Rheumatoide Arthritis (RA) – umgangssprachlich auch Rheuma – ist eine chronisch-entzündliche, systemische Autoimmunerkrankung, die mit Gelenkentzündungen einhergeht. Auch Organe wie Herz und Lunge können beteiligt sein. RA ist nicht heilbar, aber ein früher Behandlungsbeginn bietet die Chance, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Die medikamentöse Therapie erfolgt mit Glukokortikoiden, NSAR und synthetischen sowie biologischen DMARDs. Was es bei der Apothekenberatung zu Rheuma zu beachten gilt, erfahrt ihr im ersten Teil unserer Serie über Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Einführung: Was ist rheumatoide Arthritis?

Rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass sich das Immunsystem gegen Teile des eigenen Organismus richtet. Im Fall der RA sind davon in erster Linie die Gelenke betroffen.

Fünf bis zehn von tausend Menschen leiden unter RA, dreimal mehr Frauen als Männer.[1] In Deutschland gibt es insgesamt etwa 550.000 RA-Patientinnen und Patienten.[2] Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter. Am häufigsten tritt RA erstmalig bei Menschen im Alter von fünfzig bis siebzig auf.[3]

Rheumatoide Arthritis wird auch als chronische Polyarthritis oder in der Umgangssprache als Rheuma bezeichnet. Es handelt sich bei der RA um eine systemische und chronisch-entzündliche Erkrankung. Sie ist nicht heilbar.

Symptome: Wie verläuft rheumatoide Arthritis?

Typische Symptome einer RA sind Muskel- und reißende Gelenkschmerzen, Appetitmangel, Morgensteifigkeit, allgemeines Krankheitsgefühl, erhöhte Temperatur und Nachtschweiß. Zwei bis vier von zehn Erkrankten haben zudem sogenannte Rheumaknoten.[4] Das sind knötchenförmige Entzündungsherde unter der Haut. Die Krankheit verläuft schubweise.

Die Gelenkentzündungen treten in der Regel symmetrisch auf beiden Körperseiten gleichzeitig auf. Anfangs sind zumeist kleinere Gelenke betroffen. Im Alter und mit fortschreitender Erkrankung können die Entzündungen auch asymmetrisch auftreten und zusätzlich die größeren Gelenke betreffen.

Bei RA bildet der Körper Autoantikörper gegen die Gelenkschleimhaut. Die dadurch entstehenden Entzündungen befeuern sich selbst und führen zur Verdickung der Schleimhaut sowie zur Bildung von Granulationsgewebe, dem sogenannten Pannus. Diese Entzündungen können auch auf die eigentlichen Gelenke, Schleimbeutel und Sehnenscheiden übergreifen. Mögliche Folgen sind Fehlstellungen und Versteifungen.

Neben den Gelenken können auch andere Organe und Gewebe Schaden nehmen. Rippenfellentzündungen, Lungenfibrose, Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen, Gefäßentzündungen, Leber- und Nierenschäden sind Beispiele für weitere Folgen einer RA. Auch zu Osteoporose kann eine RA-Erkrankung führen.

Bei Beteiligung von Herz und Lungen ist die Sterblichkeit der Betroffenen erhöht. Unbehandelt verkürzt die rheumatoide Arthritis die Lebenserwartung durch Organ- und Gefäßschäden um bis zu dreizehn Jahre.[5] Bei angemessener Therapie ist die Lebenserwartung der Erkrankten aber nahezu so wie die von Gesunden.

Die Diagnose erfolgt anhand einer körperlichen Untersuchung, der Blutwerte und bildgebender Verfahren.

Der Schweregrad wird in vier Stadien eingeteilt:

  • Stadium I:
    • schubweise auftretende, geringe Schwellungen, allgemeine Krankheitszeichen
    • keine Beeinträchtigung im Alltag
  • Stadium II:
    • dauerhafte Entzündung, keine Deformierung
    • reduzierte Beweglichkeit der betroffenen Gelenke
    • Muskeln, Knochen und Bindegewebe ebenfalls betroffen
    • leichte Beeinträchtigung im Alltag
  • Stadium III:
    • Gelenkdeformierungen, Muskelschwäche, Rheumaknoten
    • Schädigung von Knochen, Knorpeln, Bindegewebe
    • starke Beeinträchtigung
  • Stadium IV:
    • starke Deformierungen, instabile und/oder versteifte Gelenke
    • extrem starke Beeinträchtigung bis hin zu Bettlägerigkeit

Ursachen: Wie entsteht rheumatoide Arthritis?

Fünf bis acht von zehn Erkrankten weisen eine genetische Veranlagung zu rheumatoider Arthritis auf.[6] Die Krankheit tritt familiär gehäuft auf.

Fachleute diskutieren noch andere auslösende Faktoren, etwa Infektionen, Allergien und die Exposition mit Schadstoffen, beispielsweise im beruflichen Umfeld.

Studien haben gezeigt, dass Menschen, die rauchen[7][8], und Übergewichtige[9] häufiger an Rheuma erkranken. Bei ihnen ist zudem die Gefahr schwerer Verläufe erhöht.

