L-Thyroxin ist ein künstlich hergestelltes Schilddrüsenhormon, das vor allem bei Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt wird. Bei der Einnahme gilt es einiges zu beachten, vom Einnahmezeitpunkt bis hin zur Ernährung. Außerdem immer im Hinterkopf behalten: mögliche Wechselwirkungen, etwa mit Betablockern, Antidiabetika und der »Pille«. Alles Wissenswerte über die Apothekenberatung zu L-Thyroxin erfahrt ihr im Folgenden.

Was ist L-Thyroxin?

Das künstlich hergestellte Schilddrüsenhormon L-Thyroxin bzw. Levothyroxin wird zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sowie nach (Teil-)Entfernung der Schilddrüse eingesetzt. Bei einer Überfunktion (Hyperthyreose) wird es manchmal in Verbindung mit Thyreostatika verordnet.

Eine typische Indikation für die L-Thyroxintherapie ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto. Das Immunsystem der Betroffenen – größtenteils Frauen – greift die Schilddrüse an. Daraufhin kommt es zu einer Entzündung und die Hormonproduktion nimmt immer weiter ab.

Eine Alternative zur Einnahme von L-Thyroxin gibt es nicht. Lediglich bei einer ganz leichten Unterfunktion ist eventuell eine orale Jodtherapie ausreichend. Zum Teil wird Levothyroxin auch in Verbindung mit Jod eingesetzt.

Der menschliche Organismus kann nicht zwischen L-Thyroxin und organischem T4 unterscheiden. T4 ist die Speicherform des Schilddrüsenhormons. Bevor es wirken kann, muss es vom Körper in T3 umgewandelt werden, indem ein Jodatom abgespalten wird.

In der Regel wird L-Thyroxin in Tablettenform verabreicht. Es gibt aber auch Tropfen und für die intensivmedizinische Behandlung bei Myxödemkoma Infusionslösungen.

Die richtige Levothyroxin-Dosis finden

Es gibt keine allgemeingültigen Dosisempfehlungen für L-Thyroxin. Für jede Patientin und jeden Patienten muss die richtige Dosis individuell ermittelt werden. Das kann bis zu mehrere Monate dauern.

Zu Beginn nehmen Betroffene 25 μg. Reicht diese Dosis nicht aus, wird sie in 25 μg-Schritten auf maximal 200 μg erhöht. Zu Beginn der Therapie erfolgen regelmäßige Blutuntersuchungen, um die Wirkung des Hormons zu überprüfen.

Ist die richtige Dosis einmal gefunden, bleibt sie jedoch nicht ein Leben lang konstant. Mit höherem Lebensalter kann sich der L-Thyroxin-Bedarf ebenso ändern wie beispielsweise durch eine Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Deshalb sollten auch bei gut eingestellten Personen regelmäßig die Schilddrüsenwerte kontrolliert werden.

Da Levothyroxin langsam über den Darm aufgenommen wird, sind keine sofortigen Behandlungserfolge festzustellen. Die Wirkung muss sich erst aufbauen.

Eine zu hohe Dosis kann sich durch Symptome bemerkbar machen, die typisch für eine Hyperthyreose sind. Dazu gehören Unruhe, Durchfall, Herzrasen und vermehrtes Schwitzen. Nach einer versehentlichen Überdosierung sollten Betroffene eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Wird die Einnahme vergessen, sollte sie nicht zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, sondern stattdessen ausfallen. Am nächsten Tag nehmen die Betroffenen dann die reguläre Dosis.

Wie nimmt man Schilddrüsenhormone ein?

Generell wird empfohlen, L-Thyroxin mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück auf nüchternen Magen mit einem Glas Leitungswasser einzunehmen. Kaffee und calciumreiche Lebensmittel wie Milch sorgen für eine verzögerte Aufnahme von Levothyroxin und eignen sich daher nicht als Flüssigkeit zur Einnahme. Auch mineralstoffhaltiges Wasser ist kein guter Partner für das Schilddrüsenhormon.

Inzwischen zeigte sich in verschiedenen Studien, dass auch eine abendliche Einnahme möglich ist – vorausgesetzt, die Patientinnen und Patienten haben zwei Stunden vorher nichts mehr gegessen und die Einnahme findet mindestens eine halbe Stunde vor dem Abendessen statt.

Die Forschungsergebnisse sind nicht eindeutig. Möglicherweise verhindert eine abendliche Einnahme Müdigkeit und Schlappheit am Morgen.

Die Einnahme muss stets zum gleichen Zeitpunkt und unter den gleichen Umständen erfolgen. Wer die Tablette immer morgens gleichzeitig mit dem Frühstück nimmt, aber aktuell gut eingestellt ist, sollte daher vorerst nichts verändern. Erst wenn eine Dosisänderung erfolgen soll, kann der Einnahmezeitpunkt dann ebenfalls geändert werden.

