Eisen ist ein wichtiges Spurenelement, dass der Körper nicht selbst bilden kann.
Zu seinen Hauptaufgaben gehören die Bildung roter Blutkörperchen und der Sauerstofftransport – aber es kann noch so viel mehr. Es ist auch für unser Immunsystem oder die Zellteilung wichtig. Ein Defizit macht sich gern in Müdigkeit, blasser Haut und an Mundwinkelrhagaden bemerkbar. Doch, wie kommt es zu so einem Mangel?

Eisenmangel und seine Diagnose

Etwa 5 – 10 Prozent der europäischen Bevölkerung leiden an einem Eisenmangel. Bei Frauen im gebärfähigem Alter sind es sogar 20 Prozent – was etwa jeder fünften Dame entspricht! Schuld an der sigifikant höheren Zahl ist unter anderem der hohe Blutverlust während der Periode sowie der erhöhte Bedarf an Eisen junger Mädchen im Wachstum. Statistiken zufolge essen Teenager-Mädchen kein bzw. weniger Fleisch als ihre männlichen Mitstreiter. Gerade Eisen wird aus tierischen Produkten besser verwertet, sodass durch diese Ernährung ein Mangel begünstigt werden kann. Eine ärztliche Kontrolle der Werte ist empfehlenswert.

Der Arzt überprüft anhand einer Blutuntersuchung das Hämoglobin und das freie Eisen. Diese Werte geben Aufschluss darüber, wie viel Eisen dem Körper aktuell zur Verfügung steht – quasi mit welchem Anteil er gerade arbeitet. Diese Werte können durch Präparate oder Ernährunsumstellung kurzfristig erhöht werden, sodass sie einen Eisenmangel nicht immer bestätigen oder ausschließen können.

Aussagekräftiger ist hingegen der Ferritinwert. Letzerer wird gern als „Depot-Eisen“ oder „Speichereisen“ bezeichnet und zeigt, wie viel Eisen dem Körper kontinuierlich zur Verfügung steht. Der Normbereich liegt – je nach Alter und Geschlecht – zwischen 10 und 150 ng/ml. Sieht der Behandlungsplan eine Eisensupplementierung vor, ist eine Wertekontrolle erst nach ca. vier bis sechs Monate nach Therapiebeginn sinvoll, da Ferritin nur langsam gespeichert wird.

Leider kann ein Eisenmangel durch einen kurzfristig erhöhten Ferritinwert (z.B. bei Erkrankungen oder Entzündungsreaktionen im Körper) kaschiert werden. Der Transferrinsättigungswert kann Gewissheit schaffen, er sollte zwischen 16 – 45 Prozent liegen. Dieser Parameter gibt an, wie viel vom verfügbaren Transferrin mit Eisen beladen ist. Er zeigt nicht nur einen Mangel, sondern auch eine Eisenüberladung an. Diese ist beispielsweise bei der Erbkrankheit hereditäre Hämochromatose gegeben.

Eisennormwerte
Normaler Eisenspiegel

(Durch Ferritinbestimmung)

22-112 ng/ml bei Frauen

34-310 ng/ml bei Männern

Ist der Ferritinwert im Normbereich, sollte der Eisenhaushalt stimmen.

Sollten trotzdem typische Symptome eines Mangels auftreten, macht es Sinn einen Blick auf die Transferrinsättigung zu werfen. Sie gibt Aufschluss über eine  akute Unterversorgung .

Eisenmangel

(Durch Ferritinbestimmung)

< 22-112 ng/ml bei Frauen

<34-310 ng/ml bei Männern

Symptome wie Blässe, Müdigkeit, Antriebslosigkeit machen sich bemerkbar.
Evtl. treten Haarausfall oder brüchige Nägel auf.
Eisanmangel-Anämie

(Durch Hämoglobinbestimmung)

< 13,5 g/dl bei Männern

< 12,0 g/dl bei Frauen

Stärkere Symptome wie Erschöpfung, Restless-Leg-Syndrom, geschädigte Schleimhäute (Mund, Darm) treten auf

 

Zu wenig oder zu viel – beides ist schlecht

Oben genannte Eisenspeicherkrankheit betrifft nur etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung und tritt meist erst ab dem 50. Lebensjahr auf – aber das macht die Hämochromatose nicht weniger gefährlich. Die körpereigenen Schutzmechanismen zur Eisenüberladung funktionieren nicht mehr richtig, sodass Betroffene mit schwerwiegenden Konsequenzen zu kämpfen haben, wenn sie die Eisenzufuhr nicht reduzieren. Zu den Folgen zählen neben Magen- und Darmgeschwüren auch Diabetes und Organschäden an u.a. Leber, Niere und Herz.

