Patient Fieber oder Blut in Stuhl hat, ist ein Arztbesuch Pflicht!
      • Probiotika können antibiotikainduziertem Durchfall vorbeugen und Beschwerden nach einer Antibiose lindern.
      • Neuere Ergebnisse zeigen, dass trotz Einnahme von Probiotika nach Antibiotikatherapie der vorherige Zustand nicht erreicht werden konnte und zudem eine Behinderung der Regeneration der Darmflora gegenüber der „Watch & Wait“-Gruppe bestand.
      • Für immungeschwächte Kinder sind Probiotika unter Umständen nicht geeignet.
      • Probiotika sollten nicht unbegrenzt oder über einen längeren Zeitraum hinweg in großen Mengen eingenommen werden.
      • Neben Probiotika für die Darmflora gibt es auch spezielle Produkte für die Vaginalflora.
      Autor
      Julia Heidorn

      Julia Heidorn ist ausgebildete Ernährungsberaterin und seit 2013 freiberufliche Medizinautorin. Sie schreibt über verschiedene Fachrichtungen, schwerpunktmäßig über Orthopädie, Rheumatologie und Dermatologie. Dabei richten sich ihre Texte teils an Laien, teils an ein Fachpublikum.

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      Geprüft
      Stephanie Nitsch

      Stephanie Nitsch hat ihren Abschluss als examinierte Krankenschwester an der Universität zu Lübeck absolviert und arbeitete 10 Jahre im Operationsdienst verschiedener Fachgebiete. Als geprüfte Pharmareferentin besuchte sie anschließend neurologische und urologische Facharztpraxen, Kliniken und Apotheken. Im European Surgical Institute, dem europäischen Schulungszentrum der Firma Johnson&Johnson für minimal-invasive Chirurgie, betreute sie die CME-Kurse (Continuing Medical Education) für Chirurgen und war für die Schulung der neuen Außendienstmitarbeiter verantwortlich. Als spätere Gebietsmanagerin lagen ihr die Aus- und Weiterbildung sowie die klinische Anwendungsberatung des Ethicon-Produktportfolios im Operationssaal besonders am Herzen. Als medizinische Redakteurin unserer Healthcare-Abteilung verfasst sie Fachpublikationen und Patienteninformationen.

      Alle Beiträge ansehen

      Quellenangaben

      • Studie: Probiotika können antibioseinduzierten Diarrhöen vorbeugen
      • Studie: Probiotika lindern Symptome bei Depressionen
      • Studie zum Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom und kolorektalem Karzinom
      • Meta-Analyse von Studien zur Wirkung von Probiotika auf Diabetes
      • Studie zum Effekt von Probiotika auf das Darmmikrobiom
      • Ärzteblatt informiert über Ergebnisse neuer Studie zum Thema Probiotika
      • Studie: Probiotika sollten vor fetthaltigen Mahlzeiten eingenommen werden
      • Studie: Probiotika lindern Reizdarm-Symptome
      • DGE empfiehlt Probiotika bei Reizdarm
      • Studie über Nebenwirkungen von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln

      Inhalt

      • Das Darmmikrobiom: Bakterien in Hülle und Fülle
      • Antibiotika beeinflussen die Darmflora
      • Nebenwirkungen von Probiotika?
      • Stuhltransplantation statt Probiotika?
      • Pro-, Prä- und Synbiotika: Was ist was?
      • Welche Probiotikastämme sind zu empfehlen?
      • PTA-Wissen im Überblick

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        Home Praxiswissen Wirkstoffe
        Autor: Julia Heidorn
        Geprüft von: Stephanie Nitsch
        Lesezeichen
        Lesedauer ca. 5 min
        19.12.2024

        Apothekenberatung zu L-Thyroxin

        L-Thyroxin ist ein künstlich hergestelltes Schilddrüsenhormon, das vor allem bei Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt wird. Bei der Einnahme gilt es einiges zu beachten, vom Einnahmezeitpunkt bis hin zur Ernährung.

        Außerdem immer im Hinterkopf behalten: mögliche Wechselwirkungen, etwa mit Betablockern, Antidiabetika und der »Pille«. Alles Wissenswerte über die Apothekenberatung zu L-Thyroxin erfahrt ihr im Folgenden.

        Was ist L-Thyroxin?

        Das künstlich hergestellte Schilddrüsenhormon L-Thyroxin bzw. Levothyroxin wird zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sowie nach (Teil-)Entfernung der Schilddrüse eingesetzt. Bei einer Überfunktion (Hyperthyreose) wird es manchmal in Verbindung mit Thyreostatika verordnet.

        Eine typische Indikation für die L-Thyroxintherapie ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto. Das Immunsystem der Betroffenen – größtenteils Frauen – greift die Schilddrüse an. Daraufhin kommt es zu einer Entzündung und die Hormonproduktion nimmt immer weiter ab.

        Eine Alternative zur Einnahme von L-Thyroxin gibt es nicht. Lediglich bei einer ganz leichten Unterfunktion ist eventuell eine orale Jodtherapie ausreichend. Zum Teil wird Levothyroxin auch in Verbindung mit Jod eingesetzt.

        Der menschliche Organismus kann nicht zwischen L-Thyroxin und organischem T4 unterscheiden. T4 ist die Speicherform des Schilddrüsenhormons. Bevor es wirken kann, muss es vom Körper in T3 umgewandelt werden, indem ein Jodatom abgespalten wird.

        In der Regel wird L-Thyroxin in Tablettenform verabreicht. Es gibt aber auch Tropfen und für die intensivmedizinische Behandlung bei Myxödemkoma Infusionslösungen.

        Die richtige Levothyroxin-Dosis finden

        Es gibt keine allgemeingültigen Dosisempfehlungen für L-Thyroxin. Für jede Patientin und jeden Patienten muss die richtige Dosis individuell ermittelt werden. Das kann bis zu mehrere Monate dauern.

        Zu Beginn nehmen Betroffene 25 μg. Reicht diese Dosis nicht aus, wird sie in 25 μg-Schritten auf maximal 200 μg erhöht. Zu Beginn der Therapie erfolgen regelmäßige Blutuntersuchungen, um die Wirkung des Hormons zu überprüfen.

        Ist die richtige Dosis einmal gefunden, bleibt sie jedoch nicht ein Leben lang konstant. Mit höherem Lebensalter kann sich der L-Thyroxin-Bedarf ebenso ändern wie beispielsweise durch eine Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Deshalb sollten auch bei gut eingestellten Personen regelmäßig die Schilddrüsenwerte kontrolliert werden.

        Da Levothyroxin langsam über den Darm aufgenommen wird, sind keine sofortigen Behandlungserfolge festzustellen. Die Wirkung muss sich erst aufbauen.

        Eine zu hohe Dosis kann sich durch Symptome bemerkbar machen, die typisch für eine Hyperthyreose sind. Dazu gehören Unruhe, Durchfall, Herzrasen und vermehrtes Schwitzen. Nach einer versehentlichen Überdosierung sollten Betroffene eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

        Wird die Einnahme vergessen, sollte sie nicht zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, sondern stattdessen ausfallen. Am nächsten Tag nehmen die Betroffenen dann die reguläre Dosis.

        Wie nimmt man Schilddrüsenhormone ein?

        Generell wird empfohlen, L-Thyroxin mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück auf nüchternen Magen mit einem Glas Leitungswasser einzunehmen. Kaffee und calciumreiche Lebensmittel wie Milch sorgen für eine verzögerte Aufnahme von Levothyroxin und eignen sich daher nicht als Flüssigkeit zur Einnahme. Auch mineralstoffhaltiges Wasser ist kein guter Partner für das Schilddrüsenhormon.

        Inzwischen zeigte sich in verschiedenen Studien, dass auch eine abendliche Einnahme möglich ist – vorausgesetzt, die Patientinnen und Patienten haben zwei Stunden vorher nichts mehr gegessen und die Einnahme findet mindestens eine halbe Stunde vor dem Abendessen statt.

        Die Forschungsergebnisse sind nicht eindeutig. Möglicherweise verhindert eine abendliche Einnahme Müdigkeit und Schlappheit am Morgen.

        Die Einnahme muss stets zum gleichen Zeitpunkt und unter den gleichen Umständen erfolgen. Wer die Tablette immer morgens gleichzeitig mit dem Frühstück nimmt, aber aktuell gut eingestellt ist, sollte daher vorerst nichts verändern. Erst wenn eine Dosisänderung erfolgen soll, kann der Einnahmezeitpunkt dann ebenfalls geändert werden.

        Die Bioverfügbarkeit von Levothyroxin ist auch abhängig von den Hilfsstoffen der einzelnen Präparate. Aus diesem Grund steht L-Thyroxin auf der Substitutionsausschlussliste des G-BA und ist von Rabattverträgen ausgenommen. Ist ein Wechsel des Präparats dennoch zwingend erforderlich, sind zu Beginn engmaschige Blutkontrollen notwendig.

        Nebenwirkungen und Kontraindikationen von L-Thyroxin

        In der Regel ist Levothyroxin gut verträglich. Nebenwirkungen treten meist höchstens zu Beginn der Therapie auf. Zu den häufigsten gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Herzrasen. Postmenopausal erhöht L-Thyroxin das Osteoporose-Risiko.

