Mehr als zweihunderttausend Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Hautkrebs. Die häufigste Ursache dafür sind Sonnenschäden, die durch eine Überexposition mit UV-Licht entstehen. Geeigneter und vor allem ausreichender Sonnenschutz ist daher zur Prävention von Hautkrebs unerlässlich. Worauf es dabei ankommt und was ihr bei der Beratung bedenken solltet, lest ihr hier.

Jeder Sonnenschaden zählt

UV-Strahlung kann das Erbgut in den Hautzellen schädigen. Je häufiger und intensiver die Haut Sonnenstrahlung ausgesetzt ist, desto größer ist das Risiko, dass dadurch Hautkrebs entsteht. Das gilt nicht nur für Sonnenbrand. Auch die Gesamtmenge an UV-Licht, das die Haut im Lauf des Lebens erreicht, spielt eine Rolle. Demzufolge können auch Menschen, die nie einen Sonnenbrand hatten, an durch Sonnenschäden bedingtem Hautkrebs erkranken.

Je früher die Haut zu viel UV-Strahlung ausgesetzt wird, desto schlimmer ist das. Kinderhaut ist sehr empfindlich, ungeschützt können die UV-Strahlen daher besonders tief in die Haut eindringen und so zu Schäden am Erbgut führen. Bei Kindern ist ausreichender Sonnenschutz daher besonders wichtig.

Dass die Haut sich bräunt, nachdem sie der Sonne ausgesetzt war, ist ein Versuch der Haut, sich zu schützen, denn mit der Bräune zeigen sich erste Schädigungen. Unser Experte Herr Prof. Breitbart spricht von einem Aufschrei der Haut: „Als würde die Haut ihrem Besitzer entgegenrufen: „Hey! Ich versuch hier grad alles um mich zu schützen, bitte hilf mir gefälligst dabei und guck nicht tatenlos zu!“ Das gilt insbesondere für Besuche im Solarium, die das Hautkrebsrisiko signifikant erhöhen und keinen gesundheitlichen Nutzen haben.

UV-Index statt Hauttyp

Beim Thema Sonnenschutz ist oft von der Einteilung in verschiedene Hauttypen die Rede. Menschen mit sehr heller Haut und rötlichem Haar entsprechen demnach Hauttyp I. Wer dunkle Haut und schwarzes Haar hat, entspricht Hauttyp VI. Je niedriger die Ziffer, desto kürzer ist die Eigenschutzzeit der Haut.

Die meisten Mitteleuropäer haben Hauttyp II oder III. Ihre maximale Eigenschutzzeit läge somit bei zwanzig bis dreißig Minuten. Die Einteilung in Hauttypen ist jedoch problematisch. Nicht immer entspricht die zugeordnete auch der tatsächlichen Eigenschutzzeit.

Empfohlen wird oft, die Eigenschutzzeit des jeweiligen Hauttyps mit dem Lichtschutzfaktor (LSF) des verwendeten Sonnenschutzpräparates zu multiplizieren. So soll man feststellen, wie lange man mit diesem Produkt maximal in der Sonne bleiben darf. Das ist jedoch irreführend, da der deklarierte LSF nur selten erreicht wird. Die Ursache dafür sind Anwendungsfehler. Wie man die vermeidet, lest ihr weiter unten.

Hilfreicher als der Hauttyp ist der sogenannte UV-Index. Er gibt an, wie stark die UV-Belastung an einem bestimmten Tag in einer bestimmten Region ist. Die Werte werden vom Deutschen Wetterdienst und dem Bundesamt für Strahlenschutz herausgegeben, sind aber auch über viele Wetter-Apps abrufbar.

Bereits ab UV-Index 3 ist Sonnenschutz notwendig. UV-Index 3 wird schon im Frühling und bei bedecktem Himmel erreicht.

  • UV-Index 1 bis 2: niedrige Gefahr; keine Schutzmaßnahmen erforderlich
  • UV-Index 3 bis 7: mittlere (max. 5) bis hohe (max.7) Gefahr; die Haut muss durch Kleidung und/oder Sonnenschutzmittel geschützt werden, in der Mittagszeit sollte man Schatten aufsuchen
  • UV-Index ab 8: sehr hohe (max. 10) bis extreme Gefahr; zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen sollte man während der Mittagszeit in geschlossenen Räumen und auch sonst im Schatten bleiben

Ein UV-Index von 11 wird in Mitteleuropa ausschließlich im Hochgebirge erreicht. Noch höhere Werte sind bei der Apothekenberatung nur dann relevant, wenn die/der Kund*in in ein südliches Urlaubsland reist.

Chemischer oder mineralischer Schutz?

Bei Sonnenschutzcremes, -lotionen und Co. können Kund*innen zwischen chemischem und mineralischem Schutz wählen. Beide Wirkmechanismen haben Vor- und Nachteile.

