Nagelpilz: Woher kommt er, wie wird er behandelt?
Was tun gegen Nagelpilz?
Nagelpilz (Onychomykose, Tinea unguium) ist die häufigste Erkrankung der Nägel. Mehr als einer von zehn Menschen in Deutschland ist betroffen. Leichte Fälle lassen sich gut mit rezeptfreien Mitteln aus der Apotheke behandeln. Wichtig ist, dass die Behandlung lange genug erfolgt, sonst kommt es zu Rückfällen. Gerade im Sommer steigt die Zahl der Neuinfektionen, da Schweißfüße und Schwimmbadbesuche das Erkrankungsrisiko erhöhen. Bei Nagelpilz handelt es sich um eine Pilzinfektion der Fuß- oder Fingernägel. Häufiger sind die Fußnägel befallen und hier besonders die äußeren Zehen, also der große und der kleine Zeh. Meist wird die Infektion durch Fadenpilze ausgelöst, doch Hefe- und Schimmelpilze sowie Kombinationen dieser Typen sind ebenfalls mögliche Auslöser.
Nagelpilz: Symptome und Differenzialdiagnosen
Abhängig vom Erreger gibt es verschiedene Arten von Nagelpilz, die typischen Symptome sind jedoch ähnlich:
- stumpfes, mattes Erscheinungsbild des erkrankten Nagels
- Verfärbung des Nagels (weißlich, gelblich, bräunlich oder grünlich)
- Verdickung des Nagels
- allmähliche Ablösung des Nagels vom Nagelbett
- Risse im Nagel
Ein durch eine Pilzinfektion angeschlagener Nagel ist zudem anfälliger für Infektionen mit Bakterien und daraus folgende schmerzhafte Entzündungen. Ähnliche Symptome wie bei einem Nagelpilz treten auch bei anderen Hauterkrankungen auf, etwa durch Schuppenflechte oder Ekzeme. Da Nagelpilz nicht von selbst wieder verschwindet, muss er behandelt werden.
Wie wird Nagelpilz behandelt?
Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn der Betroffene nicht sicher ist, ob es sich tatsächlich um Nagelpilz handelt, und bei schweren Fällen, also wenn mehr als die Hälfte eines einzelnen Nagels, mehrere Nägel oder die Nagelwurzel befallen ist. Dann ist zusätzlich zu einer lokalen auch eine systemische Therapie mit Antimykotika notwendig. Zur Auswahl stehen hier Wirkstoffe wie Fluconazol, Itraconazol und Terbinafin. Letzterer Wirkstoff darf nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden. Zudem besteht bei allen Antimykotika das Risiko von Wechselwirkungen.
In leichten Fällen reicht zumeist eine Therapie mit einem Nagellack aus. Hier stehen Wirkstoffe wie Ciclopirox und Amorolfin zur Auswahl. Die Anwendung daheim ist unkompliziert. Je nach Präparat wird das Mittel täglich oder ein- bis zweimal wöchentlich aufgetragen. Außer Nagellack gibt es auch Nagelpilz-Stifte und -Cremes. Sinnvoll kann es sein, vor dem Nagellack eine Salbe mit Harnstoff zu verwenden, die den Nagel aufweicht.
Auf keinen Fall darf die lokale Therapie zu früh beendet werden. Pilzsporen sind sehr hartnäckig und können mehrere Monate lang überleben. Wird die Behandlung nicht lange genug durchgeführt, kommen die Beschwerden daher zurück. Die Behandlung ist erst abgeschlossen, wenn der Nagel komplett gesund nachgewachsen ist. Das kann zwischen sechs und zwölf Monaten dauern. Übrigens: Auch bei einer systemischen Therapie mit Tabletten oder Injektionen empfiehlt sich eine lokale Therapie als Ergänzung.
Woher kommt Nagelpilz?
Die Pilze fühlen sich in warmem und feuchtem Milieu wohl. Schweißfüße erhöhen daher das Risiko, an Nagelpilz zu erkranken. Auch beim Besuch eines Schwimmbads oder der Sauna kann es zu einer Infektion kommen.
Doch es gibt noch weitere Faktoren, die das Nagelpilzrisiko erhöhen:
- Verletzungen des Nagels
- genetische Veranlagung
- Vitaminmangel
- Immunschwäche
- Durchblutungsstörungen
- Diabetes
- zu enges Schuhwerk
Eine Infektion mit Fußpilz kann sich auch auf die Nägel ausbreiten. Umgekehrt kann aus einer Nagel- auch eine Fußpilzrkrankung entstehen.
Wie kann man sich vor Nagelpilz schützen?
Es ist sinnvoll, Kunden auf die häufigen Verbreitungswege von Nagelpilz hinzuweisen. Ein hilfreicher Tipp ist auch, dass Infizierte keine Handtücher, Bettwäsche und ähnliches mit Gesunden teilen sollten, ohne dass diese vorher bei mindestens sechzig Grad gewaschen wurden. Schuhe und Strümpfe müssen desinfiziert werden, ebenso Nagelfeile, Nagelschere und Co. Zu diesem Zweck kann Alkohol (70%) empfohlen werden. In öffentlichen Duschen bietet sich das Tragen von Badeschlappen an. Zudem ist darauf zu achten, dass die Hände und Füße immer möglichst trocken sind.
PTA- Wissen kompakt
- Leichte Fälle von Nagelpilz können mit rezeptfreien Mitteln aus der Apotheke behandelt werden. In schweren Fällen ist ein Arztbesuch dringend anzuraten.
- Verfärbungen und Verhornungen des Nagels sind Anzeichen für Nagelpilz.
- Die Behandlung mit Antipilz-Nagellack muss lange genug erfolgen, um alle Sporen abzutöten und eine Wiederinfektion zu vermeiden.
- Systemische Antimykotika können Wechselwirkungen haben. Vorsicht mit Terbinafin in der Schwangerschaft!
- Pilze fühlen sich in warm-feuchtem Milieu wohl und verbreiten sich daher zum Beispiel im Schwimmbad.
- Manche Hautkrankheiten, Krampfadern und Diabetes erhöhen das Risiko einer Nagelpilzinfektion.
Quellenangaben
- AWMF Leitlinie Onychomykose
- Informationen rund um das Thema Nagelpilz
- Pschyrembel online Tinea unguium
- Nagelpilz: Sicher erkennen und rechtzeitig behandeln
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Hallo,
ich wusste nicht, dass auch genetische Veranlagung beim Nagelpilz eine Rolle spielen kann. Die Seite ist sehr informativ und es freut mich, hier einiges Neues erfahren zu haben.
Vielen Dank
Christian