Therapie: Wie wird rheumatoide Arthritis behandelt?

Unbehandelt kann rheumatoide Arthritis zu Invalidität führen. Die Therapieaussichten sind jedoch gut, vor allem wenn die Behandlung früh begonnen wird – umso besser kann irreversiblen Schäden vorgebeugt werden. Die individuelle Prognose gilt jedoch als unsicher.

Da RA nicht heilbar ist, sind die Behandlungsziele weitestgehende Symptomfreiheit innerhalb von sechs Monaten und ein verlangsamtes Voranschreiten der Erkrankung.

Die medikamentöse Therapie eines akuten Schubs erfolgt in der Regel mit Glukokortikoiden und NSAR. Diese Kombination kann das Blutungsrisiko im Magen-Darm-Trankt erhöhen. Empfehlenswert ist daher die zusätzliche Einnahme eines Protonenpumpenhemmers.

Nach der Diagnose wird idealerweise sofort eine DMARD (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drug, also ein krankheitsmodifizierendes antirheumatisches Medikament) verordnet. DMARDs sind alternativlos in der Behandlung von rheumatoider Arthritis. Sie wirken erst nach mehreren Wochen. Zu Anfang kombiniert man sie daher mit einem Glukokortikoid, das dann ausgeschlichen wird.

DMARDs wirken antiinflammatorisch, indem sie auf unterschiedliche Weise die Signalweiterleitung hemmen. Es gibt synthetische und biologische DMARDs. Biologische DMARDs, sogenannte Biologika, kommen bei schweren Verläufen und in Fällen zum Einsatz, die nicht ausreichend auf synthetische DMARDs ansprechen.

Mögliche Nebenwirkungen von DMARDs sind beispielsweise ein erhöhtes Infektionsrisiko, Leberschäden und Knochenmarksuppression. Die Erhaltungsdosis sollte also so niedrig wie möglich sein. Um die RA dauerhaft in den Griff zu bekommen, ist eine konstante Einnahme der Medikamente notwendig. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind essentiell.

Kontraindikationen sind je nach Wirkstoff verschieden. Infektionen und Immunschwäche gehören dazu, ebenso – bei einigen Wirkstoffen – eine bestehende Schwangerschaft.

In den meisten Fällen beginnt die Behandlung mit MTX (Methotrexat):

  • Hochdosiert wird dieser Wirkstoff in der Krebstherapie eingesetzt. In niedrigeren Dosen wirkt er immunmodulierend und eignet sich daher zur Behandlung von RA.
  • Da MTX die Folsäureaktivierung hemmt, ist eine zeitlich versetzte Einnahme von Folinsäure notwendig, einem Metabolit der Folsäure.
  • NSAR hemmen bei gleichzeitiger Einnahme die Ausscheidung von MTX, sodass die Gefahr von Nebenwirkungen steigt.
  • Bei Unverträglichkeit, Kontraindikationen oder Wechselwirkungen kommt statt MTX eine andere DMARD zum Einsatz.
  • Ist die Wirkung von MTX nicht ausreichend, wird es mit einer zusätzlichen DMARD oder einem immunmodulierenden JAK-Inhibitor

Neben Medikamenten kann bei RA auch physikalische Therapie eingesetzt werden. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind Injektionen von Glukokortikoiden oder einer radioaktiven Substanz ins Gelenk. Unter Umständen sind Punktionen, Operationen oder Gelenkersatz notwendig.

PTA-Wissen kompakt:

  • Rheumatoide Arthritis ist eine chronisch-entzündliche, systemische Autoimmunerkrankung.
  • Sie ist nicht heil-, aber in der Regel gut behandelbar.
  • In vielen Fällen liegt der RA eine genetische Veranlagung zugrunde.
  • Autoantikörper lösen Entzündungen der Gelenkinnenhäute aus, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.
  • Auch andere Organe und Gewebe wie Herz, Leber, Lunge und Nieren können in Mitleidenschaft gezogen werden.
  • Die Behandlung akuter Schübe erfolgt mit Glukokortikoiden und NSAR.
  • Als Dauermedikation werden DMARDs und nötigenfalls JAK-Inhibitoren eingesetzt.

Quellenangabe

  1. Pschyrembel Online | Rheumatoide Arthritis
  2. Rheuma in Zahlen (dgrh.de)
  3. Rheuma in Zahlen (dgrh.de)
  4. Wie entstehen Rheumaknoten? Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V.
  5. Prognose & Verlauf » Rheumatoide Arthritis » Krankheiten » Internisten im Netz » (internisten-im-netz.de)
  6. Pschyrembel Online | Rheumatoide Arthritis
  7. Cigarette smoking and smoking cessation in relation to risk of rheumatoid arthritis in women | Arthritis Research & Therapy | Full Text (biomedcentral.com)
  8. 23/6 for Pacini copia (researchgate.net)
  9. Obesity and inflammatory arthritis: impact on occurrence, disease characteristics and therapeutic response | RMD Open (bmj.com)