Arthrose – auch oft als Gelenkverschleiß bezeichnet – ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die mit irreversiblen Knorpelschäden einhergeht. Typische Symptome sind Gelenkschmerzen und -steifigkeit. Die medikamentöse Therapie erfolgt vor allem symptomatisch. Im zweiten Teil unserer Serie über Erkrankungen des Bewegungsapparates lest ihr alles Wichtige über die Beratung von Arthrose-Betroffenen.

Einführung: Was bedeutet Arthrose?

Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung auf der Welt[1][2]: Neun von zehn Menschen über 65 sind betroffen.[3][4]

Durch Überbelastung und Fehlstellungen wird der Gelenkknorpel überbeansprucht und abgerieben. Zunächst beschränken sich die Schädigungen auf den Knorpel. Mit Fortschreiten der Erkrankung sind zunehmend das gesamte Gelenk sowie das umliegende Gewebe betroffen.

Der Gelenkknorpel wird bei Arthrose irreversibel geschädigt. Daher ist die Prophylaxe umso wichtiger: Regelmäßiges moderates Training und ein gesundes Körpergewicht können vor Gelenkverschleiß schützen.

Zu Beginn merken Betroffene noch nichts von ihrer Erkrankung. Mit der Zeit treten jedoch die ersten Beschwerden auf.

Symptome: Wo kann Arthrose auftreten? Wann schmerzt Arthrose?

Das erste Arthrose-Symptom ist oft Gelenksteifigkeit, die vor allem morgens und nach Ruhepausen auftritt. Dann kommen stechende Schmerzen hinzu – zunächst ebenfalls zu Beginn der Bewegung, später auch unter Belastung.

Schreitet die Arthrose noch weiter fort, leiden die Betroffenen unter Dauerschmerz. Letztendlich ist die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks eingeschränkt. Auch Fehlstellungen und Instabilität des Gelenks können die Folge sein.

Ist der Knorpel so weit abgerieben, dass der Knochen stellenweise freiliegt, kommt es zudem zu Wucherungen, die die Mehrbelastung der Knochen ausgleichen sollen. Das gesamte Gelenk, die angrenzenden Knochen und Muskeln können durch Arthrose geschädigt werden.

Gelenkverschleiß ist zwar eine chronische und dauerhaft fortschreitende Erkrankung, es kann aber auch zu schubweisem Auftreten von entzündlichen Prozessen kommen. Rötung und Erwärmung des Gelenks sowie plötzlich stärkere Schmerzen sind Anzeichen einer solchen aktivierten Arthrose bzw. Arthrose-Arthritis. Sie treibt die Zerstörung des Knorpels besonders schnell voran.

Sämtliche Gelenke des Körpers können von Arthrose betroffen sein – große wie die Schultern, kleine wie die Fingergelenke und sogar die Wirbelsäule. Häufig tritt Arthrose im Knie auf. Auch Hüft-Arthrose gehört zu den gängigsten Formen.

Die Erkrankung wird in vier Schweregrade eingeteilt:

  • Schweregrad I: Knorpeloberfläche etwas faserig, evtl. Reizung der Gelenkinnenhaut, noch keine oder geringe Symptomlast
  • Schweregrad II: Knorpeloberfläche faserig, kleine Risse
  • Schweregrad III: Knorpel dünn, tiefe Risse, instabil, erste Knochenveränderungen, Bewegungseinschränkungen und Entzündungen möglich
  • Schweregrad IV: Knochen liegt zum Teil frei, Knochenwucherungen, sehr starke Schmerzen

Die Diagnose erfolgt anhand einer körperlichen Untersuchung und bildgebender Verfahren.

Ursachen: Wie entsteht Arthrose?

Die zugrundeliegende Ursache von Arthrose-Erkrankungen ist unbekannt. Wissenschaftliche Studienergebnisse legen nahe, dass es eine genetische Veranlagung gibt. Forschende haben insgesamt 64 Veränderungen im Erbgut entdeckt, die mit Arthrose im Zusammenhang stehen.[5]

Sicher ist, dass es einige Risikofaktoren gibt, die das Auftreten von Arthrose wesentlich beeinflussen: Einseitige Belastungen und dauerhafte Überlastungen gehören zu den Hauptauslösern. Das betrifft beispielsweise Personen, die im Beruf oder in der Freizeit Tätigkeiten ausüben, die die Gelenke belasten – von einigen Handwerksberufen bis hin zu Tennis. Auch Übergewicht, angeborene oder erworbene Fehlstellungen (etwa durch Rheuma) und Gicht erhöhen das Arthrose-Risiko.

Bewegungsmangel kann jedoch ebenfalls hinter einer Arthrose-Erkrankung stecken. Das liegt daran, dass unsere Knorpel nicht durchblutet werden. Sie sind darauf angewiesen, durch regelmäßige moderate Bewegung »ausgepresst« zu werden, um Abfallstoffe an die Gelenkflüssigkeit abgeben zu können. Wenn sie sich danach wieder »vollsaugen«, nehmen sie Nährstoffe auf. Eine Unterversorgung mit Nährstoffen kann auch altersbedingt auftreten.

