Migräne: Symptome, Auslöser, Trigger und Behandlungsansätze
Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit.¹ Migräne ist eine komplexe neurologische Erkrankung, die als transiente Funktionsstörung des Gehirns charakterisiert werden kann. Sie äußert sich primär durch wiederkehrende Kopfschmerzattacken, die häufig mit neurologischen und vegetativen Begleitsymptomen einhergehen.
Bei einem Teil der Betroffenen treten diese Attacken in Verbindung mit einer Aura auf, die durch vorübergehende fokale neurologische Symptome, wie visuelle, sensorische oder sprachliche Störungen, gekennzeichnet ist und den Schmerzepisoden vorausgeht.²

Definition der Migräne laut S1 Leitlinie
Bei der Migräne kommt es zu Attacken heftiger, häufig einseitiger pulsierend-pochender Kopfschmerzen, die bei körperlicher Betätigung an Intensität zunehmen.
Die einzelnen Attacken sind begleitet von Appetitlosigkeit (fast immer), Übelkeit (80 %), Erbrechen (40–50 %), Lichtscheu (60 %), Lärmempfindlichkeit (50 %) und Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Gerüchen (10 %). Zeichen der Aktivierung des Parasympathikus finden sich bei bis zu 82 % der Patienten, am häufigsten leichtes Augentränen.
Wenn die Kopfschmerzen einseitig sind, können sie innerhalb einer Attacke oder von Attacke zu Attacke die Seite wechseln. Die Intensität der Attacken kann von Attacke zu Attacke stark variieren. Die Dauer der Attacken beträgt nach der Definition der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft unbehandelt zwischen 4 und 72 Stunden.
3Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG)
Abgrenzung zu anderen Kopfschmerzformen
Im Vergleich zu anderen primären Kopfschmerzerkrankungen weist die Migräne charakteristische Unterschiede auf. So tritt der Kopfschmerz vom Spannungstyp typischerweise beidseitig auf, mit drückendem oder ziehendem Charakter und leichter bis mittlerer Intensität, ohne Verstärkung durch körperliche Aktivität und ohne die für Migräne typischen Begleitsymptome.
Clusterkopfschmerz hingegen ist durch streng einseitige, sehr starke Schmerzen im Bereich des Auges oder der Schläfe gekennzeichnet, begleitet von autonomen Symptomen wie Tränenfluss oder Nasenlaufen.4
Die genaue Abgrenzung der Migräne von anderen Kopfschmerzformen ist essenziell für eine zielgerichtete Therapie und ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Pathomechanismen.
Symptome der Migräne
Migräne ist eine häufige neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende, pulsierende Kopfschmerzen charakterisiert ist. Diese treten typischerweise einseitig auf und können von mittlerer bis starker Intensität sein. Die Schmerzattacken dauern unbehandelt zwischen 4 und 72 Stunden und verschlimmern sich häufig bei körperlicher Aktivität.2
Begleitsymptome während der Kopfschmerzphase können umfassent2:
- Übelkeit und/oder Erbrechen
- Photophobie (Lichtempfindlichkeit)
- Phonophobie (Geräuschempfindlichkeit)
- Hyperosmie (Geruchsüberempfindlichkeit)
Aura, Schmerz und Erschöpfung: Wie sich Migräne zeigt
Migräne kann sich ankündigen. Vor einer Schmerzattacke bemerken einige Betroffene Heißhunger, sind gereizt oder leiden unter einer depressiven Verstimmung.
Bei etwa 15 Prozent der Patienten tritt eine Aura auf, die durch reversible, fokale neurologische Symptome wie visuelle Phänomene (z. B. Flimmerskotome, Lichtblitze), sensorische Missempfindungen oder Sprachstörungen gekennzeichnet ist.2 Die Aura hält typischerweise 20 bis 30 min an.
Nach der Schmerzphase fühlen sich viele Patienten erschöpft, leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten oder allgemeiner Schwäche. Die Symptome variieren individuell und zwischen den Attacken.

Ursachen und Risikofaktoren der Migräne
Migränepatienten weisen keine strukturellen Veränderungen des Gehirns auf; der anatomische Aufbau des Gehirns ist unauffällig. Allerdings zeichnet sich das Nervensystem von Migränepatienten durch eine erhöhte Reizverarbeitung aus, die vermutlich genetisch bedingt ist.
Sensorische Reize wie plötzliche, intensive oder vielfältige Stimuli können eine übermäßige Aktivierung der Nervenzellen hervorrufen. Diese Überaktivierung führt zu einem erhöhten Energieverbrauch in den Nervenzellen, wodurch die Energiereserven erschöpft werden. Infolge dieser Erschöpfung kann es wiederholt zu einer Dysregulation der neuronalen Funktionen kommen, was schließlich eine Migräneattacke auslösen kann.5
Wie entzündliche Prozesse Migräneschmerzen verstärken
Im Verlauf einer solchen Fehlregulation werden entzündliche Mediatoren im Bereich der Arterien der Hirnhäute freigesetzt. Diese Substanzen bewirken eine erhöhte Empfindlichkeit der Hirnhäute gegenüber äußeren Reizen.
Dies erklärt den typischen pochenden und pulsierenden Schmerz während einer Migräneattacke, der durch jeden Pulsschlag oder jede Kopfbewegung verstärkt wird. Der Migräneschmerz basiert somit auf einer neurogenen Entzündung, die mit einer gesteigerten Schmerzempfindlichkeit der Hirnhäute einhergeht.5
Triggerfaktoren begünstigen Migräne
Die Ätiopathogenese der Migräne ist multifaktoriell. Im Zentrum stehen biochemische Veränderungen im serotonergen System sowie entzündliche Prozesse an den meningealen Gefäßen, die eine entscheidende Rolle spielen.2 Neben einer genetischen Veranlagung können Triggerfaktoren eine Migräneattacke begünstigen; sie sind jedoch nicht die Ursache.
Meist müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, damit ein Migräneanfall ausgelöst wird. Zu den häufigsten Triggern zählen eine Reizüberflutung, emotionale Belastung, ebenso als Entlastungsreaktion nach Stress, Veränderungen des Schlaf-Wachrhythmus, Dehydratation, hormonelle Schwankungen, Hypoglykämie, Wetterumschwung (Föhn, aber auch sehr grelles Licht) sowie bestimmte Lebens- und Genussmittel.2
Merke: Migräne ist eine eigenständige Erkrankung und nicht auf andere Erkrankungen zurückzuführen.
Migräne-Symptomatik und Therapie in der Schwangerschaft
Glücklicherweise leiden viele Frauen in der Schwangerschaft wesentlich seltener oder gar nicht an Migräne. Dieser schöne Umstand ist vermutlich auf die veränderte Hormonlage zurückzuführen. Jedoch kann die Umstellung im Wochenbett zu erneuten Migräneattacken führen.

Häufigkeit und Verlauf
Migräne betrifft weltweit etwa 10 bis 15 Prozent der Erwachsenen, wobei Frauen häufiger (12 bis 14 %) als Männer (6 bis 8 %) betroffen sind. Frauen leiden zudem unter längeren und intensiveren Attacken. In Deutschland sind circa 3,7 Millionen Frauen und 2 Millionen Männer betroffen, wobei die Erkrankung besonders häufig bei 35- bis 45-Jährigen auftritt.
Danach nehmen Schwere und Häufigkeit der Attacken ab. Migräne beginnt meist im zweiten oder dritten Lebensjahrzehnt, tritt jedoch auch bei etwa 4 bis 5 % der Kinder auf, wobei Jungen und Mädchen bis zur Pubertät gleich häufig betroffen sind.
Häufigkeit und Auswirkungen variieren stark: Die Hälfte der Patienten hat eine Attacke pro Monat, während jeder zehnte Migräniker vier oder mehr Attacken erlebt. Die Auswirkungen auf das Berufs- und Privatleben sind erheblich. Schätzungen zufolge verursachen Migränepatienten pro 1.000 Berufstätige rund 270 verlorene Arbeitstage pro Jahr.2
ADITUS-Studie: Warum Migräne oft im Stillen ertragen wird
Eine US-Studie zeigt, dass viele Betroffene jährlich an sechs Tagen arbeitsunfähig sind. Laut der internationalen ADITUS-Studie beeinträchtigen Migräneattacken fast alle Patienten im Alltag: 30 % berichten von Schwierigkeiten, familiären Verpflichtungen nachzukommen, was oft zu häuslichen Problemen führt.
