Neue S3-Leitlinie Magenkrebs: Mehr Beratungswissen für Apotheken notwendig
Berlin, Juni 2025 – Die aktualisierte S3-Leitlinie „Adenokarzinom des Magens und ösophagogastralen Übergangs“ wurde im Mai vom Leitlinienprogramm Onkologie veröffentlicht.
Sie bringt wichtige Neuerungen für Prävention, Diagnostik und Therapie – und betont auch die Rolle der öffentlichen Apotheken bei der Beratung und Begleitung von Patienten.

Prävention: Apotheken als erste Anlaufstelle
Die Leitlinie unterstreicht die Bedeutung der Vorbeugung. Apotheken können aktiv zu Risikofaktoren wie Helicobacter pylori, Tabakkonsum, unausgewogener Ernährung oder familiärer Belastung informieren und zur Inanspruchnahme von Früherkennungsangeboten motivieren.
Molekulare Diagnostik: Biomarker kennen und verstehen
Die moderne Krebstherapie basiert zunehmend auf individuellen Tumoreigenschaften, sogenannten Biomarkern. Diese bestimmen, welche Therapien sinnvoll sind – insbesondere bei fortgeschrittenem Magenkarzinom.
Wichtige Biomarker laut Leitlinie:
- HER2 – Zielstruktur für Trastuzumab
- MSI (Mikrosatelliteninstabilität) – prädiktiv für Immuntherapie
- PD-L1 CPS – entscheidungsrelevant für Checkpoint-Inhibitoren
- Claudin 18.2 – neuer Marker für Zolbetuximab-Therapie
„Die routinemäßige Bestimmung von Claudin 18.2 bei fortgeschrittenem Magenkarzinom ist nun empfohlen, da sie Voraussetzung für den zielgerichteten Einsatz von Zolbetuximab ist.“
(S3-Leitlinie, Version 3.0, Kapitel 7.5.2)
Apotheken sollten mit diesen Zielstrukturen vertraut sein, da sie Auswirkungen auf die Auswahl, Dosierung und Begleitmedikation haben – und damit auf Beratung, Interaktionsprüfung und Medikationsanalyse.
Nebenwirkungen früh erkennen – Maßnahmen in der Apotheke
Die onkologische Therapie kann mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden sein. Das pharmazeutische Personal spielt eine wichtige Rolle bei deren Erkennung und Linderung:
| Nebenwirkung | Mögliche pharmazeutische Maßnahmen |
|---|---|
| Übelkeit / Erbrechen | Empfehlung geeigneter Antiemetika, Einnahmezeitpunkt optimieren |
| Diarrhö / Obstipation | Beratung zu Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffarmer/-reicher Ernährung, OTC-Hilfen wie Loperamid oder Macrogol |
| Fatigue | Aufklärung, Ernährungstipps, ggf. Beratung zu Bewegung oder Eisenstatus |
| Schleimhautentzündungen | Hinweise auf lokale Therapie (z. B. Kamillenextrakte, Dexpanthenol), Zahnpflegeprodukte ohne Alkohol |
| Hautveränderungen | Beratung zu rückfettender Pflege, ggf. Weiterleitung bei schwerem Hand-Fuß-Syndrom |
| Appetitlosigkeit / Gewichtsverlust | Kalorienreiche Trinknahrung, Essensrhythmus, Zusammenarbeit mit Ärzt:innen oder Ernährungsberatung |
| Interaktionen mit Nahrungsergänzungsmitteln | Wirkstoffscreening, kritische Bewertung von Vitaminen/Antioxidantien während der Therapie |
Wichtig: Jede Empfehlung sollte individuell und unter Berücksichtigung der ärztlichen Verordnung erfolgen.
Warum ist das für die Apotheke wichtig?
- Zielgerichtete Therapien erfordern differenzierte Beratung – Standardmedikationen sind seltener.
- Begleitmedikation, Supportivtherapie und Lebensqualität gewinnen an Bedeutung.
- Fragen zu Verträglichkeit, Einnahme und Interaktionen landen häufig zuerst in der Apotheke.
Apothekenberatung gezielt stärken
Die neue Leitlinie macht deutlich: Pharmazeutisches Fachpersonal ist ein wichtiger Teil der onkologischen Versorgung. Beratung zu Biomarkern, Nebenwirkungen und Begleitmaßnahmen verbessert Therapieerfolg und Lebensqualität von Patient:innen.
Gerade in einer zunehmend personalisierten Onkologie helfen fachlich fundierte, empathische Gespräche dabei, Therapien erfolgreich umzusetzen und Ängste zu reduzieren. Apotheken können diese Rolle aktiv und sichtbar gestalten.
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