Frauenleiden Blasenentzündung: Neue Therapieansätze und wichtige Tipps
Blasenentzündungen (Zystitiden) gehören zu den häufigsten Infektionen der Harnwege und betreffen vor allem Frauen. Sie entstehen meist durch das Eindringen von Escherichia coli Bakterien und äußern sich durch Symptome wie häufiges Wasserlassen sowie Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen.
In der Apothekenberatung ist es wichtig, die Beschwerden genau zu erfragen, um zwischen unkomplizierten und komplizierten Harnwegsinfektionen zu unterscheiden und bei Bedarf auf ärztliche Abklärung hinzuweisen. Neben Empfehlungen zu geeigneten Medikamenten und pflanzlichen Präparaten zur Linderung der Symptome spielt die Beratung zu vorbeugenden Maßnahmen, wie ausreichender Flüssigkeitszufuhr und einer gesunden Intimflora, eine zentrale Rolle. Fachkundige Unterstützung aus der Apotheke kann dazu beitragen, die Beschwerden effektiv zu lindern und erneuten Infektionen vorzubeugen.
Harnwegsinfekte: Unterschiedliche Formen, unterschiedliche Therapien
Medizinisch betrachtet unterscheiden wir zwischen unteren (Blasenentzündung) und oberen (Nierenbeckenentzündung) Harnwegsinfekten. Abhängig davon und von der bisherigen Patientenanamnese ist auch die gewählte Therapie.
Während bei einer einfachen Entzündung, die sich auf die Blase beschränkt, die Behandlung abwartend mit erhöhter Flüssigkeitszufuhr und möglichen pflanzlichen Präparaten begonnen werden kann, so ist die Empfehlung bei einer Pyelonephritis, bei der sich die Entzündung auf Nierenbecken und Nieren ausgeweitet hat, die rasche Antibiotikagabe. Die Entscheidung sollte mit der Patientin und ihrem behandelnden Arzt gemeinsam getroffen werden.
Die untrüglichen Anzeichen einer akuten Zystitis
Jede Frau, die schon einmal eine Blasenentzündung hatte, erkennt die ersten Symptome meist sofort: imperativer Harndrang, Pollakisurie, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen oberhalb der Symphyse, manchmal ist bereits blutiger Urin mit bloßem Auge sichtbar. Das Brennen nach oder am Ende der Miktion spricht für eine reine Blasenentzündung, während ein dauerhaftes Brennen beim Wasserlassen für eine Beteiligung der Harnröhre spricht.
Bei der Nierenbeckenentzündung, meist in Verbindung mit Fieber, Schüttelfrost, Rückenschmerzen und erhöhtem Krankheitsgefühl, hat sich die Entzündung über die Harnleiter weiter nach oben ins Nierenbecken ausgeweitet. Ein Abstrich in der Arztpraxis bringt Gewissheit. In schwierigen Fällen, bei chronischen Verläufen, V.a. Pyelonephritis sowie in der Schwangerschaft wird eine Urinkultur angelegt. Bei Verdacht auf eine Pyelonephritis wird zusätzlich eine Sonographie der Nieren und Harnwege durchgeführt.
Ursache eines unkomplizierten Harnwegsinfekts und begünstigende Faktoren
Die Ursache eines Harnwegsinfektes ist in den meisten Fällen die Infektion mit Bakterien. Häufigster Vertreter ist E.coli.
Zu den begünstigenden Faktoren zählen immunologisch-biologische Defekte, Veränderungen des Hormonhaushaltes wie beispielsweise Estrogenmangel (in Folge Mangel an schützenden Laktobazillen) in der Postmenopause, nach der Menstruation, in der Schwangerschaft. Untersuchungen lassen einen Zusammenhang zwischen dem Nachweis von Gardnerella vaginalis und wiederkehrenden Harnwegsinfekten vermuten.
Weiterhin werden Stoffwechselstörungen wie z.B. Diabetes, eine übertriebene Hygiene sowie zeitnaher Geschlechtsverkehr für eine Blasenentzündung verantwortlich gemacht. Unterkühlungen stehen im Verdacht, eine Blasenentzündung zu begünstigen.
Die Therapie der Blasenentzündung- Wann sollte eine Antibiotikagabe sofort erfolgen?
Je nach Schwere der Symptome kann hier eine Therapie mit erhöhter Flüssigkeitszufuhr, Wärme und Ruhe versucht werden. Auch mit pflanzlichen Präparaten konnten gute Ergebnisse erzielt werden. Besonders Frauen, die häufiger unter Blasenentzündungen leiden, fragen in der Apotheke nach geeigneten Präparaten und Maßnahmen.
Zusätzlich hat sich die Einnahme von Ibuprofen zur Linderung der Beschwerden bewährt. Eine Zystitis heilt in der Regel so bei 30-50% der Betroffenen folgenlos ab. Dahingegen ist die Antibiose bei Schmerzen in der Flankengegend, Fieber, ein klopfschmerzhaftes Nierenlager und hohem Krankheitsgefühl unerlässlich.
Änderung der Wirkstoffgruppen über die letzten Jahre
Die Empfehlung der Antibiose bei unkomplizierter Zystitis (Frauen in der Prämenopause ohne sonstige Begleiterkrankungen) wird in der aktuellen S3 Leitlinie wie folgt beschrieben: Fosfomycin-Trometamol, Nitrofurantoin, Nitroxolin, Pivmecillinam. Folgende Antibiotika sollen bei der Therapie der unkomplizierten Zystitis nicht als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden: Cefpodoxim-Proxetil, Ciprofloxacin, Cotrimoxazol, Levofloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin (in alphabetischer Reihenfolge).
Laktobazillen, Probiotika und mehr: Schutz vor Harnwegsinfekten
Penicilline und Cephalospurine gelten in der Schwangerschaft laut Embryotox hingegen als Mittel der Wahl, da sie erfahrungsgemäß als am besten untersucht gelten. Eine körperliche Untersuchung sowie das Anlegen einer Urinkultur wird in der Schwangerschaft und bei Diabetes empfohlen, wenn keine sonstigen Begleiterkrankungen auftreten.
Je nach Antibiose und Schwere der Erkrankung legt der behandelnde Arzt die Dauer der Einnahme fest. Zur Vermeidung von antibiosebedingten Durchfällen haben sich Probiotika bewährt, wobei zur Darmschleimhaut-Regeneration derzeit neue Erkenntnisse vorliegen.
Probiotika: Sinnvolle Helfer für den Darm?
Probiotika befinden sich somit nicht nur bei jedem Menschen im Darm, sondern auch in aller Munde. Sie gelten als ungefährlich und werden zum Teil sogar als wahre Wundermittel gepriesen. So ist gerade die Nachfrage nach probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln hoch.
Zur Regeneration der natürlichen Scheidenflora kann die Einnahme von Laktobazillus-Ovula hilfreich sein. Viele Frauen setzten auf Prävention und sind dankbar für wertvolle Tipps aus dem Erfahrungsschatz der Apotheke. Auch durch Estrogenmangel und die folgliche Abnahme an Laktobazillen leiden viele Frauen in den Wechseljahren vermehrt an Harnwegsinfekten. Eine einfühlsame Beratung kann daher für betroffene Frauen sehr hilfreich sein.
Zystitis beim Mann
Männer sollten mit einer Blasenentzündung zur weiteren Abklärung und Behandlung urologisch vorstellig werden, da die Zystitis in der Regel als Folge einer anderen Ursache (z.B. Prostatavergrößerung) entsteht.
Die Blasenentzündung bei Kindern
Bei dem Verdacht einer Blasenentzündung sollten Eltern mit ihren Kindern grundsätzlich einen Arzt aufsuchen. Bakterielle Harnwegsinfekte kommen im Kindesalter häufig vor. Je nach Alter des Kindes können eher unspezifische Symptome vorliegen. Insbesondere im Säuglingsalter (Verschleppung über die Windel) kann sich ein HWI durch Trinkschwäche, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall sowie Unruhe und Gereiztheit bemerkbar machen.
Wie Harnwegsinfekte bei Kindern erkannt und behandelt werden
Auch weinen die Babys beim Wasserlassen. Das Aufsteigen der Infektion, die chronische Entzündung und die Schädigung der Nieren kann durch eine rasche, ärztliche Untersuchung vermieden werden. Erst wenn die Kinder ein paar Jahre älter sind, können sie die Beschwerden besser benennen: häufiges Wasserlassen, Schmerzen/ Brennen beim Wasserlassen, sowie trüber und stark riechender Urin. Auch erneutes Einnässen kann auf einen Harnwegsinfekt hindeuten. Kommt es häufiger zu Blasenentzündungen liegen möglicherweise Fehlbildungen oder ein Reflux vor, die ebenfalls eine ärztliche Abklärung erfordern. Ebenso kann die natürlich vorkommende Vorhautverengung bei Jungen im ersten Lebensjahr verantwortlich sein.
Mädchen neigen aufgrund der Anatomie, aber auch durch Zurückhalten des Urins und unvollständiger Entleerung zu einer Blasenentzündung. Neben einer erhöhten Trinkmenge (Tee oder Frischpflanzensäfte wie z.B. Preiselbeersaft) hat sich auch die Gabe von Laktobazillen bewährt, sie können durch Regeneration der Darmschleimhaut das Immunsystem stärken. Stillen sowie häufiges Wechseln der Windeln und Trockenhalten sollen vor Harnwegsinfekten schützen.
Blasenentzündung: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- Eine unkomplizierte Zystitis kann zunächst mit erhöhter Flüssigkeitszufuhr, pflanzlichen Präparaten und Ibuprofen behandelt werden.
- Phytopharmaka sind aufgrund ihrer antibakteriellen, krampflösenden und entzündungshemmenden Eigenschaften sehr beliebt. Auch hier wird empfohlen, die Einnahme nicht vorzeitig abzubrechen. Langfristig sind sie vorbeugend anwendbar.
- Eine erhöhte Trinkmenge mit harntreibenden Arzneitees, wie Blasen -und Nierentee oder Brennesseltee werden zum Durchspülen der ableitenden Harnwege empfohlen.
- D-Mannose – ein Zucker, der die Bakterien in der Blase bindet, sie können sich in Folge nicht an die Schleimhaut anheften und werden mit dem Urin ausgeschieden, auch vorbeugend oder ergänzend zur Antibiotikatherapie anwendbar.
- Bei wiederholt auftretenden Blasenentzündungen sind Präparate zur Stärkung des Immunsystems empfehlenswert. Probiotika regenerieren die Mikroflora und stärken so die immunologische Abwehrreaktion der Schleimhäute.
- G.vaginalis konnte bei Untersuchungen für wiederkehrende Harnwegsinfekte unabhängig, als auch durch Aktivierung von E.coli verantwortlich gemacht werden. G.vaginalis gilt als vorherrschendes Bakterium der bakteriellen Vaginose.
- Ibuprofen wirkt schmerz- und entzündungshemmend.
- Neben einer erhöhten Trinkmenge ist die Ansäuerung des Harns (Normbereich 5,8-6,8) wichtig. Diese ist notwendig, um die Wachstumsrate pathogener Keime zu mindern und um Rezidiven vorzubeugen. Zudem soll die Ansäuerung des Harns die Wirkung von Harndesinfektionsmitteln und bestimmten Antibiotika positiv beeinflussen. Besonders gut geeignet ist Preiselbeersaft, da er zusätzlich desinfizierend wirken soll.
- Bei postmenopausalen Frauen werden wiederkehrende Harnwegsinfekte durch Estrogensubstitution signifikant vermindert.
- Eine sofortige Antibiotikagabe ist bei Fieber, Flankenschmerz sowie gesicherter Pyelonephritis angezeigt, die Einnahme sollte nach Rücksprache mit dem Arzt auch bei vorzeitiger Beschwerdefreiheit bis zum Ende eingenommen werden. Checkliste zur Einnahme von Fosfomycin, die maximale Serumkonzentration erreicht der Wirkstoff etwa zwei bis drei Stunden nach der Einnahme.
- Zur Vermeidung von Komplikationen (Sepsisgefahr) sollten Eltern von Säuglingen und Kleinkindern schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen.
- Die regelmäßige und vollständige Entleerung der Blase, insbesondere nach dem Geschlechtsverkehr (Honeymoon-Zystitis) kann vor einer erneuten Blasenentzündung schützen.
- Beachtung der Hygiene mit auf den pH-Wert der Intimregion abgepassten Waschlotionen, Vermeidung von Spülungen etc.
- Ruhe, Wärme (warme Füße) und warme Getränke fördern die Genesung.
Quellenangaben
- AWMF S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen
- Patienten-Information der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zum Thema Blasenentzündung
- Blasenentzündung in der Schwangerschaft
- Zystitis beim Mann – Urologische Klinik München
- Gelbe Liste – Fosfomycin
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informiert über Harnwegsinfekte bei Kindern
- netdoktor Harnwegsinfektion-Kinder
- Amboss – Fachwissen für Mediziner zum Thema Urozystitis
- Infektliga Harnwegsinfektionen
- Praxis Frauenheilkunde Hamburg
- Untersuchungen der Washington University School of Medicine St. Louis – Zusammenhang HWI und Gardnerella vaginalis
- Frauenärzte im Netz zu den Ursachen eines Harnwegsinfektes
- Nasse Windeln können Blasenentzündungen fördern
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