Egal ob bei Lebensmitteln, Kleidung oder Tragetaschen. Die Tendenz geht mehr denn je zu „natürlich“ und „BIO“. Dieser Trend ist aber nicht nur beim Einkaufen spürbar, sonder schwappt auch immer mehr auf das Gesundheitswesen über. So steigt die Nachfrage nach alternativen Heilmethoden und ihre Bedeutungen für uns im Apothekenalltag wieder deutlich.

Mal hoch, mal runter – im Zahlenkarussell

Betrachtet man das letzte Jahrhundert im Hinblick auf die Bereitschaft unkonventionelle Heilmethoden anzuwenden sieht man, dass es immer wieder Einbrüche gibt – aber der Geist nie ganz totzukriegen ist. Während in Deutschland 1970 nur etwa ein Drittel der Bevölkerung darauf zurückgriffen hat,  sind es heute schon 75% – und damit weltweit einer der höchsten Prozentsätze!

Dies macht sich auch im Umsatz bemerkbar: 2017 wurde mit rezeptfreien, pflanzlichen Arzneimitteln rund 1.479 Mio. Euro und mit homöopathischen Mitteln etwa 629 Mio. Euro umgesetzt – Tendenz 2018 weiter steigend.

Mehr als nur Kügelchen und Tee

Fragt man einen Laien nach der Alternativmedizin, werden sicherlich verschiedene Kräuter und Globuli aufgezählt – aber hinter dem Begriff verbirgt sich so viel mehr. Die sog. „Komplementärmedizin“, welche die Schulmedizin ergänzen (nicht ersetzen!) will, beinhaltet u.a. auch die Blutegeltherapie, die Kinesiologie oder Massagen. Jeder dieser Bausteine hat dabei zwar seine eigene Bedeutung, aber alle haben den gleichen Zweck: Dem Patienten zu helfen.

Beispiele für beliebte Naturheilverfahren:

Akupressur, Akupunktur, Blutegeltherapie, Eigenbluttherapie, Farbtherapie, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Hypnose, Isopathie, Kinesiologie, Lichttherapie, Manuelle Medizin (Chiropraktik, Osteopathie), Massage, Meditation, Qi Gong, Shiatsu, Reiki, TCM, Schröpfen, Yoga, …

Vielfältige Einsatzgebiete – Herausforderung für die Apotheke

Die Anwendungsbereiche sind so vielfältig wie das Behandlungsspektrum.
Vor allem bei Rücken- und Kopfschmerzen, Magen-/Darmbeschwerden sowie bei Erkältung oder rheumatischen Erkrankungen wird Hilfe in der sanften Medizin gesucht. Am meisten schätzen Frauen dieses Angebot. Laut einer Umfrage sind klassische Homöopathie-Anwender meist weiblich und im Alter von 40 bis 65 Jahren.

Der Wunsch nach nebenwirkungsarmen Medikamenten zieht dabei die Patienten in die Apotheken. Oftmals Schwangere oder Eltern mit kleinen Kinder zählen hier zum Klientel – und sind besonders dankbar für die natürlichen Präparate.

Es ist nicht immer einfach im Dschungel der Produktvielfalt den Überblick zu behalten und gerade diese besonderen Patientengruppen fachgerecht zu beraten und verlangt von PTA, Apotheker und Co. viel Know-How. Aufgrund dessen, dass die Mittel meist nur registriert und nicht zugelassen sind, fehlen die Indikationsangaben. Für das pharmazeutische Personal ist der Bereich „Naturheilverfahren“ mit viel Studium verbunden. Neben zahlreichen Fortbildungen und Zusatzqualifikationen bieten viele Firmen auch (kostenlose) Inhouse-Schulungen an, sodass während des Apothekenbetriebs viele Kenntnisse solide und kompakt vermittelt werden können.

Wissen kompakt: Husten

Die erste Welle ist vorbei, schon kommt die nächste – Husten, Schnupfen und Halsschmerzen haben bei diesem nass-kalten Wetter wieder Hochkonjunktur. Viele Patienten klagen momentan über einen lang andauernden und hartnäckigen Husten. Unser Spickzettel für die Kitteltasche gibt einen kurzen Überblick der beliebtesten Naturheilmittel, um in stressigen Situationen schnell das Richtige zu finden:

Trockener HustenSchleimiger Husten
MITTEL
  • Eibisch(wurzel)
    antitussiv, antiphlogistisch
  • Isländisches Moos
    antiphlogistisch,
    (leicht) antibiotisch
  • Spitzwegerich(blätter)
    antiphlogistisch,
    antibakteriell
  • Bryonia
  • Schüßler Salz 3:
    Ferrum phosphoricum
  • Thymian
    sekretolytisch und -motorisch, antibakteriell, antophlogistisch, antiviral
  • Efeu
    expectorierend, spasmolytisch
  • Causticum
  • Schüßler Salz Nr. 4:
    Kalium chloratum
PRAXISTIPPS
  • Lavendelöl auf Brust verreiben → stoppt Hustenreiz
  • Kopf beim Schlafen nach oben lagern → Lunge wird entlastet
  • viel Trinken; hohe Luftfeuchtigkeit im Raum
  • Brustwickel, Erkältungsbad, Inhalieren

Was Ihr als PTA über Globuli wissen solltet:

  • Achtung Allergiker: Korbblütler (auch Apis) nicht < D12/C6 geben
  • Standarddosierungen (falls nicht anders angegeben):
    Niedrigpotenzen (D6/12; C6/12): Stündlich 5-10 Globuli (max. 12x/Tag);
    bei längerer Anwendung 1-3x tägl. 5-10 Globuli
    Hochpotenzen (D30/C30 und höher): Einmalgabe 3-5 Globuli;
    Gabe kann wiederholt werden, wenn von vorheriger Gabe keinerlei Wirkung mehr wahrnehmbar ist
  • ab D24/C12/LM6 kein im Labor nachweisbarer Wirkstoff mehr enthalten

Ein bewährtes Hausmittel in der kalten Jahreszeit ist frisch zubereiteter Tee- heißer Tee wärmt nicht nur Körper und Seele, er lindert auch verschiedenste Erkältungssymptome.


Quellenangaben und weiterführende Informationen:

  • Der ehemalige Geschäftsführer der Carstens-Stiftung schreibt zur Lage der Komplementärmedizin in Deutschland und der Entwicklung von 1976 bis heute. Zum Artikel.
  • Wir sind IQVIA, The Human Data Science CompanyTM Aufgabe und Ziel der Gesundheitsindustrie ist es, Menschen zu helfen. Als Teil einer globalen Gemeinschaft investieren wir kontinuierlich in die Gesundheit und haben uns verpflichtet, diese nachhaltig zu fördern. Weitere Informationen
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