Gerstenkorn verstehen: Symptome, Ursachen und Behandlung
Als Gerstenkorn (Hordeolum) wird eine häufig vorkommende, akute Entzündung einer Drüse am Lidrand bezeichnet, die durch Bakterien – meist Staphylokokken – verursacht wird. Typisch sind eine schmerzhafte Rötung, Schwellung und manchmal eitrige Sekretion.
Obwohl es sich in der Regel um eine selbstlimitierende Erkrankung handelt, kann ein Gerstenkorn für die Betroffenen sehr unangenehm sein und eine temporäre Beeinträchtigung des Sehens verursachen.

Für das Apothekenpersonal ist es entscheidend, das Gerstenkorn von anderen Lidrandveränderungen wie dem Hagelkorn (Chalazion) abzugrenzen und gezielte Empfehlungen für die Therapie und unterstützende Maßnahmen zu geben.
Neben der Beratung zur lokalen Behandlung – z. B. Wärmeauflagen, desinfizierende Augensalben oder Tropfen – spielt auch die Aufklärung über Hygienemaßnahmen und Risikofaktoren eine wichtige Rolle.
Formen des Gerstenkorns (Hordeolum) am Auge
Ein Gerstenkorn ist eine akute, bakterielle Entzündung der Drüsen am Augenlid, die in der Regel harmlos verläuft. Je nach Lokalisation unterscheidet man zwei Hauptformen, die durch die jeweilige betroffene Drüse definiert werden:
1. Äußeres Gerstenkorn (Hordeolum externum)
- Definition: Eine Entzündung der Zeis-Drüsen (Talgdrüsen am Haarfollikel) oder Moll-Drüsen (Schweißdrüsen am Lidrand).
- Lokalisation: Direkt am äußeren Lidrand, oft sichtbar als kleine, eitrige Erhebung.
- Symptome: Rötung, Schwellung und Druckschmerz am Lidrand, begleitet von einer sichtbaren Eiteransammlung.
- Häufigkeit: Diese Form ist häufiger als das innere Gerstenkorn.
2. Inneres Gerstenkorn (Hordeolum internum)
- Definition: Eine Entzündung der Meibom-Drüsen, die tief im Lid verankert sind und für die Lipidproduktion des Tränenfilms verantwortlich sind.
- Lokalisation: Im Inneren des Augenlids, was die Diagnose erschweren kann.
- Symptome: Rötung und Schwellung des gesamten Lids. Der Schmerz ist oft stärker, da die Entzündung tiefer liegt. Von außen ist die Eiteransammlung seltener sichtbar; sie kann jedoch bei einem Blick auf die Lidinnenseite erkennbar sein.
- Komplikationen: Aufgrund der tiefen Lage kann das innere Gerstenkorn länger bestehen bleiben und in manchen Fällen ein Chalazion (Hagelkorn) nach sich ziehen, falls der Entzündungsprozess chronisch wird.
Differenzierung zu anderen Lidveränderungen
- Hagelkorn (Chalazion): Chronische, nicht-schmerzhafte Entzündung einer verstopften Meibom-Drüse, ohne bakterielle Infektion.
- Blepharitis: Allgemeine Entzündung des Lidrandes, oft chronisch und mit Schuppenbildung verbunden.

Gerstenkorn Symptome
Die Symptome unterscheiden sich je nach Lokalisation der Entzündung (äußeres oder inneres Gerstenkorn).
Allgemeine Symptome eines Gerstenkorns
Ein Gerstenkorn (Hordeolum) äußert sich typischerweise durch eine akute, lokalisierte Schwellung am Augenlid, die mit Rötung, Druckschmerz und Überwärmung einhergeht. Zudem kann es zu einer spontanen Eitersekretion kommen, insbesondere wenn das Hordeolum nach außen durchbricht.
Betroffene klagen häufig über ein Fremdkörpergefühl, ein unangenehmes Spannungsgefühl sowie eine verstärkte Tränensekretion. Auch kann die Bindehaut gereizt und das Auge vermehrt berührungs- und lichtempfindlich sein. Während beim externen Hordeolum eine oberflächliche Pustelbildung an den Lidrändern erkennbar ist, liegt das Hordeolum internum tiefer verborgen und kann sich lediglich durch eine diffuse, druckschmerzhafte Schwellung zeigen.
Periorbitales Ödem und seltene Orbitaphlegmone
Gelegentlich kann eine ausgeprägtere Entzündungsreaktion mit periorbitalem Ödem auftreten, insbesondere bei Patienten mit prädisponierenden Faktoren wie Diabetes mellitus oder Immunsuppression.
In sehr seltenen Fällen kann sich die Infektion ausbreiten und eine Orbitaphlegmone nach sich ziehen, was sich durch eine zunehmende Rötung, Schwellung und Fieber bemerkbar machen würde. In der Regel bleibt ein Hordeolum jedoch auf die betroffene Drüse begrenzt und heilt nach spontaner Perforation oder Resorption des Eiters komplikationslos ab.
Spezifische Symptome nach Form des Gerstenkorns
Äußeres Gerstenkorn (Hordeolum externum)
- Lokalisation: Entzündung an den Zeis- oder Moll-Drüsen (am äußeren Lidrand).
- Symptome: Sichtbare Eiteransammlung direkt am Lidrand oder in Nähe der Wimpernwurzeln, Lokal begrenzte Schwellung und Rötung.
Gelegentlich spontane Eröffnung des Gerstenkorns mit Austritt von eitrigem Sekret und anschließender Linderung.
Inneres Gerstenkorn (Hordeolum internum)
- Lokalisation: Entzündung der Meibom-Drüsen (tief im Augenlid).
- Symptome: Diffuse Schwellung des gesamten Augenlids, oft ohne erkennbare Eiteransammlung von außen. Schmerzen stärker ausgeprägt aufgrund der tieferliegenden Entzündung. Sichtbare Eiteransammlung nur bei Inspektion der Innenseite des Augenlids (nach Ektropionieren).
Langsamerer Verlauf und höhere Wahrscheinlichkeit, in ein Chalazion (Hagelkorn) überzugehen.
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Diagnostik eines Gerstenkorns
Die Diagnostik eines Gerstenkorns (Hordeolum) erfolgt in der Regel klinisch anhand der Anamnese und einer gezielten augenärztlichen Untersuchung. Wichtige anamnestische Hinweise umfassen das Vorliegen von Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Hauterkrankungen (z. B. Rosazea, seborrhoische Dermatitis), Immunsuppression oder eine unzureichende Lidrandhygiene.
Bei unkomplizierten Fällen ist die Diagnosestellung rein klinisch und erfordert keine weiterführenden Untersuchungen. In komplizierten oder rezidivierenden Fällen kann jedoch eine mikrobiologische Abstrichuntersuchung zur Identifikation möglicher therapieresistenter oder atypischer Erreger sinnvoll sein.
Zudem kann eine Laboruntersuchung zur Abklärung eines zugrunde liegenden Diabetes mellitus oder einer Immunsuppression angezeigt sein. In seltenen Fällen, insbesondere bei Verdacht auf eine tiefergehende Infektion oder Orbitabeteiligung, kann eine weiterführende Bildgebung mittels Sonographie, MRT oder CT erforderlich werden.
Behandlung eines Gerstenkorns
Die Behandlung eines Gerstenkorns richtet sich nach dem Schweregrad der Entzündung und erfolgt primär symptomatisch. In den meisten Fällen heilt die Infektion innerhalb weniger Tage bis Wochen spontan ab.
Die initiale Therapie umfasst lokale Maßnahmen wie trockene Wärmeapplikationen, beispielsweise durch Rotlicht oder warme Kompressen, um die spontane Drainage des eitrigen Sekrets zu fördern. Eine mechanische Manipulation oder das forcierte Ausdrücken der Läsion sollte vermieden werden, da dies das Risiko einer Keimverschleppung erhöht.
Von Salben bis chirurgischen Eingriffen
Die rezeptfrei erhältliche Augensalbe mit dem Wirkstoff Bibrocathol sollte drei- bis fünfmal täglich mit einem sauberen Wattestäbchen auf die betroffenen Lidstellen aufgetragen werden.1 Bei ausgeprägten oder persistierenden Verläufen kann eine topische antibiotische Therapie, beispielsweise mit Gentamicin- oder Ofloxacin-haltigen Augensalben oder -tropfen2 nötig sein.
In seltenen Fällen, insbesondere bei großen oder persistierenden Hordeolum internum, kann eine chirurgische Inzision und Drainage unter sterilen Bedingungen erforderlich sein, um die Abheilung zu beschleunigen. Zusätzlich kann eine verbesserte Lidrandhygiene durch regelmäßige Reinigung mit verdünnten antiseptischen Lösungen oder speziellen Lidreinigungstüchern zur Prophylaxe beitragen.
Häufige Fragen zum Gerstenkorn
Welche Hausmittel helfen bei einem Gerstenkorn?
Einige Hausmittel, die häufig bei einem Gerstenkorn empfohlen werden, sollten vermieden werden, da sie die Infektion verschlimmern oder Komplikationen begünstigen können. Dazu gehört insbesondere das Auflegen von feuchtwarmen Kompressen oder Kamillenteebeuteln. Die Feuchtigkeit kann das Bakterienwachstum fördern und die Infektion weiter ausbreiten. Auch das Ausdrücken oder Manipulieren des Gerstenkorns sollte unbedingt vermieden werden, da dies das Risiko einer Keimverschleppung und einer schweren Entzündung erhöht.
Ebenso sind Hausmittel wie Honig, Kamille oder andere naturheilkundliche Substanzen direkt auf dem Auge nicht empfehlenswert, da sie nicht steril sind und zusätzliche Reizungen oder Infektionen verursachen können. Abschließend sollten auch reizende Hausmittel wie Zwiebelsaft oder Essig nicht angewendet werden, da sie die empfindliche Haut des Augenlids stark reizen und zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen können.
Stattdessen sind trockene Wärme, etwa durch Rotlicht, eine gute Lidrandhygiene und gegebenenfalls antiseptische oder antibiotische Augensalben die sichereren Alternativen.
Ist ein Gerstenkorn ansteckend?
Die Ansteckungsgefahr eines Gerstenkorns (Hordeolum) wird als gering eingestuft, da die Infektion durch Staphylococcus aureus meist endogen aus der eigenen Haut- oder Nasenflora stammt. Dennoch ist eine Übertragung auf andere Personen möglich, insbesondere durch direkten Kontakt mit eitrigem Sekret oder kontaminierten Gegenständen wie Handtüchern, Kissenbezügen oder Kosmetika.
Zur Prävention sollten Betroffene auf eine gute Lidrandhygiene, regelmäßiges Händewaschen und das Vermeiden von Augenreiben achten. Kosmetika und Kontaktlinsen sollten nicht geteilt und regelmäßig ausgetauscht werden.
Wann sollte man mit einem Gerstenkorn zum Arzt?
Kunden mit einem Gerstenkorn sollten an einen Arzt verwiesen werden, wenn die Schwellung sehr stark ausgeprägt ist, starke Schmerzen verursacht oder nach mehreren Tagen keine Besserung eintritt. Ebenso ist eine ärztliche Abklärung erforderlich, wenn sich die Rötung und Schwellung auf das gesamte Augenlid oder die Umgebung ausbreiten.
Auch bei begleitenden Allgemeinsymptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit oder geschwollenen Lymphknoten ist ein Arztbesuch ratsam. Kunden mit wiederkehrenden Gerstenkörnern sollten auf mögliche Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus untersucht werden. Bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem oder bekannten Hauterkrankungen wie Rosazea oder seborrhoischer Dermatitis ist ebenfalls eine frühzeitige ärztliche Konsultation empfehlenswert.
Kann man einem Gerstenkorn vorbeugen?
Die Prävention eines Gerstenkorns basiert auf der Vermeidung von Faktoren, die die Entstehung und Ausbreitung bakterieller Infektionen begünstigen. Die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen umfassen:
- Hygiene des Augenlids: Eine regelmäßige und gründliche Lidrandhygiene ist entscheidend. Empfohlen wird die tägliche Reinigung der Lidränder mit speziellen antiseptischen Lösungen oder Lidreinigungstüchern, die helfen, die Drüsenöffnungen frei von Ablagerungen und Bakterien zu halten. Besonders bei Patienten mit einer prädisponierten Haut wie bei Rosazea oder seborrhoischer Dermatitis ist diese Maßnahme besonders wichtig.
- Vermeidung von Augenreizung: Das Reiben der Augen sollte vermieden werden, da dies Keime aus den Händen in die Augen überträgt. Ebenso sollten die Hände regelmäßig gewaschen und desinfiziert werden, besonders nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Oberflächen.
- Kontaktlinsenhygiene: Kontaktlinsenträger sollten auf eine sorgfältige Reinigung und regelmäßige Desinfektion ihrer Linsen achten, um die Ansammlung von Keimen zu verhindern. Ein regelmäßiger Austausch der Linsen und der Pflegemittel ist ebenfalls wichtig.
- Vermeidung von Make-up-Benutzung bei akuten Entzündungen: Kosmetika, insbesondere Mascara und Eyeliner, sollten während eines akuten Gerstenkorns nicht verwendet werden, um das Risiko einer weiteren Keimverschleppung zu minimieren. Es wird empfohlen, kosmetische Produkte regelmäßig zu ersetzen, um eine Kontamination zu verhindern.
- Gesundheitsmanagement von Grunderkrankungen: Eine gute Blutzuckerregulation bei Diabetikern sowie die Behandlung von Hautkrankheiten wie Rosazea oder seborrhoischer Dermatitis kann das Risiko von Hordeolum-Ausbrüchen verringern.
- Stärkung des Immunsystems: Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Stressmanagement tragen zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems bei, was die Abwehrkräfte gegen Infektionen verbessert.
- Häufiges Händewaschen: Kleine Kinder fassen sich oft unbewusst ins Gesicht und an die Augen, wodurch Keime leichter übertragen werden können. Regelmäßiges Händewaschen hilft, einer Infektion vorzubeugen.
Durch die konsequente Umsetzung dieser Präventionsmaßnahmen kann das Risiko eines Gerstenkorns signifikant gesenkt werden, insbesondere bei Patienten mit wiederkehrenden oder chronischen Verläufen.
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