Dennoch sucht knapp die Hälfte der Betroffenen, insbesondere 49 % der Frauen und 63 % der Männer in Deutschland, keine ärztliche Hilfe. Dies verdeutlicht die hohe persönliche und gesellschaftliche Belastung durch Migräne.2
Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (International Headache Society, IHS) klassifiziert Migräne in unterschiedliche Arten und dazugehörige Unterformen6:
Migräne ohne Aura
- Rein menstruelle Migräne ohne Aura
- Menstruationsassoziierte Migräne ohne Aura
- Nicht-menstruelle Migräne ohne Aura
Migräne mit Aura
- Typische Aura (mit Kopfschmerzen oder ohne Kopfschmerzen)
- Migräne mit Hirnstammaura (früher: basiläre Migräne)
- Hemiplegische Migräne
- Retinale Migräne (Kopfschmerz nicht immer vorhanden)
- Rein menstruelle Migräne mit Aura
- Menstruationsassoziierte Migräne mit Aura
- Nicht-menstruelle Migräne mit Aura
Chronische Migräne
- Eine Migräne wird als chronisch definiert, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind:
- Häufigkeit der Kopfschmerztage:
- Kopfschmerzen treten an mindestens 15 Tagen pro Monat auf.
- Migränetage:
- An mindestens 8 dieser Tage pro Monat erfüllen die Kopfschmerzen die typischen Kriterien einer Migräne (z. B. einseitiger, pulsierender Schmerz, mittlere bis starke Intensität, verstärkt durch körperliche Aktivität, begleitet von Übelkeit, Erbrechen oder Licht- und Lärmempfindlichkeit).
- Dauer:
- Die genannten Kriterien bestehen über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten.
- Differenzialdiagnose:
- Die Kopfschmerzen dürfen nicht besser durch andere Diagnosen erklärt werden (z. B. Spannungskopfschmerzen, Medikamentenübergebrauchskopfschmerzen).
- Migränekomplikationen
- Status migraenosus
- Migränöser Infarkt
- Aura-getriggerter epileptischer Anfall
- Wahrscheinliche Migräne
- Mit oder ohne Aura
- Episodische Syndrome mit Migräneassoziation
- Wiederkehrende Magen-Darm-Störungen (z. B. abdominelle Migräne, besonders häufig bei Kindern)
- Vestibuläre Migräne
- Stille Migräne (Aura-Symptome ohne Kopfschmerz)
Die Hauptkategorien sind Migräne ohne Aura und Migräne mit Aura, wobei jede Form spezifische Untergruppen aufweist, die eine differenzierte Diagnostik und Therapie ermöglichen.
Migräne durch hormonelle Schwankungen
Migräne zeigt bei Frauen in verschiedenen Lebensphasen komplexe Zusammenhänge mit hormonellen Schwankungen, jedoch müssen diese differenziert betrachtet werden. Die menstruelle Migräne betrifft nur eine kleine Gruppe von Frauen und wird durch den plötzlichen Abfall des Östrogenspiegels ausgelöst.
Hormonelle Therapien, wie Östrogenpflaster oder -gele, haben sich als wenig wirksam erwiesen. Während der Wechseljahre bleibt die Migräne bei vielen Frauen unverändert oder verschlechtert sich sogar. Hormontherapien oder operative Eingriffe wie die Entfernung der Gebärmutter haben keinen nachweisbaren Einfluss auf den Migräneverlauf. Die Therapie orientiert sich in allen Phasen am allgemeinen Migränemanagement.7
Gut zu wissen: Die menstruelle Migräne ist definitionsgemäß eine Migräne, bei der die Attacken ausschließlich in dem Zeitfenster 2 Tage vor bis zu 3 Tage nach dem Einsetzen der Blutung bei mindestens 2 von 3 Zyklen auftreten3.
