Verschiedene meist nicht rezeptpflichtige Enzympräparate versprechen, bei Entzündungen zu helfen und die dadurch verursachten Beschwerden zu lindern. Manche gelten gar als gut verträgliche Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln. Dabei kennen wir Enzyme meist nur als Verdauungshelfer und die treibende Kraft in der Hefe.

Was ist das Geheimnis der Enzyme?

Enzyme sind natürliche Biokatalysatoren. Das bedeutet, sie ermöglichen oder steuern chemische Prozesse und machen beispielsweise den menschlichen Stoffwechsel erst möglich. Man nimmt Enzyme meist mit der Nahrung auf, kann sie aber auch als Nahrungsergänzungsmittel erhalten.  Hierbei handelt es sich oft um Verdauungsenzyme, die bei Problemen mit der Nahrungsverwertung helfen sollen.

Damit Enzyme bei Entzündungen wirksam werden können, müssen sie zunächst das saure Milieu des Magens überstehen. Die entsprechenden Präparate haben deswegen einen Magensaft-resistenten Überzug. Auf diese Weise werden die Enzyme erst im Darmtrakt freigesetzt und gelangen von dort in den ganzen Körper und an die Stelle der Entzündung.

Entzündungen sind die natürliche Standard-Reaktion des Immunsystems auf Verletzungen, Fremdkörper, Viren und Bakterien oder Allergene. Typische Symptome sind die Rötung und Schwellung des Gewebes in Verbindung mit Schmerzempfindlichkeit, Funktionsverlust und einem Gefühl der Hitze. Diese Symptome entstehen durch eine massive Ansammlung von Immunzellen und Wasser sowie der verstärkten Durchblutung der entzündeten Körperstelle.

Gesteuert wird der Entzündungsprozess von chemischen Botenstoffen, den Zytokinen. Hier setzen die Enzyme an. Denn es gibt zwei Sorten von Zytokinen, pro- und anti-entzündliche, die im Gleichgewicht sein müssen, damit eine Entzündung nicht akut oder chronisch wird. Enzyme helfen dabei, die Balance zwischen diesen beiden Typen herzustellen.

Sie tun dies, indem Sie mit bestimmten Teilen den Immunsystems, den alpha2-Makroglobulinen, eine Verbindung eingehen. Durch die Verbindung kommt es zu einer Änderung der Struktur der Immunkörper. Die veränderte Form ist nun in der Lage, Zytokine an sich zu binden. Auf diese Weise werden überschüssige Zytokine aus dem Körper entsorgt und die Entzündung heilt aus, während zugleich das Immunsystem entlastet wird.

Da Entzündungen häufige Schmerzursache bei verschiedenen Krankheitsbildern sind, haben Enzympräparate eine breites Einsatzfeld. Klinisch werden sie häufig zur Nachbehandlung von Operationswunden eingesetzt oder unterstützend bei Chemotherapie. Bekannt sind sie auch bei Sportlern, wo sie Zerrungen und Prellungen schneller abheilen lassen. Ältere Menschen therapieren Gelenkschmerzen mit Enyzmen.

Enzympräparate werden in der Praxis meist begleitend zu anderen Therapien eingesetzt, da sie kaum Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Sie eignen sich aber auch zur dauerhaften alleinigen Anwendung. Da die Inhaltsstoffe in der Regel natürlichen Ursprungs sind, gelten sie als meist gut verträglich, können bei bestimmten Allergien aber zu Unverträglichkeiten führen.

Oftmals haben sie eine leicht blutverdünnende Wirkung. Bei zeitgleicher Einnahme von Blutgerinnungshemmern sollte also zuvor der Arzt konsultiert werden.