Glücklicherweise leiden viele Frauen in der Schwangerschaft wesentlich seltener oder gar nicht an Migräne. Dieser schöne Umstand ist vermutlich auf die veränderte Hormonlage zurückzuführen. Jedoch kann die Umstellung im Wochenbett zu erneuten Migräneattacken führen. In unserem Bericht fassen wir charakteristische Anzeichen und Klinik sowie Möglichkeiten zur Vorsorge und Behandlung der Migräne in der Schwangerschaft für Euch zusammen.

Migräne zählt neben dem Spannungskopfschmerz zu den häufigsten Formen des Kopfschmerzes, wobei sich der Schmerzcharakter deutlich unterscheidet. Die Migräne ist eines der komplexen Erscheinungsbilder, die noch nicht abschließend erforscht wurden. Neueste Erkenntnisse bestärken jedoch die Annahme, dass es dabei zu einer Überreaktion der Nervenzellen kommt, welche ausgeprägte Vorgänge im Gehirn nach sich zieht. Die Folge ist eine Art Entzündung des Hirngewebes und der Hirnhäute. Diese neurogene Entzündung sendet Schmerzimpulse, die wiederum für den Migräne-Kopfschmerz verantwortlich sind. Die Migräne an sich zählt zu den neurologischen Erkrankungen, eine familiäre Disposition ist zu beobachten. Sogenannte Trigger können demnach zwar eine Migräne begünstigen, sind aber nicht ursächlich für sie verantwortlich. Betroffene wissen meist um ihre individuellen Migräne-Auslöser, wie beispielsweise ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus, bestimmte Nahrungsmittel oder Stresssituationen.1,2,3

Zu den charakteristischen Symptomen der Migräne zählen mäßig bis sehr starke, meist einseitige Schmerzen. Diese haben in der Regel einen klopfenden oder pulsierenden Charakter. Körperliche Betätigungen erhöhen die Schmerzintensität und der Alltag lässt sich während eines Migräneanfalls in den meisten Fällen nicht weiterführen. Eine hohe Licht-und Geräuschempfindlichkeit plagt die Patienten neben der Schmerzattacke noch zusätzlich und viele Betroffene ziehen sich in abgedunkelte Räume zurück. Bei einigen werden die Symptome von Übelkeit und Erbrechen begleitet. Dem vorausgehend tritt bei bis zu 15% der Migräniker eine sogenannte Aura auf. Üblicherweise kündigt sie einen Anfall an und ist u.a. durch Sensibilitätsstörungen, Augenflimmern bis hin zu Sprachstörungen geprägt. Mit ihrem Verschwinden beginnt in der Regel der Migräneschmerz.1,2,6

Empfehlungen zur Migräne-Prophylaxe

Grundsätzlich sollte während der Schwangerschaft zum Wohle von Mutter und Kind auf eine gesunde Lebensweise, ausreichend Schlaf und Entspannung geachtet werden. Eine gesunde Ernährung dient nicht nur der Versorgung des Ungeborenen mit allen wichtigen Nährstoffen, auch kann nach Rücksprache mit dem behandelnden Gynäkologen die Einnahme von Magnesium sinnvoll sein. Untersuchungen deuten hier auf eine positive Wirkung im Zusammenhang mit der Migräne-Prophylaxe hin. Je nach Befinden und gesundheitlichen Risiken kann Sport in der Prävention hilfreich sein. Leichter Ausdauersport wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen sowie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen haben sich nachweislich bewährt und können somit im Beratungsgespräch empfohlen werden.

Die medikamentöse Behandlung schwerer Migräneanfälle in der Schwangerschaft

Nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko- Abwägung sollten Paracetamol und Ibuprofen zur medikamentösen Therapie eingesetzt werden. Ibuprofen allerdings unter Berücksichtigung des Trimesters. Sie sind Mittel der Wahl, wenn die Symptome der Migräne eine Medikation notwendig machen und alle alternativen Maßnahmen nicht ausreichen. Ihnen sollte bei der Medikamentenwahl nach Möglichkeit der Vorzug gegeben werden.

Medikamentenabgabe nach ärztlicher Abklärung am Beispiel der Triptane

Bei unzureichender Wirkung ist auch eine Behandlung mit Triptanen vertretbar. In diesem Fall sollte die Migräne jedoch eindeutig im Vorfeld vom behandelnden Arzt/in diagnostiziert und eine Behandlung mit Triptanen ausdrücklich empfohlen (Rezept) worden sein. Die umfangreichsten Daten liegen zur Einnahme von Sumatriptan vor.4
Die Einnahme des Sumatriptans sollte möglichst früh, zu Beginn einer Attacke erfolgen. Jedoch nicht während der Aura, sondern erst nach Beendigung dieser, sobald der Schmerz eintritt. Das Wirkprinzip beruht auf einer Kontraktion der Hirngefäße sowie der Hemmung der neurogenen Entzündung. Es ist nicht zur Migräne-Prophylaxe geeignet.5
Bei starker Übelkeit und Erbrechen kann aufgrund des starken Flüssigkeits-und Elektrolytverlustes die kombinierte Gabe eines Antiemetikums sinnvoll sein, siehe auch Embryotox.

Weiterführende Informationen findet Ihr auf der Seite der Deutschen Migräne-und Kopfschmerzgesellschaft e.V. DMKG

PTA-Wissen kompakt:

  • Migräne entsteht durch eine neurogene Entzündung, oft bei familiärer Disposition
  • Der Schmerzcharakter unterscheidet sich deutlich gegenüber anderen Kopfschmerzformen
  • Man unterscheidet Migräne mit und ohne Aura
  • Trigger- Faktoren sind Migräne-Auslöser, diese sind individuell verschieden und können eine Migräneattacke begünstigen
  • Grundsätzlich sollten Schwangere auf Medikamente in der Schwangerschaft verzichten. Wenn dieses aufgrund des starken Migräneschmerzes jedoch nicht möglich ist, sollte eine sorgfältige Aufklärung in der Apotheke erfolgen
  • Wenn eine medikamentöse Therapie in der Schwangerschaft notwendig ist, sollte Paracetamol der Vortritt gegeben werden, siehe auch Embryotox – Migräne
  • Auch Ibuprofen kann im 1. und 2. Trimester empfohlen werden, sollte aber im 3.Trimester nicht eingenommen werden
  • Die Abgabe von Triptanen sollte in der Schwangerschaft nach ärztlicher Bestätigung erfolgen
  • Tritt die Migräne in der Schwangerschaft erstmalig auf oder leidet die Schwangere unter starkem Erbrechen, sollte auf ein Krankenhaus verwiesen werden
  • Embryotox – Information Paracetamol
  • Embryotox – Information Antibiotika in der Schwangerschaft

Quellen