Ätherische Öle sind ohne Zweifel wirksam, stehen jedoch oft in der Esoterik-Ecke. Warum eigentlich? Ein Überblick zum aktuellen Wissensstand.

Ätherische Öle, das klingt ein wenig nach Räucherstäbchen und Duftkerzen. Publikationen zum Thema tragen schon mal Titel wie „Gesund wohnen und leben im biologischen Kraftfeld“ und die ungehemmten Heilsversprechen mancher Internetseiten lassen einem die Haare zu Berge stehen.

Dabei geht oft unter, dass viele medizinische Eigenschaften verschiedener Öle seit langem gut belegt und dokumentiert sind. So erklärt Prof. Hanns Hatt vom Lehrstuhl für Zellphysiologie der Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität Bochum gegenüber Spiegel Online, die antibakterielle und antimykotische Wirkung vieler Öle stehe außer Frage, denn hierfür würden die Pflanzen sie ja auch erzeugen. Aber es gibt noch weitaus mehr positive Effekte und weitaus genauere Erklärungen dafür, warum die ätherischen Öle wirken.

Wie wirken ätherische Öle?

Ätherische Öle können auf unterschiedliche Weise aufgenommen werden: Beim Einatmen über die Schleimhäute, beim Einreiben über die Haut und beim Einnehmen über den Magen- Darmtrakt. Die Moleküle der Ätherischen Öle gelangen von dort über die Zellmembranen in die Blutbahn und werden so an die Stelle gebracht, wo sie ihre Wirkung entfalten können. Ein zusätzlicher Wirkmechanismus ist die Reaktion des Gehirns auf den Geruch: Werden die Düfte der ätherischen Öle als angenehm empfunden, löst dies entsprechende Gefühle aus.

Verschiedene eindeutige Wirkungen sind zweifelsfrei belegt. So wirken ätherische Öle oft antibakteriell und können sogar genutzt werden, um Raumluft zu desinfizieren. Auch die Wirkung gegen Pilze ist gut belegt, weshalb sie zur Behandlung von Fußpilz eingesetzt werden. Weiterhin sind adstringierende und entzündungshemmende Eigenschaften festgestellt worden, und aktuelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass ätherische Öle sogar genutzt werden können, um positiv auf bestimmte Tumorformen einzuwirken. Am bekanntesten und durch lange Anwendung erprobt sind aber sicherlich die wohltuenden Effekte bei Schnupfen und Erkältungen.

Es gibt weitere Richtungen, in die geforscht wird, beispielsweise den Einsatz von ätherischen Ölen bei Demenz und als Ersatz für Psychopharmaka. (Wer selbst weiter recherchieren möchte, findet in den unten verlinkten Quellen Anregungen) Alles in allem lässt sich also nicht an der medizinischen Wirkung der Pflanzenextrakte zweifeln. Trotzdem fristen Sie in der Schulmedizin eher ein Nischendasein. Woher kommt das?

Öl ist nicht gleich Öl

Die Pflanzen, aus denen ätherische Öle gewonnen werden, reichen von Anis bis Zypresse. Dementsprechend viele mögliche Wirkungen werden den heilsamen Ölen nachgesagt. Das ist auch schon eines der Probleme beim Einsatz ätherischer Öle: Wie bei vielen Naturprodukten liegt ein Wirkstoffgemisch vor, über das man eigentlich zu wenig weiß, um es zuverlässig zu nutzen – wobei es auch Stimmen in der Wissenschaft gibt, die überzeugt sind, gerade die Summe der Inhaltsstoffe mache erst die Wirkung.

Hier zeigt sich das zweite Problem: Die Studienlage scheint eher lückenhaft. Zwar ist von vereinzelten hochwertigen Studien die Rede, aber die Forschung an den komplexen Gemischen ist offenbar einzelnen Wissenschaftlern an wenigen Universitäten vorbehalten. Den meisten Arzneimittelherstellern ist der Erfolg vielleicht zu wenig berechenbar, um Forschungskapazitäten dort zu bündeln. Die gängigen Arzneimittel auf Basis ätherischer Öle sind solche gegen Erkältungen.

Risiken bei der Anwendung

Interessierte haben die Möglichkeit, mit den Ölen direkt zu arbeiten. Hierbei kann tatsächlich so einiges schief laufen. So warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor allem davor, Kleinkinder mit ätherischen Ölen zu behandeln, da es bei unsachgemäßer Anwendung zu lebensbedrohlichen Verkrampfungen des Kehlkopfs und zu Atemstillstand kommen kann. Eine der häufigsten Fehlanwendungen in diesem Zusammenhang ist die Einnahme von Ölen, die zur äußeren Anwendung gedacht sind. Und auch hier ist Vorsicht geboten: Unverdünnte ätherische Öle können zu Reizungen der Haut führen. Generell wird vor dem Einsatz unverdünnter Öle gewarnt. Die Kommission für Kosmetische Mittel des BfR hat beispielsweise für verschiedene Produkte zur Anwendung auf der Haut einen maximalen Anteil von einem bis zu fünf Prozent empfohlen.

Was Ihr als PTA wissen solltet

  • Ätherische Öle sind medizinisch vielfach wirksam
  • Gerade für die Behandlung von Erkältungen gibt es geeignete Präparate
  • Manche dieser Präparate sind jedoch für Kleinkinder gefährlich
  • Bei der Selbstmedikation mit ätherischen Ölen ist auf die richtige Art der Anwendung und die Dosierung zu achten.
  • Bei unsachgemäßer Anwendung können ätherische Öle ernste Schäden verursachen.

Quellen und weiterführende Links