        Ausschlusskriterien für eine Levothyroxintherapie sind:

        • eine unbehandelte Hyperthyreose
        • eine Nebennierenrindenschwäche
        • akuter Myokardinfarkt, akute Myokarditis, akute Pankarditis
        • eine unbehandelte Störung der Hypophyse
        • Überempfindlichkeit gegen Levothyroxin

        Bei Herzproblemen, Bluthochdruck, Epilepsie, Stoffwechselstörungen, Psychosen, Schwangerschaft, Stillzeit sowie einer bereits seit langer Zeit bestehenden Hypothyreose benötigen Betroffene zu Beginn der Therapie häufige Kontrollen.

        Wechselwirkungen: mit welchen Medikamenten interagiert L-Thyroxin?

        Es wäre gefühlt einfacher, aufzuzählen, mit welchen Wirkstoffen Levothyroxin nicht interagiert. Tatsächlich gibt eine Menge möglicher Wechselwirkungen. Bei euch unbekannten Kundinnen und Kunden ist es daher immer sinnvoll, nachzufragen, ob sie noch weitere Medikamente einnehmen.

        Levothyroxin kann die Wirkung von Antidiabetika schwächen und die von Cumarinderivaten verstärken.

        Folgende Wirkstoffe können die Aufnahme von L-Thyroxin im Darm hemmen. Zwischen der Einnahme von Levothyroxin und diesen Wirkstoffen liegen daher idealerweise mehrere Stunden:

        • Ionenaustauschharze
        • Gallensäurekomplexbildner
        • polyvalente Kationen

        Medikamente, die die Wirkung von L-Thyroxin schwächen können, sind:

        • jodhaltige Kontrastmittel
        • Glukokortikoide
        • Betablocker
        • Amiodaron
        • Propylthiouracil
        • Tyrosinkinasehemmer
        • Barbiturate
        • Sertralin
        • Rifampicin
        • Chloroquin
        • Proguanil
        • Proteasehemmer
        • Carbamazepin
        • Phenytion
        • Orlistat
        • Eisen

        Die Eisenaufnahme sollte im Abstand von 2-4 Stunden zum Schilddrüsenhormon erfolgen. Bei morgendlicher Einnahme kann empfohlen werden, das Eisenpräparat abends mit einem Glas Orangensaft einzunehmen.

        Bei der gleichzeitigen Einnahme von Levothyroxin und folgenden Arzneimitteln steigt kurzfristig der Hormonspiegel im Blut, sinkt aber langfristig:

        • Salicylate (ab 2.000 mg/Tag)
        • Furosemid (ab 250 mg/Tag)
        • Clofibrat
        • Dicumarol

        Östrogenhaltige Kontrazeptiva, eine Hormonersatztherapie sowie eine sojahaltige Ernährung können den L-Thyroxinbedarf erhöhen. Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts beeinflussen die Levothyroxin-Resorption im Darm und können (vorübergehende) Dosisänderungen notwendig machen.

        Während der Schwangerschaft darf L-Thyroxin nicht zusammen mit Schilddrüsenblockern eingenommen werden.

        PTA-Wissen kompakt:

        • L-Thyroxin wird vor allem bei einer Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt.
        • Es wirkt im Körper wie T4, die Speicherform des Schilddrüsenhormons.
        • L-Thyroxin gibt es in Tabletten- und Tropfenform sowie als Infusionslösung.
        • Die richtige Dosierung wird individuell in 25 μg-Schritten ermittelt und muss immer wieder überprüft werden.
        • Die Einnahme erfolgt frühestens zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit und mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen. Üblicherweise wird zu einer Einnahme vor dem Frühstück geraten.
        • Levothyroxin steht auf der Substitutionsausschlussliste.
        • L-Thyroxin ist gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie sind Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Herzklopfen.
        • Kontraindikationen sind etwa ein akuter Myokardinfarkt und eine unbehandelte Hyperthyreose.
        • Levothyroxin kann mit zahlreichen Medikamenten wechselwirken.
        Autor
        Julia Heidorn

        Julia Heidorn ist ausgebildete Ernährungsberaterin und seit 2013 freiberufliche Medizinautorin. Sie schreibt über verschiedene Fachrichtungen, schwerpunktmäßig über Orthopädie, Rheumatologie und Dermatologie. Dabei richten sich ihre Texte teils an Laien, teils an ein Fachpublikum.

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        Geprüft von
        Stephanie Nitsch

        Stephanie Nitsch hat ihren Abschluss als examinierte Krankenschwester an der Universität zu Lübeck absolviert und arbeitete 10 Jahre im Operationsdienst verschiedener Fachgebiete. Als geprüfte Pharmareferentin besuchte sie anschließend neurologische und urologische Facharztpraxen, Kliniken und Apotheken. Im European Surgical Institute, dem europäischen Schulungszentrum der Firma Johnson&Johnson für minimal-invasive Chirurgie, betreute sie die CME-Kurse (Continuing Medical Education) für Chirurgen und war für die Schulung der neuen Außendienstmitarbeiter verantwortlich. Als spätere Gebietsmanagerin lagen ihr die Aus- und Weiterbildung sowie die klinische Anwendungsberatung des Ethicon-Produktportfolios im Operationssaal besonders am Herzen. Als medizinische Redakteurin unserer Healthcare-Abteilung verfasst sie Fachpublikationen und Patienteninformationen.

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        Quellenangaben

        1. Psychrembel online. Levothyroxin. Stand: 02.2020. Online verfügbar unter: Abgerufen am 07.09.21.
        2. Rajput R, Chatterjee S, Rajput M. Can Levothyroxine Be Taken as Evening Dose? Comparative Evaluation of Morning versus Evening Dose of Levothyroxine in Treatment of Hypothyroidism. J Thyroid Res. 2011;2011:505239. doi:10.4061/2011/505239
        3. Am Fam Physician. 2018 Oct 15;98(8):532-534. Morning vs. Evening Administration of Levothyroxine.
        4. Borsch, Julia. L-Thyroxin morgens nüchtern – muss das sein? Stand: 03.2018. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/03/29/l-thyroxin-morgens-nuechtern-muss-das-sein/chapter:1. Abgerufen am 07.09.21.
        5. Internisten im Netz. Pressemeldung. Bei morgendlicher Mattigkeit Schilddrüsenhormone lieber abends nehmen. Online verfügbar unter: https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/bei-morgendlicher-mattigkeit-schilddruesenhormone-lieber-abends-nehmen.html. Abgerufen am 07.09.21.
        6. Kretschmar, Christian. Einnahmeregeln für Levothyroxin. Stand 05.2017. Online verfügbar unter: https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/levothyroxin-einnahme-regeln. Abgerufen am 07.09.21.
        7. L-Thyroxin mit ’nem Schluck Kaffee. Online verfügbar unter: https://www.doccheck.com/de/detail/articles/27455-l-thyroxin-mit-nem-schluck-kaffee. Abgerufen am 07.09.21.
        8. Schmiedel, Karin. Störanfällige Levothyroxin-Therapie. Was bei einer Hormonsubstitution zu beachten ist. Stand 07.2017. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-7-2017/stoeranfaellige-levothyroxin-therapie. Abgerufen am 07.09.21.

        Inhalt

        • Was ist L-Thyroxin?
        • Die richtige Levothyroxin-Dosis finden
        • Wie nimmt man Schilddrüsenhormone ein?
        • Nebenwirkungen und Kontraindikationen von L-Thyroxin
        • Wechselwirkungen: mit welchen Medikamenten interagiert L-Thyroxin?
        • PTA-Wissen kompakt

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          Home Praxiswissen Wirkstoffe
          Autor: Michelle Krebs
          Geprüft von: Stephanie Nitsch
          Lesezeichen
          Lesedauer ca. 4 min
          19.12.2024

          Spurenelement Jod- alles zu Bedarf, Wirkung und Mangel

          Jod (alternative Schreibweise: Iod) ist ein Spurenelement, das sogar die Politik beschäftigte. Eine stetig schlechtere Jodversorgung, durch zu wenig Jod in unseren Böden und verhältnismäßig schlechtem Fischkonsum vor allem in Süddeutschland, veranlasste das Bundesernährungsministerium sowie das Bundesinstitut für Risikobewertung zu einer sogenannten „Jodmangelprophylaxe“.

          Seit den 1980er Jahren werden nun systematisch Lebensmittel (vor allem Speisesalz und Futtermittel in der Landwirtschaft) mit Jod angereichert, sodass sich die Zufuhr deutlich verbessert hat.

          Jod in verschiedenen Lebensmitteln und natürlichen Quellen
          Jod kommt in verschiedenen Lebensmitteln und natürlichen Quellen vor.

          Jodmangel: Jeder Zweite ist betroffen und deckt seinen Bedarf nicht ausreichend

          Dennoch haben hier etwa 40% einen leichten und über 20% einen schweren Mangel des Spurenelements – was bedeutet, dass circa jeder zweite seinen Jodbedarf nicht optimal deckt.

          Jod gehört zu den essentiellen Spurenelementen. Es muss mit der Nahrung aufgenommen werden, da unser Körper es selbst nicht herstellen kann. Es ist vor allem für den Aufbau der Schilddrüsenhormone zuständig und somit an etlichen Stoffwechselprozessen beteiligt.

          Treuer Begleiter in Schwangerschaft und Stillzeit

          In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an Jod erhöht. Da Jod nicht nur das Fehl- und Totgeburtenrisiko senkt, sondern auch ausschlaggebend für die kognitiven und neurologischen Funktionen ist, sollte es unbedingt schon bei der Kinderplanung berücksichtigt werden. Die kindliche Schilddrüse fängt bereits ab der 8. Schwangerschaftswoche an zu arbeiten, dafür ist sie jedoch auf die mütterliche Jodversorgung angewiesen.

