Apothekenberatung zu Angina pectoris
Angina pectoris (AP) ist ein anfallsartiger Schmerz hinter dem Brustbein. Häufigster Auslöser ist die koronare Herzkrankheit. Die AP kann auf ein erhöhtes Infarktrisiko hindeuten oder direkt in einen Myokardinfarkt übergehen. Bei akuten Anfällen wird Nitroglycerol eingesetzt. Zur Prophylaxe kommen unter anderem ASS, Betablocker und ACE-Hemmer zum Einsatz. Je nach Verlaufsform wird zwischen stabiler und instabiler AP unterschieden.
Einführung: Was ist Angina pectoris?
Angina pectoris (AP) bedeutet wörtlich »Brustenge«. Entsprechend sind drückende, einengende Schmerzen im Brustbereich das typische Symptom einer AP. Als Leitsymptom bei koronarer Herzkrankheit (KHK) kann die AP auf eine akute Herzinsuffizienz hindeuten. Zudem kann sie ein Signal für ein erhöhtes Infarktrisiko sein.
Die Angina pectoris kann nach Auftreten eingeteilt werden (De-novo-, Ruhe-, Walk-through-Angina, Angina decubitus etc.). Der Einfachheit halber betrachten wir in diesem Artikel aber die Einteilung nach Verlauf. Hier unterscheiden Fachleute zwischen der stabilen und der instabilen Angina pectoris.
Symptome: Wie äußert sich Angina pectoris?
Typisch für die AP ist ein plötzlich einsetzender dumpfer oder sich beengend anfühlender, selten brennender Schmerz im Brustkorb, meist hinter dem Brustbein. Er kann in Arme, Hals, Unterkiefer, Rücken und Oberbauch ausstrahlen und hält maximal fünf Minuten an. Bei der stabilen AP ist der Schmerz in der Regel aushaltbar. Auch Atemnot und Todesangst können mit einer AP einhergehen. Bei Frauen, älteren Menschen und Diabetes-Betroffenen kann die AP sich untypisch äußern, etwa nur durch Atemnot und Kreislaufbeschwerden.
Bei stabiler AP werden die Anfälle durch seelische und körperliche Belastung, Kälte, Wind oder reichhaltige Mahlzeiten ausgelöst. In Ruhe bleiben die Symptome nur wenige Minuten lang bestehen, schreiten nicht weiter fort und reagieren auf die Behandlung mit Nitraten.
Die stabile Angina pectoris wird nach den Kriterien der Canadian Cardiovascular Society (CCS) in folgende Schweregerade eingeteilt1:
- Grad 1: Beschwerden nur bei sehr großer körperlicher Belastung bzw. anhaltendem oder intensivem psychischem Stress
- Grad 2: Beschwerden bei großer Belastung (z.B. beim Bergaufgehen), Kälte, Wind
- Grad 3: Beschwerden bei leichter Belastung (z.B. beim Gehen)
- Grad 4: Beschwerden bei geringer Belastung oder in Ruhe
Eine instabile AP liegt vor, wenn die Beschwerden sich in Bezug auf Häufigkeit, Dauer und/oder Symptomlast verschlechtern, wenn sie neu oder in Ruhe auftreten. Sie gehört zum akuten Koronarsyndrom und kann eine Vorstufe eines Herzinfarkts sein. In einem von fünf Fällen geht die instabile AP in einen Infarkt über. Somit besteht grundsätzlich Lebensgefahr. Insbesondere da sich die Symptome nicht von denen eines Infarkts unterscheiden lassen, ist eine medizinische Überwachung zwingend erforderlich.
Die Einteilung des Schweregrads erfolgt nach Braunwald1:
- Klasse I: neu auftretend, starke Beschwerden, sich verschlechternd
- Klasse II: in Ruhe auftretend, innerhalb des letzten Monats, aber nicht innerhalb der letzten 48 Stunden
- Klasse III: in Ruhe auftretend, innerhalb der letzten 48 Stunden
Zusätzlich zu den Klassen I bis III werden bei der Einteilung nach Braunwald Untergruppen berücksichtigt. Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer AP, zieht die Troponinkonzentration sowie das eventuelle Vorausgehen eines Herzinfarkts in Betracht.
Ursachen: Wie entsteht AP?
Der Grund für den pectangiösen Schmerz ist ein Missverhältnis von Sauerstoffbedarf und -versorgung im Herzmuskel durch Ischämie. Ursächlich ist meistens eine bestehende koronare Herzerkrankung mit einer Verkalkung derjenigen Gefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen. Solange die Plaques noch klein sind, treten die Beschwerden vor allem bei Belastung auf. Mit zunehmender Plaquegröße kann es zu einer Verschlechterung der AP kommen.
Weitere mögliche Ursachen sind Plaquerupturen, Thrombosen, Koronarspasmen (Prinzmetal-Angina), ein hypertensiver Notfall und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Beim sogenannten Kounis-Syndrom handelt es sich um eine allergisch bedingte AP.
Zu den Risikofaktoren für das Auftreten und/oder einen schweren Verlauf der AP gehören Vorerkrankungen wie Hypertonie, Diabetes, Hypercholesterinämie, Adipositas, schwere Depressionen sowie fortgeschrittenes Alter und Nikotinabusus. Männliches Geschlecht und das Auftreten von AP bei nahen Verwandten sind weitere Risikofaktoren.
Behandlung: Was tun bei Angina pectoris?
Bei einem akuten Anfall hilft im Fall einer stabilen AP Nitroglycerol. Die instabile AP hingegen reagiert nicht oder nur verzögert auf Nitrate. Besteht auch ein Koronarspasmus, kann eine ergänzende Therapie mit Kalzium-Antagonisten erfolgen. Gegebenenfalls kommen Betablocker (ersatzweise Ivabradin) und/oder Ranolazin zum Einsatz.
Ein wichtiger Pfeiler der AP-Behandlung ist die Therapie der zugrunde liegenden KHK mit ASS (bei Unverträglichkeit Clopidogrel), Statinen, ACE-Hemmern, Betablockern, Kalziumkanalblockern, Trimetazidin, Ivabradin und/oder Ranolazin.
AP-Betroffene sollten starke körperliche und seelische Belastungen meiden. Eine herzgesunde Ernährungsweise, Reduktion von eventuellem Übergewicht und Bewegung – in Absprache mit Ärztin oder Arzt – sind ebenfalls wichtig. Auch Rauchverzicht sowie ein gut eingestellter Blutdruck und Blutzucker wirken sich positiv auf den Krankheitsverlauf aus.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, stehen als weitere Behandlungsoptionen die perkutane Koronarintervention oder eine Bypassoperation zur Verfügung.
Die Prognose bei AP ist grundsätzlich gut. Bestimmte Verlaufsformen, ernste Herzerkrankungen, Rauchen, schwere Depressionen und/oder ein hohes Lebensalter erhöhen jedoch das Risiko ungünstiger Verläufe.
PTA-Wissen kompakt:
- Bei Angina pectoris handelt es sich um anfallsartige Schmerzen, die typischerweise hinter dem Brustbein auftreten.
- Die Ursache ist eine ischämisch bedingte Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff. Zugrunde liegt meistens eine KHK.
- Man unterscheidet zwischen stabiler und instabiler AP.
- Die Akutbehandlung der stabilen AP erfolgt mit Nitraten. Langfristig muss die ursächliche KHK behandelt werden.
- KHK – Was Sie oder Ihre Angehörigen im Notfall tun können
- Aktuelle Leitlinie zum CCS (Chronisches Coronarsyndrom)
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