Auch bei keiner Grunderkrankung kann Eisen zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Zu den häufigsten zählen Bauchschmerzen, Durchfall/Verstopfung, Übelkeit oder Erbrechen. Außerdem wird oftmals der Kot schwarz verfärbt, was aber keine schädigenden Folgen nach sich zieht. Auch die Zähne können sich dunkel verfärben, wenn Eisen zu lange im Mund verweilt – daher bietet es sich an auf Kapseln/Tabletten auszuweichen oder die Lösung/Tropfen mit einem Stohhalm zu sich zu nehmen, sodass das Medikament nicht mit den Zähnen in Berührung kommt. Bei immer wieder auftretenden Geschwülsten oder Apthen im Mund bietet sich auch ein Wechsel der Applikationsart an.

Ein- und Aufnahme sowie Tipps

Generell wird Eisen eher unregelmässig und unvollständig aus dem Dünndarm absorbiert, weswegen sich mehrere kleine Gaben über den Tag verteilt empfehlen. Liegt ein Eisenmangel vor, ist die Resorption erhöht.
Zweiwertiges-Eisen kann der Körper besser aufnehmen, weswegen eine gleichzeitige Einnahme mit Vitamin C (dient als Antioxidanz) die Resorption deutlich steigern kann.
Eisenmedikamente werden am besten nüchtern und mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach dem Essen eingenommen. Kommt es bei dieser Empfehlung zu Problemen (z.B. durch Bauchschmerzen oder -krämpfe), kann das Mittel auch zum Essen eingenommen werden. Hier empfiehlt es sich auf ein Präparat mit dreiwertigem Eisen umzuschwenken, da dieses weniger Anfällig ist für Wechselwirkungen zwischen dem Kation und Nahrungsbestandteilen wie Calcium. Um einen Erfolg zu erzielen, müssen Eisenpräparate über mindestens vier bis sechs Monate eingenommen werden. Der Therapieverlauf sollte mit Blutanalysen überwacht werden.

Sollte aufgrund längerer Eiseneinnahme (und Ausschluss von organischen Ursachen) der Mangel nicht aufgefüllt werden, empfiehlt es sich den Status der B-Vitamine zu prüfen und diese ggf. in den Medikamentenplan mit aufzunehmen. Ohne ausreichend Vit. B6, B12 und Folsäure kann Eisen nicht richtig in die roten Blutkörperchen gelangen und nur ungenügend gespeichert werden.

Die Eisenzirkulation

Überblick für die Kitteltasche – Eisen
Bausteine/Wirkstoffe
  • Zwei- oder dreiwertiges Eisen, welches in Salzform vorliegt – meistens Eisensulfat, Eisenchlorid, Eisenfumarat oder Eisengluconat (zweiwertiges Eisen (Fe 2+) wird sehr viel besser absorbiert als dreiwertiges (Fe3+), weswegen in Arzneimitteln größtenteils Fe 2+ verwendet wird)
  • Eisen, dass an Proteinen angelagert ist wird als „Häm-Eisen“ bezeichnet und findet sich vor allem in tierischen Nahrungsmitteln
  • Nicht an Proteine gebundenes Eisen wird „Nicht-Häm-Eisen“ genannt und kommt vor allem bei Pflanzen vor (Häm-Eisen wird deutlich besser vom Körper aufgenommen)
Funktion(en) im Körper
  • Normale Bildung von roten Blutkörperchen und Hämoglobin
  • Normaler Sauerstofftransport und Energiestoffwechsel
  • Normale kognitive Funktionen (für eine optimale Gehirnbildung von Neugeborenen ist genügend Eisen essentiell)
  • Normale Funktion des Immunsystems
  • Funktion bei Zellteilung
  • Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung
Bezugsquellen
  • Häm-Eisen (Fleisch, Fisch, Geflügel)
  • Nicht-Häm-Eisen (Bohnen, Linsen, Mehl, Getreide (Cave: Phytinsäure!))
  • als Faustregel: Grünes Gemüse enthält im Verhältnis zu anderen Sorten oftmals mehr Eisen
RichtwerteSäuglinge:

0 bis unter 4 Monate: 0,5 mg/Tag

4 bis unter 12 Monate: 8 mg/Tag

Kinder und Jugendliche:

1 bis unter 7 Jahre: 8 mg/Tag

7 bis unter 10 Jahre: 10 mg/Tag

10 bis unter 15 Jahre: 12 mg/Tag

(Mädchen, bei denen bereits die Periode eingesetzt hat: 15 mg/Tag)

Erwachsene:
15 bis unter 19 Jahre:  12 bzw. 15 mg/Tag

19 bis unter 51 Jahre: 12 bzw. 15 mg/Tag

ab 51 Jahre:  10 mg/Tag

Schwangere: 30 mg/Tag und Stillende 20 mg/TagQuelle: Eisen. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

Symptome einer Unterversorgung
  • Eisenmangelanämie mit Symptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung sowie verringerte Zahl roter Blutkörperchen
  • Blässe und Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen
  • gereizte Schleimhäute
  • Rillen in den (Finger-)Nägeln und Haarausfall
Risikogruppen für eine Unterversorgung
  • Vegetarier/Veganer
  • Frauen
  • regelmäßige, intensive körperliche Betätigung (Sportler, Bauarbeiter, …)
  • Krebspatienten
  • Übergewicht
  • Chirugiepatienten, vor allem bei Eingriffen zur Gewichtsreduktion
  • Entzündliche Darmerkrankungen wie z.B. Morbus Crohn
Symptome einer Überversorgung
  • Übelkeit, Kopfschmerzen, Durchfall oder Verstopfung
  • Schädigung von Darmzellen, wodurch Eisen ungehindert ins Blut gelangen kann
  • Schädigung von Gefäßen, Herz und Leber;
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Hämochromatose-Patienten besonders gefährdet
Freund/FeindFreund:

  • Vitamin C steigert die Aufnahme von Eisen deutlich
  • ebenso steigern (nicht so stark wie Vit. C, aber dennoch deutlich) Citronensäure und andere organische Säuren die Aufnahme von Nicht-Häm-Eisen
  • Vitamin A fördert die Aufnahme von Eisen, da es daran bindet und die negativen Einflüsse von Phytinsäure und Polyphenole hemmt
  • Fructose (auch bei Nicht-Häm-Eisen)
  • Magensäure (bei viel Magensäure kann auch mehr Eisen resorbiert werden)
  • CAVE bei Protonenpumpenhemmern und Co., die Aufnahme von Eisen wird gestört

 

Feind:

Bestimmte Lebensmittel verschlechtern die Eisenaufnahme.
(Abstand 4h – ca. 2h vor und 2h nach Einnahme)
Dazu gehören u.a.:

  • Tannine wie in Kaffee, Tee
  • andere zweiwertige Kationen wie Calcium (Milch)
  • Getreide (Vollkorn), Hülsenfrüchte, Reis, Soja und andere Phytinsäure-Quellen
  • phosphathaltige Lebensmittel wie bestimmte Limonaden („Cola“)
  • oxalsäurereiche Nahrungsmittel wie Spinat, Rote Bete, Rhabarber, Mangold und Co.

(Der Mythos, dass Spinat viel Eisen enthält geht auf einen Kommafehler in der Berechnung zurück. Rosenkohl enthält beispielsweise sehr viel mehr Eisen)

  • Polyphenole in beispielsweise Grüntee oder Traubensaft

Medikamente:

  • Antazida (Abstand min. 2h)
  • Bisphosphonate werden bei gleichzeitiger Einnahme mit Eisen schlechter aufgenommen (Abstand min. 4 h, am besten 12)
  • Antibiotika wie die Tetrazykline und Chinolone (Abstand ca. 2-4 h)
  • Schilddrüsenhormone (Abstand ca. 2-4 h)
  • Cholestyramin (Mittel zur Senkung erhöhter Blutfettwerte) (Abstand ca. 4 h)
  • Rheumatika wie Penicillamin oder Goldverbindungen (Abstand 4 h)
  • Levodopa und Methyldopa (Abstand 4 h)
  • Mineralien wie Fluor, Phosphat, Kupfer, Zink und Chrom werden bei gleichzeitiger Gabe schlechter aufgenommen (Abstand ca. 2-4 h)
  • Aluminium, Calcium und Magnesium verschlechtern hingegen die Aufnahme von Eisen (Abstand ca. 2-4 h)

 

PTA Wissen kompakt:

  • Bei einer Eisenmangelanämie kommt es neben einem ausgeprägten Restless-Legs-Syndrom auch zu Luftnot bei Belastung – bei diesen Symptomen ist eine Überprüfung der Eisenwerte sinnvoll.
  • Eisen kann den Stuhl dunkel verfärben. Diese Nebenwirkung hat aber keine Bedeutung für den Patienten und ist rein optisch (CAVE: Verwechslungsgefahr! Blut im Stuhl sieht ähnlich aus).
  • Dreifach gut fürs Kinderhirn: Frühkindlicher Eisenmangel führt nicht nur zum Abfall kognitiver Fähigkeiten, deren Folgen sich bis in das Erwachsenalter ziehen, sondern fördert auch die Entwicklung von AD(H)S. Folglich steigert eine gute Eisenversorgung die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit von Kindern.
  • Eisen und Schwangerschaft:
    Eisenpräparate sollten nur nach vorheriger Bestimmung der Werte und nach ärztlicher Rücksprache in der Schwangerschaft eingenommen werden, um ein „zu viel“ auszuschließen.
    Kinder, deren Mutter einen guten Eisenstatus in der Schwangerschaft hatten, haben in der Regel ein höheres Geburtsgewicht. Außerdem leiden diese Frauen seltener an einer Wochenbettdepression.
  • Eisen kann nicht nur die Zähne verfärben, sondern auch die Mundschleimhaut schädigen (Geschwulstbildung oder Aphten) – daher sollten Präparate nicht im Mund behalten werden, sondern schnellstmöglich geschluckt werden.
    Aufgrund dieser schleimhautreizenden Eigenschaften sollte Eisen nur mit Vorsicht bei entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts oder bei Magen- und Darmgeschwüren eingenommen werden.
  • Sportler zählen zur Risikogruppe einer Unterversorgung, da sie ca. 1,2mg Eisen pro Liter Schweiß verlieren.
  • Myoglobin, welches für die Speicherung von Sauerstoff in den Muskeln dient, benötigt zum Aufbau Eisen. Ist dieses nicht ausreichend vorhanden, fehlt den Muskeln Sauerstoff und sie ermüden schneller.
  • Eine nüchterne Aufnahme von Eisen verbessert dessen Resorption stark. Allerdings vertragen einige Patienten dies nicht, sodass eine Verabreichung mit Nahrung empfohlen wird.
    Hier gilt das Prinzip „Probieren geht über Studieren“.
  • Die gleichzeitige Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (sogenannte „NSAR“) wie beispielsweise ASS, Ibuprofen, Diclofenac und Eisen verstärkt die Schädigung der Magen-Darm-Schleimhaut und ist daher nicht empfehlenswert.
  • Fe2+ wird in flüssigen Darreichungsformen, mit geringer Eisenmenge pro Einzeldosis besser vertragen. Gegebenenfalls empfehlen sich mehrere kleine Dosen über den Tag verteilt, anstatt einer großen Menge auf einmal zu nehmen.
    Ansonsten kann man Eisen auch Spritzen und damit den Magen-Darm-Trakt umgehen.
  • Es gibt auch Eisengels und -alben, die das Prinzip der feuchten Wundheilung unterstützen. Gerade bei chronischen Wunden kann damit effektiv gearbeitet werden.
  • Kindersicher aufbewahren, da eine (versehentlichen) Einnahme von zu viel Eisen zu lebensgefährlichen Vergiftungen mit Erbrechen, Durchfall, Leber- und Nierenschäden entstehen können.

 


Quellenangaben und weiterführende Informationen: