Das Immunsystem schützt während einer Schwangerschaft in erster Linie das ungeborene Kind. Daher sind Schwangere auch anfälliger für Infekte. Auch wenn sich Erkältungen und bakterielle Infektionen in der nasskalten Jahreszeit häufen, sind wir selbst im Sommer leider nicht davor gefeit. Zahlreiche Faktoren wie beispielsweise zu wenig Schlaf, eine ungesunde Lebensweise oder chronische Erkrankungen, können unser Immunsystem zusätzlich schwächen. Die Sorge in der Schwangerschaft ist verständlicherweise groß. Hier ein kurzer Überblick und Empfehlungen für den Alltag in der Apotheke.

Schutz vor Erkältungen und Grippeviren

Voraussetzung für eine Erkältung sind Erkältungsviren, am häufigsten Rhinoviren, welche meist durch Tröpfcheninfektion (Niesen/Husten) oder Schmierinfektion übertragen werden. Denn auch an Gegenständen, wie beispielsweise Türklinken können Viren lange Zeit überleben. Ist unsere Abwehr geschwächt, was auch durch kalte Füße oder Stress begünstigt wird, haben es Erkältungsviren sehr viel leichter und können sich ungehindert ausbreiten. In den meisten Fällen handelt es sich um banale Erkältungen. Abzugrenzen davon ist die echte Grippe, die unbedingt ärztlich abgeklärt gehört. Hier lösen Influenza-Viren die ernstzunehmende Erkrankung aus, welche plötzlich, meist mit Kopf-und Gliederschmerzen, starkem Krankheitsgefühl sowie hohem Fieber einhergeht. Für bestimmte Personengruppen empfiehlt die ständige Impfkommission die Grippeschutzimpfung. Darunter auch für Schwangere.1,2

Vitamine und Spurenelemente sollen die Intensität der Erkältungen herabsetzen und die Dauer verkürzen

Ein gut funktionierendes Immunsystem wehrt Bakterien, Viren, Pilze usw. ab und schützt so unsere Gesundheit. In der Schwangerschaft muss einerseits das Ungeborene, das zur Hälfte aus körperfremden, väterlichen Anteilen besteht, erhalten werden. Auf der anderen Seite muss eine funktionierende Abwehr vor Infektionen schützen, die der Mutter schaden, aber auch das Überleben des Embryos gefährden könnten. Selbst bereits bestehende Erkrankungen können mit Hilfe einer stabilen Abwehr frühzeitig bekämpft und somit ein Fortschreiten ggf. verhindert werden.

Für die reibungslose Funktion des Immunsystems benötigen wir Vitamine & Spurenelemente. Zu den wichtigsten Spurenelementen gehören u.a. Zink, Eisen und Selen. Im Normalfall wird unser Körper durch eine ausgewogene Ernährung ausreichend versorgt. Bei chronischen Erkrankungen oder Anämien kann es jedoch zu einem Ungleichgewicht oder zu tatsächlichen Mangelzuständen kommen. Auch ist der Bedarf bestimmter Spurenelemente in der Schwangerschaft und Stillzeit oftmals erhöht.3 Bei Verdacht sollte im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung eine Abklärung mittels Blutentnahme erfolgen, um dann gezielt die nötigen Substanzen aufzunehmen.

Das Sonnenvitamin: Vitamin D
Auch ein Mangel an Vitamin D steht im Verdacht, Infektanfälligkeiten zu begünstigen. Cholecalciferol soll die Immunabwehr stärken, chronische Entzündungen verhindern und entzündliche Prozesse im Körper unterdrücken.4

Selen
Selen gilt als Zellschutz. Es soll dazu beitragen, unsere Zellen vor freien Radikalen zu schützen.5

Eisen
Die Aufgaben sind vielfältig, zu den wichtigsten gehört der Sauerstofftransport sowie die Energiebereitstellung in den Zellen. Ein Zusammenhang zwischen einer Unterversorgung und einer daraus resultierenden Schwächung der Abwehr wird immer wieder diskutiert. Gerade in der Schwangerschaft wird der Bedarf über die Nahrung häufig nicht ausreichend gedeckt. Eine ärztliche Überprüfung vor der Einnahme eines Eisenpräparates ist hier besonders wichtig und sollte nur bei einem tatsächlichen Eisenmangel erfolgen. Ein Übermaß kann den Körper ebenso schädigen.6

Zink
Zink soll die Vermehrung bestimmter Erkältungsviren hemmen und uns widerstandsfähiger gegen Erkältungen machen. Dabei soll es antiviral wirken. Daher werden oftmals kurzzeitige Zink-Kuren, insbesondere in der Erkältungszeit, empfohlen. Die Studienlage hierzu ist jedoch widersprüchlich und wie alle Schwermetalle kann auch ein Zuviel an Zink zu Vergiftungserscheinungen führen.7

Von einer eigenmächtigen, langfristigen Einnahme wird abgeraten, insbesondere während einer Schwangerschaft. Grundsätzlich sollte eine Substitution nur nach ärztlicher Abklärung, bei Feststellung eines Mangels erfolgen. In vielen Fällen ist die Studienlage nicht eindeutig und das Wechselspiel und der Wirkungsmechanismus einzelner Substanzen zu komplex, als dass eine eigenmächtige Therapie empfohlen werden kann.

Erkältungssäfte, Hustenpastillen & Co.- Medikamente in der Schwangerschaft

In dieser Zeit wird auf Erfahrungswerte zurückgegriffen, wenn eine medikamentöse Therapie unumgänglich ist. Das gilt ebenso für pflanzliche Arzneien aus dem Bereich der Phytotherapie. Bei grippalen Infekten, die mit starken Schmerzen und hohem Fieber einhergehen, kann nach sorgfältiger Nutzen-Risiko- Abwägung sowie in Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen auf Paracetamol8 zurückgegriffen werden. Hohes Fieber, welches über einen längeren Zeitraum anhält, kann schädlich für das Ungeborene sein. Daher sollte der Schwangeren im konkreten Fall die Angst bezüglich einer Medikamenteneinnahme genommen werden.

Durch eine hohe Flüssigkeitszufuhr werden Viren und Bakterien ausgeschwemmt und mit Hilfe der Befeuchtung kann das eigene Immunsystem vernünftig arbeiten. Daher wirken sich Dampfinhalation und Nasenspülunge mit einer Mischung aus Kochsalz, Meersalz und natürlichen Mineralstoffen, bei Schnupfen, Sinusitis und Bronchitis positiv auf die Genesung aus. Bei Schmerzen im Hals und auf den Bronchien haben sich warme Kartoffelwickel bewährt. Sie wirken schmerzlindernd, schleimlösend und entzündungshemmend.

Wie können wir unser Immunsystem während der Schwangerschaft schützen?

Um unser Immunsystem auf Trab zu halten und zu stärken, gibt es viele Dinge, die wir selber berücksichtigen können. Dazu gehört beispielsweise eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, idealerweise in Form von warmen Getränken.

Wichtig ist ein erholsamer Schlaf, um die nötigen Energiereserven wieder aufzufüllen. Passend dazu sollten wir uns ausreichend bewegen, bevorzugt an der frischen Luft, um so aufgestaute Stressreaktionen im Körper wieder abbauen zu können und die nötige Entspannung zu finden.

Moderate Bewegung tut auch dem Baby gut und fördert die Rückbildung nach der Geburt. Im Winter können Wechselbäder und Saunagänge unser Immunsystem ankurbeln und stabilisieren. Je nach Befinden ist hier ggf. die Rücksprache mit dem behandelnden Gynäkologen erforderlich.

Wichtig ist es ebenso, auf die Hygiene zu achten. Mehrmaliges Händewaschen am Tag senkt das Risiko, sich mit einer Erkältung anzustecken nachweislich.

Was Ihr als PTA wissen solltet

  • Hygienemaßnahmen, wie häufiges Händewaschen, schützen nachweislich vor Viren und Bakterien
  • In der Regel handelt es sich um banale Erkältungen, welche viral bedingt sind
  • Bei Grippesymptomen (plötzlicher Beginn, Kopf-und Gliederschmerzen sowie hohes Fieber) an den Arzt verweisen
  • Bestimmte Personengruppen auf Grippe-Schutzimpfung aufmerksam machen
  • Befeuchtung der oberen und unteren Atemwege in Form von Getränken, Nasenspülungen oder Inhalation
  • Manchmal kommt es nach anfänglicher viraler Infektion zur zusätzlichen Infektion mit Bakterien, bei Superinfektion sollte ebenfalls ärztlicher Rat und ggfls. Antibiotika-Therapie erfolgen
  • Nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung ist Paracetamol das Mittel der Wahl, wenn eine medikamentöse Behandlung nicht vermeidbar ist
  • Nahrungsergänzungsmittel sollten nur nach ärztlicher Abklärung eingenommen werden

Quellenangaben