Gerade in der kalten Jahreszeit fragen Kund*innen immer wieder nach Nahrungsergänzungsmitteln, die das Immunsystem stärken. Wie sinnvoll diese Präparate sind, ist jedoch umstritten. Hier findest du einen Überblick über die wichtigsten Faktoren, die es bei der Beratung zu beachten gibt.

Nahrungsergänzungsmittel fürs Immunsystem – wer braucht sie?

Grundsätzlich gilt, dass das Immunsystem eines gesunden Menschen nicht unbedingt Unterstützung braucht, um Infekte abzuwehren. Es gibt natürlich auch Menschen, deren Immunsystem nicht richtig arbeitet. Das kann verschiedene Gründe haben, etwa einen Gendefekt, die Einnahme bestimmter Medikamente oder eine Grunderkrankung. In solchen Fällen reicht es jedoch nicht aus, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Für wen also lohnen sich Nahrungsergänzungsmittel fürs Immunsystem? Ärzte empfehlen die Einnahme von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten nur dann, wenn ein tatsächlicher Mangel besteht. Das wird bei einer Blutuntersuchung festgestellt.

Wenn eine Ernährungsumstellung nicht ausreicht, um einen bestehenden Mangel auszugleichen, kann in Absprache mit dem behandelnden Arzt die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll sein. Allerdings lohnt sich dann nicht die Einnahme eines Kombipräparates, das zahlreiche verschiedene Vitamine und Mineralstoffe enthält. Vielmehr empfiehlt sich eine gezielte Substitution. Menschen mit Autoimmun-, Infektions- und schweren Grunderkrankungen müssen vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die Einfluss auf das Immunsystem nehmen können, Rücksprache mit dem Arzt halten.

Nahrungsergänzung mit Vitamin D

Zu den Nährstoffen, die einen großen Einfluss auf das Immunsystem haben, gehört Vitamin D. Der menschliche Körper kann es selbst bilden, wenn er ausreichend Sonnenlicht ausgesetzt ist. Vor allem in den Wintermonaten kann das in unseren Breitengraden zum Problem werden. Das Licht ist nicht stark genug und im Winter sind wir dick eingepackt in warme Kleidung, sodass nur wenig Haut hervorschaut. Bei fehlender Synthese über die Haut empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Erwachsenen die Aufnahme von 800 Internationalen Einheiten (IE) pro Tag. Dieser Wert ist über die Nahrung kaum bis gar nicht zu erreichen. Idealerweise liegt der Vitamin D-Spiegel im Blut bei 50 nmol/l oder mehr. Laut Max-Rubner-Institut erreichen sechzig Prozent der Bundesbürger diesen Wert nicht. Inzwischen gibt es Testkits, mit denen Apothekenkund*innen sich zu Hause selbst ein paar Blutstropfen abnehmen. Diese werden dann an ein Labor geschickt, das den Vitamin D-Spiegel im Blut ermittelt. Sinnvoller ist jedoch eine Untersuchung beim Arzt. Für den Fall, dass tatsächlich ein Mangel besteht, muss die richtige Dosierung eines Supplements gefunden werden. Ist sie zu niedrig, wird das Defizit nicht ausgeglichen. Die Einnahme einer zu großen Menge Vitamin D kann im schlimmsten Fall zu einer Überdosierung führen.

Es gibt Hinweise darauf, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D vor einer Depression schützen kann. Gerade bei Winterdepressionen, die unter anderem mit den dunklen Lichtverhältnissen in der kalten Jahreszeit zusammenhängen, ist ein Zusammenhang wahrscheinlich. Ein weiteres rezeptfreies Präparat, das gegen Depressionen eingesetzt werden kann, ist Johanniskraut. Mehr darüber erfährst du in unserem Artikel über die richtige Beratung bei Depression.

Erkältungsinfekte verkürzen mit Zink

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von mindestens 75 mg Zink die Dauer eines grippalen Infekts signifikant verkürzt. Voraussetzung für diese positive Wirkung ist, dass das Präparat spätestens vierundzwanzig Stunden nach Beginn der ersten Symptome eingenommen wird. Der Wirkmechanismus ist noch nicht bekannt. Es gibt Hinweise darauf, dass Zink sowohl die Vermehrung von Erkältungsviren hemmt als auch das Immunsystem stärkt. Hohe Dosen an Zink können jedoch zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und einem unangenehmen Geschmack im Mund führen. Schlimmstenfalls drohen neurologische Störungen.

Erkältungsinfekten vorbeugen mit pflanzlichen Wirkstoffen

Es gibt zahlreiche Präparate mit pflanzlichen Wirkstoffen, die die Immunabwehr stärken und zur Infektabwehr bei ersten Erkältungsanzeichen eingesetzt werden sollen. Zu den beliebtesten Inhaltsstoffen für solche Mittel zählt Echinacea purpurea, der rote Sonnenhut. Auch in Kombipräparaten für das Immunsystem ist oft Echinacea zu finden. Wichtig: Mittel mit Echinacea dürfen nicht länger als vierzehn Tage am Stück eingenommen werden und sind unter Umständen nicht für Pollenallergiker geeignet. Bei erhöhter Ansteckungsgefahr und ersten Erkältungsanzeichen sind spezielle Sprays für die Nase oder die Anwendung in Mund und Rachen beliebt. Je nach enthaltenen Wirkstoffen wirken sie entweder vorbeugend oder auch bei ersten Symptomen.Viele Kund*innen fragen im Anschluss an eine Antibiotikaeinnahme nach Präparaten für den Wiederaufbau der Darmflora. Mehr über Vor- und Nachteile von probiotischen Nahrungsergänzungsmittel liest du in unserem Artikel über Probiotika. Anthroposophische und homöopathische Mittel zur Stärkung des Immunsystems und Infektabwehr sind bei vielen Apothekenkund*innen ebenfalls sehr beliebt. Oft nachgefragt werden vor allem homöopathische Kombipräparate, deren Einnahme bei ersten Erkältungszeichen beginnen soll.

PTA-Wissen kompakt:

  • Das Immunsystem gesunder Menschen ist in der Regel nicht auf Unterstützung angewiesen.
  • Bei Autoimmun-, Infektions- und schweren Grunderkrankungen sollten Nahrungsergänzungsmittel nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden.
  • Bei einem Nährstoffmangel ist eine gezielte Substitution gegenüber Kombipräparaten vorzuziehen.
  • Viele Menschen in Deutschland sind nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt. Aufschluss gibt ein Bluttest. Ein Mangel kann mit einem Vitamin D-Präparat ausgeglichen werden.
  • Eine rechtzeitige Einnahme von Zink kann Erkältungsinfekte verkürzen.
  • Präparate mit Echinacea sollen das Immunsystem stärken und Infekte abwehren. Sie dürfen maximal zwei Wochen eingenommen werden.
  • Probiotika werden gern zum Wiederaufbau der Darmflora nach einer Antibiose eingesetzt.

Quellen: