Alljährlich in der Erkältungssaison strömt eine Vielzahl von Kunden mit dem Wunsch nach einer einfachen und schnellen Linderung ihrer Erkältungssymptome in die Apotheken. Gleichzeitig nimmt aber auch die Diskussion zum Thema Kombinationspräparate wieder Fahrt auf. Ende November diskutierten Kritiker Prof. Gerd Glaeske, HNO-Mediziner Prof. Ludger Klimek, Apotheker Dr. Sven Simons sowie Vertreter des Aspirin Complex-Herstellers Bayer Vital GmbH, Dr. Uwe Gessner und Dr. Michael Völker, erstmals öffentlich zu den Vor- und Nachteilen von Aspirin Complex und Co. Unter dem Motto „Kombinationspräparate bei Erkältung − Fluch oder Segen?“ traten die Teilnehmer in einen spannenden Dialog.

Erkältungspatienten greifen häufig zu Kombipräparaten

Im Durchschnitt leiden Erwachsene etwa zwei bis vier Mal im Jahr an einer Erkältung.1 Zur Behandlung von Schnupfen, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen und Fieber sind Kombinationspräparate besonders beliebt und auch Apotheker Dr. Sven Simons vertraut auf ihre Wirkung: „Diese Erkältungsmittel sind wirksam, sicher und vor allem auch bequem. Um den individuell vor uns stehenden Patienten gut beraten zu können, ist es unter anderem auch wichtig, genau hinzuschauen, welche Wirkstoffe enthalten sind und ob diese zu den Symptomen meines Kunden passen.“ Es gebe aber natürlich auch Kunden, die sehr skeptisch gegenüber Kombipräparaten sind, weil sie zum Beispiel aufgrund der Berichterstattung in den Medien verunsichert sind.

Das sollten Sie als PTA wissen

  • Sind Wirkstoffe gegen die Leitsymptome einer Erkältung enthalten, kann die Einnahme eines Kombinationspräparats durchaus sinnvoll sein.
  • Hier eignen sich vor allem Kombinationen von einem Analgetikum und einem Dekongestivum, wie zum Beispiel Aspirin Complex.
  • Kombinationspräparate werden – anders als freie Kombinationen – auf mögliche Interaktionen zwischen den Wirkstoffen geprüft.
  • Aspirin Complex bietet auch nach Zulassung mit Studien weiterhin eine belastbare Evidenz für die Empfehlung des Präparats und hat mit drei doppelblinden, placebokontrollierten Studien zu Wirksamkeit und Verträglichkeit die beste klinische Datenlage im Multisymptommarkt.
  • Das enthaltene systemisch wirkende Schnupfenmittel Pseudoephedrin wirkt anders als lokal wirkende Nasensprays bis hoch in die Nasennebenhöhlen, sorgt für eine gute Belüftung und kann so zur Vorbeugung einer Chronifizierung der Symptome beitragen.
  • Die Beratung in der Apotheke sollte der Verantwortung nachkommen, zwischen Produktwunsch des Kunden und richtigem Präparat reflektiert abzuwägen.

Auf dem Prüfstand: freie oder fixe Kombination?

Kritische Stimmen werden zum Beispiel in den Testberichten der Stiftung Warentest laut.2 Kombipräparate werden häufig kritisch und als „wenig geeignet“ nach den sogenannten Crout’schen Kriterien bewertet, die verlangen, dass für jeden Wirkstoff einer fixen Kombination ein positiver Beitrag zum Nutzen des Mittels nachgewiesen wird. Als fachlicher Berater für den Bereich Arzneimittelbewertung fließt unter anderem die Einschätzung des Pharmakologen Prof. Gerd Glaeske in die Bewertung ein. Er steht Kombipräparaten kritisch gegenüber: „Es gibt keine ausreichende Evidenz dafür, dass fixe Wirkstoffkombinationen bei Erkältungspräparaten einen Zusatznutzen gegenüber einer freien Kombination von Monopräparaten bieten.“ Prof. Glaeske bevorzugt die freie Kombination von Erkältungsmitteln anstatt mit der Einnahme von Kombipräparaten unter Umständen Wirkstoffe anzuwenden, die gar nicht erforderlich sind.

Sinnvolle Wirkstoffzusammensetzung: Dekongestivum + Analgetikum

Prof. Ludger Klimek, Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden, kann Prof. Glaeskes Einschätzung nur bedingt teilen. „Ich gebe Prof. Glaeske in dem Punkt Recht, dass Kombinationspräparate erst einmal kritisch und vor allem differenziert zu betrachten sind. Einige Mittel enthalten unnötige Inhaltsstoffe und diese würde ich meinen Patienten nicht empfehlen. Ich sehe aber auch sehr sinnvolle Kombinationen, die zudem auch keine erhöhte Nebenwirkungshäufigkeit als Monopräparate aufweisen.“ Aus Prof. Klimeks Sicht ist ein Kombinationspräparat dann sinnvoll, wenn es für mehr als 90% der Erkältungspatienten einsetzbar ist, das heißt, Wirkstoffe gegen die Leitsymptome – verstopfte Nase und Nebenhöhlen sowie Kopf-, Hals-, und Gliederschmerzen – enthält. „Das entspricht auch der europäischen Leitlinie3, die einen freien oder kombinierten Einsatz von Analgetikum und Dekongestivum zur Behandlung der zwei am häufigsten vorliegenden Symptome empfiehlt.“

Hinzu komme, dass die in einigen Kombinationspräparaten eingesetzten systemisch wirkenden Schnupfenmittel, wie zum Beispiel Pseudoephedrin, im Gegensatz zu lokal wirkenden bis hoch in die Nasennebenhöhlen wirken und so eine gute Belüftung herstellen – ein entscheidender Pluspunkt, der zusammen mit der erhöhten Therapietreue eine wichtige Rolle zur Vorbeugung einer Chronifizierung der Symptome spiele, wie Prof. Klimek weiter ausführt.

Evidenzbasierte Empfehlung

In aller Kritik gegenüber Kombinationspräparaten räumt Prof. Glaeske aber auch einen positiven Aspekt ein: „Ich begrüße es sehr, dass Bayer auch nach der Zulassung noch Studien mit Aspirin Complex durchführt, um eine belastbare Evidenz zu bieten – eine große Ausnahme unter den Herstellern von Erkältungspräparaten. Schließlich sind adäquate Studien die Basis für Empfehlungen.“ Dr. Michael Völker von Bayer erklärt: „Uns ist wichtig, Ärzten und Patienten bei allen Medikamenten eine hohe Evidenz bieten zu können. Die nach den EMA-Richtlinien zur Prüfung von Kombinationspräparaten angelegte Studie4,5 bestätigt die gute Wirksamkeit und Sicherheit von Aspirin Complex gegenüber den Einzelsubstanzen und Placebo.“

Das in Aspirin Complex enthaltene Analgetikum Acetylsalicylsäure wirkt über eine Hemmung der Prostaglandinsynthese analgetisch, antiinflammatorisch und antipyretisch. Gleichzeitig lässt das systemische Dekongestivum Pseudoephedrin die Schleimhaut von Nasen und Nasennebenhöhlen abschwellen und vermindert die Sekretion – ohne die Schleimhaut auszutrocknen. Die Darreichungsform eines Granulats zum Einrühren in Wasser bietet außerdem den Vorteil einer schnellen Wirkstoffanflutung.

Verantwortung des Apothekers in der Beratung

In puncto Aspirin Complex bemerkte Prof. Glaeske abschließend, dass Kombinationspräparate aus einem Dekongestivum und einem Analgetikum bei bestimmten Patiententypen kurzfristig durchaus sinnvoll sein können. Prof. Klimek stimmte ihm in seiner Aussage zu, wies jedoch zu Ende der Diskussion auch auf die Verantwortung des Apothekers in seiner Rolle als Berater hin: „Um eine zielgerichtete Medikamentenempfehlung durchführen zu können, ist eine qualifizierte Beratung der Patienten mit Erkältung in der Apotheke unerlässlich.“

Quellen


1 IQWIG. Gesundheitsinformation.de, https://www.gesundheitsinformation.de/erkaeltung.2642.de.html#!haeufigkeit (Letzter Zugriff 25.10.2016).
2 Stiftung Warentest. test 12/2012; test 1/2016; test Spezial Medikamente 11/2016.
3 Fokkens WJ et al. European position paper on rhinosinusitis and nasal polyps 2012. Rhinology 2012; 50: 1-299.
4 Eccles R, Voelker M. Analgesic and decongestant efficacy of the combination of aspirin with pseudoephedrine in patients with symptoms of upper respiratory tract infection. Clin Pharm in Drug Develop 2014; 3(2): 118–125.
5 European Medicines Agency. Committee for medicinal products for human use. Guideline on clinical development of fixed combination medicinal products. DocRefCPMP/EWP/240/95Rev1.LondonFebruary`10 2009.

Pflichttext ASPIRIN® COMPLEX
(für Fachwerbeanzeigen)

ASPIRIN® COMPLEX,
ASPIRIN® COMPLEX HEISSGETRÄNK
Wirkstoffe: Acetylsalicylsäure und Pseudoephedrinhydrochlorid

Zusammensetzung: 1 Beutel ASPIRIN® COMPLEX enthält: Wirkstoffe: Acetylsalicylsäure 500 mg, Pseudoephedrinhydrochlorid 30 mg; sonstige Bestandteile: wasserfreie Citronensäure, Sucrose, Hypromellose, Saccharin, Orangenaroma mit Benzylalkohol, Alpha-Tocopherol, modifizierte Stärke und Maltodextrin; 1 Beutel ASPIRIN® COMPLEX HEISSGETRÄNK enthält: Wirkstoffe: Acetylsalicylsäure 500 mg, Pseudoephedrinhydrochlorid 30 mg; sonstige Bestandteile: Sucrose, Hypromellose, Sucralose, Vanille-Aroma, Novamint Mentholyptus-Aroma (enthält Menthol und Cineol).
Anwendungsgebiete: ASPIRIN® COMPLEX; ASPIRIN® COMPLEX HEISSGETRÄNK: Zur symptomatischen Behandlung von Schleimhautschwellung der Nase und Nebenhöhlen bei Schnupfen (Rhinosinusitis) mit Schmerzen und Fieber im Rahmen einer Erkältung bzw. eines grippalen Infektes.
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Pseudoephedrin, Acetylsalicylsäure, anderen Salicylaten oder einen der anderen Bestandteile des Arzneimittels, Menthol und Cineol in ASPIRIN® COMPLEX HEISSGETRÄNK, Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre, krankhaft erhöhte Blutungsneigung, Schwangerschaft, Stillzeit, Leber- und Nierenversagen, schwere, nicht eingestellte Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Kombination mit Methotrexat in einer Dosierung von 15 mg/Woche oder mehr, schwerer Bluthochdruck oder schwere koronare Herzkrankheit, gleichzeitige Einnahme von Monoaminoxidasehemmern.
Nebenwirkungen: Die möglichen Nebenwirkungen von Acetylsalicylsäure sind:
Magengeschwüre, die in Einzelfällen zum Magendurchbruch führen können, Magen-Darm-Blutungen, die in Einzelfällen zu einer Eisenmangelanämie führen können, Zeichen hierfür sind schwarze Stühle oder blutiges Erbrechen, allergische Reaktionen (wie Atemnot, Hautreaktionen möglicherweise mit Blutdruckabfall) insbesondere bei Asthmatikern.
Erhöhung des Blutungsrisikos, Magen-Darm-Beschwerden wie Magenschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Magenschleimhautentzündung, Erhöhung der Leberenzymwerte, Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle. Schwindel und Tinnitus können Symptome für eine Überdosierung sein.
Die möglichen Nebenwirkungen von Pseudoephedrin sind: Wirkungen am Herzen (z. B. Herzrasen), Harnverhalt, insbesondere bei Patienten mit Prostatavergrößerung, Blutdruckanstieg, jedoch nicht bei behandeltem Bluthochdruck, Schlaflosigkeit, selten Halluzinationen oder andere Stimulierungen des zentralen Nervensystems, Wirkungen auf die Haut (z. B. Ausschlag, Nesselfieber, Juckreiz).
Bei entsprechend empfindlichen Personen können durch Menthol und Cineol Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich Atemnot) ausgelöst werden.
Hinweise: Nehmen Sie dieses Arzneimittel ohne ärztlichen Rat nicht länger als 3 Tage ein. Enthält 2 g Sucrose (Saccharose) pro Beutel. Bitte Packungsbeilage beachten!
Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland 04/2015