Es geht wieder los: Die Kirmeszeit, die Grillsaison und einige Festivals starteten an den vergangenen Wochenenden. Etliche Besucher haben außer schönen Erinnerungen auch ein anderes, eher unliebsames Souvenir mitgebracht: Einen Lippenherpes.
Im Folgenden wollen wir uns gemeinsam ansehen, woher das lästige Ding kommt und wie Sie es am besten wieder loswerden:

Entstehung eines Lippenherpes

Die meisten Menschen kennen die Symptome: Erst kribbelt es ein bisschen, dann juckt es und nach ein paar Stunden schwillt die Lippe an und es kommt zu kleinen Bläschen.
Der Beginn einer Herpes Erkrankung liegt aber deutlich früher. Schätzungsweise 50 Prozent der Kinder und circa 90 Prozent der Erwachsenen sind mit dem Virus in Kontakt gekommen und haben sich angesteckt – damit hat sich der Störenfried lebenslang in den Knoten des Trigeminus-Nervs im ZNS festgesetzt und wartet dort geduldig auf seine Chance auszubrechen.
Bei einem solchen Ausbruch wandern die Viren entlang der Nervenfasern an die Lippen und lösen dort die typischen Beschwerden aus.
Obwohl fast jeder Träger des Erregers ist, kommt es nicht bei jedem zu einer Bläschenbildung. Die Wissenschaft ist sich nicht ganz sicher, warum manche Menschen dagegen „resistent“ sind – es hängt aber höchstwahrscheinlich mit dem Immunsystem zusammen.

Verlauf einer Infektion

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Wann zum Arzt?

  • bei sehr starker Bläschenbildung und/oder Ausbreitung auf andere Gesichtsregionen (Kinn, Augen, etc.)
  • bei mehr als sechs Herpes-Ausbrüchen pro Jahr
  • wenn Infektionsverlauf länger als 10 Tage dauert
  • Menschen mit starker Neurodermitis oder entzündlichen Hauterkrankungen
  • Neugeborene, Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere und Stillende sowie Menschen mit Immunschwäche oder ältere Menschen sollten immer zum Arzt gehen!

Ursachen und Vorbeugung

Zwar ist in den meisten Fällen eine Lippenherpes-Infektion harmlos, kann aber bei „guten“ Voraussetzungen auch übel enden:
Bei Neurodermitikern oder anderen schweren Hauterkrankungen sowie bei starken Verbrennungen, kann sich das Virus ausbreiten und größere Hautbereiche besiedeln.
Bei immunschwachen Personen sind nicht nur die Verläufe stärker, sondern es kann auch zu einer Verschleppung kommen. Der Virus verbreitet sich im Körper und kann das Auge befallen oder im schlimmsten Fall eine Hirnhautentzündung hervorrufen.

UrsachenVorbeugung
geschwächtes Immunsystem (!)
  • ausgewogene Ernährung und viel Bewegung; frische Luft
  • ausreichend Schlaf
  • ggf. Immunsystem stärken (Multivitamin- und Zinkpräparate)
UV-Strahlen
  • Sonnenschutz (auch als Lippenpflegestift erhältlich)
Übertragung (z.B. nicht richtig gereinigtes Geschirr, Handtücher etc. oder Kontakt mit Herpesflüssigkeit beim Küssen, Schmierinfektion etc.)
  • auf Hygiene achten; nicht berühren! Nicht aufkratzen und Herpescreme mit einem Wattestäbchen auftragen
  • nach Abheilung des Bläschens Bettwäsche, Zahnbürste (Lippenstifte!) etc. wechseln
Extremtemperaturen (sehr heiß oder kalt)
  • Lippen schützen und pflegen
Lippenverletzungen (z.B. kleine Risse)
  • Lippen schützen und pflegen
starke körperliche oder psychische Belastungen
  • Stress reduzieren; kleine Auszeiten nehmen(bsp.: mit kleiner Tasse Tee, gutem Buch, entspannendes Bad, Yoga, …)
hormonelle Veränderungen (z.B. Pille, Schwangerschaft, Menstruation, etc.)
  • auf anderes Pillenpräparat wechseln oder neue Verhütungsmethode wählen
  • ggf. Immunsystem stärken (Multivitamin- und Zinkpräparate)

Verlauf verkürzen: Lippenherpes erfolgreich behandeln

PräparatWirkweiseWirkungBemerkung
AciclovirHemmung der Virusvermehrung durch Eingriff in Virus-DNA-Neubildung (Cortison ist zusätzlich entzündungshemmend)wirkt nur bis zur Bläschenphasemittlerweile sind – wenn auch selten – Aciclovir-Resistenzen aufgetreten
Aciclovir mit Cortisonwirkt nur bis zur BläschenphaseCortison als Immunsuppressivum bei Lippenherpes eigentlich nicht zu empfehlen!
Pencivirwirkt in allen Stadien, da es die Krustenbildung beschleunigen sollgibt es auch als hautfarbene Creme
DocosanolHemmung des Virus-Eintritts in die Wirtszellewirkt nur bis zur Bläschenphasenur empfohlen, wenn Aciclovir/Pencivir nicht mehr wirken
Melissewirkt in allen Stadien, da es die Heilungsphase beschleunigtauch für Kinder ab 1 Jahr sowie Schwangere/Stillende zugelassen; eignet sich auch zum Vorbeugen
Zinkwirkt nur bis zur Bläschenphasebesser einnehmen, als draufschmieren; aber Creme auch für Schwangere/Stillende geeignet
BläschenpflasterBildung eines feuchten Wundmilieuswirkt in allen Stadien, da feuchte WundheilungSchirmt Herpesbläschen ab und kann damit weitere Ansteckungen verhindern
Medizinprodukt zur Behandlung der Herpes mithilfe von konzentrierter WärmeDurch Aktivierung verschiedener Signalwege sollen Immun- und Entzündungsreaktionen positiv beeinflusst werdenwirkt nur bis zur Bläschenphasechemiefrei, wirkt rein physikalisch und damit auch für Schwangere/Stillende geeignet
Multivitaminpräparate (z.B. mit Lysin und Zink)Fördern den Erhalt einer normalen Haut/Schleimhaut und des Immunsystemswirkt in allen StadienZusätzlich immer zu empfehlen!Zur Prophylaxe geeignet

Alle Präparate haben eins gemeinsam: Je früher, desto besser! Bei sehr raschem Behandlungsbeginn kann eine Bläschenbildung gänzlich verhindert werden.

PTA-Wissen kompakt:

  • Abstand halten zu Neugeborenen!
    Eine Herpesinfektion kann bei ihnen aufgrund des noch nicht ausgereiften Immunsystems tödlich enden – Mundschutz tragen und Hygiene sind das A und O!
  • Phytotherapeutisch finden neben Melisse auch Propolis, Teebaumöl, Salbei und Echinacea ihre Anwendung bei Herpesinfektionen – werden aber eher selten nachgefragt
  • Homöopathen setzen bei einer Infektion gern Rhus toxicodendron D12 ein (3-mal täglich 5 Globuli bis das Bläschen vollständig abgeklungen ist)
  • Ist die orale Gabe eines Virusstatikums nötig (ärztl. Verschreibung!), sollte die Belieferung eines Rezeptes sofort erfolgen – ggf. unter dem Aspekt „pharm. Bedenken/Akutabgabe“, da ein Aufschub immer zu einer riskanten Ausbreitung führen kann (bsp.: Auge)

Quellenangaben und weiterführende Informationen: