Fluorid wird zur Kariesprophylaxe Kleinkindern verabreicht, Speisesalz beigemischt und in manchen Ländern sogar ins Trinkwasser gegeben. Zugleich gibt es immer wieder Stimmen, die die Wirkung des Fluorids infrage stellen oder sogar schädliche Effekte befürchten. Woher kommen die Wiedersprüche?

Was ist Fluorid?
Flouride sind nicht dasselbe wie Fluor. Reines Fluor ist tatsächlich hochgiftig, geht jedoch von sich aus viele Verbindungen mit anderen Stoffen ein, beispielsweise mit Natrium oder Calcium. Die Produkte dieser Verbindungen nennt man Fluoride. Sie kommen von Natur aus in Knochen und Zähne vor. Fluorid kann durchaus schädlich für den Menschen sein, je nach dem, in welcher Dosierung es aufgenommen wird. Die mögliche toxische Dosis wird mit 5mg pro Kilogramm Körpergewicht angegeben, die sicherlich toxische Dosis mit über 32 mg pro Kilogramm Körpergewicht.1 Zum Vergleich: Eine handelsübliche Tube Zahnpasta enthält um 1500 ppm (parts per Million) Fluorid, das entspricht etwa 1,5mg pro Gramm Zahnpasta.2

Es handelt sich bei Fluorid laut WHO jedoch nicht um ein essentielles Spurenelement, da es keine bekannten Mangelerscheinungen bei fehlender Einnahme gibt.3

Warum wird Fluorid teilweise kritisch gesehen?
Die oben genannte mögliche toxische Wirkung bei hohen Dosen Fluorid ist sicher einer der Hauptgründe für das verbreitete Mistrauen gegenüber Fluorid. Auch geringere Dosen können sich bereits auf den Körper auswirken. Man spricht in beiden Fällen von Fluorose.

Akute Fluorose bezeichnet die Vergiftungserscheinungen bei den genannten hohen Dosen von Fluorid. Sie schlägt sich in Übelkeit und Erbrechen, Bauchkrämpfen und Durchfall nieder und hat in den 1970er Jahren zu zwei dokumentierten Todesfällen geführt.4, 5

Zahnfluorose erkennt man gemeinhin an weißen Flecken oder Streifen auf den Zähnen; gelegentlich auch in braunen Verfärbungen. Sie ist das Resultat einer zu hohen Fluorid-Zufuhr während der Zahnentwicklung.

Knochenfluorose bezeichnet eine Verdichtung der äußeren Knochenschicht aufgrund zu hoher Fluoridzufuhr. In der Folge werden die Knochen weniger Widerstandsfähig. Dieses Phänomen ist hauptsächlich bei Arbeitern aus der Fluorid-verarbeitenden Industrie bekannt.

Weiterhin gibt es erbittert geführte Kontroversen darüber, ob Fluorid Krebs verursache oder den IQ senke. Hier gibt es allerdings keine allgemein anerkannten wissenschaftlichen Ergebnisse.6

Eine weitere Kritik richtet sich gegen die als „Zwangsmedikation“ verstandene Praxis, Lebensmittel mit Fluorid anzureichern, jedoch nicht gegen Fluorid als Wirkstoff.

Wie wirkt Fluorid?
Fluorid wirkt der demineralisierung des Zahnschmelzes entgegen und wehrt somit die Angriffe karieserzeugender Bakterien ab. Es wirkt dabei stets lokal, weswegen die Aufnahme über die Nahrung und Tabletten zum Teil als weniger wirksam erachtet wird, als die Anwendung in Gels und Pasten. Es gibt allerdings auch Stimmen, die eine systemische Einnahme bevorzugen, da auf diese Weise Fluorid im Zahn eingelagert wird und bei Bedarf zur Verfügung steht bzw. weil noch vor einer Schädigung der Zähne fluoridhaltiger Speichel seine Wirkung tun kann. Die Bedeutung des im Zahnschmelz eingelagerten Fluorids wurde allerdings lange Zeit überschätzt.7

Was Sie als PTA wissen sollten
  • Die prophylaktische Wirkung von Fluorid gegen Karies ist wissenschaftlich belegt.
  • Es wird empfohlen, dass es nur eine Fluoridquelle pro Person im Haushalt gibt, um einer Fluorose vorzubeugen.
  • Eine lokale Anwendung wird der systemischen von vielen Fachleuten vorgezogen, allerdings gestaltet sich dies gerade bei Kleinkindern schwierig.
  • Es gibt keine bekannten Fluorid-Mangelerscheinungen, also auch keine zwingende Notwendigkeit zur Fluorid-Einnahme.