EHealth bietet dem Patienten die Möglichkeit seine eigene „Krankenakte“ auf dem Handy anzulegen. Forscher können diese Daten ideal nutzen, um Studien zu Krankheiten auszuführen. Doch wie sicher sind diese Möglichkeiten des Internets und wer bekommt eigentlich die persönlichen Daten?

Schrittzähler, Kalorienverbrauch, Herzfrequenz und sogar Blutzucker- und Cholesterinwerte zeichnen Apps heutzutage auf. Was man dazu braucht? Ein Smartphone und bestenfalls noch ein Wearable, welches um das Handgelenk getragen wird. So lassen sich Gesundheitsdaten, für die früher ein Gang zum Arzt nötig war, ganz leicht selbst aufzeichnen. Wer mag, kann diese Daten dann mit seinen Freunden in sozialen Netzwerken teilen. Und wer nicht mag?

Der scheinbar auch. Denn wie eine aktuelle Sicherheitsanalyse zeigt, schneiden viele der eHealth Apps schlecht ab. Der private Zertifizierungsdienstleister ePrivacy hat eine Analyse von rund 730 Apps, darunter auch einige eHealth Apps, durchgeführt und ausgewertet. Die Gesundheitsapps schnitten bezüglich der Sicherheit deutlich schlechter ab, als Apps aus anderen Bereichen, wie zum Beispiel Banking oder Social Media.

Datenschutz? Nein, danke.
Ein erschreckendes Ergebnis erzielt die Auswertung bezüglich Datenschutzerklärungen. Über 70% der analysierten eHealth Apps hatten keinerlei Datenschutzerklärungen aus denen der User nachvollziehen könnte, was mit seinen Daten geschieht. Ebenso gravierend: Keines der getesteten Apps hatte einen Schutz gegen Man-in-the-Middle-Attacken. Ohne diesen Schutz können Fremde ohne Probleme die personenbezogenen Daten ganz einfach abfangen.

Apple geht neue Wege mit dem Research Kit
Apple geht mit seinem neuen Research Kit anders um. Apple selbst wird die gesammelten Daten der Nutzer nicht sehen und garantiert damit Datensicherheit. Das Research Kit wurde in den USA gemeinsam mit dem IT-Konzern IBM unter anderem für die Forschung entwickelt und soll deshalb kostenlos zur Verfügung stehen. Weiterhin soll der User die Möglichkeit haben seine Daten an den Arzt weiterzuleiten, der mit Hilfe dieser Informationen einen Behandlungsplan erstellt. Durch die breite Nutzergruppe erhoffen sich Apple und diverse Forschungszentren durch Umfragen und Studien neue Erkenntnisse zu unterschiedlichsten Krankheiten zu erlangen. An diesen Umfragen kann freiwillig teilgenommen werden. Die eigenen, persönlichen Gesundheitsdaten werden auf sicherem Weg ins Web hochgeladen und anonym medizinischer Forschung zur Verfügung gestellt.

Das Research Kit verbindet sich, wenn man es explizit erlaubt, auch mit anderen Apps, die Gesundheitsdaten aufzeichnen. Aufgrund des sensiblen Sensors des IPhones gibt es von nun an die Möglichkeit den Zustand von Asthmapatienten über das Smartphone abzubilden und entsprechende Behandlungsmethoden zu entwickeln. Nutzer des Research Kit sind beispielsweise die Fielding School of Public Health der University of California und die Icahn School of Medicine at Mount Sinai, die sich durch die Nutzung des Research Kits Fortschritte im Wissen über bestimmte Krankheiten erhoffen. Johnson & Johnson arbeitet derzeit mit Apple und IBM an einer Schulungssoftware für Ärzte. Die User selbst können entscheiden an welchen Studien sie teilnehmen wollen und an welchen nicht.

Digital nun auch in Deutschland?
Auch in Deutschland wird in der Gesundheitsbranche künftig auf das digitale Zeitalter gesetzt. Eine Neuerung des eHealth-Gesetzes sieht vor, dass Patienten, die mehr als 5 Arzneien verordnet bekommen, einen Medikationsplan erhalten. Hiermit soll die Versorgunssicherheit des Patienten langfristig verbessert werden. Und das eigentlich online. Derzeit steht die Umsetzung des Gesetzes noch in weiter Ferne. Ursprünglich wurde bereits vor Jahren die Tür für die digitale Welt in der Gesundheitsbranche geöffnet werden. Mittels dem Chip auf der Gesundheitskarte werden die Daten der Patienten nun digital verwaltet. Die Politik hat die Krankenkassen, Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser damals damit beauftragt eine eigene Infrastruktur aufzubauen. Heute jedoch warnen IT-Fachleute davor, dass dieses Netz nicht sicher genug ist. Während bei den Gesundheitsapps die Sicherheit der Daten kaum gewährleistet wurde, sind für eine Erweiterung der Digitalisierung der Krankendaten besondere Sicherheitsvorkehrungen von Nöten. Denn die sensiblen Patientendaten müssen entsprechend geschützt werden. Wessen Aufgabe es ist eine entsprechend sichere Infrastruktur aufzubauen wird derzeit noch debattiert. Sicher ist jedoch: Solange es keine Einigung gibt, wird der Medikationsplan in Deutschland vorerst nur auf dem Papier bestehen.

  • EHealth bietet den Patienten selbst, aber auch der gesamten Gesundheitsbranche vielfältige Nutzungsmöglichkeiten.
  • Patienten sollten sich der Datenschutzbestimmungen und der Nutzung ihrer Daten bewusst sein. Oft lässt sich schwer nachvollziehen, wer tatsächlich Zugriff auf die eigenen Gesundheitsdaten hat.
  • Wichtig sind ein angemessener Umgang mit den sensiblen Patientendaten und eine ausgebaute Infrastruktur, damit auch in Deutschland die Gesundheitsbranche von dem digitalen Zeitalter profitieren kann.
Quellen