Eisenmangel in der Schwangerschaft – richtig vorbeugen
Eisenmangel ist eine der häufigsten Nährstoffdefizite in der Schwangerschaft und kann sowohl für die Mutter als auch für das Kind gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Im Verlauf der Schwangerschaft verdoppelt sich der Eisenbedarf durch das steigende Blutvolumen sowie für die Heranreifung des Fötus.
Aufgrund des erhöhten Eisenbedarfs sollten Schwangere gezielt beraten werden, um eine adäquate Versorgung sicherzustellen.

Eisen bei Kinderwunsch und Schwangerschaft
Eine Eiseneinnahme bereits bei Kinderwunsch kann sinnvoll sein, wenn ein erhöhter Bedarf oder ein Mangel besteht. Frauen mit niedrigem Ferritinspiegel (Speichereisen) oder einem bestehenden Eisenmangel sollten frühzeitig auf eine ausreichende Versorgung achten, da Eisen für die Blutbildung, den Sauerstofftransport und die gesunde Entwicklung des Embryos essenziell ist.
Ein gut gefüllter Eisenspeicher vor der Schwangerschaft kann helfen, einem späteren Mangel und damit verbundenen Risiken wie Frühgeburten oder Wachstumsverzögerungen des Babys vorzubeugen.
Eisenwerte prüfen statt blind supplementieren
Frauen mit einer ausgewogenen Ernährung und normalen Eisenwerten benötigen in der Regel keine zusätzliche Supplementierung. Eine Blutuntersuchung zur Bestimmung des Eisenstatus kann helfen, den individuellen Bedarf festzustellen. Falls eine Einnahme notwendig ist, sollte sie in Absprache mit dem Frauenarzt erfolgen.

Eisenreiche Ernährung in der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft steigt das Blutvolumen der Mutter um etwa 50 Prozent, was zu einem erhöhten Bedarf an Hämoglobin führt.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Schwangere einen erhöhten Eisen-Referenzwert von 27 mg statt der üblichen 16 mg. Daher wird Schwangeren eine eisenreiche Ernährung empfohlen, um den erhöhten Bedarf zu decken. Gute Eisenquellen sind:
Tierische Lebensmittel (gut verwertbares Hämeisen):
- Rotes Fleisch (Rind, Lamm, Wild)
- Geflügel
- Fisch
Pflanzliche Lebensmittel:
- Hülsenfrüchte (Linsen, Kichererbsen, Bohnen)
- Vollkornprodukte (Haferflocken, Quinoa, Amaranth)
- Nüsse und Samen (Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Sesam)
- Grünes Blattgemüse (Spinat, Mangold, Grünkohl)
- Trockenfrüchte (Aprikosen, Feigen, Datteln)
Tipp: Die Eisenaufnahme wird durch Vitamin C (z. B. aus Zitrusfrüchten, Paprika oder Tomaten) verbessert, während Kaffee, Tee und Milchprodukte sie hemmen können.
Wie schlimm ist ein Eisenmangel in der Schwangerschaft?
Besonders gefährdet sind Schwangere, die bereits vor der Schwangerschaft unter Eisenmangel litten, da sie ein erhöhtes Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft haben. Eine Eisenmangelanämie kann die Gesundheit von Mutter und Kind negativ beeinflussen, sie kann u. a. zu einer erhöhten Infektionsneigung und Frühgeburten führen. Auch kann es im Wochenbett häufiger zu einer Depression kommen, die die Versorgung des Babys gefährdet.
Diagnostik und Indikation für Supplemente
In Deutschland wird keine routinemäßige Eisensupplementation für Schwangere empfohlen, da der Nutzen für das Kind nicht eindeutig belegt ist. Während ein Eisenmangel das Risiko für Frühgeburten und ein geringes Geburtsgewicht erhöhen kann, gibt es auch Hinweise, dass eine zusätzliche Eisenzufuhr bei gut versorgten Schwangeren diese Risiken steigern könnte. Eine generelle Eisensupplementation empfiehlt die WHO hingegen in Entwicklungsländern, da dort viele Schwangere von einer Eisenmangelanämie betroffen sind.
