Generell kann jedes Reiseziel und jede Art von Urlaubsaktivität besondere Medikamente und Materialien erfordern. Einige „Klassiker“ gehören jedoch aus gutem Grund in jede Reiseapotheke. So beraten Sie Ihre Kundschaft umfassend und fundiert.

Warum überhaupt eine Reiseapotheke?

  • Sofortige Verfügbarkeit: Wenn der Durchfall oder das Blut erst mal sprudeln, ist es für den Gang zur Apotheke meist zu spät.
  • Geprüfte Qualität: Gefälschte Medikamente sind in vielen Urlaubsländern ein Problem. Generell können Produktionsbedingungen und Wirkstoffzusammensetzungen im Ausland anders sein.
  • Die Sprachbarriere: Gesundheitliche Beschwerden zu beschreiben, fällt schon in der Muttersprache oft nicht ganz leicht. Wenn dazu noch die Herausforderung einer Fremdsprache kommt, steigt das Risiko eines Missverständnisses.
  • Bekannte Produkte: Nicht in jedem Land bekommt man jedes Medikament bzw. nicht immer in der identischen Zusammensetzung wie zuhause. Es ist sinnvoll, Produkte mitzunehmen, deren Wirksamkeit und Verträglichkeit man einschätzen kann.

Prüfen Sie den individuellen Bedarf des Kunden.

Folgende offene Fragen helfen Ihnen, die perfekte Reiseapotheke für den Kunden zusammenzustellen.

  • „Nehmen Sie regelmäßig Medikamente, die wir in ausreichender Zahl vorbestellen können?“ Diese Frage ist auch hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen mit den anderen Bestandteilen der Reiseeapotheke interessant.
  • „Reisen Sie mit Kindern?“ Kinder sind erstens anfälliger für bestimmte Beschwerden und können natürlich zweitens nicht in jedem Fall die gleichen Medikamente zu sich nehmen, wie Erwachsene.
  • „Haben Sie Allergien?“ In dem Fall sollte als Vorsichtsmaßnahme ein Antiallergikum eingepackt werden, selbst wenn kein unmittelbarer Kontakt mit dem Allergen zu erwarten ist.
  • „Welche Aktivitäten haben Sie geplant?“ Beim Klettern kommt es schnell zu Schürfwunden, beim Erkunden der einheimischen Küche zu Verdauungsproblemen – dem kann man vorbeugen.
  • „Wie reisen Sie?“ Eine Flugreise kann andere Beschwerden verursachen, als eine Autofahrt oder Schiffsreise. (Siehe Schnupfen)

Die typischen Urlaubsbeschwerden und wie man ihnen entgegentreten kann

Reisekrankheit (Kinetose)

Unwohlsein, Gereiztheit und Übelkeit bis hin zum Erbrechen während Auto-, Flug- oder Schiffsreise ist weit verbreitet. Ursache der als „Reisekrankheit“ zusammengefassten Symptome sind vermutlich widersprüchliche Sinneseindrücke: Die Augen melden beim Autofahren beispielsweise eine Bewegung, der Körper ist aber in Ruheposition. Vorbeugend kann man versuchen, möglichst ruhige Plätze zu bekommen, also beispielsweise über den Tragflächen beim Flugzeug. Bei Bus- oder Bahnfahrten sind Plätze vorteilhaft, die in Fahrtrichtung zeigen. Im Reisebus kann man zudem versuchen, möglichst weit vorne und im Idealfall mit Blick auf die Straße zu sitzen.

Ein natürlicher Wirkstoff, der seit langem bei Reisekrankheit zum Einsatz kommt, ist Ingwer. Es gibt ihn als Tee, Pulver, Kapsel, Bonbon… und natürlich als Knolle. Rezeptfreie Medikamente gegen Reisekrankheit sind als Kaugummi, Tabletten und in weiteren Darreichungsformen erhältlich. Aber hier ist Vorsicht geboten: Manche Medikamente machen schläfrig, sollten also nicht vom Fahrer angewendet werden. Manche sind nicht für Kinder und ältere Menschen geeignet.

Schnupfen

Klimaanlagen in Verkehrsmittel und Hotelzimmer sorgen selbst im Sommerurlaub häufig für verschnupfte Nasen. Gerade bei Flugreisen kann dies unangenehm sein, da der Druckausgleich aufgrund der angegriffenen Schleimhäute und Nebenhöhlen schwerer fallen kann. Vorbeugend sollte als erster Schritt die Klimaanlage im Zimmer oder Auto nicht überstrapaziert werden und ein abschwellendes Nasenspray fester Bestandteil der Apotheke sein.