          Auch in der Stillzeit besteht ein erhöhter Bedarf. Nicht nur die Mutter benötigt Jod zur Aufrechterhaltung der eigenen Stoffwechselaktivitäten, auch gelangt Jod über die Muttermilch zum Baby. Ein Mangel könnte zu geistigen Entwicklungsstörungen des Kindes führen.

          Jodmangel und seine mögliche Rolle bei ADHS

          Neueste Studien zeigen, dass ein Jodmangel wohl auch das Auftreten von ADHS-Erkrankungen begünstigen kann. Wie wichtig das Spurenelement für die Kindesentwicklung ist, sieht man an der Empfehlung bei Hashimoto-Thyreoiditis-Patientinnen (Schilddrüsenentzündung): Hier wird in den ersten 12 Wochen fast immer zu einer Jodeinnahme geraten.

          Jodmangel im Kindesalter
          Jodmangel kann wohlmöglich das Auftreten von ADHS-Erkrankungen begünstigen

          Auch danach empfehlen viele Ärzte eine weitere Einnahme, da ohnehin fast 50% mehr Schilddrüsenhormone benötigt werden, sodass ein Hashimoto sich oftmals sowieso bessert. Der Arzt überwacht die Patientin mit regelmäßigen Laboruntersuchungen engmaschig.

          Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie

          „Allen Schwangeren soll eine Jodsupplementation angeboten werden. Auch ein milder mütterlicher Jodmangel in der Schwangerschaft kann zu kognitiven Entwicklungsstörungen beim Kind führen. Der Jodbedarf ist in der Schwangerschaft deutlich erhöht. Besonders Frauen im fertilen Alter weisen in Deutschland nur eine grenzwertig gute oder sogar unzureichende Jodversorgung auf. Die Jodversorgung der Mutter im ersten Trimenon (Trimester, 1.- 13. Schwangerschaftswoche) ist dabei von entscheidender Bedeutung. Allen Schwangeren und stillenden Müttern soll deshalb eine Jodsupplementation mit 150-200 μg empfohlen werden. Auch Frauen mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow in Remission) kann dies gefahrlos angeboten werden.“

          Quelle: Klug entscheiden in der Endokrinologie. Deutsches Ärzteblatt 2016; 113: A821-A824

          Jod bei atomaren Katastrophen

          Bei nuklearen Unfällen kann radioaktives Jod freigesetzt werden. Unsere Schilddrüse erkennt aber kein „gutes“ oder „schlechtes“ Jod, sodass im Unglücksfall das radioaktive Isotop direkt aufgenommen wird. Dort angekommen, kann es zu schweren Zellschäden und Krebs führen.

          Bei rechtzeitiger Einnahme von hochdosiertem „normalen“ Jod, kann die Schilddrüse gesättigt werden, sodass die Isotopaufnahme blockiert bzw. reduziert wird. Die Behörden lagern hierfür große Vorräte an Jodtabletten ein.

          Überblick für die Kitteltasche – Jod:

          ParameterAuswirkungen
          Bausteine/WirkstoffeJodid als Spurenelement; in Tablettenform meist Kaliumiodid
          Funktion(en) im Körper
          • Normale Produktion von Schilddrüsenhormonen
          • Normaler Energiestoffwechsel
          • Normale kognitive und psychomotorische Entwicklung sowie normale Funktion des Nervensystems
          • Erhalt normaler Haut
          • Normales Wachstum, normale Entwicklung und Erhalt der Gesundheit von Föten und Kindern
          Bezugsquellen
          • Algen
          • Fisch
          • Jodiertes Speisesalz
          • Spinat
          • Eier
          • Erdnüsse
          RichtwerteTagesbedarf Jod:
          0 bis unter 4 Monat: 40µg
          4 bis unter 12 Monate: 80µg
          1 bis unter 4 Jahre: 100µg
          4 bis unter 7 Jahre: 120µg
          7 bis unter 10 Jahre: 140µg
          10 bis unter 13 Jahre: 180µg
          13 bis unter 15 Jahre: 200µg
          15 bis unter 51 Jahre: 200µg
          ab 51 Jahren: 180µg
          Schwangere: 230 µg
          Stillende: 260µgIn Deutschland gilt eine tägliche Aufnahme von maximal 500µg noch als sicher – auch für Menschen, die empfindlich darauf reagieren. Durch eine normale Ernährung wird dieser Wert nicht überschritten.
          Symptome einer Unterversorgung
          • Kropf
          • Schilddrüsenprobleme bis hin zur Hypothyreose damit verbunden:
            • Antriebsschwäche
            • Extreme Müdigkeit
            • Konzentrationsstörungen
            • Kälteempfindlichkeit
            • Hautveränderungen
          • Wachstums- und Entwicklungsstörungen bis hin zum endemischer Kretinismus bei Kindern
          • Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit
          Risikogruppen für eine Unterversorgung
          • Kinder < 3 Jahre
          • Frauen im gebärfähigen Alter
          • Schwangere, Stillende
          • Geographische Jodmangelgebiete
          • Sportler
          • Raucher
          Symptome einer Überversorgung
          • Schilddrüsenprobleme
          • negative Auswirkungen auf Testosteronspiegel
          Freund/FeindFreund:
          • Bei Patienten mit einem guten Vitamin A-, Selen- und Eisenstatus ist ein Jodmangel seltener.
          • Schilddrüsentabletten (Levothyroxin) können von einer gleichzeitigen Jodaufnahme profitieren. Hierfür wählt der Arzt ggf. ein geeignetes Kombi-Präparat aus.

          Feind:

          • Soja hemmt die Jodaufnahme
          • Medikamente:
            • Schilddrüsentabletten (Levothyroxin) zeitversetzt mit Jod einnehmen, da die Aufnahme beeinträchtigt werden kann
              Ausnahme: Bei vom Arzt verordneten Kombi-Präparaten ist dies berücksichtigt!
            • Bei kaliumsparenden Diuretika auf die Iod-verbindung achten – Kaliumiodid kann zur Hyperkaliämie führen
            • Acetylsalicylsäure (und deren Derivate wie Mesalazin), Warfarin und einige Psychopharmaka erhöhen Jodausschüttung
            • bei zu wenig Magensäure (Protonenpumpenhemmer) wird Jod schlechter aufgenommena

          Jod: Das Wichtigste für PTA im Überblick

          • In Schwangerschaft und Stillzeit ist Jod unerlässlich, sodass Frauen auch bei einer bestehenden Schilddrüsenerkrankung unbedingt mit ihrem Frauenarzt über eine mögliche Supplementierung sprechen sollten! In der Regel wird diese empfohlen.
          • Durch eine normale Nahrungsmittelaufnahme kann eine Jodüberversorgung eigentlich nicht erreicht werden (Ausnahme: getrocknete Algen; je nach Algenart 50-60 mg Jod/100 g)
          • Bei einem atomaren Unfall sollte Jod hochdosiert eingenommen werden, sodass die Aufnahme von radioaktivem Jod so gering wie möglich gehalten wird.

          Autor
          Michelle Krebs

          Fachredaktion Healthcare, Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA).

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          Geprüft von
          Stephanie Nitsch

          Stephanie Nitsch hat ihren Abschluss als examinierte Krankenschwester an der Universität zu Lübeck absolviert und arbeitete 10 Jahre im Operationsdienst verschiedener Fachgebiete. Als geprüfte Pharmareferentin besuchte sie anschließend neurologische und urologische Facharztpraxen, Kliniken und Apotheken. Im European Surgical Institute, dem europäischen Schulungszentrum der Firma Johnson&Johnson für minimal-invasive Chirurgie, betreute sie die CME-Kurse (Continuing Medical Education) für Chirurgen und war für die Schulung der neuen Außendienstmitarbeiter verantwortlich. Als spätere Gebietsmanagerin lagen ihr die Aus- und Weiterbildung sowie die klinische Anwendungsberatung des Ethicon-Produktportfolios im Operationssaal besonders am Herzen. Als medizinische Redakteurin unserer Healthcare-Abteilung verfasst sie Fachpublikationen und Patienteninformationen.

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          Quellenangaben

          1. Für alle, die es genauer wissen wollen Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
          2. Deutsches Schilddrüsenzentrum
          3. Das Bundesinstitut für Risikobewertung – Jodanreicherung von Lebensmitteln in Deutschland
          4. Das Bundesinstitut für Risikobewertung – Jod in der Schwangerschaft
          5. Berufsverband der Deutschen Frauenärzte e.V. – Jod in der Schwangerschaft bedeutet Schutz für das Gehirn des Babys

          Inhalt

          • Treuer Begleiter in Schwangerschaft und Stillzeit
          • Jod bei atomaren Katastrophen
          • Überblick für die Kitteltasche – Jod
          • PTA-Wissen kompakt:

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            Home Praxiswissen Wirkstoffe
            Autor: Michelle Krebs
            Geprüft von: Stephanie Nitsch
            Lesezeichen
            Lesedauer ca. 8 min
            19.02.2025

            Eisenversorgung im Fokus – die richtige Balance finden

            Eisen ist ein wichtiges Spurenelement, dass der Körper nicht selbst bilden kann. Zu seinen Hauptaufgaben gehören die Bildung roter Blutkörperchen und der Sauerstofftransport – aber es kann noch so viel mehr.

            Es ist auch für unser Immunsystem oder die Zellteilung wichtig. Ein Defizit macht sich gern in Müdigkeit, blasser Haut und an Mundwinkelrhagaden bemerkbar. Doch, wie kommt es zu so einem Mangel?