Eine gezielte Substitution sollte erst nach einer differenzierten Diagnostik erfolgen, um eine unnötige Supplementierung oder Eisenüberladung zu vermeiden. Die Überprüfung des Eisenstatus erfolgt üblicherweise durch die Bestimmung von Hämoglobin (Hb) und Ferritin. Ein Hb-Wert unter 11,2 g/dl (bzw. unter 10,5 g/dl im zweiten Trimester) sowie Ferritinwerte unter 30 ng/ml deuten auf einen Eisenmangel hin.
Eisenwerte zu niedrig in der Schwangerschaft
In den Mutterschaftsrichtlinien sind regelmäßige Blutuntersuchungen, darunter auch die Kontrolle des Hämoglobins, festgelegt. Durch eine differenziertere Diagnostik können mögliche Mängel frühzeitig erkannt werden.
So zeigt das Serum-Ferritin die Eisenspeicher im Körper an. Ein erniedrigter Wert bei sonst normalen Blutwerten weist auf einen prälatenten Eisenmangel hin, der noch keine Symptome verursacht, da die Blutbildung nicht beeinträchtigt ist. Das im Blut verfügbare Eisen ist an Transferrin gebunden, dessen Sättigung den funktionellen Eisenstatus widerspiegelt.
Sinkt dieser Wert unter 15 Prozent, spricht man von latentem Eisenmangel, der erste Beschwerden verursachen kann. Erst bei einer manifesten Eisenmangelanämie fällt die Hämoglobinkonzentration unter den Normwert, sodass nicht mehr genug Hämoglobin gebildet wird.
Immunsystem in der Schwangerschaft: Tipps für werdende Mütter
Schwangere Frauen sind aufgrund ihres veränderten Immunsystems anfälliger für Infekte und fühlen sich oft müde und abgeschlagen. Banale Erkältungen, die mit Husten, Schnupfen oder Gelenk- und Gliederschmerzen einhergehen, kommen häufig vor.

Symptome erhöhter Eisenbedarf
Ein erhöhter Eisenbedarf in der Schwangerschaft kann zu einem Eisenmangel führen, der sich durch verschiedene Symptome äußern kann. Dazu gehören:
- Allgemeine Erschöpfung: Anhaltende Müdigkeit, Schwäche und verminderte Leistungsfähigkeit.
- Blässe: Auffällig blasse Haut, besonders im Gesicht, an den Lippen und der Schleimhaut.
- Schwindel und Kopfschmerzen: Kreislaufprobleme, Konzentrationsstörungen oder häufige Kopfschmerzen.
- Kurzatmigkeit: Gefühl von Atemnot bereits bei leichter körperlicher Anstrengung.
- Herzklopfen und schneller Puls: Der Körper versucht, den Sauerstoffmangel durch eine erhöhte Herzfrequenz auszugleichen.
- Spröde Nägel und Haarausfall: Brüchige Nägel, dünner werdendes oder vermehrt ausfallendes Haar.
- Veränderte Hautbeschaffenheit: Trockene oder rissige Haut, insbesondere an den Mundwinkeln.
- Vermehrte Infektanfälligkeit: Schwächung des Immunsystems mit häufigeren Erkältungen oder Infektionen.
Eisenpräparate Schwangerschaft
Sind andere Ursachen ausgeschlossen, kann ein nachgewiesener Eisenmangel meist unkompliziert behandelt werden. In der Regel empfehlen Ärzte die Einnahme von Eisenpräparaten, die in verschiedenen Formen wie Tabletten, Kapseln, Dragees, Saft, Tropfen oder alkoholfreien Kräuterelixieren erhältlich sind. Die benötigte Tagesdosis hängt vom Schweregrad des Mangels ab und sollte individuell festgelegt werden.
Um Wechselwirkungen zu vermeiden, muss bei der Einnahme bestimmter Arzneimittel auf einen zeitlichen Abstand zur Einnahme des Eisenpräparats geachtet werden, in der Regel 2 bis 3 Stunden. So können Antacida, Calcium– und Magnesiumpräparate die Eisenaufnahme im Körper schwächen. Hingegen kann die Einnahme von Eisen Medikamente wie beispielsweise bestimmte Antibiotika und Schilddrüsenhormone schwächen.
