Ist die Wirksamkeit von Vitamin C eine Lüge? In der kalten Jahreszeit steht das Immunsystem unter Dauerbeschuss und viele Menschen wollen ihm mit Vitaminpräparaten und anderen Nahrungsergänzungsmitteln unter die Arme greifen. Entsprechenden Supplementen wird jedoch regelmäßig die Wirksamkeit abgesprochen. Was ist dran an den Pillen und Pulvern?

Was vielen Käufern nicht bewusst ist: Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sind keine Arzneimittel, auch wenn Verpackung und Darreichungsform darauf hindeuten. Sie gelten als Lebensmittel und müssen dementsprechend auch kein Zulassungsverfahren durchlaufen. Das bedeutet nicht, dass sie unsicher wären – schließlich ist auch die Produktion von Nahrungsmitteln streng kontrolliert. Aber es gibt keine offizielle Nutzenbewertung von einer unabhängigen Behörde.

Die Frage nach Sinn oder Unsinn von Nahrungsergänzungsmitteln lässt sich also nicht objektiv beantworten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) formuliert zwar klar: „Normalerweise sind sie überflüssig“1, ein sich normal ernährender Mensch nehme über Lebensmittel alle Nährstoffe in ausreichenden Mengen zu sich. Der Wirtschaftsverband Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) schreibt dagegen in einer Presseverlautbarung lapidar: „Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel“2 und betont an anderer Stelle in Hinsicht auf die Sicherheit der NEM: „Gesunde Verbraucher können (…) Nahrungsergänzungsmittel unbesorgt (…) verwenden.“

Aber warum sollte ein gesunder Mensch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen?

Das Fast Food, die Zigaretten, der Stress: Gründe, sich ungesund zu fühlen, findet man schnell. Da kann eine Vitaminpille nicht schaden, oder? Das Max-Rubner-Institut (MRI), Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe, sieht das anders und spricht sogar von einer Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen durch NEM.3 Klassisches Beispiel für eine (harmlose) Überversorgung ist Vitamin C: Das angeblich Abwehrstärkende Vitamin ist unter dem Namen „Ascorbinsäure“ in vielen Lebensmitteln als Konservierungsmittel enthalten. Ein Mangel ist in Deutschland extrem unwahrscheinlich – trotzdem wird Vitamin C als Verkaufsargument genutzt. Der medizinische Nutzen wird dabei scheinbar übertrieben dargestellt.4

Dabei kann eine Überdosis Vitamine durchaus unangenehm wirken: „[Eine] Vitamin-A-Überdosierung (…) kann sich akut durch Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen äußern“ ist ein Beispiel aus dem Abschlussbericht zur „Zielgruppengerechten Risikokommunikation zum Thema Nahrungsergänzungsmittel“ des BfR.5

Also grundsätzlich Finger weg?

Nahrungsergänzungsmittel machen in bestimmten Situationen absolut Sinn. Beispielsweise haben Schwangere einen erhöhten Bedarf an und Nutzen von Folsäure und Omega-3-Fettsäuren. Und auch in der Erkältungszeit kann man seinem Immunsystem mit bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln etwas Gutes tun. Nur bitte kein Vitamin C.

Sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel im Winter
    • Zink kann laut Immunologe Bernd Watzl vom MRI in der Erkältungszeit nützlich sein, da es im Anfangsstadium der Erkältung Symptome lindert und insgesamt zu einem schneller Verlauf der Erkrankung führt.
    • Vitamin D wird vom Körper produziert, wenn er der Sonne ausgesetzt ist. Im Winter reicht die Kraft der Sonne jedoch nicht, und Vitamin D lässt sich nur schwer über die Nahrung zuführen.
    • Probiotika sollen die Darmgesundheit ankurbeln und der Darm spielt eine große Rolle für das Wohlbefinden – unabhängig von der Jahreszeit. Wenn sie dies tun, können sie durchaus eine Unterstützung sein. Allerdings wirken sie nicht immer, und wenn sie wirken, weiß immer noch keiner so genau, warum eigentlich.
    • Echinacin hilft zwar ebenfalls bei Erkältungen, eignet sich aber nicht zur Vorbeugung. Tatsächlich kann sich eine Anwendung über mehrere Wochen sogar negativ auf das Immunsystem auswirken.6
Was Sie als PTA wissen sollten

  • Nahrungsergänzungsmittel müssen nicht ohne Anlass genommen werden.
  • Bestandteile mancher Nahrungsergänzungsmittel können zu schädlichen Überdosierungen führen.

Quellen