            Eisenmangel und seine Diagnose

            Etwa 5 – 10 Prozent der europäischen Bevölkerung leiden an einem Eisenmangel. Bei Frauen im gebärfähigem Alter sind es sogar 20 Prozent – was etwa jeder fünften Dame entspricht! Schuld an der signifikant höheren Zahl ist unter anderem der hohe Blutverlust während der Periode sowie der erhöhte Bedarf an Eisen junger Mädchen im Wachstum.

            Statistiken zufolge essen Teenager-Mädchen kein bzw. weniger Fleisch als ihre männlichen Mitstreiter. Gerade Eisen wird aus tierischen Produkten besser verwertet, sodass durch diese Ernährung ein Mangel begünstigt werden kann. Eine ärztliche Kontrolle der Werte ist empfehlenswert.

            Eisenwerte im Blut: Was sie wirklich über den Körper verraten

            Der Arzt überprüft anhand einer Blutuntersuchung das Hämoglobin und das freie Eisen. Diese Werte geben Aufschluss darüber, wie viel Eisen dem Körper aktuell zur Verfügung steht – quasi mit welchem Anteil er gerade arbeitet. Diese Werte können durch Präparate oder Ernährunsumstellung kurzfristig erhöht werden, sodass sie einen Eisenmangel nicht immer bestätigen oder ausschließen können.

            Aussagekräftiger ist hingegen der Ferritinwert. Letzerer wird gern als „Depot-Eisen“ oder „Speichereisen“ bezeichnet und zeigt, wie viel Eisen dem Körper kontinuierlich zur Verfügung steht. Der Normbereich liegt – je nach Alter und Geschlecht – zwischen 10 und 150 ng/ml. Sieht der Behandlungsplan eine Eisensupplementierung vor, ist eine Wertekontrolle erst nach ca. vier bis sechs Monate nach Therapiebeginn sinvoll, da Ferritin nur langsam gespeichert wird.

            Warum Ferritin allein nicht ausreicht

            Leider kann ein Eisenmangel durch einen kurzfristig erhöhten Ferritinwert (z.B. bei Erkrankungen oder Entzündungsreaktionen im Körper) kaschiert werden. Der Transferrinsättigungswert kann Gewissheit schaffen, er sollte zwischen 16 – 45 Prozent liegen.

            Dieser Parameter gibt an, wie viel vom verfügbaren Transferrin mit Eisen beladen ist. Er zeigt nicht nur einen Mangel, sondern auch eine Eisenüberladung an. Diese ist beispielsweise bei der Erbkrankheit hereditäre Hämochromatose gegeben.

            Eisennormwerte
            Normaler Eisenspiegel

            (Durch Ferritinbestimmung)

            22-112 ng/ml bei Frauen

            34-310 ng/ml bei Männern

            Ist der Ferritinwert im Normbereich, sollte der Eisenhaushalt stimmen.

            Sollten trotzdem typische Symptome eines Mangels auftreten, macht es Sinn einen Blick auf die Transferrinsättigung zu werfen. Sie gibt Aufschluss über eine  akute Unterversorgung .

            Eisenmangel

            (Durch Ferritinbestimmung)

            < 22-112 ng/ml bei Frauen

            <34-310 ng/ml bei Männern

            Symptome wie Blässe, Müdigkeit, Antriebslosigkeit machen sich bemerkbar.
            Evtl. treten Haarausfall oder brüchige Nägel auf.
            Eisanmangel-Anämie

            (Durch Hämoglobinbestimmung)

            < 13,5 g/dl bei Männern

            < 12,0 g/dl bei Frauen

            Stärkere Symptome wie Erschöpfung, Restless-Leg-Syndrom, geschädigte Schleimhäute (Mund, Darm) treten auf

            Zu wenig oder zu viel – beides ist schlecht

            Oben genannte Eisenspeicherkrankheit betrifft nur etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung und tritt meist erst ab dem 50. Lebensjahr auf – aber das macht die Hämochromatose nicht weniger gefährlich.

            Die körpereigenen Schutzmechanismen zur Eisenüberladung funktionieren nicht mehr richtig, sodass Betroffene mit schwerwiegenden Konsequenzen zu kämpfen haben, wenn sie die Eisenzufuhr nicht reduzieren. Zu den Folgen zählen neben Magen- und Darmgeschwüren auch Diabetes und Organschäden an u.a. Leber, Niere und Herz.

            Eisenpräparate: Mögliche Nebenwirkungen und Tipps zur Einnahme

            Auch bei keiner Grunderkrankung kann Eisen zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Zu den häufigsten zählen Bauchschmerzen, Durchfall/Verstopfung, Übelkeit oder Erbrechen. Außerdem wird oftmals der Kot schwarz verfärbt, was aber keine schädigenden Folgen nach sich zieht.

            Auch die Zähne können sich dunkel verfärben, wenn Eisen zu lange im Mund verweilt – daher bietet es sich an auf Kapseln/Tabletten auszuweichen oder die Lösung/Tropfen mit einem Strohhalm zu sich zu nehmen, sodass das Medikament nicht mit den Zähnen in Berührung kommt. Bei immer wieder auftretenden Geschwülsten oder Aphten im Mund bietet sich auch ein Wechsel der Applikationsart an.

            Ein- und Aufnahme sowie Tipps

            Generell wird Eisen eher unregelmäßig und unvollständig aus dem Dünndarm absorbiert, weswegen sich mehrere kleine Gaben über den Tag verteilt empfehlen. Liegt ein Eisenmangel vor, ist die Resorption erhöht.

            Zweiwertiges-Eisen kann der Körper besser aufnehmen, weswegen eine gleichzeitige Einnahme mit Vitamin C (dient als Antioxidanz) die Resorption deutlich steigern kann. Eisenmedikamente werden am besten nüchtern und mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach dem Essen eingenommen. Kommt es bei dieser Empfehlung zu Problemen (z.B. durch Bauchschmerzen oder -krämpfe), kann das Mittel auch zum Essen eingenommen werden.

            Warum B-Vitamine eine wichtige Rolle spielen

            Hier empfiehlt es sich auf ein Präparat mit dreiwertigem Eisen umzuschwenken, da dieses weniger Anfällig ist für Wechselwirkungen zwischen dem Kation und Nahrungsbestandteilen wie Calcium. Um einen Erfolg zu erzielen, müssen Eisenpräparate über mindestens vier bis sechs Monate eingenommen werden. Der Therapieverlauf sollte mit Blutanalysen überwacht werden.

            Sollte aufgrund längerer Eiseneinnahme (und Ausschluss von organischen Ursachen) der Mangel nicht aufgefüllt werden, empfiehlt es sich den Status der B-Vitamine zu prüfen und diese ggf. in den Medikamentenplan mit aufzunehmen. Ohne ausreichend Vit. B6, B12 und Folsäure kann Eisen nicht richtig in die roten Blutkörperchen gelangen und nur ungenügend gespeichert werden.

            Die Eisenzirkulation

            Überblick für die Kitteltasche – Eisen
            Bausteine/Wirkstoffe
            • Zwei- oder dreiwertiges Eisen, welches in Salzform vorliegt – meistens Eisensulfat, Eisenchlorid, Eisenfumarat oder Eisengluconat (zweiwertiges Eisen (Fe 2+) wird sehr viel besser absorbiert als dreiwertiges (Fe3+), weswegen in Arzneimitteln größtenteils Fe 2+ verwendet wird)
            • Eisen, dass an Proteinen angelagert ist wird als „Häm-Eisen“ bezeichnet und findet sich vor allem in tierischen Nahrungsmitteln
            • Nicht an Proteine gebundenes Eisen wird „Nicht-Häm-Eisen“ genannt und kommt vor allem bei Pflanzen vor (Häm-Eisen wird deutlich besser vom Körper aufgenommen)
            Funktion(en) im Körper
            • Normale Bildung von roten Blutkörperchen und Hämoglobin
            • Normaler Sauerstofftransport und Energiestoffwechsel
            • Normale kognitive Funktionen (für eine optimale Gehirnbildung von Neugeborenen ist genügend Eisen essentiell)
            • Normale Funktion des Immunsystems
            • Funktion bei Zellteilung
            • Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung
            Bezugsquellen
            • Häm-Eisen (Fleisch, Fisch, Geflügel)
            • Nicht-Häm-Eisen (Bohnen, Linsen, Mehl, Getreide (Cave: Phytinsäure!))
            • als Faustregel: Grünes Gemüse enthält im Verhältnis zu anderen Sorten oftmals mehr Eisen
            RichtwerteSäuglinge:

            0 bis unter 4 Monate: 0,5 mg/Tag

            4 bis unter 12 Monate: 8 mg/Tag

            Kinder und Jugendliche:

            1 bis unter 7 Jahre: 8 mg/Tag

            7 bis unter 10 Jahre: 10 mg/Tag

            10 bis unter 15 Jahre: 12 mg/Tag

            (Mädchen, bei denen bereits die Periode eingesetzt hat: 15 mg/Tag)

            Erwachsene:
            15 bis unter 19 Jahre:  12 bzw. 15 mg/Tag

            19 bis unter 51 Jahre: 12 bzw. 15 mg/Tag

            ab 51 Jahre:  10 mg/Tag

            Schwangere: 30 mg/Tag und Stillende 20 mg/TagQuelle: Eisen. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