Risiko für vaskuläre Erkrankungen
Frauen mit häufigen Migräneattacken mit Aura und vaskulären Risikofaktoren haben ein leicht erhöhtes Risiko für ischämische Insulte, zerebrale Blutungen und Myokardinfarkte. Daher ist die konsequente Behandlung von Risikofaktoren wie Hypertonie, Rauchen und Hyperlipidämie essenziell.
Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Migräne mit Aura und vaskulären Ereignissen, weshalb die Kontrolle dieser Risikofaktoren priorisiert werden sollte. Östrogenhaltige Kontrazeptiva sind unter sorgfältiger Risikokontrolle nicht grundsätzlich kontraindiziert, jedoch wird bei häufigen Attacken die Verwendung gestagenhaltiger Kontrazeptiva empfohlen.3
Wichtig: Merkmale zur Unterscheidung Migräne oder TIA
- Entstehung: Eine Transitorische Ischämische Attacke (TIA) resultiert aus einer kurzzeitigen Unterbrechung der Blutversorgung, während eine Migräneaura durch eine Erregungswelle im Gehirn (Cortical Spreading Depression) ausgelöst wird.
- Symptomverlauf: TIA-Symptome treten plötzlich und schlagartig auf, Migräneaura-Symptome entwickeln sich langsam und breiten sich allmählich aus.
- Dauer: TIA-Symptome dauern meist Minuten bis wenige Stunden, Aura-Symptome hingegen in der Regel bis zu einer Stunde.
- Begleiterscheinungen: Eine Migräneaura geht oft mit Migränekopfschmerzen einher, während bei einer TIA Kopfschmerzen selten sind.
- Risikobewertung: Eine TIA ist ein dringendes Alarmsignal für einen möglichen Schlaganfall, während eine Migräneaura zwar belastend, aber meist harmlos ist.
Migräneaura und Schlaganfall zeigen ähnliche Symptome wie Sehstörungen, Sprachprobleme oder Taubheitsgefühle, was Betroffene oft verunsichert.
Aura-Symptome entstehen durch eine Erregungswelle im Gehirn (CSD), entwickeln sich langsam und klingen meist innerhalb einer Stunde ab. Schlaganfälle hingegen treten plötzlich auf, oft begleitet von Lähmungen einer Körperhälfte.
Das schrittweise Auftreten der Aura-Symptome ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, das Betroffenen hilft, ihre Ängste zu reduzieren und Schlaganfall-Symptome rechtzeitig zu erkennen.
Wann zum Arzt?
Tritt die Migräne erstmals in Erscheinung oder in veränderter Form (mit Aura) sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Äußern Kunden, dass sie unter sehr starken Kopfschmerzen leiden und normalerweise nicht zu den typischen Kopfschmerzpatienten gehören, ist besondere Aufmerksamkeit angebracht.
Dann ist eine sofortige ärztliche Untersuchung zum Ausschluss einer schwerwiegenden Erkrankung wie u. a. einer Subarachnoidalblutung, Sinusvenenthrombose oder einer Meningitis, notwendig.8
Behandlung der Migräne
Folgende Behandlungsempfehlungen bieten einen Überblick über die gängigsten Medikamente und Therapien in der Apothekenberatung:
Triptane und Mutterkornalkaloide3:
- Die Triptane Almotriptan, Eletriptan, Frovatriptan, Naratriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan sind die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken. Sie sollten bei starken Kopfschmerzen und bei Migräneattacken, die nicht auf Analgetika, Kombinationen von Analgetika mit Koffein oder auf NSAR ansprechen, eingesetzt werden.
- Sumatriptan 3 mg oder 6 mg subkutan ist die wirksamste und am schnellsten wirksame Therapie akuter Migräneattacken.
- Eletriptan 40 mg und Rizatriptan 10 mg sind nach den Ergebnissen von Metaanalysen die am schnellsten wirksamen oralen Triptane.
- Naratriptan und Frovatriptan haben die längste Halbwerstzeit und damit die längste Wirkdauer.
- Bei Nichtansprechen auf ein Triptan kann ein anderes Triptan versucht werden.
- Die Kombination von Triptanen mit einem langwirkenden NSAR (Naproxen) ist wirksamer als die Monotherapie und kann einem Wiederauftreten der Migräneattacke vorbeugen.
