Cremes, Gele, Salben und Pflaster – Ein Überblick im topischen Schmerztherapeutika-Dschungel
Muskel- und Gelenkbeschwerden, Schwellungen, Zerrungen, Prellungen, Verstauchungen sowie Verspannungen: Die Liste der möglichen Einsatzgebiete ist genau so lang wie die vorhandenen Präparate. Mit dem OTC-Switch von Ibuprofen-haltigen Pflastern (und dem kürzlich erschienenen, freiverkäuflichen Produkt) haben Schmerzpatienten nun eine weitere Option ihre Beschwerden zu lindern. Doch was hilft wirklich und gibt es überhaupt Unterschiede? In den letzten Jahren sind lokal angewendete Salben und Cremes etwas in Verruf geraten. Es wurde von Unwirksamkeit oder Placebo-Effekt gesprochen. In zahlreichen – unterschiedlichen – Studien wurde diese Meinung deutlich widerlegt. Viele Wirkstoffe haben das „Zuckerwasser“-Ergebnis signifikant überholt – mehr noch: Die Analysen bezüglich Diclofenac haben sogar gezeigt, dass eine lokale Anwendung die gleiche Wirksamkeit wie eine orale Einnahme zeigt.
Die Mischung macht’s
Gerade am Beispiel Diclofenac wird deutlich, dass nicht jede Salbe gleich ist. Je nach vorliegendem Salz ist die Zubereitung lipo- oder hydrophiler. Damit ändert sich folglich auch die Resorptionsrate und -geschwindigkeit. Diese werden außerdem durch die galenische Zusammensetzung beeinflusst: Gele und Emulsionen haben eine viel bessere Freisetzung als Cremes. Verdeutlicht wird dies durch den Anwendungshinweis, dass Letztere nicht nur aufgetragen sondern auch einmassiert werden müssen. Andernfalls ist eine Wirkung kaum wahrzunehmen. Zusätze wie Isopropanol und Ethanol beeinflussen den Lipidgehalt der Haut, wodurch Zubereitungen besser resorbiert werden können. Auch Hilfsstoffe wie Dimethylsulfoxid, Lechitin, Propylenglykol oder Oleinsäure steigern als Penetrationsförderer die Resorptionsrate. Ebenso erhöhen Okklusionsverbände die Aufnahme der Wirkstoffe und sollten daher nur nach Rücksprache angewendet werden.
Verträglichkeit und Anwendung
Generell gelten topische Anwendungen als besser verträglich, da sie nicht auf den gesamten Organismus wirken. Man darf aber nicht vergessen, dass sie dennoch eine Blutplasmakonzentration von 5 – 15% der oralen Einnahme erreichen können. Deswegen sollten solche Medikamente nur sparsam verwendet werden, d.h. nur auf der betroffenen Stelle dünn auftragen und nach acht Stunden eventuell vorhandene Salbenreste abspülen. Die Zubereitungen dürfen nicht auf geschädigte Haut oder Schleimhäute appliziert werden. Nach dem Auftragen unbedingt Hände waschen, da auch über die Handinnenflächen vermehrt Wirkstoff in den Blutkreislauf gelangen kann. Die häufigste Nebenwirkung solcher Zubereitungen sind unerwünschte Hautreaktionen oder -ausschläge. Ketoprofen hat photosensibilisierende Eigenschaften und löst am ehesten eine Kontaktallergie aus. Solange sie nur gering auftreten und erträglich sind gelten Rötungen sowie leichtes Brennen oder gar Juckreiz bei Wärmepflastern und -salben nicht als Unverträglichkeit, sondern als Wirknachweis. Aufgrund dessen sollten solche Zubereitungen nicht bei empfindlichen Personen eingesetzt werden.
Warum Kleben statt Schmieren?
Das Pflaster kann diskret aufgeklebt werden ohne dass man Rückstände auf der Kleidung befürchten muss. Außerdem wird der Wirkstoff kontinuierlich über mehrere Stunden freigesetzt, während Salben abgetragen werden können. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen sollten viele Cremes mehrmals am Tag aufgetragen werden. Bei einer Pflasterapplikation reicht meist eine Anwendung aus, womit die Compliance etwas besser ist. Beide Therapieschemata haben sowohl ihre Vor- als auch Nachteile und die Auswahl des jeweiligen Produktes liegt letztlich beim Patienten und der Wirkung, die erzielt werden soll.
Überblick gängigster topische Schmerztherapeutika mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)
Wirkstoff(e) | Wirkweise(n) |
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Diclofenac Ibuprofen Ketoprofen Piroxicam Etofenamat Flufenaminsäure Felbinac Indometacin Salicylsäure und deren Salze |
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Überblick gängigster topische Schmerztherapeutika naturheilkundliche Schmerzsalben
Wirkstoff(e) | Wirkweise(n) |
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Arnika(blüten) |
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Beinwell(wurzelextrakt) |
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Homöopathische Creme mit u.a. Arnika, Calendula, Hamamelis und Beinwell, … |
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Homöopathisches Öl mit u.a. blauer Eisenhut (Aconitum napellus), Lavendelöl (Lavandulae aetheroleum), … |
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Überblick gängigster topische Schmerztherapeutika zur Wäremebehandlung
Wirkstoff(e) | Wirkweise(n) |
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Nonivamid und/oder Nicoboxil Cayennepfeffer und/oder Capsaicin |
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Weiteres
Wirkstoff(e) | Wirkweise(n) |
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Heparin |
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Rosskastanie, rotes Weinlaub |
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Zubereitungen mit Campher, Menthol, etc. |
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Zubereitungen mit Alkohol und ätherischen Ölen wie Rosmarin, Arnika, Thymian, Zitrone, … |
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Topische Schmerztherapeutika in Pflasterform
Wirkstoff(e) | Wirkweise(n) |
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Diclofenac Ibuprofen |
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Cayennepfeffer und/oder Capsaicin Nonivamid |
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Mechanische Wärme durch beispielsweise Eisenpulver und medizinische Kohle |
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Pflanzliche Präparate mit ätherischen Ölen wie beispielsweise Minz- und Eukalyptusöl |
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Pflanzliche Präparate mit beispielsweise Teufelskralle und/oder Arnika |
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Opioidhaltige Pflaster mit beispielsweise Morphin, Fentanyl und Buprenorphin |
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PTA-Wissen kompakt:
- Lokale Schmerztherapeutika können eine Blutplasmakonzentration von 5 – 15% der oralen Einnahme des gleichen Wirkstoffs erreichen. Vorsicht daher bei ACE-hemmern und Diclofenac! Die Nieren können u.U. belastet werden. Die Patienten sollen viel Trinken, um die Beanspruchung auszugleichen. Sollte eine Schleimhauttrockenheit festzustellen sein (vor allem trockener Mund), muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
- Gele und Emulsionen haben eine viel bessere Freisetzung als Cremes und können einfach aufgetragen werden. Cremes unbedingt einmassieren!
- Transdermale Pflaster dürfen nicht zerschnitten werden.
Ausnahme möglich bei formstabilen Wirkstoffdepot mit vollflächiger Klebeschicht und seitlich nicht versiegelten Systemen (meistens „Matrixpflaster“) - Einige Wirkstoffe stehen neben Cremes, Gels und Pflaster auch als Spray-Variante zur Verfügung. Diese Applikationsart steht den Cremes in nichts nach.
Quellen:
Für alle, die es genauer wissen wollen – Behandlung von Schmerzen Internisten im Netz