            Symptome einer Unterversorgung
            • Eisenmangelanämie mit Symptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung sowie verringerte Zahl roter Blutkörperchen
            • Blässe und Abgeschlagenheit
            • Kopfschmerzen
            • gereizte Schleimhäute
            • Rillen in den (Finger-)Nägeln und Haarausfall
            Risikogruppen für eine Unterversorgung
            • Vegetarier/Veganer
            • Frauen
            • regelmäßige, intensive körperliche Betätigung (Sportler, Bauarbeiter, …)
            • Krebspatienten
            • Übergewicht
            • Chirugiepatienten, vor allem bei Eingriffen zur Gewichtsreduktion
            • Entzündliche Darmerkrankungen wie z.B. Morbus Crohn
            Symptome einer Überversorgung
            • Übelkeit, Kopfschmerzen, Durchfall oder Verstopfung
            • Schädigung von Darmzellen, wodurch Eisen ungehindert ins Blut gelangen kann
            • Schädigung von Gefäßen, Herz und Leber;
            • erhöhte Infektanfälligkeit
            • Hämochromatose-Patienten besonders gefährdet
            Freund/FeindFreund:
            • Vitamin C steigert die Aufnahme von Eisen deutlich
            • ebenso steigern (nicht so stark wie Vit. C, aber dennoch deutlich) Citronensäure und andere organische Säuren die Aufnahme von Nicht-Häm-Eisen
            • Vitamin A fördert die Aufnahme von Eisen, da es daran bindet und die negativen Einflüsse von Phytinsäure und Polyphenole hemmt
            • Fructose (auch bei Nicht-Häm-Eisen)
            • Magensäure (bei viel Magensäure kann auch mehr Eisen resorbiert werden)
            • CAVE bei Protonenpumpenhemmern und Co., die Aufnahme von Eisen wird gestört

             

            Feind:

            Bestimmte Lebensmittel verschlechtern die Eisenaufnahme.
            (Abstand 4h – ca. 2h vor und 2h nach Einnahme)
            Dazu gehören u.a.:

            • Tannine wie in Kaffee, Tee
            • andere zweiwertige Kationen wie Calcium (Milch)
            • Getreide (Vollkorn), Hülsenfrüchte, Reis, Soja und andere Phytinsäure-Quellen
            • phosphathaltige Lebensmittel wie bestimmte Limonaden („Cola“)
            • oxalsäurereiche Nahrungsmittel wie Spinat, Rote Bete, Rhabarber, Mangold und Co.

            (Der Mythos, dass Spinat viel Eisen enthält geht auf einen Kommafehler in der Berechnung zurück. Rosenkohl enthält beispielsweise sehr viel mehr Eisen)

            • Polyphenole in beispielsweise Grüntee oder Traubensaft

            Medikamente:

            • Antazida (Abstand min. 2h)
            • Bisphosphonate werden bei gleichzeitiger Einnahme mit Eisen schlechter aufgenommen (Abstand min. 4 h, am besten 12)
            • Antibiotika wie die Tetrazykline und Chinolone (Abstand ca. 2-4 h)
            • Schilddrüsenhormone (Abstand ca. 2-4 h)
            • Cholestyramin (Mittel zur Senkung erhöhter Blutfettwerte) (Abstand ca. 4 h)
            • Rheumatika wie Penicillamin oder Goldverbindungen (Abstand 4 h)
            • Levodopa und Methyldopa (Abstand 4 h)
            • Mineralien wie Fluor, Phosphat, Kupfer, Zink und Chrom werden bei gleichzeitiger Gabe schlechter aufgenommen (Abstand ca. 2-4 h)
            • Aluminium, Calcium und Magnesium verschlechtern hingegen die Aufnahme von Eisen (Abstand ca. 2-4 h)

            Eisen: Das Wichtigste für PTA im Überblick

            • Bei einer Eisenmangelanämie kommt es neben einem ausgeprägten Restless-Legs-Syndrom auch zu Luftnot bei Belastung – bei diesen Symptomen ist eine Überprüfung der Eisenwerte sinnvoll.
            • Eisen kann den Stuhl dunkel verfärben. Diese Nebenwirkung hat aber keine Bedeutung für den Patienten und ist rein optisch (CAVE: Verwechslungsgefahr! Blut im Stuhl sieht ähnlich aus).
            • Dreifach gut fürs Kinderhirn: Frühkindlicher Eisenmangel führt nicht nur zum Abfall kognitiver Fähigkeiten, deren Folgen sich bis in das Erwachsenalter ziehen, sondern fördert auch die Entwicklung von AD(H)S. Folglich steigert eine gute Eisenversorgung die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit von Kindern.
            • Eisen und Schwangerschaft:
              Eisenpräparate sollten nur nach vorheriger Bestimmung der Werte und nach ärztlicher Rücksprache in der Schwangerschaft eingenommen werden, um ein „zu viel“ auszuschließen.
              Kinder, deren Mutter einen guten Eisenstatus in der Schwangerschaft hatten, haben in der Regel ein höheres Geburtsgewicht. Außerdem leiden diese Frauen seltener an einer Wochenbettdepression.
            • Eisen kann nicht nur die Zähne verfärben, sondern auch die Mundschleimhaut schädigen (Geschwulstbildung oder Aphten) – daher sollten Präparate nicht im Mund behalten werden, sondern schnellstmöglich geschluckt werden.
              Aufgrund dieser schleimhautreizenden Eigenschaften sollte Eisen nur mit Vorsicht bei entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts oder bei Magen- und Darmgeschwüren eingenommen werden.
            • Sportler zählen zur Risikogruppe einer Unterversorgung, da sie ca. 1,2mg Eisen pro Liter Schweiß verlieren.
            • Myoglobin, welches für die Speicherung von Sauerstoff in den Muskeln dient, benötigt zum Aufbau Eisen. Ist dieses nicht ausreichend vorhanden, fehlt den Muskeln Sauerstoff und sie ermüden schneller.
            • Eine nüchterne Aufnahme von Eisen verbessert dessen Resorption stark. Allerdings vertragen einige Patienten dies nicht, sodass eine Verabreichung mit Nahrung empfohlen wird.
              Hier gilt das Prinzip „Probieren geht über Studieren“.
            • Die gleichzeitige Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (sogenannte „NSAR“) wie beispielsweise ASS, Ibuprofen, Diclofenac und Eisen verstärkt die Schädigung der Magen-Darm-Schleimhaut und ist daher nicht empfehlenswert.
            • Fe2+ wird in flüssigen Darreichungsformen, mit geringer Eisenmenge pro Einzeldosis besser vertragen. Gegebenenfalls empfehlen sich mehrere kleine Dosen über den Tag verteilt, anstatt einer großen Menge auf einmal zu nehmen.
              Ansonsten kann man Eisen auch Spritzen und damit den Magen-Darm-Trakt umgehen.
            • Es gibt auch Eisengels und -alben, die das Prinzip der feuchten Wundheilung unterstützen. Gerade bei chronischen Wunden kann damit effektiv gearbeitet werden.
            • Kindersicher aufbewahren, da eine (versehentlichen) Einnahme von zu viel Eisen zu lebensgefährlichen Vergiftungen mit Erbrechen, Durchfall, Leber- und Nierenschäden entstehen können.
            Autor
            Michelle Krebs

            Fachredaktion Healthcare, Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA).

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            Geprüft von
            Stephanie Nitsch

            Stephanie Nitsch hat ihren Abschluss als examinierte Krankenschwester an der Universität zu Lübeck absolviert und arbeitete 10 Jahre im Operationsdienst verschiedener Fachgebiete. Als geprüfte Pharmareferentin besuchte sie anschließend neurologische und urologische Facharztpraxen, Kliniken und Apotheken. Im European Surgical Institute, dem europäischen Schulungszentrum der Firma Johnson&Johnson für minimal-invasive Chirurgie, betreute sie die CME-Kurse (Continuing Medical Education) für Chirurgen und war für die Schulung der neuen Außendienstmitarbeiter verantwortlich. Als spätere Gebietsmanagerin lagen ihr die Aus- und Weiterbildung sowie die klinische Anwendungsberatung des Ethicon-Produktportfolios im Operationssaal besonders am Herzen. Als medizinische Redakteurin unserer Healthcare-Abteilung verfasst sie Fachpublikationen und Patienteninformationen.

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            Quellenangaben

            1. Die Seite des Robert Koch Instituts
              https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/KiGGS_Laborparameter.pdf?__blob=publicationFile
            2. Die Seite der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit – EFSA
              https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.2903/sp.efsa.2017.e15121
            3. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
              https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/
            4. Statistiken und Zahlen https://www.aerzteblatt.de/archiv/194970/Anaemie-und-Blutmanagement-Neubewertung-in-verschiedenen-Indikationen#:~:text=In%20bis%20zu%2080%20%25%20der,bei%2020%20%25%20(2).

            Inhalt

            • Diagnose
            • Eisenwerte
            • Ein- und Aufnahme
            • Eisenzirkulation
            • PTA-Wissen im Überblick

            Eisenmangel in der Schwangerschaft

            Aufgrund des erhöhten Eisenbedarfs sollten Schwangere gezielt beraten werden, um eine adäquate Versorgung sicherzustellen. 

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              Home Praxiswissen Wirkstoffe
              Autor: PTA Redaktion
              Lesezeichen
              Lesedauer ca. 4 min
              19.12.2024

              Vitamin D – Wer profitiert, wie viel ist gesund?

              Was ist Vitamin D?

              Vitamin D ist ein Überbegriff für verschiedene Seco-Steroide mit biologisch aktiver Wirkung. Da Vitamine vom Körper nicht selbst synthetisiert werden können, Vitamin D hingegen durch Sonneneinstrahlung auf der Haut selbst produziert werden kann, ist die Klassifizierung als Vitamin umstritten.