Chemisch wirkende Produkte wandeln die UV-Strahlung in Wärme um. Jedoch herrscht Uneinigkeit darüber, ob sie im Körper hormonell wirken.

Mineralischer Sonnenschutz reflektiert die UV-Strahlung. Um diese Wirkung erzielen zu können, bilden die Produkte allerdings einen weißen Film auf den eingecremten Hautstellen. Zudem heißt es, dass enthaltene Nanopartikel eventuell in den Organismus gelangen könnten. Um das ganz auszuschließen, sollten Produkte ohne Nanopartikel verwendet werden.

Sonnencreme: Was muss man bei der Anwendung beachten?

Auch wenn sich die Anwendung einer Sonnencreme scheinbar selbst erklärt, gibt es einiges zu beachten. Folgende Hinweise könnt ihr euren Kund*innen mit auf den Weg geben:

  • Es muss alle zwei Stunden nachgecremt werden und in jedem Fall nach dem Baden oder starkem Schwitzen – auch wenn die Produkte als wasserfest deklariert sind.
  • Durch neues Auftragen verlängert sich die Schutzzeit nicht.
  • Ein Erwachsener benötigt für den ganzen Körper drei Ess- oder sechs Teelöffel Sonnencreme.
  • Bis die volle Schutzwirkung eintritt, dauert es dreißig Minuten.
  • Auch die Lippen brauchen Schutz. Für sie gibt es spezielle Produkte.

Selbst wer sich nur im Schatten aufhält, benötigt Sonnenschutz, auch bei einem bewölkten Himmel gelangen bis zu 90% der UV-Strahlen hindurch.

Ein wichtiger Faktor ist zudem geeignete Kleidung. Am besten ist zertifizierte UV-Schutzkleidung. Je dunkler die Farbe und je dichter das Gewebe, desto besser schützen Textilien.

Um die Augen zu schützen, eignen sich zertifizierte Sonnenbrillen. Vorsicht bei günstigen Modellen: Sie bieten oft keinen UV-Schutz, sorgen aber durch den Verdunkelungseffekt dafür, dass sich die Pupillen weiten. Das erhöht das Risiko von Sonnenschäden.

Babys und Kleinkinder gehören gar nicht in die Sonne. Ansonsten müssen Kinder mit passender Kleidung, Sonnenhut, Sonnenbrille und geeigneten Sonnenschutzpräparaten ausgestattet werden. Sie benötigen in jedem Fall einen hohen LSF von 30 oder mehr.

Wenn es zu spät ist: Was tun gegen Sonnenbrand?

Nach jedem Aufenthalt in der Sonne sollte die Haut mit einem speziellen After Sun-Produkt behandelt werden, das beruhigende und entzündungshemmende Wirkstoffe enthält. Besonders beliebt sind Kosmetika, die Aloe vera enthalten.

Mit einem Sonnenbrand, also einer Verbrennung der Haut mit einer Entzündung der tieferliegenden Hautschichten, sollte man auf keinen Fall mehr in die Sonne. Die betroffenen Hautstellen können mit Wasser gekühlt werden. Gegen die Schmerzen helfen Analgetika. Ein schwerer Sonnenbrand gehört immer in ärztliche Behandlung.

PTA-Wissen kompakt:

  • UV-Strahlung ist der häufigste Auslöser für Hautkrebs.
  • Die Eigenschutzzeit der Haut variiert stark.
  • Als Richtlinie sollte der UV-Index herangezogen werden. Ab einem Wert von 3 ist Sonnenschutz notwendig.
  • Es gibt chemischen und mineralischen Sonnenschutz: Chemischer wandelt UV-Strahlung in Wärme um, mineralischer reflektiert sie.
  • Neben Sonnenschutzprodukten empfiehlt sich geeignete Kleidung.
  • Nach Aufenthalten in der Sonne ist die Verwendung von After Sun-Pflege ratsam.
  • Gegen Sonnenbrand helfen Kühlung und symptomatisch Schmerzmittel. In schweren Fällen und bei Kindern ist ein Arztbesuch Pflicht.

Quellenangabe

  • Hautkrebs: Wie hoch ist das Risiko. Informationen der Techniker Krankenkasse. Online verfügbar unter: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/praevention-und-frueherkennung/hautkrebs-fruehererkennung/hautkrebs-wie-hoch-ist-das-risiko-2015296
  • Bundesamt für Strahlenschutz. Was ist der UV-Index. online verfügbar unter: https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/uv-index/einfuehrung/einfuehrung_node.html;jsessionid=E1855375C27F7336AFF237AB6D2B121C.1_cid339
  • Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. Sonnenschutz für empfindliche Baby- und Kinderhaut. Online verfügbar unter: https://www.dha-sonnenschutz.de/sonnenschutz.html