- Ergotamin ist in der Akuttherapie der Migräne wirksam. Die Wirksamkeit ist in prospektiven Studien allerdings schlecht belegt.
- Mutterkornalkaloide dürfen nicht mit Triptanen kombiniert werden.
Gut zu wissen: Lasmiditan hat keine vasokonstriktiven Eigenschaften und kann bei Patienten mit Kontraindikationen gegen Triptane verwendet werden3.
Wann kommen Triptane zum Einsatz?
Triptane sind spezifische Migränetherapeutika und werden bei mittelschweren bis schweren Migräneattacken sowie bei leichteren Attacken mit unzureichendem Ansprechen auf einfache Analgetika eingesetzt. Sie sind ebenfalls gegen die häufigen Begleiterscheinungen der Migräne wie Übelkeit.9
Wichtig: Werden Triptane während der Aura eingenommen, solange noch keine Kopfschmerzen bestehen, sind sie wahrscheinlich nicht wirksam.³
Wie wirken Triptane?
Triptane hemmen die sogenannte neurogene Entzündung und Erweiterung der Blutgefäße in den Hirnhäuten während der Migräneattacket9.
Was tun bei bei Wiederkehrkopfschmerz?
Erneute Einnahme eines Triptans frühestens nach 2 h oder initiale Kombinationstherapie Triptan + lang wirksames NSAR bei KI gegen Triptane oder Unwirksamkeit von Analgetika/NSARs/Triptanen Rimegepant oder Lasmiditan p. o.³
Weiterführende Informationen für die Apothekenberatung findet Ihr hier.
Antiemetika und Analgetika3:
- Antiemetika sind in der Migräneattacke wirksam zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen.
- Analgetika wie Acetylsalicylsäure und nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) und die Kombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein sind bei der Behandlung der Migräne wirksam. Leichtere und mittelstarke Migräneattacken sollten zunächst mit diesen Substanzen behandelt werden. Sie wirken auch bei einem Teil der Patienten mit schweren Migräneattacken.
- Die Wirksamkeit der Medikamente zur Therapie akuter Migräneattacken inklusive der Triptane ist höher, wenn diese früh in der Kopfschmerzphase eingenommen werden.
- Opioid-Analgetika sollen in der Therapie akuter Migräneattacken nicht verwendet werden.
Risiken einer Übermedikation:
- Die Schwelle für die Entstehung von Kopfschmerzen durch Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln liegt für Triptane und Kombinationsanalgetika bei ≥ 10 Einnahmetagen/Monat und für Monoanalgetika bei ≥ 15 Einnahmetagen/Monat.
Notfalltherapie:
Patienten, die einen Arzt zur Behandlung ihrer Migräneattacken rufen oder eine Notfallambulanz aufsuchen, haben zuvor meist orale Medikamente ohne Erfolg eingesetzt. Daher liegen für die Notfallbehandlung in erster Linie Studien zu parenteral applizierten Substanzen vor.
Eingesetzt werden können: ASS i. v., Triptane s. c., Metoclopramid i. v. (sowie andere Dopaminantagonisten), Metamizol i. v. und beim Status migraenosus Steroide oral oder i. v.
Vorbeugung der Migräne
Zur Prophylaxe der Migräne-Auren können Lamotrigin, Flunarizin oder Topiramat eingesetzt werden.³
Die nicht-medikamentöse Behandlung der Migräne umfasst eine Vielzahl von Ansätzen, die präventiv und unterstützend eingesetzt werden können. Die wichtigsten in Kürze:
Lebensstilmodifikation:
- Regelmäßige Schlaf- und Wachzeiten, ausreichende Hydratation, und eine ausgewogene Ernährung mit der Vermeidung von Triggern wie Koffein, Alkohol oder histaminreichen Lebensmitteln.
- Stressreduktion durch gezielte Strategien wie Zeitmanagement und Vermeidung von Überforderung.
Verhaltens- und Entspannungstherapien:
- Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation, autogenes Training oder Meditation haben sich als effektiv in der Reduktion der Attackenfrequenz erwiesen.
- Biofeedback-Therapien unterstützen Patient:innen dabei, physiologische Prozesse wie Muskelspannung oder Hauttemperatur zu kontrollieren.