              Entdeckung des Vitamin D

              Im Jahre 1919 heilte der britische Arzt Sir Edward Mellanby junge Hunde, die an Rachitis erkrankten (Erkrankung des wachsenden Knochens mit gestörter Mineralisation), mit Fischleberöl. Er ging davon aus, dass das vor kurzem im Fischleberöl identifiziert Vitamin A der Heilsbringer war und vermutete Ernährungsmangel als Ursache der Rachitis. Er fütterte die Hunde ausschließlich mit Hafer und ließ sie während des gesamtes Experimentes im Haus halten, wodurch letztendlich Rachitis ausgelöst wurde. 1922 erbrachte dann der US-amerikanische Biochemiker Elmer McCollum den Nachweis, dass im Fischlebertran ein Wirkstoff enthalten sein muss, der eine antirachitische Wirkung besitzt und für den Knochenstoffwechsel von größter Bedeutung sein muss. Er begann damit, Fischleberöl zu erhitzen und zu begasen, wodurch Vitamin A zerstört wurde. Übrig blieb ein Stoff, der dennoch Rachitis heilen konnte. Er hielt sich an die alphabetische Reihenfolge der entdeckten und benannten Vitamine B und C und benannte seine Entdeckung „Vitamin D“. 1932 entdeckten der deutsche Chemiker Adolf Windaus und weitere Wissenschaftler die Struktur von Vitamin D2 (Ergocalciferol), welches in Pflanzen vorkommt. 1936 legte Adolf Windaus mit der Struktur von Vitamin D3 (Cholecalciferol) nach, welches in tierischen Produkten enthalten ist und vom Menschen besser verwertet werden kann.

              Problem Vitamin-D3-Mangel

              Es gibt zahlreiche repräsentative Studien mit hoher Evidenz die belegen, dass der Vitamin-D-Mangel zum großen Problem werden kann. Eine aktuelle Auswertung von 14 Studien mit über 55.800 Menschen in Europa konnte zeigen, dass ca. 84 % der Probanden einen moderaten Mangel (< 30 ng/ml) an Vitamin D aufwiesen, über 40 % der Probanden hatten sogar einen manifesten Vitamin D-Mangel (< 20 ng/ml), und zwar völlig unabhängig vom Alter, Ethnie und Wohnort. In Deutschland reicht von Oktober bis April die Intensität des Sonnenlichtes nicht aus (UV-Index < 3), um genügend Vitamin D zu produzieren. Fehlt es an Vitamin D, entstehen zahlreiche Risiken. Eines davon ist Hypertonie, da Vitamin D einen direkten Einfluss auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) besitzt, welches unter anderem den Volumenhaushalt und Blutdruck des Körpers steuert. So steigen bei einem massiven Vitamin-D-Mangel die Konzentrationen von Renin (hormonähnliches Enzym, wichtig für die Produktion von Angiotensin II) und Angiotensin II (Hormon mit gefäßverengender Wirkung; führt zum Anstieg des Blutdrucks) im Regelkreislauf an. Personen mit einem Vitamin-D-Mangel besitzen ein 3,2-fach höheres Risiko eine Hypertonie zu entwickeln als Menschen mit einem guten Vitamin-D-Status. Auch Asthmaanfälle werden durch zu wenig Vitamin D begünstigt. So konnte in einer Zusammenfassung von sieben placebokontrollierten Studien mit 435 Kindern und zwei placebokontrollierten Studien mit 658 erwachsenen Asthmatikern beobachtet werden, dass Patienten mit oralen Steroiden weniger Asthmaanfälle erlitten, sobald ihnen Vitamin D substituiert wurde.

              Vitamin D3 und Magnesium

              Tatsächlich ist die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Magnesium und Vitamin D gibt, gar nicht so einfach zu beantworten. Es gibt nicht viele klinische Studien und aussagekräftige Untersuchungen darüber, ob Magnesium direkt die Wirkung des Cholecalciferols positiv beeinflusst bzw. verstärkt. Dennoch geht die Evidenz in die Richtung, dass sich beide Stoffe sinnvoll ergänzen. In Tierversuchen wurden die Probanden magnesiumarm ernährt, was wiederum den Vitamin-D-Stoffwechsel massiv beeinflusste. Experten raten inzwischen zur Kombination beider Mittel. Allein schon deswegen, weil beide Stoffe bei Patienten mit z.B. Diabetes, arterieller Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einen sehr häufigen Defizit aufweisen, der über die normale Ernährung oder Lebensweise nicht gedeckt werden kann.

              Befasst man sich aber mit der körpereigenen Synthese des Vitamin D, so findet man während der Umwandlungsphase vom unwirksamen 25-OH-Vitamin-D3 (Calcidiol) in das wirksame 1,25-(OH)2-Vitamin-D3 (Calcitriol) u.a. Magnesium. So kann man theoretisch davon ausgehen, dass bestimmte Patientengruppen, die einen massiven Magnesiummangel haben, Probleme bei der Umwandlung des Vitamin D3 besitzen.

              Dosierungsempfehlung

              1 µg Cholecalciferol entspricht 40 IE (Internationale Einheiten). Für Vitamin D bestehen drei Faustregeln. Der tägliche Bedarf liegt bei etwa 40-60 IE Vitamin D/Tag/kg Körpergewicht. Ein Mensch mit 75 kg benötigt also etwa 3750 IE Vitamin-D pro Tag. Die tägliche Zufuhr von 1000 IE Vitamin-D erhöht den 25(OH)D-Spiegel im Serum um etwa 10 ng/ml (25 nmol/L). Eine Überdosierung bzw. Intoxikation sollte bei dieser Dosierung ausgeschlossen sein.
              Ein Mensch mit heller Hautfarbe kann täglich etwa 15.000-20.000 IE Vitamin-D selbst produzieren, vorausgesetzt, er setzt sich den ganzen Tag der Sonne aus.
              Um einen manifesten Mangel auszugleichen, bedarf es aber ca. 2000-4000 IE Vitamin-D pro Tag, um schnellstmöglich auf ein normales 25(OH)D-Level zu kommen.

              Einmalige Hochdosisgaben von 20.000-40.000 IE Vitamin-D pro Tag bzw. Woche, die über einen kurzen Zeitraum gegeben werden, werden inzwischen sehr kritisch gesehen. In einigen Untersuchungen konnte u.a. gezeigt werden, dass dadurch die Infektanfälligkeit, Erkrankungszeit, Sturzgefahr, Osteoporose-Risiko, Nierensteine und Morbidität steigt. Deshalb sollten bevorzugt niedrigere Dosen zum Abendessen (2000-4000 IE/d) eingenommen werden.

              Der tägliche Magnesiumbedarf liegt bei etwa 400 mg, die tägliche Zufuhr bei durchschnittlich 200-300 mg. Oft essen alte Menschen weniger, somit sollten diese ihre tägliche Magnesium-Zufuhr im Auge behalten und 1-2x tgl. 150-300 mg Magnesium einnehmen.

              25(OH)D-Spiegel im Serum

              • < 20 ng/ml (< 50 nmol/L): Mangel
              • < 30 ng/ml (< 75 nmol/L): Moderater Mangel, Insuffizienz
              • 30-100 ng/ml (75-250 nmol/L): Normale Versorgung
              • 30-60 ng/ml (100-150 nmol/L): Optimale Versorgung
              • > 100 ng/ml (> 250 nmol/L): Zu hoch

              Was ihr als PTA wissen solltet

              • Ca. 80 % der Deutschen leiden unter Vitamin-D-Mangel
              • Alte und multimorbide Patienten benötigen in der Regel eine ganzjährige Vitamin-D-Substitution
              • Vitamin-D-Mangel begünstigt u.a. Hypertonie und Asthma
              • Vitamin-D senkt Blutdruck, stärkt Herzmuskelkraft, wirkt antientzündlich, verringert Asthmaanfälle
              • Magnesium sollte mit Vitamin-D kombiniert werden
              • Der tägliche Vitamin-D-Bedarf liegt bei 40-60 IE/d/kg, Magnesium 400 mg/d
              • Hohe Dosen Vitamin-D fördern massive Risiken

              Autor
              PTA Redaktion

              Unsere Redaktion besteht aus ausgewählten PR-Redakteuren und -Beratern aus dem Bereich der Gesundheitskommunikation.

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              Quellenangaben

              1. Vitamin-Lexikon (GustavFischer) 2. Auflage 3.12.1 – 3.12.8.1
              2. Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft) 1. Auflage S. 24-27
              3. Gröber Mikronährstoffe (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft) 3. Auflage S. 134-141
              4. Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie (Thieme) 2. Auflage S. 436-437
              5. Mutschler Arzneimittelwirkungen (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft) 9. Auflage S. 771-774
              6. Cochrane-Review (online)
              7. Artikel Ärztezeitung (PDF)
              8. Artikel DAZ (online)

              Inhalt

              • Was ist Vitamin D?
              • Entdeckung des Vitamin D
              • Problem Vitamin-D3-Mangel
              • Vitamin D3 und Magnesium
              • Dosierungsempfehlung
              • Was ihr als PTA wissen solltet

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                Home Praxiswissen Wirkstoffe
                Autor: Michelle Krebs
                Geprüft von: Stephanie Nitsch
                Lesezeichen
                Lesedauer ca. 9 min
                19.12.2024

                Vitamin B12 – Das Vitamin gegen Müdigkeit und Erschöpfung

                Es ist ein hitzig diskutiertes Vitamin, dieses Cobalamin. Grund ist, dass es eigentlich nur aus tierischen Produkten gewonnen werden kann. Dies widerspricht aber der Lebenseinstellung vieler Menschen – haben Veganer nun immer gleich ein Defizit? Gibt es keine Alternativen? Und wofür braucht der Körper eigentlich dieses Vitamin B12?

