Jod (alternative Schreibweise: Iod) ist ein Spurenelement, das sogar die Politik beschäftigte.
Eine stetig schlechtere Jodversorgung, durch zu wenig Jod in unseren Böden und verhältnismäßig schlechtem Fischkonsum vor allem in Süddeutschland, veranlasste das Bundesernährungsministerium sowie das Bundesinstitut für Risikobewertung zu einer sogenannten „Jodmangelprophylaxe“. Seit den 1980er Jahren werden nun systematisch Lebensmittel (vor allem Speisesalz und Futtermittel in der Landwirtschaft) mit Jod angereichert, sodass sich die Zufuhr deutlich verbessert hat. Dennoch haben hier etwa 40% einen leichten und über 20% einen schweren Mangel des Spurenelements – was bedeutet, dass circa jeder zweite seinen Jodbedarf nicht optimal deckt.

Jod gehört zu den essentiellen Spurenelementen. Es muss mit der Nahrung aufgenommen werden, da unser Körper es selbst nicht herstellen kann. Es ist vor allem für den Aufbau der Schilddrüsenhormone zuständig und somit an etlichen Stoffwechselprozessen beteiligt.

Treuer Begleiter in Schwangerschaft und Stillzeit

In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an Jod erhöht. Da Jod nicht nur das Fehl- und Totgeburtenrisiko senkt, sondern auch ausschlaggebend für die kognitiven und neurologischen Funktionen ist, sollte es unbedingt schon bei der Kinderplanung berücksichtigt werden. Die kindliche Schilddrüse fängt bereits ab der 8. Schwangerschaftswoche an zu arbeiten, dafür ist sie jedoch auf die mütterliche Jodversorgung angewiesen. Auch in der Stillzeit besteht ein erhöhter Bedarf. Nicht nur die Mutter benötigt Jod zur Aufrechterhaltung der eigenen Stoffwechselaktivitäten, auch gelangt Jod über die Muttermilch zum Baby. Ein Mangel könnte zu geistigen Entwicklungsstörungen des Kindes führen.

Neueste Studien zeigen, dass ein Jodmangel wohl auch das Auftreten von ADHS-Erkrankungen begünstigen kann. Wie wichtig das Spurenelement für die Kindesentwicklung ist, sieht man an der Empfehlung bei Hashimoto-Thyreoiditis-Patientinnen (Schilddrüsenentzündung): Hier wird in den ersten 12 Wochen fast immer zu einer Jodeinnahme geraten. Auch danach empfehlen viele Ärzte eine weitere Einnahme, da ohnehin fast 50% mehr Schilddrüsenhormone benötigt werden, sodass ein Hashimoto sich oftmals sowieso bessert. Der Arzt überwacht die Patientin mit regelmäßigen Laboruntersuchungen engmaschig.

Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie

„Allen Schwangeren soll eine Jodsupplementation angeboten werden. Auch ein milder mütterlicher Jodmangel in der Schwangerschaft kann zu kognitiven Entwicklungsstörungen beim Kind führen. Der Jodbedarf ist in der Schwangerschaft deutlich erhöht. Besonders Frauen im fertilen Alter weisen in Deutschland nur eine grenzwertig gute oder sogar unzureichende Jodversorgung auf. Die Jodversorgung der Mutter im ersten Trimenon (Trimester, 1.- 13. Schwangerschaftswoche) ist dabei von entscheidender Bedeutung. Allen Schwangeren und stillenden Müttern soll deshalb eine Jodsupplementation mit 150-200 μg empfohlen werden. Auch Frauen mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow in Remission) kann dies gefahrlos angeboten werden.“

Quelle: Klug entscheiden in der Endokrinologie. Deutsches Ärzteblatt 2016; 113: A821-A824

Jod bei atomaren Katastrophen

Bei nuklearen Unfällen kann radioaktives Jod freigesetzt werden. Unsere Schilddrüse erkennt aber kein „gutes“ oder „schlechtes“ Jod, sodass im Unglücksfall das radioaktive Isotop direkt aufgenommen wird. Dort angekommen, kann es zu schweren Zellschäden und Krebs führen. Bei rechtzeitiger Einnahme von hochdosiertem „normalen“ Jod, kann die Schilddrüse gesättigt werden, sodass die Isotopaufnahme blockiert bzw. reduziert wird. Die Behörden lagern hierfür große Vorräte an Jodtabletten ein.

Überblick für die Kitteltasche – Jod:

ParameterAuswirkungen
Bausteine/WirkstoffeJodid als Spurenelement; in Tablettenform meist Kaliumiodid
Funktion(en) im Körper
  • Normale Produktion von Schilddrüsenhormonen
  • Normaler Energiestoffwechsel
  • Normale kognitive und psychomotorische Entwicklung sowie normale Funktion des Nervensystems
  • Erhalt normaler Haut
  • Normales Wachstum, normale Entwicklung und Erhalt der Gesundheit von Föten und Kindern
Bezugsquellen
  • Algen
  • Fisch
  • Jodiertes Speisesalz
  • Spinat
  • Eier
  • Erdnüsse
RichtwerteTagesbedarf Jod:
0 bis unter 4 Monat: 40µg
4 bis unter 12 Monate: 80µg
1 bis unter 4 Jahre: 100µg
4 bis unter 7 Jahre: 120µg
7 bis unter 10 Jahre: 140µg
10 bis unter 13 Jahre: 180µg
13 bis unter 15 Jahre: 200µg
15 bis unter 51 Jahre: 200µg
ab 51 Jahren: 180µg
Schwangere: 230 µg
Stillende: 260µgIn Deutschland gilt eine tägliche Aufnahme von maximal 500µg noch als sicher – auch für Menschen, die empfindlich darauf reagieren. Durch eine normale Ernährung wird dieser Wert nicht überschritten.
Symptome einer Unterversorgung
  • Kropf
  • Schilddrüsenprobleme bis hin zur Hypothyreose damit verbunden:
    • Antriebsschwäche
    • Extreme Müdigkeit
    • Konzentrationsstörungen
    • Kälteempfindlichkeit
    • Hautveränderungen
  • Wachstums- und Entwicklungsstörungen bis hin zum endemischer Kretinismus bei Kindern
  • Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit
Risikogruppen für eine Unterversorgung
  • Kinder < 3 Jahre
  • Frauen im gebärfähigen Alter
  • Schwangere, Stillende
  • Geographische Jodmangelgebiete
  • Sportler
  • Raucher
Symptome einer Überversorgung
  • Schilddrüsenprobleme
  • negative Auswirkungen auf Testosteronspiegel
Freund/FeindFreund:

  • Bei Patienten mit einem guten Vitamin A-, Selen- und Eisenstatus ist ein Jodmangel seltener.
  • Schilddrüsentabletten (Levothyroxin) können von einer gleichzeitigen Jodaufnahme profitieren. Hierfür wählt der Arzt ggf. ein geeignetes Kombi-Präparat aus.

Feind:

  • Soja hemmt die Jodaufnahme
  • Medikamente:
    • Schilddrüsentabletten (Levothyroxin) zeitversetzt mit Jod einnehmen, da die Aufnahme beeinträchtigt werden kann
      Ausnahme: Bei vom Arzt verordneten Kombi-Präparaten ist dies berücksichtigt!
    • Bei kaliumsparenden Diuretika auf die Iod-verbindung achten – Kaliumiodid kann zur Hyperkaliämie führen
    • Acetylsalicylsäure (und deren Derivate wie Mesalazin), Warfarin und einige Psychopharmaka erhöhen Jodausschüttung
    • bei zu wenig Magensäure (Protonenpumpenhemmer) wird Jod schlechter aufgenommena

PTA-Wissen kompakt:

  • In Schwangerschaft und Stillzeit ist Jod unerlässlich, sodass Frauen auch bei einer bestehenden Schilddrüsenerkrankung unbedingt mit ihrem Frauenarzt über eine mögliche Supplementierung sprechen sollten! In der Regel wird diese empfohlen.
  • Durch eine normale Nahrungsmittelaufnahme kann eine Jodüberversorgung eigentlich nicht erreicht werden (Ausnahme: getrocknete Algen; je nach Algenart 50-60 mg Jod/100 g)
  • Bei einem atomaren Unfall sollte Jod hochdosiert eingenommen werden, sodass die Aufnahme von radioaktivem Jod so gering wie möglich gehalten wird.

Quellenangaben: