Neuer Wirkstoff gegen MS liefert ermutigende Ergebnisse
Nicht wenige Patienten mit Multipler Sklerose (MS), aber auch viele in diesem Bereich tätige Ärztinnen und Ärzte dürften große Hoffnungen auf den neuen Immunmodulator Vidofludimus Calcium setzen, der aktuell in großen Phase-III-Studien überprüft wird. Werden diese erfolgreich abgeschlossen, kann der deutsch-amerikanische Hersteller Immunic mit diesen Daten anschließend die Zulassung in den USA und in Europa beantragen.
Dies wird zwar noch etwas dauern, aber die Daten, die bereits vorliegen, sind auf jeden Fall vielversprechend. Eine kürzlich veröffentlichte Phase-II-Studie, in der es neben der Wirksamkeit vor allem um die Nebenwirkungen von Vidofludimus Calcium ging, belegt, dass der neue Wirkstoff die Krankheitsaktivität bei MS effektiv unterdrückt und sicher ist.¹

So wirkt Vidofludimus Calcium
Bei Vidofludimus Calcium (IMU-838) handelt es um die Calciumsalz-Form von Vidofludimus, welche noch bessere pharmakologische Eigenschaften und eine höhere Bioverfügbarkeit besitzt als der ursprüngliche Arzneistoff Vidofludimus. IMU-838 hemmt das körpereigene Enzym Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH).
Vielversprechende Ergebnisse bei der Reduktion von MS-bedingten Entzündungsreaktionen
Dadurch können weniger Pyrimidine gebildet werden, die eine wichtige Rolle bei der Vermehrung von bestimmten Blutzellen (T- und B-Zellen) spielen. Und diese Blutzellen sind wiederum maßgeblich an der autoimmunen Entzündungsreaktion bei MS beteiligt.
Darüber hinaus kann Vidofludimus Calcium die Produktion von Entzündungsbotenstoffen (Zytokinen) senken und die Nervenzellen vor Schädigungen schützen, die durch die entzündlichen Prozesse bei MS verursacht werden.
In der kürzlich erschienen Studie erhielten die 268 Teilnehmenden 24 Wochen lang entweder ein Placebo (Scheinmedikament) oder 10, 30 oder 45 Milligramm Vidofludimus Calcium. Nach der Behandlung wurden u.a. Gadolinium-aufnehmende Läsionen in den Gehirnen der Teilnehmenden gezählt und behandlungsbedingte Nebenwirkungen erfasst.
Was sind Gadolinium-aufnehmende Läsionen?
Gadolinium ist ein Metall, das als Kontrastmittel in der MRT verwendet wird. Es wird intravenös injiziert und hilft, bestimmte Gewebe oder Strukturen im Körper deutlicher sichtbar zu machen. Da bei MS die Blut-Hirn-Schranke durchlässig wird, kann auch Gadolinium in das Hirngewebe eindringen und sich dort ansammeln.
Solche Läsionen sprechen für Entzündungsherde. Sie sind ein Zeichen für eine aktive Krankheitsphase bei MS, in der das Immunsystem das zentrale Nervensystem angreift.
Studie zeigt: Vidofludimus Calcium reduziert Läsionen und stabilisiert Behinderungsverlauf
Bei den Ergebnissen nach 24 Wochen Behandlung stellten die Forschenden in den verschiedenen Gruppen (Kohorten) einige wichtige Unterschiede fest:
- Gruppe 1 (Placebo): 5,8 Läsionen
- Gruppe 2 (10 mg): 5,9 Läsionen
- Gruppe 3 (30 mg): 1,4 Läsionen
- Gruppe 4 (45 mg): 1,7 Läsionen
Zudem war die Anzahl der Teilnehmenden mit Behinderungsverschlechterungen nach 24 Wochen bei jenen niedriger, die Vidofludimus Calcium erhalten hatten. Nebenwirkungen traten bei 43 % der Placebo-Patienten und dosisunabhängig bei 37 % der Patienten auf, die Vidofludimus Calcium bekommen hatten. Neue Sicherheitsprobleme traten in der Studie nicht auf.
Keine Frage, das sind ermutigende Ergebnisse. Sollten Kundinnen und Kunden mit MS in der Apotheke jedoch Fragen dazu haben, gehört zur Antwort aber auch dazu, dass es bis zur endgültigen Zulassung von Vidofludimus Calcium (IMU 838) leider noch immer ein ziemlich weiter Weg ist.
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