Durchfall

„Montezumas Rache“ ist wohl der Klassiker unter den Reisekrankheiten und trifft nicht nur Südamerika-Touristen: Die ungewohnte Küche oder mangelhafte hygienische Gegebenheiten zwingen viele dazu, mehr Urlaubszeit in den sanitären Einrichtungen zu verbringen, als ursprünglich vorgesehen. Hierzu ist zunächst mal zu sagen: Durchfall ist – entgegen der landläufigen Meinung – kein Abwehrmechanismus und sollte rechtzeitig behandelt werden, um die weitere Schwächung des Körpers zu vermeiden. Denn nicht der Durchfall bekämpft die Bakterien und Viren sondern die körpereigene Abwehr: Wenn der Durchfall bereits eingesetzt hat, ist dies schon die Folge der Schädigung der Darmschleimhaut durch die Infektion. Dementsprechend gehört ein durchfallhemmendes Mittel in die Reiseapotheke. Ebenso wichtig ist es, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um den stark erhöhten Wasserverlust auszugleichen.
Hier finden Sie Hintergrundinformationen zur Behandlung von Durchfall mit Loperamid.

Verstopfung

„Reise-Obstipation“ ist ein Paradebeispiel für Situationsbedingte Verstopfung. Seien es die ungewohnte Umgebung, das Essen, Flüssigkeitsmangel oder einfach Stress: Im Urlaub fällt manchem der Stuhlgang schwer. Um der Verstopfung vorzubeugen, ist auf eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Auch Bewegung kann die Darmtätigkeit anregen. Da diese Mittel oft erst verzögert wirken, sollte die Reiseapotheke in jedem ein sanftes Abführmittel enthalten. Hier finden Sie weiterführende Informationen zur akuten Verstopfung, und wie sie zu lösen ist.

Steht hinter der Verstopfung keine offensichtliche körperliche Ursache, kann es hilfreich sein, ein Flächendesinfektionsmittel bei sich zu haben: Auf diese Weise mindert man die die Scheu vor fremden Toiletten.

Sonnenbrand

Dass Sonnenschein zwar die Stimmung hebt, aber auch Hauterkrankungen bis hin zum Hautkrebs verursachen kann, ist mittlerweile allgemein bekannt und die Anwendung von Sonnenschutzmittel eine Selbstverständlichkeit. Gerade in den ersten Tagen unterschätzt man die Kraft der Sonne jedoch schnell, zudem lassen Kinder sich nicht gerne durch regelmäßiges eincremen vom Spielen abhalten. Eine gut durchdachte Reiseapotheke enthält deswegen nicht nur auf den individuellen Hauttyp abgestimmte Sonnenschutzcreme, sondern auch eine After-Sun Lotion und eine kühlende Wundcreme. Jawohl, Wundcreme – denn letzten Endes ist ein Sonnenbrand tatsächlich nichts anderes, als eine leichte Verbrennung.

Schnitt- Schürf und Kratzwunden

Segeln, Klettern oder Radfahren – Sportliche Aktivitäten gehören für viele zum Urlaub dazu. Die kleinen sogenannten „Bagatellwunden“, die man sich dabei zuziehen kann, können sich bei mangelhafter Versorgung zum schmerzhaften Entzündungsherd entwickeln. Auch beim entspannten Strandurlaub ist man schnell in eine scharfkantige Muschel getreten. Deswegen gehört zu jeder Reiseapotheke ein Wunddesinfektionsmittel, Wundsalbe und Verbandszeug. Worauf man bei der Versorgung der Wunde zu achten hat, lesen Sie hier.

Weiterhin sollte jede Reiseapotheke Mittel gegen Schmerzen und Fieber enthalten. Und wie oben bereits erwähnt, sollte die Reiseapotheke den individuellen Anforderungen entsprechen. So können für einen Tauchurlaub Ohrentropfen angebracht sein, der jugendliche Single packt vielleicht besser noch ein paar Verhütungsmittel und etwas gegen Herpes ein, Wanderer sollten an eine Zecken-Pinzette denken.

Weitere nützliche Bestandteile der Reiseapotheke

  • Pflaster und Verbandszeug
  • Einmalhandschuhe
  • Ohrstöpsel
  • Fieberthermometer
  • Kühlkompressen
  • Flächendesinfektionsmittel
Weiterführende Links