Inhalationen sind aus heutiger Sicht nicht mehr wegzudenken. Sie sind seit jeher ein beliebtes sowie allgemein gut verträgliches Hausmittel gegen Erkältungssymptome. Eine Schüssel heißes Wasser, ein paar Tropfen ätherisches Öl und einen halben Löffel Salz rein, tief durch den Mund einatmen und schon ist der Laie zufrieden – oder auch nicht.

Inhalation bei akuter Bronchitis

Für eine effektive Therapie der Bronchien mittels Inhalation kommt es auf die Größe der Tröpfchen im Wasserdampf an. Nicht mehr als 10 μm dürfen sie groß sein, um auch die Bronchiolen (Bronchialast) und letztendlich die kleinsten Alveolen (Lungenbläschen) erreichen zu können. Dies gelingt nur mittels Vernebelung durch ein elektrischea Gerät. Somit fällt die klassische Wasserdampfinhalation für diese Indikation weg. Übrig bleiben lediglich der angenehme Duft der ätherischen Öle und die verwunderten Gesichter der Patienten, die vom Arzt eben diese Methode vorgeschlagen bekommen haben. Dazu am besten noch der weise Tipp: Salz inhalieren. Salz ist zwar nicht wasserdampfflüchtig, aber was macht das schon? Leider kommt genau das so oft in der Praxis vor, das uns in der Apotheke nur noch nach Kopf schütteln zumute ist. Stattdessen sollte Patienten mit einer akuten Bronchitis zu oralen Mukolytika (Schleimlösern) wie z.B. Ambroxol, Thymian, Efeu oder Spitzwegerich geraten werden.

Problem: Kochtopf-Handtuch-Variante

Hat man zu Hause nichts anderes zur Hand, bleibt einem nur die Kochtopf-Handtuch-Variante übrig. Diese ist aber gar nicht so effektiv und ungefährlich. Der Wasserdampf wird grobflächig abgegeben, wodurch die maximale Wirkung nicht erreicht wird. Durch die große Oberfläche wird auch zusätzlich das ganze Gesicht bedampft, wodurch schwere Augenreizungen entstehen können, je nach Zusatz des ätherischen Öles. Abgesehen davon besteht auch eine erhöht Verbrennungsgefahr durch möglicherweise spritzendes Wasser.

Sinusitis

Letztendlich bleibt die Inhalation mittels eines geeigneten doppelwandigen Inhalators samt Nasenmaske bei einer akuten sowie chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut (Sinusitis) mit Sekretbildung übrig. Ätherische Öle wie Levomenthol, Campher und Eukalyptusöl bewirken eine subjektive Kühlung und Nasenerweiterung durch eine direkte Erregung spezieller Thermorezeptoren in der Nasenschleimhaut. Darüber hinaus wirken ätherische Öle schleimlösend, in dem sie saure Mukopolysaccharide abbauen. Hierzu werden 4-8 Tropfen der ätherischen Öle in das heiße, noch dampfende Wasser gegeben und 10 Minuten lang durch die Nase inhaliert. Auch spezielle, mit ätherischen Ölen versetzte Einreibungen stehen zur Verfügung, die sich im heißen Wasser auflösen und so inhaliert werden können. Wichtig ist dabei zu beachten, das nicht alle Salben inhaliert werden dürfen (siehe Packungsbeilage).

Auch die Kamille eignet sich hervorragend für die Therapie einer akuten Entzündung der Nase. Hierzu sollte man aber beachten, dass eine hohe Menge des Wirkstoffes (–)-α-Bisabolol (Levomenol) in dem Wasserdampf vorhanden sein muss, um eine ausreichende antiphlogistische Wirkung erzielen zu können. Dies gelingt nur durch Verwendung eines Kamillenblütenextraktes (20 ml Konzentrat auf 1 L Wasser).

Vorsicht ist bei Kindern unter 2 Jahren geboten, da diese durch die Inhalation von Campher, Menthol und Minzöl den s.g. Glottiskrampf (Kratschmer-Reflex) ausbilden können. Die Folgen sind Atemdepression und Erstickungsgefahr.

Myrtol vs. Cineol

Oft stellt sich in der Apotheke die Frage, welcher der beiden Wirkstoffe zweier namhafter Fertigarzneimittel tatsächlich besser geeignet ist. Tatsächlich ist diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Beide Wirkstoffe haben ihre Daseinsberechtigung und weisen eine gute Evidenz bei akuter sowie chronischer Sinusitis auf. Eine Vergleichsuntersuchung beider Wirkstoffe gibt es derzeit nicht. Sie können mit kühlem Wasser geschluckt oder mit heißem Wasser inhaliert werden, in dem die aus Gelatine bestehende weiche Kapselhülle aufgestochen oder aufgeschnitten und das darin enthaltene ätherische Öl ins Wasser gegeben wird.

Myrtol ist ein standardisiertes Gemisch, welches durch Destillation von Eukalyptus- und Citrusöl gewonnen wird und besteht aus Limonen, Cineol und α-Pinen. Myrtol wirkt u.a. sekretomotorisch, sekretolytisch, mukolytisch, antiphlogistisch und schleimhautabeschwellend. Es beschleunigt signifikant die Zilienaktivität (Flimmerhärchen) um bis zu 28 %, den Sekrettransport um bis zu 30 % und verflüssigt das Nasensekret um bis zu 280 %. In einer placebokontrollierten, doppelblinden Studie an 220 Patienten mit akuter Sinusitis konnte gezeigt werden, dass Myrtol gegenüber Placebo deutlich besser wirkt. Auch die Antibiotikagabe konnte unter Myrtol signifikant reduziert werden. 13 % der Patienten, die das Placebo bekamen, brauchten danach ein Antibiotikum, 7 % waren es bei der Myrtol-Gruppe.

Cineol wird durch Ausfrieren aus Eukalyptusöl gewonnen und wirkt u.a. sekretomotorisch, sekretolytisch, antimikrobiell, durchblutungsfördernd und fungizid. In placebokontrollierten, klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass Cineol neben der Sekretverflüssigung extrem starke entzündungshemmende Effekte besitzt.

Was Ihr als PTA wissen solltet

  • Wasserdampfinhalationen sind bei akuter Bronchitis nicht geeignet.
  • Salz per Wasserdampf zu inhalieren hat keinen Sinn.
  • Vorsicht mit Campher, Menthol und Minzöl bei Kindern unter 2 Jahre (Atemproblematik).
  • Keine ätherischen Öle bei Asthmatikern
  • Bei eitriger Sinusitis an Arzt verweisen (bakteriell).
  • Patienten einen geeigneten Inhalator empfehlen, da wirksamer und sicherer.
  • Kamillenextrakt, Myrtol und Cineol eignen sich hervorragend zur Bekämpfung der entzündeten Nasennebenhöhlen.
  • Beim Inhalieren ruhig und tief einatmen, falls Husten oder Schwindel auftreten, kaltes Wasser zum Inhalat geben, da oft zu heiß.
  • Nach Beendigung der Inhalation, Inhalator gründlich reinigen und desinfizieren (mögliches Bakterienwachstum)

Quellen


Offline Quellen

  • Leitfaden Phytotherapie (Urban u. Fischer) 4. Auflage S. 563 – 476
  • Behrbohm H, Kaschke O, Sydow K. Laryngorhinootologie. 1995; 74: 733-737
  • Federspil P et al. Laryngorhinootologie. 1997; 76: 23-27
  • Kehrl W, Sonnenmann U, Dethlefsen U, Laryngoscope. 2004; 114: 738-742
  • Juergens UR et al. Respir Med. 2003; 97: 250-256



Online-Quellen