Wird der Knorpel durch Überlastung oder Nährstoffmangel geschädigt, raut seine Oberfläche auf. Aufgeraute Oberflächen sorgen für mehr Reibung und damit auch Abrieb des Knorpels bei Belastung.

Therapie: Wie kann man Arthrose behandeln?

Bereits entstandene Knorpelschäden können nicht rückgängig gemacht werden. Die Behandlung von Arthrose zielt daher darauf ab, die Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten zu verlangsamen.

Ein wichtiger Faktor in der Therapie ist die Reduktion von eventuellem Übergewicht. Somit lohnt es sich oft, bei Arthrose die Ernährung umzustellen.

Idealerweise meiden Betroffene Überlastungen, bleiben aber körperlich aktiv, etwa im Rahmen einer Physiotherapie. Bandagen und Orthesen können zur Entlastung des betroffenen Gelenks beitragen.

Auch Wärme- und Kälteanwendungen werden in der Arthrose-Behandlung eingesetzt. Was Betroffenen guttut, ist individuell verschieden. Ratet euren Kundinnen und Kunden daher am besten, beides auszuprobieren. Bei aktivierter Arthrose ist jedoch keine Behandlung mit Wärme angezeigt. Kälteanwendungen können zu Hause mit Kühlpacks erfolgen, Wärmeanwendungen zum Beispiel mit Wärmepflastern, Körnerkissen oder einer Wärmflasche.

Zur medikamentösen Behandlung stehen in erster Linie NSAR zur Verfügung. Sie lindern nicht nur die Schmerzen, sondern wirken im Fall der Arthrose-Arthritis auch antiinflammatorisch.

Wegen möglicher Nebenwirkungen sollte die orale Einnahme jedoch nicht dauerhaft erfolgen. Bei Gelenken wie den Knien und den Fingergelenken, die direkt unter der Haut liegen, kann die NSAR-Therapie in Form von Salbe, Gel oder Spray erfolgen. Das Risiko für Nebenwirkungen ist dann geringer. Forschungen haben gezeigt, dass die lokale Anwendung in einigen Fällen durchaus vergleichbare Behandlungserfolge wie die orale Einnahme erzielen kann.[6][7]

Eine sinnvolle Alternative zu NSAR kann die lokale Anwendung eines arnikahaltigen Präparats darstellen, wie Forschungen zeigten.[8]

Die Wirkung sogenannter Chondroprotektiva ist umstritten. Laut einer Studie geht sie nur bei Betroffenen mit stärkeren Beschwerden über den Placeboeffekt hinaus.[9]

Von Kortisoninjektionen ins Gelenk wird gemeinhin abgeraten. Sie können höchstens bei akuten Beschwerden durch Entzündungen helfen, bringen aber keine langfristigen Verbesserungen der Grunderkrankung mit sich. Hyaluronsäureinjektionen ins Gelenk sind ebenfalls möglich.

Erzielt eine konservative Behandlung nicht die gewünschten Erfolge, stehen verschiedene invasive Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, etwa eine therapeutische Arthroskopie, eine Gelenkversteifung oder die Implantation einer Endoprothese.

PTA-Wissen kompakt:

  • Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung.
  • Schmerzen und Gelenksteifigkeit sind die Hauptsymptome. Akute Entzündungen können zusätzlich zum chronischen Krankheitsgeschehen auftreten.
  • Es gibt Hinweise auf eine genetische Veranlagung. Risikofaktoren sind Überlastungen, einseitige Belastungen, Übergewicht, Bewegungsmangel und fortgeschrittenes Alter.
  • Die medikamentöse Therapie erfolgt vor allem symptomatisch mit NSAR (oral oder lokal). Auch die lokale Anwendung von Arnika kann Linderung bringen.
  • Wärme- oder Kälteanwendungen empfinden viele Betroffene ebenfalls als angenehm.
  • Chondroprotektiva sind umstritten.
  • Kortison- und Hyaluronsäureinjektionen ins Gelenk sind möglich.
  • Ist eine konservative Therapie nicht ausreichend, kann invasiv behandelt werden.

 

Quellenangabe

  1. RKI – Gesundheit A-Z – Arthrose
  2. Pschyrembel Online | Arthrose
  3. Pschyrembel Online | Arthrose
  4. Arthrose – Rheumaliga Schweiz
  5. Identification of new therapeutic targets for osteoarthritis through genome-wide analyses of UK Biobank data | Nature Genetics
  6. Topische Analgetika gegen akute und chronische Schmerzen bei Erwachsenen – eine Übersicht über Cochrane Reviews – Derry, S – 2017 | Cochrane Library
  7. Comparative efficacy of a proprietary topical ibuprofen gel and oral ibuprofen in acute soft tissue injuries: a randomized, double‐blind study* – Whitefield – 2002 – Journal of Clinical Pharmacy and Therapeutics – Wiley Online Library
  8. Choosing between NSAID and arnica for topical treatment of hand osteoarthritis in a randomised, double-blind study | SpringerLink
  9. Schmerzhafte Kniearthrose: Nutzen oraler Chondroprotektiva nicht eindeutig (deutsche-apotheker-zeitung.de)