Bei Erkältung schwört jeder auf was anderes. Aber die Fachwelt wird sich doch wohl einig sein? Erstaunlicherweise: Tatsächlich fast.

Die „einfache Erkältung“ kriegt eigentlich jeder pro Winter mal – und alle haben was anderes. Das Krankheitsbild ist nicht klar abgegrenzt: Sinusitis, Bronchitis, grippaler Infekt und Infekte im Hals- Rachenraum können in beliebigen Kombinationen auftreten, zum Teil mit Fieber und Schmerzen gepaart. Über 200 Viren stehen als Auslöser in Verdacht. Dementsprechend umfangreich ist das Arsenal an Erkältungsmitteln in der Apotheke.

Wir wollten wissen, welchen Mitteln bei dieser undurchsichtigen Ausgangslage das meiste Vertrauen geschenkt wird – von Apothekern. Mit der jeweils gleichen Geschichte besuchten wir 11 Apotheken. Unsere einfache Frage: Der Partner Zuhause ist erkältet, hat Husten und Schnupfen, was empfehlen Sie uns?

Der kleine Unterschied

Erstaunlich: In kaum einer Apotheke wurde daraufhin nachgehakt, wie lange die Krankheit schon bestehe, ob weitere Symptome auftreten oder bereits Medikamente im Einsatz seien. Die kurze Abfrage zu den Rahmenbedingungen der Erkrankung trug maßgeblich zum positiven Eindruck bei. Apotheken, die ohne Rücksprache direkt ein Mittel aus dem Regal holten, hinterließen zum Teil einen eher unangenehmen Eindruck. Die einfache und kurze Abfrage nach Dauer und Schwere der Erkrankung sollte im Sinne der Kundenbindung nicht vergessen werden.

Der große Unterschied

Uns erstaunte die Bandbreite an Mitteln, die uns angeboten wurde, und ebenso das einige Produkte, mit denen wir fest gerechnet hatten, gar nicht dabei waren. Die Empfehlungen in den einzelnen Apotheken deckten das gesamte Spektrum von Kombipräparaten bis zu Homöopathischen Mitteln ab. In seltenen Fällen wurde in der einen Apotheke empfohlen wovon in der anderen abgeraten wurde. Gewisse Mittel scheinen sich jedoch genereller Akzeptanz zu erfreuen. Die empfohlenen Mittel sowie die Anzahl Empfehlungen sind in der Tabelle am Ende des Textes festgehalten. Positiv vermerkt wurde, dass der Preis für die jeweilige Empfehlung nicht ausschlaggebend zu sein schien.

Bemerkenswert fanden wir, dass die häufigsten Empfehlungen entweder Phytopharmaka oder Kombimittel waren. Mit anderen Worten: Entweder solche, die Entzündungen bekämpfen und Schleimlösend wirken, oder aber solche, die ausdrücklich nur Symptome lindern. In mehreren Fällen wurden sie als Alternativen präsentiert, in einem Fall in Kombination empfohlen. Hier treffen offenbar zwei Philosophien aufeinander: Die, dem Übel an die Wurzel zu wollen, und diejenigen, den Patienten möglichst schnell wieder auf die Beine zu stellen. Sicherlich hat beides seine Berechtigung; manchmal muss man einfach schnell wieder fit sein. Ob man den Kunden allerdings langfristig einen Gefallen damit tut, ihnen bei der Symptomunterdrückung zu helfen, ist doch zweifelhaft.

Leider wurde in keinem Fall auf diesen grundlegenden Unterschied hingewiesen. Dabei kann es durchaus hilfreich sein, wenn man als Patient weiß: Dieses Präparat macht mich kurzfristig wieder fit, aber wenn ich wirklich auskurieren möchte, sollte ich das andere nehmen. Eine klare Darstellung dessen, was die Produkte unterscheidet kann nicht nur dem Kunden bei der Entscheidung helfen, sondern gerade bei Erkältungen auch zum Kauf beider Mittel führen.

Empfehlungen bei Erkältung

Die folgende Tabelle enthält alle uns genannten Präparate geordnet nach der Anzahl der Nennungen.

Produktname (#Nennungen)WirkstoffAnwendungsgebietBesonderheiten
GeloMyrtol forte (5)Eukalyptusöl, Süßorangenöl, Myrtenöl, ZitronenölBronchitis, SinusitisAbstand zu den Mahlzeiten einhalten
Grippostad C (3)Chlorphenaminhydrogenmaleat, Coffein, Paracetamol, AscorbinsäureZur symptomatischen Behandlung von gemeinsam auftretenden Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen und Reizhusten im Rahmen einer einfachen Erkältungskrankheit.Kombi-Präparat; reine Symptombehandlung
Sinupret (2)Schlüsselblume, Gelber Enzian, Schwarzer Hollunder, Sauerampfer, EisenkrautSinusitisBestimmte Darreichungsformen sind für Menschen mit Laktoseintoleranz ungeeignet
Wick DayMed (2)Paracetamol, Phenylpropanolamin, DextromethorphanZur symptomatischen Behandlung grippaler Infekte mit den wesentlichen ErkältungsbeschwerdenKombi-Präparat; reine Symptombehandlung
Wick Mednait (2)Dextromethorphan hydrobromid, Doxylamin hydrogensuccinat, Ephedrin hemisulfat, ParacetamolZur symptomatischen Behandlung von gemeinsam auftretenden Beschwerden wie Kopf-, Glieder- oder Halsschmerzen, Fieber, Schnupfen und Reizhusten infolge einer Erkältung oder einem grippalen Infekt.Enthält Alkohol
ACC Akut (1)AcetylcysteinSchleimlösung bei AtemwegserkrankungenDie Wirksamkeit von Acetylstein als Expektorans ist umstritten.
Bronchipret (1)Thymian, Efeu, PrimelBronchitisInhaltsstoffe variieren zwischen den Darreichungsformen; Kreuzallergien beachten
Meditonsin (1)Aconitinum D5, Atropinum sulfuricum D5, Mercurius cyanatus D8Akute Entzündungen des Hals-, Nasen- und RachenraumesHomöopathisches Mittel
Prospan (1)Efeublätter TrockenextraktBesserung der Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen; akute entzündungen der Atemwege mit der Begleiterscheinung HustenWirksamkeit wird derzeit vom BfArM untersucht
Umckaloabo (1)Pelargonium-sidoides-Wurzeln-AuszugBronchitisEnthält Alkohol
Was Ihr als PTA im Kopf haben solltet

  • Eine kurze Abfrage zu Art und Dauer der Erkältung hinterlässt bereits einen positiven Eindruck.
  • Manche Mittel bekämpfen Ursachen, andere Symptome. Findet heraus, was eurem Kunden derzeit wichtiger ist.
  • Weist darauf hin, dass reine Symptombekämpfung auf Dauer die Erkrankung verlängern kann.

Quellen

  • Eigene Erhebung
  • Webseiten der Produkt-Hersteller