PTAdigital-Mitarbeiter Torben ist Diabetes Patient, so wie Millionen andere Menschen in Deutschland und Weltweit. Wir haben ihn gefragt, wie er seine Erkrankung erlebt und was das mit ihm macht. Warnhinweis: Statt eines sauber recherchierten Artikels kommt diesmal ein absolut subjektives Interview.

Torben, wann und wie wurde dein Diabetes festgestellt?

Mit Anfang 20. Meine Mutter ist irgendwann drauf gekommen. Ich ging damals in die 12. Klasse…

…mit Anfang 20?

Öh… ja. Zum dritten Mal. (Muss lachen) Mir hat‘s da halt gefallen! Hinterfrag das nicht! (räuspert sich) Also, es fiel jedenfalls auf, dass ich immer sehr durstig war und viel Lust auf Süßes hatte. Ich habe mir jeden Morgen erst mal eine Halbliterflasche Kakao reingezogen. Gleichzeitig habe ich aber in kurzer Zeit schnell abgenommen – und da wurde Mutti misstrauisch!

Wieso diese Symptome?

Diabetes ist die Folge eines Insulinmangels. Bei Typ 1 Diabetikern wird gar kein Insulin im Körper produziert, beim Typ 2 zu wenig oder es gibt eine Insulinresistenz, es kann also nicht wirken. Insulin wird aber gebraucht, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu bringen, wo er dann in Energie verwandelt wird. Der Körper signalisiert also: Mir fehlt Zucker; deshalb der Hunger auf Süßes. Gleichzeitig wird die Niere aber mit Zucker überfrachtet, die arbeitet also heftig, Urin muss raus, der Körper verliert Flüssigkeit, Torben bekommt Durst. Das Abnehmen hängt damit zusammen, dass Insulin auch gebraucht wird, um Fett im Körper zu binden. Wenn das nicht mehr geht, nimmt man natürlich ab.

Musstest du dein Leben nach der Diagnose sehr umstellen?

Zuerst sah es danach aus. Typ 1 Diabetes ist unheilbar, da hast du das Aussichtlos gezogen. (An dieser Stelle stockt das Gespräch kurz, da der Interviewer diesen Kalauer verdauen muss.) Am ersten Tag im Krankenhaus kam so eine Ernährungstante vorbei und drückte mir einen Plan in die Hand, was ich nun alles noch essen dürfe und solle und ich war total vor den Kopf gestoßen. Aber zu meinem Glück fand damals gerade ein Umdenken in der Diabetestherapie statt. Am nächsten Tag kam direkt eine andere Tante, ließ sich den Plan von mir aushändigen und zerriss ihn fein säuberlich in vier Teile. Das war super!

Aber müssen Diabetiker nicht streng auf ihre Ernährung achten?

Ja und nein. Ich kann eigentlich essen, was ich will – ich muss den Kohlehydratanteil aber genau im Auge haben und dann entsprechend gegenspritzen. Wenn ich gut eingestellt bin, habe ich in der Regel keine Beschwerden.

Wie funktioniert das genau?

Es gibt Tabellen, die einem helfen, den Kohlehydratanteil einer Mahlzeit auszurechnen. Wenn man das lange genug macht, hat man die wichtigsten Werte aber im Kopf. Den Anteil multipliziert man dann mit einem bestimmten, individuellen Faktor, der vom behandelnden Arzt festgelegt wurde, und daraus ergibt sich dann die Menge Insulin, die man spritzen muss.

Was passiert, wenn du das versäumst oder die falsche Menge spritzt?

Dann kriege ich Unterzucker. Das führt zu Schwäche oder sogar Ohnmacht und kann im schlimmsten Fall einen diabetischen Schock auslösen, das ist praktisch ein Koma. Das ist schon ziemlich ernst, aber dementsprechend passe ich auf, dass ich immer gut eingestellt bin.

Empfindest du die Krankheit als einschränkend?

Ja, schon. Du musst ständig dein Zeug dabei haben und dir an allen möglichen öffentlichen Orten Spritzen setzen – da gucken manche Leute schon ganz schön blöde. Ich würde mich sofort jeder noch so experimentellen Therapie unterziehen, wenn ich den Diabetes loswerden könnte. In den USA hat man ja kürzlich einem Mann die Bauchspeicheldrüse eines Schweins transplantiert. Es gab aber ziemliche Nebenwirkungen.

Ja?

Ja, heftig. Der Typ isst jetzt nur noch Trüffel und hat einen Ringelschwanz.

…Warum rede ich eigentlich mit dir?

Du kennst keine anderen Diabetiker. Weiter im Text: Diabetes schränkt ein! Wenn du in Urlaub fliegen willst, brauchst du jedes Mal eine neue Bescheinigung vom Arzt, damit du deine Medikamente transportieren darfst. Und wenn du mal was vergessen hast kannst du nur hoffen, dass eine Apotheke in der Nähe ist.

Gutes Stichwort! Wir beenden unsere Artikel immer mit einem „Was Sie als PTA wissen sollten“. Du als Diabetes-Patient, was würdest du dir von PTAs wünschen, wenn du in die Apotheke kommst?

Dass sie einen Diabetes-Tanz aufführen. Nackt! (lacht) Nein, ernsthaft, gar nicht viel. Ich würde erwarten, dass PTAs anhand der Produkte, die ich kaufe, wissen, ob ich Typ 1 oder 2 bin. Und wenn sie gerade ein Stück Traubenzucker über haben, freue ich mich sehr darüber. Diabetiker tragen ständig und in allen Kleidungsstücken irgend so etwas mit sich rum, falls es doch mal zum Unterzucker kommt. Also, kleine Geschenke in der Hinsicht sind immer willkommen. Aber letzten Endes weiß ich genau, was ich brauche und habe keinen gesteigerten Beratungsbedarf.

Vielen Dank für das Gespräch!