Die Bioverfügbarkeit von Levothyroxin ist auch abhängig von den Hilfsstoffen der einzelnen Präparate. Aus diesem Grund steht L-Thyroxin auf der Substitutionsausschlussliste des G-BA und ist von Rabattverträgen ausgenommen. Ist ein Wechsel des Präparats dennoch zwingend erforderlich, sind zu Beginn engmaschige Blutkontrollen notwendig.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen von L-Thyroxin

In der Regel ist Levothyroxin gut verträglich. Nebenwirkungen treten meist höchstens zu Beginn der Therapie auf. Zu den häufigsten gehören Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Herzrasen. Postmenopausal erhöht L-Thyroxin das Osteoporose-Risiko.

Ausschlusskriterien für eine Levothyroxintherapie sind:

  • eine unbehandelte Hyperthyreose
  • eine Nebennierenrindenschwäche
  • akuter Myokardinfarkt, akute Myokarditis, akute Pankarditis
  • eine unbehandelte Störung der Hypophyse
  • Überempfindlichkeit gegen Levothyroxin

Bei Herzproblemen, Bluthochdruck, Epilepsie, Stoffwechselstörungen, Psychosen, Schwangerschaft, Stillzeit sowie einer bereits seit langer Zeit bestehenden Hypothyreose benötigen Betroffene zu Beginn der Therapie häufige Kontrollen.

Wechselwirkungen: mit welchen Medikamenten interagiert L-Thyroxin?

Es wäre gefühlt einfacher, aufzuzählen, mit welchen Wirkstoffen Levothyroxin nicht interagiert. Tatsächlich gibt eine Menge möglicher Wechselwirkungen. Bei euch unbekannten Kundinnen und Kunden ist es daher immer sinnvoll, nachzufragen, ob sie noch weitere Medikamente einnehmen.

Levothyroxin kann die Wirkung von Antidiabetika schwächen und die von Cumarinderivaten verstärken.

Folgende Wirkstoffe können die Aufnahme von L-Thyroxin im Darm hemmen. Zwischen der Einnahme von Levothyroxin und diesen Wirkstoffen liegen daher idealerweise mehrere Stunden:

  • Ionenaustauschharze
  • Gallensäurekomplexbildner
  • polyvalente Kationen

Medikamente, die die Wirkung von L-Thyroxin schwächen können, sind:

  • jodhaltige Kontrastmittel
  • Glukokortikoide
  • Betablocker
  • Amiodaron
  • Propylthiouracil
  • Tyrosinkinasehemmer
  • Barbiturate
  • Sertralin
  • Rifampicin
  • Chloroquin
  • Proguanil
  • Proteasehemmer
  • Carbamazepin
  • Phenytion
  • Orlistat
  • Eisen

Die Eisenaufnahme sollte im Abstand von 2-4 Stunden zum Schilddrüsenhormon erfolgen. Bei morgendlicher Einnahme kann empfohlen werden, das Eisenpräparat abends mit einem Glas Orangensaft einzunehmen.

Bei der gleichzeitigen Einnahme von Levothyroxin und folgenden Arzneimitteln steigt kurzfristig der Hormonspiegel im Blut, sinkt aber langfristig:

  • Salicylate (ab 2.000 mg/Tag)
  • Furosemid (ab 250 mg/Tag)
  • Clofibrat
  • Dicumarol

Östrogenhaltige Kontrazeptiva, eine Hormonersatztherapie sowie eine sojahaltige Ernährung können den L-Thyroxinbedarf erhöhen. Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts beeinflussen die Levothyroxin-Resorption im Darm und können (vorübergehende) Dosisänderungen notwendig machen.

Während der Schwangerschaft darf L-Thyroxin nicht zusammen mit Schilddrüsenblockern eingenommen werden.

PTA-Wissen kompakt:

  • L-Thyroxin wird vor allem bei einer Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt.
  • Es wirkt im Körper wie T4, die Speicherform des Schilddrüsenhormons.
  • L-Thyroxin gibt es in Tabletten- und Tropfenform sowie als Infusionslösung.
  • Die richtige Dosierung wird individuell in 25 μg-Schritten ermittelt und muss immer wieder überprüft werden.
  • Die Einnahme erfolgt frühestens zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit und mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen. Üblicherweise wird zu einer Einnahme vor dem Frühstück geraten.
  • Levothyroxin steht auf der Substitutionsausschlussliste.
  • L-Thyroxin ist gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie sind Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Herzklopfen.
  • Kontraindikationen sind etwa ein akuter Myokardinfarkt und eine unbehandelte Hyperthyreose.
  • Levothyroxin kann mit zahlreichen Medikamenten wechselwirken.

 

Quellenangabe