Anstieg von Cannabis-Privatrezepten in Apotheken
In den letzten sechs Jahren hat sich die medizinische Verordnung von Cannabis in Deutschland etabliert. Dabei übernehmen die Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten. Doch jüngste Entwicklungen zeigen eine bemerkenswerte Zunahme von Privatrezepten für Cannabis, die in Apotheken eingelöst werden.
Dies wirft Fragen und Bedenken bei den Apothekern auf, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen.

Rahmenbedingungen für Cannabis-Rezepte
Klarheit für gesetzlich Versicherte
Für gesetzlich Versicherte ist die Lage klar: Wer Medizinalcannabis gemäß § 31 Abs. 6 des Sozialgesetzbuchs V (SGB V) ärztlich verordnet bekommt und die Genehmigung der Krankenkasse erhält, hat Anspruch auf Versorgung mit Cannabis zu Lasten der Krankenkasse. Solche Rezepte müssen den Anforderungen der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) entsprechen und werden wie jedes andere Rezept in der Apotheke behandelt.
Welle der Privatrezepte: Ursache und Wirkung
Seit der Legalisierung von Genusscannabis für Erwachsene ist eine deutliche Zunahme von Cannabis-Privatrezepten zu beobachten. Ein entscheidender Faktor ist, dass Cannabis nicht mehr zwingend auf einem Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) verordnet werden muss. Dies hat die Hürde für Privatrezepte gesenkt, wodurch viele Selbstzahler vermehrt solche Verordnungen einreichen.
Akzeptanz und Zweifel: Die Haltung der Apotheken
Grundsätzlich haben Privatrezepte für Medizinalcannabis ihre Berechtigung, solange die verordnende Ärztin oder der Arzt diese Therapie für geeignet hält. Die gesetzlichen Voraussetzungen des § 31 Abs. 6 SGB V gelten hierbei nicht. Stattdessen sind die allgemeinen Vorgaben der §§ 2 und 4 AMVV sowie des § 3 Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG) zu beachten.
Dies bedeutet, dass Apotheken auch diese Rezepte ohne Vorbehalte bedienen können, sollten jedoch wachsam bleiben und die Rechtmäßigkeit der Verordnungen stets im Blick haben.
Ein Balanceakt für Apotheken
Die Flut von Cannabis-Privatrezepten stellt Apotheken vor neue Herausforderungen. Es ist essenziell, dass Apotheken eine Balance zwischen der Bereitstellung notwendiger Medikamente und der Prüfung der Verordnungsmuster finden. Nur so kann gewährleistet werden, dass Patienten die benötigte Therapie erhalten, ohne dass Missbrauch Tür und Tor geöffnet wird.
Weitere aktuelle Informationen und Nachrichten aus der Pharmazie und Apotheke finden Sie in unseren News.
Quellenangaben
Lesen Sie auch folgende Artikel
Wie Apotheken bei Clusterkopfschmerz helfen können: Interview mit Prof. Dr. Hartmut Göbel
09.07.2025: PTA erkennen mehr: Clusterkopfschmerz früh zu erkennen kann den Unterschied machen. Mehr dazu erfahrt ihr hier bei uns im Interview mit Prof. Dr. Hartmut Göbel.
Mehr erfahrenClusterkopfschmerz: Warnzeichen erkennen und gezielt beraten
09.07.2025: Clusterkopfschmerz – extrem belastend, oft verkannt Auch als „Suizidkopfschmerz“ bezeichnet, lässt sich die Erkrankung klar von Migräne abgrenzen. Unser Beitrag zeigt die typischen Merkmale und warum ein frühes Erkennen so wichtig ist.
Mehr erfahrenNeue S3-Leitlinie Magenkrebs: Mehr Beratungswissen für Apotheken notwendig
08.06.2025: Apotheken können aktiv zu Risikofaktoren wie Helicobacter pylori, Tabakkonsum oder familiärer Belastung informieren und zur Inanspruchnahme von Früherkennungsangeboten motivieren.
Mehr erfahren
Schreiben Sie einen Kommentar