Physische Aktivität:
- Regelmäßiger Ausdauersport, wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen, trägt nachweislich zur Migräneprophylaxe bei und wirkt stabilisierend auf das Nervensystem.
Tipp für die Praxis: Oftmals kündigt sich eine Migräne an, wenn sich die Blutgefäße im Gehirn erweitern. Betroffene erleben dann häufig kalte Hände und Füße. Ein koffeinhaltiges Getränk sowie Wärme können in dieser Phase gefäßverengend und lindernd wirken.¹⁰
Prophylaxe der menstruellen Migräne3:
Für eine Kurzzeitprophylaxe kommen Naproxen oder Triptane mit langer Halbwertszeit, beginnend 2 Tage vor der Menstruation, über 5–6 Tage, in Betracht. Als vorbeugende Maßnahme kann die kontinuierliche Gabe eines kombinierten oralen Kontrazeptivums (KOK) in Betracht gezogen werden. Für die Prophylaxe der menstruellen Migräne kommt auch die Gabe von Desogestrel in Betracht.
Leben mit Migräne
Die Behandlung von Migräne erfordert eine Kombination aus medikamentösen und verhaltenstherapeutischen Ansätzen, da die Lebensführung die Häufigkeit und Stärke der Anfälle maßgeblich beeinflussen kann. Migräne wirkt sich stark auf Beruf, Familie und Freizeit aus, was häufig zu Einschränkungen und Spannungen im sozialen Umfeld führt.
Stressbewältigung, Entspannungstechniken und kognitive Verhaltenstherapie können helfen, die Lebensqualität zu verbessern. Unterstützungsangebote wie Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und ärztliche Betreuung spielen daher eine zentrale Rolle im Leben mit Migräne.
Migräne: Das Wichtigste für PTA im Überblick
- Migräne ist eine häufige neurologische Erkrankung mit wiederkehrenden, einseitigen, pulsierenden Kopfschmerzen.
- Begleiterscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit, Geräuschempfindlichkeit und Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen.
- Bei ca. 15 % der Patienten tritt eine Aura auf (visuelle, sensorische oder sprachliche Störungen). Dauer der Attacken: 4 bis 72 Stunden.
- Migräne wird durch eine erhöhte Reizverarbeitung und Entzündungsreaktion im Gehirn ausgelöst. Sie ist eine eigenständige, neurologische Erkrankung.
- Triggerfaktoren wie Stress, Schlafmangel, Wetterumschwünge oder bestimmte Lebensmittel können eine Attacke begünstigen, sie sind aber nicht die Ursache. Zu den Risikofaktoren zählen hormonelle Veränderungen (besonders bei Frauen) und eine genetische Veranlagung.
- Akutbehandlung: Triptane (z. B. Sumatriptan, Eletriptan) sind die Mittel der Wahl bei starken Migräneattacken, insbesondere bei Nichtansprechen auf Analgetika. Bei Bedarf Kombination mit NSAR (z. B. Naproxen). Antiemetika: Zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen während der Migräneattacke. Analgetika: Leichtere Migräne kann mit Acetylsalicylsäure oder NSAR behandelt werden.
Besondere Hinweise für die Beratung:
- Migräne mit Aura: Triptane wirken wahrscheinlich nicht in der Aura-Phase und sollten erst zu beginn der Kopfschmerzphase eingenommen werden.
- Schwangerschaft und Stillzeit: Bei Frauen, die schwanger sind oder stillen, sollte die Medikation angepasst werden. Weiterführende Informationen bietet das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie.
- Wann zum Arzt: Wenn Migräne erstmals auftritt oder sich verändert, ist eine ärztliche Abklärung notwendig, besonders bei ungewöhnlich starken Kopfschmerzen und wenn der Kunde sonst nicht unter Kopfschmerzen leidet.
- Eine Aura unterscheidet sich durch ihren langsamen Beginn, während eine TIA oder ein Schlaganfall sehr plötzlich/ schlagartig auftreten. Im Zweifelsfall sollte eine sofortige ärztliche Abklärung erfolgen.
- Weiterführende Infomaterialien und Selbsthilfegruppen für Eure Kunden bietet die MigräneLiga e. V. Deutschland.
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