                Funktion und Mangelerscheinungen

                Vitamin B12 ist ein Nährstoff, den der Körper nicht selbst produzieren kann – er ist also auf die Zufuhr von außen angewiesen. Er wird vor allem für die Bildung von neuer DNA, im Fett- und Aminosäurestoffwechsel und bei der Herstellung von Neurotransmittern und Nervenzellen benötigt. Eine Unterversorgung kann daher starke Risiken für die Patienten mit sich bringen, vor allem, da ein beginnender Mangel oftmals unentdeckt bleibt.
                Symptome wie Erschöpfung, Müdigkeit, Vergesslichkeit oder depressive Verstimmungen werden nicht immer mit einem Vitamin-Mangel in Verbindung gebracht. Gerade in der heutigen, sehr leistungsorientierten Gesellschaft trauen sich viele Menschen nicht, solche Probleme anzusprechen oder einen Arzt damit zu behelligen. Werden erste Warnsignale ignoriert, kommt es zu weiteren Mangelerscheinungen.

                Durch die hohe Beteiligung an Zellteilungsvorgängen, macht sich ein Defizit auch dort bemerkbar – im Knochenmark und in den Blutzellen. Dort werden bei einem Mangel an Cobalamin weniger rote Blutkörperchen gebildet, was zur Folge hat, dass die vorhandenen überversorgt werden: Sie werden mit einem Übermaß von Hämoglobin angereichert, was sie unnatürlich groß macht und Ihre Funktionen beeinträchtigen kann. Mediziner sprechen von einer „megaloblastische Anämie“.
                Die Degeneration des Rückenmarkes und der Hirnstrangbahnen, welche ein längere Unterversorgung mit Vitamin B12 nach sich zieht, wird als “ funikuläre Myelose“ bezeichnet und hat schwere neurologische Folgen für den Patienten. Meist beginnt diese Erkrankung mit Kribbeln oder tauben Beinen sowie Gangunsicherheit, was das Sturzrisiko stark steigert. Diese Auswirkungen werden meist nicht oder zu spät wahrgenommen. Gerade bei Senioren wird bei Gleichgewichtsstörungen oder bei vermehrten Stürzen nicht an die Zufuhr der B-Vitamine gedacht, obwohl es vor allem für diese Patientengruppen esentiell wichtig wäre, einen Normwert zu erreichen. So würden sie neben dem Kopf auch die Funktionen des Herzens schützen. Gerade solche Folgen sind oftmals irreversibel, sodass ein Mangel frühzeitig ernstgenommen werden muss!

                Auch Schwangere (und Stillende) sollten unbedingt auf eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen achten. Für die neurale Entwicklung im fetalen sowie frühkindlichen Stadium ist sie ausschlaggebend! Beispielsweise kann Folsäure, die auch zur Gruppe der B-Vitamine gehört, effektiv vor einem Neuralrohrdefekt schützen.

                Lieferanten und deren Unterschiede

                Lediglich Mikroorganismen sind in der Lage Vitamin B12 herzustellen. Diese gelangen durch Verunreinigungen auch auf unsere Pflanzen und somit auf den Esstisch – weswegen man sie auch in unserem Dickdarm finden kann. Leider können wir das dort produzierte Cobalamin aber nicht aufnehmen, da unsere Verwertungsstelle im Dünndarm ist. Wir brauchen also Unterstützung.

                Diese finden wir in tierischen Erzeugnissen wie Fisch, Meerestiere, Fleisch, Eier und Milchprodukte. Das dort enthaltene Cobolamin kann gut und effizient vom Körper verwendet werden. Teilweise befinden sich auf fermentiertem Gemüse oder Algen Spuren des Vitamins. Zum einen schwankt die enthaltene Menge stark und zum anderen handelt es sich dabei meist um sogenannte Vitamin-B12-Analoga, welche der Körper nicht verwerten kann.
                Zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung wird Menschen, die sich vegan ernähren eine dauerhafte Einnahme von Vitamin-B12-Präparaten und Vegetariern eine Überprüfung der entsprechenden Werte jedes bzw. jedes zweite Jahr empfohlen.

                Darreichungsformen und Intrinsic Factor

                Je nach Präparaten liegt Vitamin B12 unterschiedlich vor. Als Cyanocobalamin, welches synthetisch hergestellt wird und die größte Stabilität aufweist oder als Hydroxocobalamin, dass vor allem in Lebensmitteln vorkommt. Beide muss der Körper erst in die aktiven Coenzym-Formen Methylcobalamin und Adenosylcobalamin umwandeln. Diese findet man stellenweise auch in Fertigarzneimitteln, meist in Kombi-Präparaten. Generell spielt es keine Rolle zu welchem Wirkstoff man greift, da der Körper alle gut verwerten kann. Lediglich Raucher oder Patienten mit Nierenfunktionsstörungen sollten zu Hydroxocobalamin greifen, da hier meist Cyanocobalamin nicht richtig verstoffwechselt werden kann.

                Die Darreichungsformen lassen keine Wünsche offen: Egal ob Tabletten, Kapseln, Zahnpasta, Spritzen, Tropfen, (Mund-)Spray, Direktgranulat, oder Trinkfläschchen – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Theoretisch kann sich jeder das heraussuchen, was er möchte – in der Praxis gibt es kleine Einschränkungen.
                In den Parietalzellen der Magenschleimhaut befindet sich der sogenannte Intrinsic factor, welcher benötigt wird, um Vitamin B12 im Dünndarm zu resorbieren. Vegan lebende Menschen oder Patienten, deren Magenschleimhaut geschädigt ist, verlieren dieses Glykoprotein. Vor allem unter der Einnahme von Protonenpumpenhemmern (Omeprazol, Pantoprazol und Co.) schrumpft schnell die Fähigkeit der Vitamin B-Aufnahme. Ebenso kann bei zu wenig Magensäure (z.B. bei Antazida-Abusus) die Aufnahme gestört sein. Patienten, bei denen das der Fall ist, kann Vitamin B12 nur über die Mundschleimhaut oder parenteral (durch bsp. Spritzen)aufgenommen werden. Am einfachsten sind hier Lutschtabletten.

                Mangel erkennen

                Jeder Mensch besitzt einen Vitamin B12-Speicher. Dieser ist unterschiedlich gut (oder schlecht) gefüllt. Nehmen wir nun zu wenig Cobolamin zu uns, entleert sich dieser Speicher langsam. In der Regel reichen unsere Reserven für zwei Jahre. Ein Mangel lässt sich anhand einer Blutuntersuchung im Labor rasch feststellen. Bei einem sogenannten Serumtest wird die Gesamtmenge des Vitamins im Blut gemessen. Bedauerlicherweise kann dieser Test nicht zwischen aktiven und inaktiven Vitamin B12 unterschieden, sodass ein hoher Wert nicht immer einen Mangel ausschließt.

                Ein besseres Ergebnis erzielt der Holo-Transcobalamin-Test (Holo-TC), da hier nur die aktive Form gewertet wird. Die Bestimmung der  Methylmalonsäure im Urin und des Homocystein-Wertes im Blut sind nur ergänzende Maßnahmen, die bei fortgeschrittendem Mangel eingesetzt werden. Bei einem beginnenden Defizit verändern sich diese Marker kaum.
                Folgende Werte dienen der Orientierung:

                Holo-Transcobalamin< 35 pmol/l
                Mangel vorhanden,
                hohe Substituierung empfohlen
                35 – 50 pmol/l
                leichter Mangel möglich,
                evtl. substituieren
                >50 pmol/l
                Mangel unwahrscheinlich
                Methylmalonylsäure>32 µg/l
                Mangel wahrscheinlich
                –9-32 µg/l
                Mangel unwahrscheinlich
                HomocysteinDer nüchterne Normalwert für Homocystein liegt zwischen

                5 und 10 µmol/l. Bei einem Vit. B Mangel ist er erhöht.

                Überblick für die Kitteltasche – Vitamin B12:
                Bausteine/Wirkstoffe·       Vitamin B12 gehört zur Gruppe der Cobalamine (diese Verbindungen haben immer Cobalt als Zentralatom)

                ·       Wenn wir von Vit. B12 reden, meinen wir meist das Cyanocobalamin

                •  biologisch inaktiv; es ist ein „Pro-Drug“, welches der Köper erst in die aktive Form umwandeln muss
                •  wird in Nahrungsergänzungsmittel verwendet und vom Körper in das Adenosylcobalamin („Coenzym B12“) umgsetzt

                ·       ein weiteres biologisch wirksames Co-Enzym ist das Methylcobalamin („Methyl-B12“)

                ·       Es gibt folgende Speicherformen: Aquacobalamin („Vit. B12a“), Hydroxycobalamin („Vitamin B12b“) und Nitritocobalamin („Vitamin B12c“)

                ·       sogenannte „Vitamin-B12-Analoga kommen in einigen pflanzlichen Lebensmitteln (z.B. Algen, Sauerkraut) vor, spielen aber leider keine Rolle bei der Versorgung des Körpers mit Vit. B12 – im Gegenteil, durch Blockierung der Transportwege kann sie sich sogar noch verschlechtern

                Funktion(en) im Körper·       Normaler Energiestoffwechsel

                ·       Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung

                ·       Funktion bei Zellteilung sowie beim Ab- und        Umbau im Fett- und Aminosäurestoffwechsel