Schnelle Versorgung bei schwerem Mangel
Eine Eiseninfusion in der Schwangerschaft wird verabreicht, wenn ein ausgeprägter Eisenmangel vorliegt und eine orale Eisensupplementierung entweder nicht ausreicht oder nicht vertragen wird. Die Infusion gelangt direkt in den Blutkreislauf und ermöglicht so eine schnellere Eisenaufnahme im Körper. Dies kann insbesondere bei einer schweren Eisenmangelanämie notwendig sein, wenn der Hämoglobinwert unter 10 g/dl fällt oder der Ferritinwert stark abgesunken ist.
In der Regel erfolgt die Behandlung im zweiten oder dritten Trimester, um mögliche Risiken wie Frühgeburten oder Wachstumsverzögerungen zu minimieren. Da Eiseninfusionen in seltenen Fällen Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen auslösen können, werden sie stets unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt. Ob eine Infusion erforderlich ist, entscheidet der Frauenarzt oder die Frauenärztin anhand der individuellen Blutwerte.
Wichtig: Auch Eisenpräparate sollten außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden, da eine versehentliche Einnahme bei Kleinkindern zu akuten Vergiftungserscheinungen führen kann.
Umgang mit Nebenwirkungen
Orale Eisenpräparate führen häufig zu gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Obstipation. Die Kundeninnen sollten darauf hingewiesen werden, dass Eisenpräparate dunklen Stuhl verursachen können. Folgende Maßnahmen können helfen:
- Einnahme zu oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit zur besseren Verträglichkeit
- Verwendung von retardierten Präparaten oder Eisen in niedrigeren Dosierungen
- Anpassung der Einnahmefrequenz (z. B. jeden zweiten Tag)
Eisenbedarf in der Stillzeit
Dank ihrer einzigartigen Zusammensetzung kann Muttermilch die Ernährungsbedürfnisse eines Säuglings in den ersten sechs Lebensmonaten vollständig erfüllen. Für Frauen ohne Eisenmangelanämie, die ein gesundes, reifes Baby geboren haben, wird eine Eisensupplementierung daher nicht empfohlen.
Gesunde, termingeborene Babys sind in den ersten Lebensmonaten in der Regel ausreichend mit Eisen versorgt. Sie kommen mit Eisenreserven zur Welt, die sie während der Schwangerschaft, insbesondere im letzten Trimester, aufgebaut haben.
Muttermilch enthält zwar nur eine geringe Menge an Eisen, doch dieses ist besonders gut bioverfügbar, sodass gestillte Babys in den ersten sechs Monaten normalerweise keinen zusätzlichen Eisenbedarf haben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in dieser Zeit ausschließliches Stillen, da die gespeicherten Eisenvorräte und das Eisen aus der Muttermilch in der Regel ausreichen.
Wann brauchen Babys zusätzliches Eisen?
Ab etwa dem 6. Lebensmonat beginnen die körpereigenen Eisenspeicher zu schrumpfen, da das Wachstum und der Blutvolumenanstieg den Eisenbedarf erhöhen. Zu diesem Zeitpunkt sollte Eisen über die Beikost zugeführt werden. Besonders eisenreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte oder angereicherte Getreideprodukte sind dann wichtig.
Frühgeborene oder Babys mit niedrigem Geburtsgewicht haben oft geringere Eisenspeicher und können schon früher eine zusätzliche Eisenzufuhr benötigen. In solchen Fällen wird oft eine gezielte Supplementierung durch den Kinderarzt empfohlen.
Ein Überschuss an Eisen kann potenzielle Risiken mit sich bringen, insbesondere für die Immunfunktion und die Aufnahme des in der Muttermilch enthaltenen Eisens. Zudem können Eisensupplemente bei Kindern mit ausreichender Eisenversorgung negative Auswirkungen auf Wachstum und Gesundheit haben.
Wertvolle Unterstützung für Schwangere
Eine gezielte Beratung in der Apotheke kann dazu beitragen, Eisenmangel in der Schwangerschaft vorzubeugen oder zu behandeln. Durch eine bedarfsgerechte Supplementierung und praxisnahe Ernährungsempfehlungen kann das Apothekenpersonal eine wertvolle Unterstützung für Schwangere bieten.
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