                ·       Normale Bildung der roten Blutkörperchen

                ·       Normale Funktion des Immunsystems

                ·       Normale Funktion des Nervensystems

                ·       Normale psychische Funktion

                Bezugsquellen·       Fisch

                ·       Krustentiere

                ·       Fleisch

                ·       Eier

                ·       Milchprodukte

                RichtwerteSäuglinge:

                0 bis unter 4 Monate: 0,5 µg/Tag

                4 bis unter 12 Monate: 1,4 µg/Tag

                Kinder und Jugendliche:

                1 bis unter 4 Jahre: 1,5 µg/Tag

                4 bis unter 7 Jahre: 2 µg/Tag

                7 bis unter 10 Jahre: 2,5 µg/Tag

                10 bis unter 13 Jahre: 3,5 µg/Tag

                13 bis unter 15 Jahre sowie Erwachsene und Senioren: 4 µg/Tag

                Schwangere: 4,5 µg/Tag und Stillende 5,5 µg/Tag

                 

                Symptome einer Unterversorgung·       Unfruchtbarkeit

                ·       Megaloblastische Anämie
                (= Produktion unnatürlicher großes roter Blutzellen)

                ·       Funikuläre Myelose
                (=Erkrankung des zentralen Nervensystems,
                vor allem des Rückenmarks)

                ·       Neurologische Beschwerden wie Demenz, Gedächtnisstörungen, Psychosen, Konzentrationsschwäche, Persönlichkeitsveränderungen

                ·       Müdigkeit, Erschöpfung

                ·       Nervenschmerzen, Neuropathien

                ·       Darmbeschwerden und/oder Durchfall

                ·       Entzündungen der Zunge und der Mundschleimhaut

                ·       Kribbeln in Armen/Beinen oder Taubheitsgefühl

                Risikogruppen für eine Unterversorgung

                 

                ·       Schwangere

                ·       Senioren (!)

                ·       Veganer

                ·       Vegetarier mit erhöhtem Vit. B12 Bedarf (z.B. Schwangerschaft)

                ·       Menschen mit Magen-Darm-Erkrankungen wie bsp.  atrophische Gastritis, chronisch-entzündliche Darmkrankheiten (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), exokrine Pankreasinsuffizienz oder Patienten, denen ein Teil des Magen und/oder Darms operativ entfernt wurde (CAVE auch bei Magenband)

                Symptome einer Überversorgung·       Fälle von Überdosierung bisher nicht bekannt
                • viel geschluckt heißt nicht automatisch viel aufgenommen – im Gegenteil: der Körper scheidet dann vermehrt das Vitamin aus
                • Ausnahme: Hypercobalaminämie bei Organfunktionsstörungen

                ·       bei Nahrungsergänzungsmittel kommt es sehr selten zu Überempfindlichkeitsreaktionen gegen einen der Inhaltsstoffe

                Freund/Feind

                 

                 

                 

                Freund:

                ·       Vitamin B12, B6 und Folsäure sind eng miteinander verbunden und ergänzen sich optimal. Vor allem für die Einlagerung von Eisen werden alle drei Vitamine benötigt.  Ebenso regulieren sie den Homocysteinhaushalt.

                ·       Calcium unterstützt die Aufnahme von B12

                • haben sich der Intrinsic factor und das Vit. B12 miteinander verbunden, lagern sie sich an der Dünndarmschleimhautwand an. Erst durch Calcium kann dieser „Komplex“ aufgenommen werden und in die Blutbahn gelangen.

                 

                Feind:

                ·       Bestimmte Lebensmittel verschlechtern die Eisenaufnahme.
                (Abstand 4h – ca. 2h vor und 2h nach Einnahme)
                Dazu gehören u.a.:

                • Tannine wie in Kaffee, Tee
                • andere zweiwertige Kationen wie Calcium (Milch)
                • Getreide (Vollkorn), Hülsenfrüchte, Reis, Soja und andere Phytinsäure-Quellen
                • phosphathaltige Lebensmittel wie bestimmte Limonaden („Cola“)
                • oxalsäurereiche Nahrungsmittel wie Spinat, Rote Bete, Rhabarber, Mangold und Co.
                • Polyphenole in beispielsweise Grüntee oder Traubensaft

                ·       Medikamente:

                • Magen-/Darmmittel:
                  Protonenpumpenhemmer, Antazida mit Al-/Mg-hydroxid, Natriumbicarbonat und teilweise H2-Blocker
                • Gerade durch Säureblocker können verschieden Mikronährstoffe nicht mehr optimal aufgenommen werden – neben Magnesium ist das auch Vit. B12
                  (Cave: Senioren brauchen das B12 vermehrt für kardiovaskuläre und neurologische Funktionen)
                • Diuretika aller Substanzklassen erhöhen die Vit. B12-Ausscheidung und daher die Gefahr eines Mangels (Cave: Senioren!)
                • Antidiabetika: Metformin: Das Diabetesmittel hemmt die Aufnahme von B12 aus dem Darm
                • Lipid- und Cholesterinsenker: Colestyramin (bindet den Intrinsic factor und stört damit die Vit. B12-Resorption (um bis zu 90%!))
                • Antirheumatika: Methotrexat
                • Schmerzmitel: Acetylsalicylsäure („ASS“)
                • Antiepileptika: Carbamazepin, Valproinsäure, Primidon, Phenytoin, Phenobarbital
                • Antihypertonika : Methyldopa
                • Antibiotika: Neomycin, Chloramphenicol

                PTA-Wissen kompakt:

                • Patienten, die über längere Zeit Protonenpumpenhemmer einnehmen oder bei veganer Ernährung, fehlt der Intrinsic factor, weswegen Vit. B12 nicht mehr aufgenommen werden kann. Eine Substitution muss durch Spritzen oder über die Mundschleimhaut (am besten Lutschtabletten) erfolgen.
                • Da sich die B-Vitamine in ihrer Funktion ergänzen und stellenweise einander brauchen empfiehlt es sich (auch preislich) meist einen B-Vitamin-Komplex zu nehmen, anstatt ein Cobalamin alleine.
                • Bei Gangunsicherheit oder Schwindel an Vitamin B12 denken!
                • Bei zu viel Vitamin B12, scheidet der Körper das Vitamin vermehrt aus – ggf. lieber mehrere kleine Dosen über den Tag verteilt geben, anstatt einer Großen.
                • Patienten, die eine Krankheit haben, bei der rote Blutkörperchen schnell zerfallen oder die an AIDS leiden, haben einen erhöhten Vitamin B-Bedarf.
                • Gerade ältere Menschen leiden oftmals an einer Gastritis oder nehmen Medikamente ein, die die Magenschleimhaut beeinflussen (Protonenpumpenhemmer) oder die Einfluss auf den Vitamin B12-Haushalt haben. Ab 60 Jahren sollte daher eine Substitution mit Vitamin B erfolgen – je nach Medikamenten Einnahme (oder nicht-Einnahme) reicht auch eine Substitutions-Kur aus (2x im Jahr für 4 Wochen).
                • Das Vitamin B12 kann nicht nur vor Depressionen schützen, sondern wird auch effektiv bei Neurodermitis und Schuppenflechte eingesetzt. Hierfür stehen auch Salben mit Cyanocobalamin zur Verfügung, welche rückfettend und entzündungshemmend sind.
                • Zwar ist eine Überdosierung von Vit. B12 durch reine Nahrungsaufnahme praktisch ausgeschlossen, aber durch beispielsweise Verabreichung von Spritzen bei organischen Funktionsstörungen (wie Lebermetastasen) kann eine Hypercobalaminämie auftreten, welche sich in immunologischen Reaktionen wie Hautausschlag zeigt.
                Autor
                Michelle Krebs

                Fachredaktion Healthcare, Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA).

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                Geprüft von
                Stephanie Nitsch

                Stephanie Nitsch hat ihren Abschluss als examinierte Krankenschwester an der Universität zu Lübeck absolviert und arbeitete 10 Jahre im Operationsdienst verschiedener Fachgebiete. Als geprüfte Pharmareferentin besuchte sie anschließend neurologische und urologische Facharztpraxen, Kliniken und Apotheken. Im European Surgical Institute, dem europäischen Schulungszentrum der Firma Johnson&Johnson für minimal-invasive Chirurgie, betreute sie die CME-Kurse (Continuing Medical Education) für Chirurgen und war für die Schulung der neuen Außendienstmitarbeiter verantwortlich. Als spätere Gebietsmanagerin lagen ihr die Aus- und Weiterbildung sowie die klinische Anwendungsberatung des Ethicon-Produktportfolios im Operationssaal besonders am Herzen. Als medizinische Redakteurin unserer Healthcare-Abteilung verfasst sie Fachpublikationen und Patienteninformationen.

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                Quellenangaben

                1. Für alle, die es genauer wissen wollen:
                  Fachmedien für Medizin
                  https://www.der-niedergelassene-arzt.de/medizin/kategorie/medizin/wenn-arzneimittel-im-alter-zu-biofaktoren-raeubern-werden
                2. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
                  https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-b12/?L=0
                3. Die Seite der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit – EFSA
                  https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.2903/sp.efsa.2017.e15121
                4. Laborwerte richtig einschätzen
                  https://ladr.de/vitamin-b12

                Inhalt

                • Funktion und Mangelerscheinungen
                • Lieferanten und deren Unterschiede
                • Darreichungsformen und Intrinsic Factor
                • Mangel erkennen
                • PTA-Wissen kompakt

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                    • Erfolgsgeschichten
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